Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      »Was willst?« schrie er unbeherrscht. »Hat’s dir noch net gereicht? Dann komm’, hol’ dir noch eine Abreibung!«

      Er ballte seine Rechte zur Faust und holte aus. Thomas wich zur Seite und der Schlag ging ins Leere. Dafür mußte Franz einen Hieb vor die Brust hinnehmen. Er taumelte und stürzte rücklings zu Boden. Keiner von ihnen hatte auf die angesägte Fichte geachtet. Erst als sein Gegner am Boden lag, erkannte Thomas die Gefahr.

      »Paß auf, der Baum!« schrie er noch, aber da war es schon zu spät. Das letzte Stück Stamm brach weg, und der Baum fiel.

      Ein weit ausgreifender Ast traf Franz Hochanger und begrub ihn unter sich.

      Thomas Burger stürzte hinzu. In dem Geäst war der Bauer kaum zu sehen, nur ein leises Stöhnen zeigte an, daß jemand unter dem Baum begraben lag.

      Für den Bruchteil einer Sekunde schoß ein Gedanke durch Thomas’ Kopf. Was wäre, wenn er jetzt einfach fortginge, und Franz dort liegen ließ, wo er war? Niemand würde fragen, wie es geschehen war, schließlich sah es eindeutig wie ein Unfall aus. Thomas brauchte sich nur etwas Zeit lassen beim Hilfeholen, und seine Rache wäre perfekt…

      Ebenso schnell verwarf er diesen Gedanken wieder. Niemals könnte er einen anderen Menschen in solch einer Situation im Stich lassen, egal, was der ihm angetan hatte.

      Es war ein schwieriges Unterfangen, mit nur einer Hand eine Motorsäge in Gang zu setzen, doch irgendwie gelang es ihm. So weit er es wagen konnte, ohne den Verletzten zu gefährden, sägte er die Äste ab. Franz Hochanger lag auf dem Rücken, das Gesicht war blutverschmiert, die Augen hatte er geschlossen. Thomas gab ihm ein paar leichte Schläge auf die Wange, langsam kehrte Franz aus seiner Ohnmacht zurück.

      »Kannst’ dich bewegen?« fragte Thomas.

      »Die Rippen tun mir weh.«

      »Die werden gebrochen sein. Alleine schaff’ ich’s net. Ich muß Hilfe holen.«

      Franz Hochanger hob mühsam eine Hand.

      »Wart’«, sagte er. »Warum tust das? Du könnt’st mich doch einfach hier liegenlassen.«

      Thomas grinste.

      »Meinst net, daß ich net daran gedacht hätt’?« gab er zurück.

      Er erhob sich.

      »Beweg’ dich net. Es wird ein Weilchen dauern, bevor Hilfe kommt.«

      »Danke, Thomas«, sagte Franz. »Und – das mit deiner Hand – es tut mir leid…«

      Der junge Musiker sah ihn einen Moment an, dann drehte er sich um und lief los.

      *

      Sie trafen sich an dem Ort ihres Wiedersehens. Lange hatte Thomas gebraucht, bis er sich überwand und Andrea um dieses Treffen bat. Beide waren sie aufgeregt, als sie sich gegenüberstanden.

      »Es tut mir leid«, sagte Thomas und hob hilflos die Arme. »Ich weiß, daß es falsch war, einfach fortzulaufen, und noch falscher war das, was ich zu dir gesagt hab’.«

      Er strich über ihr Haar.

      »Glaubst’, daß du mir verzeihen kannst?«

      Andrea spürte die Tränen in ihren Augen. Sie wischte sie fort und lächelte.

      »Ach, Thomas, du weißt doch, daß ich dir alles verzeihen kann«, flüsterte sie.

      »Ich hatte einfach Angst«, versuchte er, zu erklären. »Inzwischen weiß ich, daß meine Hand wohl wieder ganz gesund wird, aber vor ein paar Tagen war da nur diese schreckliche Ungewißheit.

