Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Zug lief in den Bahnhof der Kreisstadt ein. Die beiden Reisenden machten sich für den Ausstieg bereit.

      »Kommen S’, der Bus fährt von dort drüben«, sagte Katharina, als sie auf dem Bahnsteig standen.

      Die Rückbank war noch frei und bot genügend Platz für Menschen und Gepäck. Sie setzten sich, während der Fahrt wurde Katharina Lehmbacher nicht müde, die Vorzüge von St. Johann und seiner Bewohner aufzuführen. Außerdem schwärmte sie von dem Hotel, in dem sie arbeitete, daß Robert gar nicht anders konnte, als zu erklären, daß er dort absteigen werde.

      Freilich hatte es noch einen anderen Grund – der Maler spürte, daß das Madel eine Saite in ihm zum Klingen gebracht hatte. Er fühlte sich zu ihm hingezogen. Diese herzerfrischende offene Art – wie lange hatte er sie bei einem Menschen nicht mehr gefunden! Robert wollte unbedingt dort sein, wo er Katharina in seiner Nähe wußte.

      Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte die Fahrt noch Stunden dauern können, doch der Bus hielt nach knapp dreißig Minuten an der Haltestelle gegenüber vom Hotel.

      »Wissen S’ denn, ob noch ein Zimmer frei ist?« wollte Robert wissen.

      Plötzlich hatte er Angst bekommen, das Hotel könne ausgebucht sein.

      »Ganz bestimmt«, beruhigte sie ihn. »Die Saison hat ja noch net begonnen.«

      *

      Wie das junge Madel es gesagt hatte, war es überhaupt kein Problem, ein Zimmer zu bekommen.

      »Wie lang’ möchten S’ denn bleiben?« erkundigte sich Sepp Reisinger.

      Robert überlegte. Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht. Eine Woche? Oder zwei?

      »Wissen S’ was, nehmen S’ erst mal eine Woch’«, schlug der Wirt vor. »Wenn S’ dann noch bleiben wollen, verlängern S’ eben.«

      Damit war der Maler einverstanden. Er bezog ein geräumiges Einzelzimmer, das mehr als komfortabel eingerichtet war. Vom Fenster hatte er einen herrlichen Blick auf die Almwiesen und Berge. Zwei imposante Gipfel dominierten das Bild, deren schneebedeckte Spitzen hoch in den blauen Himmel ragten.

      Robert packte seine Reisetasche aus und erfrischte sich im Bad. Dann ging er hinunter ins Restaurant. Er hatte zuletzt am Mittag ein belegtes Brot gegessen und bekam langsam Hunger. Er war froh darüber, wieder Appetit zu haben. In den letzten Wochen hatte er sich regelrecht dazu zwingen müssen, etwas zu essen. Es war eben zuviel gewesen, was da auf ihn einstürmte, doch er glaubte fest daran, daß dieser Urlaub ihm half, die Krise zu überwinden.

      Hatte er geglaubt, Katharina Lehmbacher schon heute abend wiederzusehen, so wurde er enttäuscht. Natürlich, fiel es ihm ein, nachdem er vergeblich nach ihr Ausschau gehalten hatte, es war ja ihr freier Tag, da würde sie nicht am Abend im Hotel sein.

      Das junge Madel hatte sich lächelnd von ihm verabschiedet, nachdem sie aus dem Bus gestiegen waren.

      »Auf Wiedersehen, Herr Demant, ich hoffe, Sie werden sich im Löwen wohl fühlen.«

      »Ganz bestimmt«, hatte er geantwortet.

      Inzwischen wußte er, daß er gut daran getan hatte, Katharinas Ratschlag, hier im Hotel abzusteigen, zu befolgen. Sepp Reisinger und seine Frau, die Robert ebenfalls kennengelernt hatte, waren freundliche Wirtsleute, und das Personal herzlich und zuvorkommend. Der Maler wählte ein leichtes Fischgericht zum Abendessen und bestellte ein Glas Weißwein dazu. Trotz des regen Abendbetriebs, der im Lokal herrschte, war von Hektik nichts zu spüren. Wie immer hatten Sepp und seine Angestellten alles im Griff, Essen und Getränke wurden prompt serviert.

