Die Welt im Viertel. Cord Buch

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Die Welt im Viertel - Cord Buch Krimi

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niemals ermittelt werden kann. Da nützt auch keine Speicherung der Verbindungsdaten etwas. Aber lest mal zu Ende.«

      … Die Stadtrundschau hat die Gelegenheit, dieses Schreiben in ihrer morgigen Ausgabe zu veröffentlichen. Tut sie das nicht, geht diese Information morgen früh an alle Zeitungs- und Radioredaktionen in Hamburg …

      »Einverstanden? Veröffentlichen wir?«

      Bernd ist Feuer und Flamme.

      »Moment! Nicht so schnell!«, bremst Nele.

      »Wieso Moment? Das ist unsere Chance! Die Stadtrundschau trumpft mit einer exklusiven Meldung auf, nach der alle anderen Medien sich reißen würden.«

      Max springt Bernd bei.

      »Wir haben uns eine Satzung gegeben. In der haben wir Ansprüche an unsere Arbeit definiert, haben wir festgelegt, dass wir die Wahrheit schreiben wollen und keinen Sensationsjournalismus. Und bis wir die Wahrheit kennen, sammeln wir Fakten und analysieren diese. Das ist doch unser Vorgehen. Oder gilt das alles plötzlich nicht mehr, weil irgendeine Mail im Radaktionspostfach landet?«

      Nele redet sich in Rage, beginnt unwillkürlich mitten in ihrer Rede eine Zigarette zu drehen und vergisst, dass sie im Redaktionskeller nicht rauchen darf. Max und Bernd vergessen, gegen Neles Verhalten zu protestieren, die ihren Vortrag mit einem Vorschlag beendet.

      »Wir müssen sofort die Polizei informieren.«

      »Ich glaube, nicht. Die haben die Mail bestimmt auch bekommen.«

      Bernd zeigt deutlich seine Ablehnung.

      »Weißt du das?«

      »Natürlich nicht, es ist nur wahrscheinlich. Aber sicher ist, du bist überarbeitet, Nele. Wir haben die Chance, exklusiv berichten zu können, überregional zum Gesprächsthema zu werden, und du sträubst dich dagegen.«

      »Aus gutem Grund: Wir machen uns zum Sprachrohr eines Mörders. Genau das werden wir, wenn wir die Mail veröffentlichen!«

      »Quatsch! Wir informieren die Öffentlichkeit, was es mit der toten Polizistin auf sich hat, warum sie erschossen wurde. Nur wir haben den O-Ton.«

      »Aber wir müssen den Mailtext redaktionell begleiten. Sonst lassen wir uns zu einer Plattform des Mörders machen. Und da mache ich nicht mit.«

      »Wir nehmen deinen Artikel, setzen ein paar Sätze darunter und die Mail dazu. Und außerdem müssen wir die Titelseite noch umbauen. Einverstanden?«

      »Unter einer Bedingung: Ich gebe die Mail an die Polizei, oder besser, an Hauptkommissar Jensen. Den kenne ich.«

      Nele hängt den Preis für ihre Zustimmung hoch.

      »Kläre mit ihm ab, dass vor morgen früh keine andere Zeitung davon erfährt. Das muss er dir versichern; am besten unterschreiben. Wenn du das gegen den Baum fährst, bin ich stinksauer und mache das zum Thema auf unserer nächsten Vollversammlung.«

      Bernds Drohung bleibt unkommentiert, der verlegte Drucktermin rückt mit rasantem Tempo näher. Noch sind nicht alle Artikel geschrieben. Sie müssen Widersprüche und Ungereimtheiten aushalten.

      Seit dem frühen Morgen tagt der Gipfel der Solidarität in der ehemaligen Kampnagelfabrik. Tausende diskutieren in Workshops über eine gerechtere Weltordnung, hören sich Vorträge über Themen aus allen Ecken und Winkeln dieser Erde an. Manchmal aus Ecken, von denen Cairo noch nie gehört hat.