      Wie hätt’ ich denn weiterleben können, ohne meine Musik? Mein ganzes Leben ist doch von ihr geprägt. Todunglücklich wäre ich gewesen, und mein Leben hätt’ ich wahrscheinlich als mürrischer, alter Mann beendet, der mit nichts auf der Welt mehr zufrieden gewesen wäre.

      Deshalb war ich so grob zu dir. Ich hab’ geahnt, daß sich an deiner Liebe zu mir nichts geändert hätte, egal, ob ich weiterhin ein erfolgreicher Pianist gewesen wäre oder nicht. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich es dir wirklich hätte zumuten können. Darum wollte ich, daß du gehst…«

      Er zog sie in seine Arme, und sein Mund suchte ihre Lippen. Ganz, ganz innig erwiderte sie seinen Kuß und preßte sich an ihn, als habe sie Furcht, er könne wieder fortlaufen.

      »Glaubst du wirklich, ich hätt’ all die Jahre auf dich gewartet, um dich dann in solch einer Situation allein zu lassen?« fragte sie, als er sie wieder freigegeben hatte. »So lange war mein Herz geduldig, aber nun fordert es. Du hast mich gefragt, ob ich deine Frau werden will, und ich habe ja gesagt. Ja, Thomas, ich will es immer noch. Und es ist mir egal, ob du ein erfolgreicher und berühmter Mann bist, oder jemand, der sein Brot in aller Stille verdient. Ich liebe dich um deinetwillen, nicht um das, was du darstellst.«

      Thomas war von ihren Worten zutiefst gerührt. Wie anders sonst, hätte sie ihm ihre Liebe noch offenbarer machen können?

      »Dann wollen wir keine Zeit verlieren und noch heute mit Pfarrer Trenker sprechen«, sagte er.

      »Wart’ noch einen Augenblick«, hielt Andrea ihn zurück. »Nimm mich fest in deine Arme und versprich mir, mich nie wieder loszulassen.«

      »Nie, nie, niemals wieder«, schwor er und küßte sie liebevoll.

      *

      Die leichten Morgennebel wurden allmählich von den wärmenden Strahlen der Sonne aufgelöst, als Sebastian sich seinen Weg durch das Holz bahnte. Im Höllenbruch erwachte das Leben, die Vögel zwitscherten, und in den Büschen raschelte und kratzte es. Der Bergpfarrer, wie er von seinen Freunden neckend genannt wurde, atmete tief die herrlich frische Waldluft ein.

      Auf dem Rücken trug er den Rucksack, mit dem Proviant, den Sophie Tappert für ihn bereitgestellt hatte. Selbstgebackenes Brot befand sich darin, ein Stück kerniger Rauchspeck und natürlich eine Thermoskanne mit heißem Kaffee.

      Pfarrer Trenker, der seinen Weg im Schlaf kannte, erreichte die Hohe Riest, stieg von dort den Berg hinauf und kletterte, abseits des Pfades, in luftige Höhen. Von drüben her grüßten der Himmelsspitz und die Wintermaid und unter ihm lag das Tal mit »seinem‹« Dörfchen, St. Johann.

      Sebastian setzte sich auf einen Felsvorsprung und frühstückte. Dabei wanderten seine Gedanken zu den Geschehnissen der letzten Tage zurück.

      Franz Hochanger war mit ein paar gebrochenen Rippen davongekommen. Thomas’ rasche Hilfe hatte Schlimmeres verhütet. Als die Retter den Bauern aus seiner unglückliche Lage befreiten, war auch der Geistliche zugegeben gewesen. Ihm hatte Franz sich anvertraut und zugegen, der Urheber des nächtlichen Überfalls auf Thomas Burger gewesen zu sein.

      »Jetzt schäm’ ich mich dafür«, sagte er zu Sebastian.

      »Damit wird’s aber wohl net getan sein«, hatte der Pfarrer geantwortet. »Max wird die Anzeige an den Staatsanwalt weiterleiten müssen. Da kommt noch was nach.«

      »Ich weiß, Hochwürden«, erwiderte der Bauer. »Und ich bin bereit, für das, was ich getan hab’, zu büßen.«

      Thomas

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