Die Welt im Viertel. Cord Buch

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Die Welt im Viertel - Cord Buch Krimi

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gut.«

      Jensen fällt es schwer, in die Wohnung seiner Kollegin einzudringen, deren Privatsphäre zu verletzen. Er hat damit zu kämpfen, dass es sich nicht um einen Mord an einem ihm Unbekannten handelt. Er fragt sich, warum er so fühlt. Conny ist tot, und mehr, als ihren feigen Mörder zu fassen, kann er nicht für sie tun.

      Er gibt sich einen Ruck und öffnet die Wohnungstür. Vor ihnen erstreckt sich ein heller Flur, in dem sich die Sommerwärme noch nicht gestaut hat.

      »Nimmst du dir Schlaf- und Badezimmer vor?«

      »Ja.«

      Wiebke Maurer versteht Jensens Zurückhaltung. Sie kennt ihn schon lange.

      »Gut, ich nehme Wohnzimmer und Küche. Aber vorher schauen wir von außen gemeinsam in alle Räume.«

      Jensen will die Atmosphäre der Wohnung in sich aufsaugen, will die Eigenarten der Person spüren, die hierin gelebt hat.

      Helle und modische Möbel, ab und an kontrastierende dunkle Farbtöne, geschmackvolle Bilder, wenige Topfpflanzen und der große Fernseher geben einen ersten Eindruck. Das Bett ist zerwühlt, und in jedem Raum sind Bücher und Zeitschriften abgelegt worden. Die Wohnung ist nicht aufgeräumt, aber auch nicht unordentlich; sie zeigt, dass bis vor Kurzem ein Mensch in ihr wohnte.

      Wiebke Maurer verschwindet im Schlafzimmer, und Jensen nimmt sich die Küche vor. Er weiß nicht, wonach er sucht. Aber vielleicht findet er einen Hinweis, dass der Mörder sein Opfer kannte. Das ist bei fast jedem Mord so, auch wenn Moser meint, dieser sei ein Anschlag auf die Polizei und den Staat, den zu schützen er geschworen hat.

      Routiniert öffnet Jensen Schranktüren und Schubladen und erblickt das, was er in vielen Haushalt finden würde: Besteck, Kochtöpfe, Geschirr, Tütensuppen und andere Vorräte.

      Er schaut sich die auf dem kleinen Küchentisch liegende aufgeschlagene Zeitung an. Es ist die Stadtrundschau, erschienen vor zwei Tagen. Conny Schrader hat diese Zeitung gelesen?

      Er nimmt das Blatt in die Hand und schaut auf einen markierten Artikel. Ein namentlich nicht genannter Kommentator beschäftigt sich mit dem Tod von Sven, dem Demonstranten, der bei einem Polizeieinsatz überrannt und so schwer verletzt wurde, dass er nach kurzer Zeit im Koma starb. Der Schreiber nennt dessen Tod einen staatlichen Mord und fordert Ermittlungen gegen die eingesetzten Beamten.

      Jensen vergewissert sich noch einmal, wann die Zeitung erschienen ist. Es ist nicht die Ausgabe von heute, nicht die von gestern, es ist tatsächlich die von vor zwei Tagen. Eine neuere oder ältere Ausgabe liegt nirgends herum. Warum hat Conny Schrader diese eine Zeitung aufbewahrt, sie auf dem Küchentisch liegen lassen und den Artikel markiert?

      Er wendet sich dem Wohnzimmer zu, erkennt am Bücherregal, dass die Tote nicht nur E-Books gelesen hat, und denkt kurz über ihren Lesegeschmack nach. Krimis, die in Hamburg spielen, liest seine Frau Verena auch.

      Zwischen zwei angesagten Ratgeberbüchern findet er ein Heftchen mit Telefonnummern. Wer notiert sich in der heutigen Zeit noch Telefonnummern auf Papier? Speicherte Conny die nicht auf ihrem Handy?

      Jensen schlägt das Heftchen auf und wird schon auf der ersten Seite überrascht. Aasaf liest er und erinnert sich an einen zurückliegenden Fall. Dem Mann war er begegnet, als der Sprecher der Lampedusagruppe ermordet wurde. Woher hat Conny seine Telefonnummer? Hatten sie Kontakt miteinander?