      Früher, als er vor der Frage stand, das wenige Geld, das er besaß für Farben oder Verpflegung auszugeben, hatte Robert nie großen Wert auf das Essen gelegt. Die Nahrungsaufnahme war für ihn ein notwendiges Übel gewesen, zur Aufrechterhaltung der körperlichen Funktionen. Das änderte sich erst mit dem Erfolg, den der Maler mit seinen Bildern hatte. Er lernte den Wert eines guten Essens zu schätzen und nahm sich Zeit, die Mahlzeiten ausgiebig zu genießen. Von dem gebratenen Zander, der auf einem Gemüsebett serviert wurde, war er geradezu begeistert und er bestellte einen weiteren Schoppen von dem leichten Weißwein.

      Später saß er am offenen Fenster seines Zimmers und sah in die anbrechende Nacht hinaus. Die beiden Gipfel, es waren der Himmelsspitz und die Wintermaid, wie er inzwischen aus dem Hausprospekt erfahren hatte, konnte er nun nicht mehr erkennen. Allerdings hätte er dafür auch gar kein Auge gehabt, denn vor ihm in der Dunkelheit stand ein anderes Bild – das jener jungen Frau, die er am Nachmittag kennengelernt hatte.

      Robert Demant konnte es sich so genau in Erinnerung rufen, als stände sie direkt vor ihm. Jede Einzelheit ihres Gesichts sah er – die braunen Augen, das kecke, kleine Näschen und die geschwungenen Lippen. Und er spürte eine tiefe Sehnsucht, diese Lippen zu küssen…

      Diese Gefühle, bei denen er sich jetzt ertappte, waren tiefer, als er es jemals für eine Frau empfunden hatte.

      Sein Beruf hatte es mit sich gebracht, daß Robert viele Frauen kennenlernte. Für ein paar von ihnen hatte der gutaussehende Mittdreißiger durchaus Interesse gezeigt, doch zu mehr als ein paar lockeren Verbindungen war es nie gekommen. Der Maler liebte seine Freiheit über alles und fürchtete, in seinem Schaffen eingeengt zu werden, sobald er sich zu sehr an einen anderen Menschen fesseln lassen würde.

      Doch jetzt merkte er, daß dieser Freiheitsdrang gar nicht mehr so stark vorhanden war. Beinahe ungläubig gestand er sich ein, daß Katharina Lehmbacher ihm mehr bedeutete, als er bis jetzt geahnt hatte.

      *

      Wolfgang Lehmbacher blätterte in der Tageszeitung. Als er auf den Anzeigenteil stieß, schlug er die Seite interessiert auf. In Gedanken zählte er die paar Mark durch, die er noch in seiner Geldbörse hatte. Viel war es wirklich nicht, aber für das Bier und die Würste, die er bestellt hatte, würde es noch reichen.

      Hoffnungsvoll las er die Anzeigen mit den Stellenangeboten durch. Er mußte unbedingt Arbeit finden. Das Geld war das letzte, und zu Kathie konnte er nicht schon wieder gehen. Er schuldete ihr ohnehin noch vierhundert Mark vom letzten Monat.

      In der verräucherten Kneipe in Waldeck saßen nur wenige Gäste. Der Wirt lehnte müde hinter dem Tresen, während seine Frau in der Küche die bestellten Würstchen heiß machte. Wolfgang Lehmbacher ging jede Annonce durch. Alle möglichen Arbeiten wurden angeboten, doch für einen jungen Mann mit abgebrochenem BWL-Studium war nichts darunter. Der Wirt brachte die Würstchen, die lieblos neben einer trockenen Scheibe Brot und einem sparsamen Klecks Senf auf dem Teller lagen.

      Wolfgang verzichtete auf das Besteck und aß gleich aus der Hand. Dabei las er weiter.

      Da – diese Anzeige! Das konnte etwas sein.

      »Junger Mann mit Führerschein Kl. 3, gesucht«, stand dort zu lesen. Es wurde viel Geld für eine leichte Tätigkeit geboten. Darunter stand eine Telefonnummer, hier aus Waldeck.

      Wolfgang aß schnell auf und bezahlte. Dann fragte er nach einem Telefon. Zwar besaß er ein Handy, aber da er seit zwei Monaten die Rechnung nicht bezahlt hatte, war der Anschluß gesperrt worden. Der Wirt reichte ihm das Telefon, ein uralter schwarzer Apparat, der noch eine Wählscheibe besaß.

      »Macht fünfzig Pfennig, die Einheit«, sagte er.

      Wolfgang nickte und wählte die angegebene

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