Die Welt im Viertel. Cord Buch

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Die Welt im Viertel - Cord Buch Krimi

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ist mit der?«

      Isa zeigt auf das Krautblatt, bevor sie es mit einem Finger wegschnippt. Den Fleck muss Cairo selbst wegwischen. Er macht es nur oberflächlich und konzentriert sich auf Pawels Rede.

      »Noch nie waren in Deutschland so viele Polizisten eingesetzt. Doch wir haben es geschafft, einige Zufahrtsstrecken zu den Messehallen zu blockieren. Einfach nur geil.«

      »Am besten finde ich«, ergänzt ihn Isa, »dass Ivanka Trump nicht aus der Gästevilla des Senats herausdurfte. Für sie fiel das Rahmenprogramm für die Ehepartner der Staatschefs aus. Na ja, seine Frau hat er zu Hause gelassen und statt ihrer lieber seine Tochter mitgenommen.«

      »Aber die Polizei hat schon heftig reagiert – wie die gegen die Blockierenden vorgegangen ist!« Hakim ist sauer. »Ich hoffe, das rächt sich noch.«

      »Kann man doch irgendwie verstehen, dass die nervös sind. Gestern wurde eine Polizistin erschossen«, wendet Isa nachdenklich ein.

      »Meinst du«, zweifelt Hakim, »dass jemand es gezielt auf diese Frau abgesehen hat? Ich kann mir nicht vorstellen, in diesen Tagen eine bestimmte Polizistin ausfindig machen zu können. Für mich sehen die alle gleich aus in ihren Uniformen, Sturmhauben und Helmen. Niemand von denen könnte ich erkennen.«

      »Andererseits kann ich mir nicht vorstellen«, spricht Cairo mit vollem Mund, und die scharfe Soße läuft an seinem Kinn hinunter, »dass jemand wahllos eine Polizistin erschießt.«

      »Wer dieser Tage etwas abbekommt, der bekommt es wahllos ab.« Hakim lässt sich nicht überzeugen. »Wer hat denn Sven ausgewählt, dass er sterben musste? Sind die Bullen nicht wahllos in die Menge gestürmt, egal ob jemand verletzt wird? Ist das plötzlich kein Mord mehr für dich?«

      »In der Stadtrundschau stand, das war klar Mord.«

      Pawel steht Hakim zur Seite, doch Isa springt ihrem Freund bei.

      »Ich kenne einige in der Redaktion. Max und Bernd, die behaupten es. Aber Cairos Mutter argumentiert anders, differenzierter.«

      »Klar war das Mord, was Sven passiert ist. Doch der war nicht geplant.« Cairo mischt wieder mit. »Aber das mit der Polizistin ist etwas anderes. Hier hat jemand bewusst das Leben eines Menschen zerstört. Und das geht nicht.«

      »Das geht jeden Tag hundertmal auf der Welt. Ist das nicht auch ein Grund, warum wir während des Gipfels auf der Straße sind?«

      Hakim lässt sich nicht überzeugen.

      »Das heißt aber nicht, dass es richtig ist, ebenfalls Menschen zu töten. Ich will eine gerechte Welt, und in der soll niemand erschossen werden.«

      »Aber der Weg dahin ist kein Ponyhof, auf ihm geht es brutal zu. Das weißt du selbst und hast es heute wieder erlebt. Und auch wenn wir Gewalt nicht mögen – zimperlich sein heißt zu verlieren.«

      »Trotzdem, es geht nicht an, Menschen zu erschießen. Und wenn dieser Polizistenmord irgendetwas mit unseren Protesten zu tun hat, dann gute Nacht. Dann waren alle tollen Ideen, der Gipfel der Solidarität und alle Aktionen für den Arsch.«

      »Cairo«, beschwichtigt Isa ihren Freund, der vergessen hat, sein Dönerbrot weiterzuessen. »Es gibt immer mal einen Verrückten.«

      »Aber das macht es nicht besser, oder?«

      Aus dem Wohnzimmer zieht ein Schmerzensseufzer in die Küche. Timo legt die Kartoffel zur Seite, die er gerade von ihrer Schale befreit, und eilt zu Sylvia. Sie hat sich auf der Couch ausgestreckt, die rechte Hand liegt auf ihrem Bauch.