      Wiebke Maurer kommt ins Wohnzimmer und unterbricht seine Überlegungen.

      »Conny hat zwar alleine gewohnt, aber im Bad gibt es zwei Zahnbürsten und Männerutensilien.«

      »Warum soll sie keinen Freund gehabt haben?«

      »Na klar. Aber das wussten wir nicht. Oder hat sie dir gegenüber Derartiges erwähnt?«

      Die linke Wohnungstür im Parterre eines Klinkerbaus nahe der U-Bahn Schlump öffnet sich, ein Mittdreißiger begrüßt Cairo und Isa freundlich und lädt sie ein hineinzukommen.

      Der sieht nicht aus wie ein Rechtsanwalt, denkt Cairo. Aber wie muss jemand aussehen, um als Rechtsanwalt durchzugehen? Er findet keine Antwort auf seine Frage, stößt Isa an und betritt nach ihr die Kanzlei.

      Kai Nissen zeigt auf eine Besucherecke, auf deren niedrigem Tisch eine Flasche Mineralwasser und drei Gläser drapiert sind.

      »Setzt euch.«

      »Danke, dass wir kommen durften.«

      Cairo duzt den Rechtsanwalt ungefragt. Sein Freund, der ihm diesen empfohlen hat, meinte, der ist einer von uns. Vielleicht entspricht Kai Nissens Aussehen deshalb nicht Cairos unklaren Vorstellungen über die für Rechtsanwälte geltende Kleiderordnung.

      Sich gegenseitig ins Wort fallend, sich ergänzend und mit zunehmender Aufgeregtheit erzählen Cairo und Isa von den Umständen, unter denen Sven ums Leben gekommen ist.

      »Wir wollen, dass der Schuldige bestraft wird, dass wenigstens versucht wird herauszufinden, wer ihn überrannt hat. Und der Einsatzleiter, der darf nicht ungeschoren davonkommen. Der hat den Befehl gegeben.«

      »Ich habe gehört, die Staatsanwaltschaft geht von einem Unfall ohne Fremdverschulden aus und ermittelt deswegen nicht. Da ist schwer gegen anzukommen.«

      »Ej, da kann man jemanden umbringen, und dann ist es schwer, etwas zu machen?«

      Isa spricht lauter als sonst. Aber so schnell wie immer.

      »In Hamburg gibt es das D.I.E.«

      »Das was?«

      »Das Dezernat Interne Ermittlungen. Es ist direkt dem Staatsrat der Behörde für Inneres unterstellt. Zu seiner fachlichen Zuständigkeit gehört auch die Beratung der Bürger in Fällen wie diesem. An die können wir uns wenden.«

      »Wir wollen keine Beratung, wir wollen Gerechtigkeit für Sven.«

      Cairo beginnt zu zweifeln, ob die Empfehlung Kai Nissen eine gute war.

      »Schon klar, bleibt ruhig. Mit dem Recht ist das so eine Sache. Ihr kennt das doch, das mit recht haben und recht bekommen.«

      »Ich glaube bald an gar nichts mehr«, wirft Isa resignierend ein.

      »Ich spreche morgen mit dem Dezernat. Vielleicht überzeugen wir sie mit euren Schilderungen und denen eurer Freunde, dass eine Ermittlung aufgenommen werden muss.«

      »Die gehören doch zur Innenbehörde, hast du uns erklärt. Und die hat gegenüber der Presse erklärt, dass der Polizeieinsatz rechtens war, dass die eingesetzten Polizisten sich nichts vorzuwerfen und nur das Einsatzkonzept umgesetzt haben. Meinst du, da wird dieses D.I.E., oder wie das heißt, irgendetwas unternehmen?«

      »Wir versuchen es. Etwas anderes, was wir machen können, ist, eine Anzeige gegen den Einsatzleiter und gegen unbekannt wegen Beihilfe zur fahrlässigen Tötung zu stellen.«

      »Fahrlässige Tötung? Beihilfe? Ich glaube es nicht! Das war Mord, ein eiskalter Mord an unserem Freund!«

      »Ich verstehe, dass du das so siehst. Aber Mord beinhaltet den Vorsatz der Tötung, seine Verwerflichkeit und Heimtücke. Das

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