      Es ist ein buntes und aktives Völkchen, welches sich mit den Problemen der Welt beschäftigt, jenseits von Freihandelsabkommen und Nationalstaaten.

      Euphorisch zieht Cairo an den Infoständen im Foyer vorbei und Isa hinter sich her.

      »Nicht so schnell«, protestiert sie. »Du mit deinen zwei Metern kannst alles überblicken. Aber ich hier unten? Was kann ich schon sehen?«

      Cairo lacht und vergisst den Einwand seiner Freundin.

      »Weißt du, das hier ist die Welt, nicht der blöde Gipfel in zwei Tagen. Hier wird über die Probleme der Menschen gesprochen, der ganzen Menschheit.«

      Begeistert zeigt er auf einen Stand indigener Ureinwohner Brasiliens, die über die Zerstörung ihrer Lebensumwelt durch Bergbaukonzerne informieren. Bevor Isa sich damit beschäftigen kann, hat Cairos bereits einen anderen Stand im Visier.

      »Und da, Nomaden aus der Sahara. Marokko hat seit Jahren ihr angestammtes Gebiet okkupiert.«

      »Wollen wir nicht mal an irgendeinem Stand einen Kaffee trinken? Irgendwie wird mir das gerade zu viel, ein Thema nach dem anderen.«

      Cairo ist nicht begeistert von der Idee; er hat noch mehrere Podiumsdiskussionen auf dem Zettel, bei denen er gerne zuhören möchte. Aber da der Vorschlag von Isa kommt, stimmt er zu.

      »Und wo?«

      »Da gibt es Kaffee.«

      Isa weist mit der rechten Hand auf einen der aufgebauten Versorgungsstände.

      »Und da steht auch Hakim und schnackt mit Nele und Bernd.«

      »Dass wir zwischen so vielen Menschen bekannte Gesichter treffen – echt cool.«

      Isa, der eben die wechselnden Themen zu viel waren, stört es nicht, viele Bekannte zu treffen.

      »Kaffee mit Milch?«

      Cairo vergisst ständig, wie seine Freundin ihren Kaffee trinkt. Auch ein halbes Jahr Zusammenwohnen hat daran nichts geändert. Er glaubt, den Grund zu kennen: Wenn er morgens zur Arbeit geht, schläft Isa noch. Ihre Vorlesungen an der Uni fangen später an als seine Arbeit in der Werkstatt.

      Er stellt sich an der Kaffeeschlange an und Isa gesellt sich zu Hakim, Nele und Bernd.

      »Ich findet es super hier«, begrüßt sie die Dreierrunde und erntet Zustimmung.

      »Wir wollten gerade weiter. Kommt ihr mit?«, fragt Bernd.

      »Wohin denn?«

      »Thema Demokratie und Gerechtigkeit. Und vor allem zu dem Stand, der über die Umstände von Svens Tod informiert. Dort ist ein Kondolenzbuch ausgelegt, in das ich gerne etwas schreiben möchte.«

      Sie warten, bis Cairo mit lauwarmem Kaffee in Pappbechern zurückkommt. Sich eng aneinander haltend schieben sie sich durch das Gedränge der Besucher.

      Nach einer Weile entdecken sie den gesuchten Stand. Seine Frontseite ist mit einem Tuch versehen, auf das jemand mit makelloser Schrift Die Täter müssen bestraft werden geschrieben hat.

      Cairo wird schweigsam, Isa steigen Tränen in die Augen und Nele geht wortlos zum Kondolenzbuch. Wofür? schreibt sie hinein und Wir vergessen dich nicht.

      Hakim und Bernd diskutieren mit der Frau am Stand. Schnell sind sie sich einig, dass Svens Tod ein staatlicher Mord war.

      »Die schützen sich gegenseitig. Ich wette, der Mörder wird für immer frei bleiben.«

      Hakims

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