Aelia, die Kämpferin. Marion Johanning

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Aelia, die Kämpferin - Marion Johanning

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sagen, was er wissen wollte.

      »Ich fand den Ring zufällig, als mir ein loses Brett im Boden unserer Schlafkammer auffiel. Wir alle haben unsere kleinen Schätze, und ich wollte wissen, welchen Eghild hat. Als ich den Ring sah, dachte ich, dass er ein Beutestück ist, und ich dachte, dass sie kein Anrecht darauf hat, ihn zu besitzen.«

      »Und deshalb hast du ihn genommen.«

      Aelia nickte. »Die Barbaren haben unsere Stadt überfallen und geplündert. Es ist deshalb nur gerecht, wenn etwas von ihrer Beute wieder in unsere Hände kommt.«

      Tertinius lächelte.

      »Du hasst also die Barbaren. Dennoch sprichst du Fränkisch. Wo hast du es gelernt?«

      »Wolltest du nicht alles über Eghild wissen, Herr? Ich habe dir erzählt, was ich weiß.«

      »War dein Vater ein Franke? Oder deine Mutter?«

      Aelia zögerte. Sie wollte so wenig wie möglich über ihre Eltern preisgeben. »Mein Vater war es, er brachte mir seine Sprache bei, aber ich spreche sie nicht gut. Als er starb, war ich noch klein.«

      »Dein Vater war also ein Franke. Und trotzdem hasst du die Barbaren?«

      »Ich habe kaum noch Erinnerungen an ihn.«

      »Und deine Mutter?«

      »Sie war Römerin.«

      »Sie ist auch tot, nehme ich an?«

      Aelia schluckte. Stumm nickte sie. »Es gibt wenige Menschen, die zwei Muttersprachen sprechen. Das kann sehr nützlich sein.«

      »Was geschieht nun mit mir? Willst du mich auf dem Sklavenmarkt verkaufen?«

      Tertinius schüttelte den Kopf.

      »Dann soll ich wieder kämpfen?« Aelia erhob sich. »Aber ich werde nicht mehr kämpfen! Für niemanden!«

      »Setz dich«, sagte Tertinius ruhig. »Du bist ein mutiges Mädchen, aber ich habe nicht vor, dich wieder zu Kämpfen zu schicken.«

      »Was dann? Soll ich in ein Hurenhaus? Oder Badesklavin für die Soldaten sein?«

      Der Präfekt lächelte freudlos. »Setz dich oder ich rufe meine Männer.«

      Aelia ließ sich auf den Rand der Sitzfläche nieder.

      »Du wirst etwas für mich tun.« Tertinius legte eine kleine Pause ein.

      »Was soll das sein?«

      »Wie ich schon sagte«, fuhr Tertinius fort, »weder Dardanus noch Marcellus noch sonst wer, der in der Nacht der Wintersonnenwende in den Thermen war, wissen, dass wir dich gefunden haben. Bassus denkt sicher, du seiest geflohen. Es gibt niemanden mehr, der dich vermisst, dich und deine Freundin. Es gibt euch sozusagen gar nicht mehr.«

      Aelia schossen die Tränen in die Augen, während Tertinius sie beobachtete. »Euer Leben liegt in meiner Hand. Wenn du tust, was ich dir sage, wird euch beiden nichts geschehen.«

      Aelia schluckte ihre Tränen hinunter. »Uns beiden, sagtest du, Herr?«

      »Ja, euch beiden. Du tust, was ich dir sage, und ich sorge dafür, dass es deiner Freundin gut geht. Ich lasse sie an einen sicheren Ort bringen.«

      »Wohin?«

      »Das wirst du noch erfahren.«

      »Und ich?«

      »Auch das wirst du noch erfahren. Nur so viel für den Anfang: Du wirst etwas für das Reich erledigen. Wenn du alles machst, was ich von dir verlange, schenke ich dir und deiner Freundin die Freiheit. Weigerst du dich aber …«

      Seine Worte verhallten zwischen den kalten Mauern seines Arbeitszimmers und schwangen in Aelia wider, als kämen sie aus einer fernen Welt. Die Freiheit, hämmerte es in ihrem Kopf. Freiheit für Verina und sie. Freiheit, das war etwas, das sie seit ihren Kindertagen bei ihrer Mutter nicht mehr kannte, ja, eigentlich nie wirklich kennengelernt hatte. Es erschien ihr so fremd wie begehrenswert, etwas, das man sich wünschte und von dem man gleichzeitig ahnte, dass man es nie bekommen würde.

      »Was muss ich dafür tun? «

      Tertinius erhob sich, trat hinter seinen Sessel und legte seine Hände auf die Lehne.

      »Du musst unserem Reich helfen. Es ist umzingelt von Feinden«, begann er. »Die Goten, die Vandalen, die Hunnen, die Franken, alle dringen in unser Land ein und versuchen, sich einen Teil davon zu nehmen. Es sind nicht mehr dieselben Barbaren wie früher. Ihre Stämme schließen sich zu mächtigen Verbünden zusammen, aus denen sie ihre Anführer bestimmen, und diese Großreiche werden gefährlich für uns.«

      Er legte eine kleine, bedeutungsvolle Pause ein.

      »Du fragst dich jetzt sicher, was das alles mit dir zu tun hat. Nun, mehr als du denkst. Als Militärpräfekt von Treveris muss ich für die Sicherheit unserer Stadt und ihres Umlandes sorgen, und ich habe nicht vor, Feuer zu löschen, sondern werde schon die Brandherde ersticken. Der Heermeister Aetius hat mehr als genug mit gewaltigen Bränden im Reich zu tun. Unserer Präfektur in Arelate ist darum sehr daran gelegen, dass hier in Nordgallien Ruhe herrscht.«

      Aelia verstand nur wenig von seinen Worten. Sie fragte sich immer noch, worauf er hinauswollte.

      »Die fränkischen Stämme in unserer Nähe sind ruhig, von ihnen haben wir nichts zu befürchten. Die größere Gefahr für das Reich droht uns aus dem Norden.«

      »Was soll ich tun?«, fragte Aelia leise.

      »Du wirst eine Reise machen, im Frühjahr, wenn die Straßen wieder passierbar sind. Zuerst aber lasse ich dich zu jemandem bringen, der dich auf deine Aufgabe vorbereiten wird.«

      »Was wird das für eine Aufgabe sein?«

      »Das werde ich dir noch sagen, später, alles zu seiner Zeit. Du wirst diesem Mann in allem gehorchen, was er sagt, und nicht fliehen. Dann wird auch deiner Freundin nichts geschehen.«

      »Woher weiß ich, dass es ihr gut geht?«

      Tertinius erhob sich. »Was glaubst du, Mädchen? Ich bin kein Barbar. Ich gebe dir mein Wort, das muss reichen.«

      Er rief nach den Soldaten, dann trat er ans Fenster und sah in den Hof.

      Aelia sprang auf, als die Soldaten kamen und sie packten, denn sie erfasste Angst, Tertinius könnte es sich wieder anders überlegen und sie doch noch in den Kerker werfen lassen. Sie kämpfte sie nieder. »Bitte, ich möchte meine Freundin sehen.«

      Doch der Präfekt rührte sich nicht. Erst als sie an der Tür waren, sagte er: »Später, alles zu seiner Zeit.«

      Seine Stimme ließ sie erschauern. Sie klang wie ein Todesurteil.

      Kapitel 7

      Treveris, im Frühjahr 442

      Am ungeschützten Ufer der Mosella gegenüber der Stadt, wo sich die Straße nach Colonia bald in den alten Weinbergen verlor,

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