Heiße Wüstennächte in Kairo | Erotischer SM-Roman. Tara Silver

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Heiße Wüstennächte in Kairo | Erotischer SM-Roman - Tara Silver BDSM-Romane

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finalen Berechnung der Fahrtkosten zu tun. Am Ende der Fahrt drückte der Gefahrene dem Fahrer einen Betrag in die Hand und hoffte, dass er angemessen war – klugerweise erst, nachdem das Gepäck ausgeladen worden war und der Fahrer damit nicht mehr davonbrausen konnte. Je weniger der Fahrer schimpfte, desto weiter hatte man den angemessenen Betrag überschritten. Gefährlich wurde es erst, wenn er nach seinem Gurt griff und Anstalten machte, seinen bequemen Sitzplatz aufzugeben, um Tacheles zu reden. Denn jeder ägyptische Taxifahrer bewahrte in seinem Wagen für Fälle wie diesen einen handlichen Baseballschläger oder eine Eisenstange auf.

      Diane widersprach nicht, als der Mann den Weg durch die Nebenstraßen einschlug, statt auf den breiten und modernen Hauptverkehrsstraßen zu fahren. Höchstwahrscheinlich handelte es sich bei diesem Manöver nicht um die Vorbereitung zu einem Überfall, sondern lediglich einen Versuch, die Fahrtdauer und damit die Kosten in die Höhe zu treiben. Sie wusste, dass sie es im Nahkampf im Zweifelsfall mit dem Mann und drei seiner Cousins aufnehmen konnte, wenn die ähnlich träge rüberkamen wie er. Vielleicht wollte er auch bloß etwas länger den Blick auf ihre schlanken, durchtrainierten Beine in der Lederhose genießen, weil er so etwas in seinem Alltag viel zu selten zu Gesicht bekam. Es spielte keine Rolle.

      Sie genoss es, endlich wieder durch Kairo gefahren zu werden. Bei aller Hässlichkeit, der Armut, dem allgegenwärtigen Müll und den Architektursünden der unvollständigen Häuser, die hier und da gen Himmel wuchsen und ein altes, zusammengebrochenes ersetzten … sie mochte diese herrlich bunte, jahrtausendealte Stadt.

      Sie fuhren an einer kleinen Moschee vorbei, die sich bis auf ein paar davorgestellte Zierpalmen in großen Töpfen kaum von den umliegenden Häusern unterschied. Die Müllberge vor einem so sakralen Ort schienen niemanden zu stören und würden garantiert früher oder später von der Müllabfuhr zur Verbrennungsanlage geschafft werden. Inshallah.

      Ein unscheinbares Haus mit graubraunem Anstrich hatte eine herrliche Steinmetzarbeit vor dem Fenster, die an weiße Blumen in Sternform erinnerte. Hinter diesen mashrabiyas hatten sich Frauen vor der Erfindung der Klimaanlage in ihren Häusern verborgen und trotzdem genug Licht und Luft zum Überleben erhalten. Zumindest die reichen Frauen. Dienerinnen und – damals – auch Sklavinnen hatte man bedenkenlos allein auf den Markt geschickt, um für die Familie einzukaufen.

      Diane spürte, wie das gleichmäßige Vibrieren des Autos sie nach den Anstrengungen des Fluges wegdämmern ließ. Kairo war uralt. In dieser Stadt hatten schon Pharaonen gehaust und über einen Harem bildschöner Frauen geherrscht, lange, bevor Menschen in Westeuropa auch nur darüber nachdachten, ihre Gedanken in Schriftform zu verewigen. Die nackten und halb nackten Odalisken hatten sich auch unter dem Schutz späterer Kalifen und anderer Herrscher in den Harems am Klang der Springbrunnen erfreut und einander mit Pistazien und klebrigen Süßigkeiten gefüttert, während entmannte Sklaven ihnen Luft zufächelten und ihre Haut mit duftenden Ölen einrieben …

      Eine Autohupe gellte. Das Taxi bremste so abrupt, dass Diane rücklings in ihren Sitz gepresst wurde. Männer fluchten in ägyptischem Arabisch aufeinander, eine Frau im schwarzen Hidschab schimpfte mit.

      Diane schreckte aus ihren Träumen hoch. Instinktiv griff sie nach ihrer nicht vorhandenen Waffe und blickte sich um. Sie war wieder im Kairo der Gegenwart. Überall liefen Menschen herum, die etwas verkaufen wollten oder einen weiteren herrlichen Tag unter dem aggressiv blauen Himmel des Mittelmeers verbrachten. Doch von der Idylle des antiken Harems, in den sie sich hineingeträumt hatte, war nichts geblieben.

