Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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über die neue Lebenssituation ihres Bruders, bereitete sie sich auf den Spätdienst vor. Dazu gehörte, daß sie sich sorgfältig frisierte und ein wenig schminkte. Nicht zuviel, nur so, daß die gepflegte Erscheinung unterstrichen wurde.

      Sie saß im Bad vor dem Spiegel und hielt plötzlich inne. Nach zwei freien Tagen freute sie sich wieder auf die Arbeit, doch eben, als sie an das Hotel und die Kollegen dachte, spürte sie ihr Herz heftig klopfen, denn in diese Gedanken schlich sich ein Name ein – Robert Demant.

      Kathie hielt in ihrer Tätigkeit inne. Bis zu diesem Augenblick war er nicht mehr, als eine flüchtige Bekanntschaft gewesen, doch nun merkte sie, daß sie plötzlich viel intensiver an ihn dachte, als zuvor…

      Und ihr Herz schlug auf einmal viel schneller, sehr viel schneller!

      *

      Sie ahnte nicht, daß es Robert Demant nicht anders erging. Der Kunstmaler saß wieder am Fenster des Hotelzimmers, es war schon so etwas wie sein Lieblingsplatz geworden. Nachdem er zunächst gedankenverloren hinausgeschaut hatte, stand er schließlich auf und nahm das Köfferchen mit den Malutensilien zur Hand. Neben Farben, Pinseln und Lösungsmitteln befanden sich ein Skizzenblock und Zeichenkohle darin.

      Robert verspürte seit langer Zeit wieder einmal den Drang, etwas aufs Papier zu bringen. Mit nur wenigen Strichen skizzierte er das Panorama des Zwillingsgipfel, das sich ihm so prächtig darbot. Doch bevor er daran ging, die

      Skizze auszuarbeiten, legte er die Kohle zur Seite. Wie so oft an diesem Tag mußte er an das junge Madel denken, in das er rettungslos verliebt war. Er sehnte den Abend herbei, wo er Kathie in seiner Nähe wußte, auch wenn sie dann nur arbeitete und für ihn kaum Zeit haben würde. Aber da war ja immer noch die Aussicht, auf einen gemeinsamen Ausflug. Sie hatte doch versprochen, ihm alles zu zeigen.

      Er riß das Blatt Papier vom

      Skizzenblock und verharrte einen kurzen Moment mit geschlossenen Augen. Einen Moment, in dem er sich das Gesicht, das er so sehr lieb gewonnen hatte, ins Gedächtnis rief. Dann warf er mit schnellen Bewegungen das Antlitz der geliebten Frau auf das Weiß. Das schmale Kinn, darüber die geschwungenen Lippen und die kleine Nase. Zuletzt die Augen, die so herrlich strahlten, in ihrem samtenen Braun.

      Kritisch betrachtete er sein Werk, radierte hier und verbesserte da und nickte schließlich zufrieden. Ja, das war das Gesicht. Das war Katharina Lehmbacher. Die Augen waren so gezeichnet, daß der Betrachter meinte, der Blick des Madels würde immer ihm folgen, egal, wohin er sich auch wandte.

      Robert setzte sich auf das Bett und stellte den Skizzenblock so an die Nachttischlampe, daß er das Bild immer im Blick hatte. Dann schaute er es lange und intensiv an.

      *

      Wolfgang Lehmbacher fuhr den Wagen mit hohem Tempo über die Autobahn. Schon der zweite Auftrag in einer Woche. Wenn das so weiterlief, dann brauchte er sich um seine Zukunft keine Gedanken machen.