      »Ich glaube, die Wehen setzen ein«, empfängt sie ihren Mann.

      »Meinst du? Oder ist es wieder eine Vorwehe?«

      »Nein, es ist anders als in den letzten Tagen.«

      »Sollen wir los ins Krankenhaus?«

      »Normal wäre es wohl noch nicht nötig, der Abstand ist noch groß. Aber nach dem, was heute Morgen in der Zeitung stand …«

      »Was denn?«

      »Wer während des Gipfels Nachwuchs bekommt, soll früher ins Krankenhaus fahren. Oder gleich ein anderes als das geplante aufsuchen.«

      »Gut, dann lass uns los.«

      Timo hilft seiner Frau aufzustehen. Wenn sie heil durch das Chaos auf den Straßen kommen, werden sie in einigen Stunden Mutter und Vater sein.

      Im Redaktionskeller der Stadtrundschau hat sich Hektik eingenistet. Auf den Straßen der Stadt überschlagen sich die Ereignisse, die die Redakteure zu Zeitungsartikeln verarbeiten müssen. Der Tag brachte nicht nur unzählige kreative und friedliche Aktionen, nicht nur die Blockaden auf den Zufahrtswegen, sondern auch angezündete und ausgebrannte Autos auf der Elbchaussee und zerstörte Schaufenster in Altona.

      »Wir müssen den kreativen Protest und seine Inhalte darstellen. Die Mehrheit protestiert friedlich, da passen keine brennenden Autos und Vermummte auf die Titelseite«, fordert Nele. »Das wäre nur Sensationslüsternheit.«

      Soeben haben sie den Drucktermin um zwei Stunden nach hinten verlegt; sie wollen so aktuell wie möglich berichten. Die Drucker sind nicht begeistert, dass sich ihr Feierabend hinauszögert, und die Auslieferung disponiert um.

      »Kommt mal!«

      Bernd winkt aufgeregt Nele und Max zu sich.

      »Geht nicht, ich muss jetzt endlich fertig werden.«

      Nele reagiert ablehnend.

      »Es muss gehen. Kommt schon.«

      Widerstrebend bewegen sich die Gerufenen zu Bernds Arbeitsplatz.

      »Schaut mal, die Mail da.«

      Bernd weist mit einem seiner beeindruckend schlanken Finger auf den Bildschirm.

      Gestern wurde in Hamburg eine Polizistin hingerichtet. Sie gehörte nicht nur dem Repressionsapparat an, der die Proteste gegen den Gipfel niederschlagen soll, sondern auch dem Gewaltapparat, der schuld an Svens Ermordung ist …

      »Meint ihr, die Mail ist echt und das ist ernst gemeint?«, blickt Nele skeptisch in die Runde.

      »Klar, bei der Sprache.«

      Im Gegensatz zu Nele ist Max sich sicher. Doch sie ist sich unsicher, ob er das beurteilen kann. Irgendwie glauben die jungen Leute heute alles, zumindest viel zu viel, denkt sie und schaut Max an, wie er neben ihr in seiner Studentenkleidung steht. Ob es anstrengend ist, dafür zu sorgen, dass die Länge der Barthaare der der Kopfhaare entspricht?

      »Wir könnten mit dem Absender Kontakt aufnehmen«, schlägt sie vor.

      »Das kannst du vergessen.«

      Bernd, in dessen Haaren sich mit zunehmender Geschwindigkeit Grau einnistet, mischt sich in die Diskussion ein.

      »Der Mailaccount wurde sicher nur

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