      An den Seiten der Straßen türmten sich Müllberge und fügten dem allgegenwärtigen Gestank der Müllverbrennungsanlage ihre eigene Note hinzu. Autos parkten mitten auf der Straße, deren Besitzern es offenbar egal war, dass sie auf diese Weise den weiteren Verkehr behinderten. Manche waren mit Planen abgedeckt, um sie vor dem allgegenwärtigen Staub zu schützen. Andere Menschen lehnten ihre Motorroller an die Plane und nutzten die Ösen darin, um ihr Schloss damit zu verankern. Ein junger Oberägypter trug einen riesigen Korb mit den dreieckigen, durch die Hitze ballonförmig aufgegangenen Broten auf dem Kopf, die typisch für diese Stadt waren.

      »Alles klar?«, fragte der Fahrer.

      Diane richtete sich verlegen auf und klopfte eine Fluse von ihrer Hose. »Nur kurz weggedämmert«, behauptete sie. Der Kontrast zwischen den sinnlichen Gedanken im Kairo zur Zeit der Pharaonen und dem gegenwärtigen lauten, schmutzigen und lebensfrohen Chaos benötigte einen Moment, um von ihrem Hirn verarbeitet zu werden.

      Der Fahrer grinste wissend, sagte aber nichts.

       Femi Al-Shaheen

      Sie erreichten die Grenze von Garden City. Irgendwo knallte ein Motor beim Anzünden mit einer lauten Fehlzündung, die beinah klang wie ein Schuss. Hier standen alte Jugendstilvillen, die noch an Kairos grandiose Vergangenheit in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts erinnerten, als die gesamte europäische und arabische Welt zum Feiern in die Stadt der Lichter und des Jazz gereist war. Die sandfarbenen Häuser schienen allmählich in sich zusammenzusinken. Die hölzernen Fensterläden hatten ihre Form schon vor Jahrzehnten verloren, wie es schien, aber in einem Land ohne Regen brauchten sie lange, um vollends auseinanderzubrechen.

      »Hier können Sie anhalten«, forderte Diane. Die laute Musik aus dem Autoradio und das Geträllere von herrlichen Brüsten und unsterblicher Liebe verursachte ihr allmählich Kopfschmerzen. Außerdem hatte sie es sich in der Zeit, die sie schon für ihren Vater arbeitete, zur Gewohnheit gemacht, niemals einen Taxifahrer wissen zu lassen, wo ihr Ziel lag. Das erschwerte es späteren Verfolgern, ihre Fährte aufzunehmen.

      »Das macht …« Der Mann nannte eine Summe, die weit über dem lag, was Diane trotz Inflationsausgleich erwartet hatte.

      »Inshallah«, erwiderte sie dennoch, anstatt sofort zu feilschen. »Zuerst mein Koffer.« Sie wusste es besser, als einen Fahrer gegen sie aufzubringen, solange dieser die Macht besaß, mit ihrem Gepäck davonzufahren.

      »Natürlich.« Er grinste zufrieden und war offensichtlich der Meinung, die aufreizend gekleidete Touristin gründlich über den Tisch gezogen zu haben.

      Diane würde ihm diese Annahme nicht ausreden. Sie stieg aus und ließ sich ihr Gepäck anreichen. Dann kramte sie ihr Portemonnaie aus der Umhängetasche und reichte dem Mann ein gutes Drittel von dem, was er verlangt hatte. Sie wusste, dass fast niemand auf der Welt so gnadenlos feilschte wie ägyptische Taxifahrer. Man durfte ihnen niemals geben, was sie verlangten, sonst outete man sich als hoffnungslos unwissende Touristin und würde als Nächstes zu einem Teppichbasar gefahren, um dort einen Billigteppich für mindestens fünftausend Dollar angedreht zu bekommen.

      »Das ist viel zu wenig«, schimpfte der Mann und zog die Augenbrauen ungläubig zusammen. »Ich habe Sie durch die ganze Stadt gefahren, Ihnen die Sehenswürdigkeiten gezeigt, und Sie speisen mich mit diesen lächerlichen Almosen ab? Ich habe sieben Kinder zu Hause und eine kranke Schwiegermutter!«

      Diane biss sich auf die Unterlippe. Er regte sich längst nicht genug auf. Offenbar hatte sie zu viel gezahlt. Vielleicht war die Inflation nicht so schlimm, wie sie gedacht hatte. Wie es aussah, musste sie sich hier erst wieder einleben. Zumindest, wenn sie dieses Mal lang genug blieb, um das pulsierende und chaotische Leben Kairos wieder in ihrem Blut zu spüren.

      »Malesh«, erwiderte sie kurz. Gott wollte es so, auch wenn es scheiße ist. »Und gute Fahrt.«

      Der Fahrer grinste zufrieden, steckte das Geld weg und fuhr davon. Eine Staubwolke blieb zurück.

      Nun ja. Es war nicht so, als ob sie sich die Fahrt nicht leisten könnte. Trotzdem ärgerte sie sich, dass sie es dieses Mal nicht geschafft hatte, ihn in der altehrwürdigen Kunst des Feilschens zu besiegen. Sie bewegte sich schon zu lange in westlichen Gefilden, wo die

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