      Die heutige Tour ging nach Südtirol. Wenn alles glatt lief, würde er morgen mittag den Wagen abgeliefert haben und dann bequem mit dem Zug die Heimreise antreten. Gut gelaunt schaltete er das Radio ein und pfiff die Melodie des Schlagers mit, der gerade gesendet wurde. Dabei mußte er an Kathie denken. Die hatte vielleicht Augen gemacht? Und ihm hatte es gefallen, ihr endlich einmal Geld zu geben, anstatt es immer nur von ihr zu nehmen. Mal sehen, dachte er, vielleicht fand sich ein schönes Andenken, das er ihr mitbringen konnte. Eine Kette vielleicht, oder ein Armband. Wenn er das Auto seinem neuen Besitzer übergeben hatte, war noch genügend Zeit, um einen kleinen Einkaufsbummel zu machen. Auf jeden Fall sollte es eine Überraschung für die Schwester werden. Wolfgang wußte, daß sie es nicht immer leicht mit ihm gehabt hatte. Er mußte zugeben, daß es leichtsinnig und auch dumm gewesen war, das Studium einfach hinzuschmeißen, ohne zu wissen, wie es weitergehen sollte. Mit etlichen Aushilfsjobs hatte er versucht, sich über Wasser zu halten. Doch meistens hatte er nach nur wenigen Tagen wieder aufgehört. Entweder war ihm die Arbeit zu stumpfsinnig, oder sie wurde schlecht bezahlt. Da war sein neuer Job doch etwas ganz anderes. Der Herr Krammler zeigte sich äußerst großzügig. Wolfgang dachte an das viele Geld, daß er in seiner Brieftasche trug. Obwohl er seine ganzen Schulden bezahlt und sich neu eingekleidet hatte, war es mehr, als er für gewöhnlich in der Tasche hatte. Dabei hatte er auch noch die Miete für das möblierte Zimmer, das er in Engelsbach bewohnte, für die nächsten drei Monate im voraus bezahlt.

      Ach ja, es ging ihm wirklich gut!

      *

      Das dachte auch Robert Demant, als er im Restaurant des Hotels saß und aus Kathies Hand die Speisekarte entgegennahm. Die junge Saaltochter hatte ihm zugelächelt, als er hereingekommen war, und ihn an den Tisch begleitet. Robert hätte alles darum gegeben, könnte das Madel neben ihm sitzen. Aber das ging natürlich nicht.

      Er ließ sich bei der Auswahl seines Abendessens beraten und bestellte nach Kathies Vorschlägen.

      »Ich vertraue Ihnen blind«, sagte er gut gelaunt.

      Als sie ihm schließlich den Schoppen Wein brachte, heute war’s ein roter, und er davon trank, wußte er, daß es auch diesmal die richtige Wahl war. Er nahm einen neuen Schluck und dachte, ja, es geht mir richtig gut!

      »Wie lang’ müssen S’ denn arbeiten?« erkundigte er sich, als Kathie den Tisch abräumte.

      Die junge Frau deutete auf die besetzten Tische.

      »Eigentlich bis zehn«, antwortete sie. »Aber Sie sehen ja, was los ist, da kann es leicht sehr viel später werden. Außerdem ist drüben im Lokal Stammtischabend. Wenn die Brüder richtig in Fahrt kommen, wollens’ gar net mehr nach Haus. Und ich muß die Kollegin später ablösen.«

      »Haben S’ sich denn schon Gedanken um unseren Ausflug gemacht.«

      »Und ob«, nickte sie schmunzelnd. »Lassen S’ sich überraschen. Aber eins kann ich Ihnen jetzt schon sagen – Sie werden ins Schwitzen kommen.«

      »Wann soll’s denn losgehen?«

      »Morgen, so gegen elf«, schlug Kathie vor. »Wanderschuh’ sind Pflicht, aber keine dicke Joppen, sonst werden S’ wirklich schwitzen wie ein Ochs’.«

      Lachend brachte sie das Geschirr zur Küche. Sepp Reisinger, der das Gespräch zwar mitverfolgt, aber nicht verstanden hatte, kam an Roberts Tisch. Er wußte inzwischen, daß seine Angestellte mit dem Gast bekannt war.

      »Sie waren zufrieden?« fragte er.

      »Wie immer«, antwortete der Kunstmaler. »Ihre Frau ist eine exzellente Köchin.«

      »Wenn S’ mögen, dann sind S’ nachher zum Stammtisch eingeladen, läßt unser Herr Pfarrer Ihnen ausrichten.«

      »Warum net«, nickte Robert Demant.

      Der Geistliche war ihm gleich sympathisch gewesen, und es war lange her, daß der Maler an einem echten Männerstammtisch teilgenommen hatte.

      *

      Herrschten im Restaurant des Hotels edles Tafelsilber, Kerzenleuchter und gestärkte Tischdecken vor, so war es in der Wirtsstube ungleich rustikaler. Holzbänke und Tische standen darin, auf denen keine Decken lagen. Statt heller Kronleuchter, hingen schwere Lampen darüber, die aus den Geweihen erlegter Hirsche gearbeitet waren. Die Wände schmückten Bilder und Schnitzereien, die Szenen aus dem Leben der einfachen Bergbauern wiedergaben und die Holzvertäfelung war von Generationen von Pfeifen- und Zigarrenrauchern

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