Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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seinem grimmigen Gesicht ansehen, daß es den Burschen übel ergehen würde, sollte er sie tatsächlich erwischen.

      Andrea, die sich inzwischen ein wenig erholt hatte, versuchte nachzudenken. Aber, so sehr sie sich auch den Kopf zerbrach, es wollte ihr niemand einfallen, der für den gemeinen Überfall in Frage kam… außer einem.

      »Du glaubst, der Hochanger könnt’ dahinterstecken?« fragte Wenzel, nachdem Andrea von ihrem Verdacht gesprochen hatte.

      Die junge Frau hob die Schulter.

      »Ich möcht’ niemanden zu unrecht beschuldigen, aber der Franz war schon recht bös’, als ich ihm klipp und klar gesagt hab’, daß ich einen anderen liebe.«

      Der Bauer strich sich nachdenklich über das Kinn.

      »Also zutrauen würd’ ich’s ihm«, meinte er. »Lang genug macht er dir ja schon den Hof. Und jetzt, wo Thomas wieder da ist, wird er sich schon denken können, um wen es sich da handelt. Na, und wahrscheinlich hat er euch auch zusammen auf dem Schützenfest gesehen.«

      Er nickte zuversichtlich.

      »Ja, je mehr ich darüber nachdenk’, um so plausibler scheint es mir. Der Hochanger wollte einen Rivalen ausschalten, und er ist ein brutaler Bursche, der vor keiner Keilerei zurückschreckt. Wenn einer dafür in Frage kommt, dann er.«

      *

      Nicht minder entsetzt über den gemeinen Überfall war Sebastian Trenker, als er durch seinen Bruder davon hörte. Keinem der drei Personen wollte es mehr so recht schmecken am Mittagstisch. Dabei hatte Sophie Tappert wieder einmal so herrlich gekocht.

      Eine gute Brühe gab es, mit Fleischklößchen und Eierstich. Danach eine kleine Rehkeule, die in einer sahnigen Wachholdersauce serviert wurde. Dazu gab es Rotkraut, Preiselbeeren und Sophies hausgemachten Spätzle. Zum Dessert hatte die Haushälterin einen aufgeschlagenen Weinschaum vorgesehen.

      Selbst Max Trenker wollte nicht so recht zulangen, wie es sonst seine Art war. Ihn wurmte es, daß es in seinem Revier zu solch einem feigen Überfall gekommen war. Allein eine Schlägerei, wie sie schon mal vorkam, fand er überflüssig. Aber einen einzelnen Mann, zu zweit so zusammenzuschlagen, das war schon ein Verbrechen!

      »Am meisten Sorge macht mir die Hand vom Thomas«, sagte Pfarrer Trenker. »Wenn die Finger wirklich steif bleiben, dann bricht für ihn eine Welt zusammen. Klavierspielen ist doch sein ein und alles. Der Thomas lebt doch nur dafür.«

      Der Geistliche legte das Besteck beiseite und faltete seine Serviette zusammen.

      »Ich fahr’ gleich zum Burgerhof hinauf«, sagte er. »Bitte, Frau Tappert, für mich keinen Nachtisch. Ich möcht’ keine Zeit verlieren und gleich losfahren. Vielleicht kann ich irgendwie helfen. Jemand muß sich doch auch um den Wenzel und seine Familie kümmern. Sie werden sich furchtbar ängstigen, jetzt, wo der Thomas verschwunden ist.«

      Natürlich hätte Sophie Tappert liebend gerne ihr raffiniertes Dessert serviert, aber sie hatte auch Verständnis, daß der Herr Pfarrer sich jetzt um andere Dinge kümmern mußte. Es war ja nicht das erste Mal, daß Hochwürden alles stehen und liegen ließ, weil es galt, irgendwo helfend einzuwirken.

      Sebastian fand Wenzel Burger und dessen Angehörige ratlos zu Hause sitzend. Bei ihnen war immer noch Andrea Hofer, die nicht eher nach Hause wollte, als bis Thomas wieder aufgetaucht war. Zusammen mit dem Geistlichen versuchten sie herauszufinden, wo sich der junge Konzertpianist versteckt haben könnte. Jede noch so winzige Möglichkeit wurde in Betracht gezogen. Sebastian versuchte dabei, so behutsam wie möglich, Trost zu spenden. Daß Thomas aus lauter Verzweiflung eine Dummheit beging, würde man vielleicht nicht ausschließen können, doch so recht glauben wollte es niemand.

      »Niemals!« sagte Pfarrer Trenker überzeugt, als dann das Gespräch doch darauf kam. »Thomas ist ein klar denkender junger Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht. Er wird niemals eine solch unüberlegte Tat begehen. Er braucht nur etwas Abstand und Ruhe, um über alles nachzudenken. Daß er uns mit seiner überstürzten Flucht ängstigt, hat er gewiß net bedacht.«

      Bis in den späten Abend hinein saßen sie im Wohnzimmer. Doch als sich der Geistliche verabschiedete, waren sie keinen Millimeter vorangekommen. Seit mehr als zehn Stunden war Thomas Burger verschwunden, und niemand wußte, wo er sich aufhielt.

      Sonja machte für Andrea ein Bett fertig, während Wenzel die Familie des Madels unterrichtete, daß Andrea auf dem Burgerhof blieb.

      »Ist der Thomas noch net wieder aufgetaucht?« fragte Walburga Hofer mit echter Anteilnahme.

      »Leider net«, bestätigte der Bauer. »Aber wir warten…«

      *

      Gleich am nächsten Morgen rief Pfarrer Trenker auf dem Burgerhof an und erkundigte sich, ob Thomas schon zurückgekehrt sei. Sonja, die das Gespräch entgegengenommen hatte, weinte am Telefon, als sie mitteilte, daß ihr Schwager immer noch verschwunden war.

      Mir sorgenvollen Gedanken machte sich Sebastian auf zum Festplatz. Er wollte sich erkundigen, wie es dem Schaustellerehepaar Bichler ging. Ferdinand empfing den Geistlichen mit trauriger Miene.

      »Aber wissen S’, Hochwürden, das Geschäft war schon net schlecht«, erklärte er. »Aber der Austauschmotor wird die ganzen Einnahmen wieder verschlingen. Wir sind ja nur froh, daß Ihr Bruder uns erlaubt, noch eine Weile hier zu stehen.«

      »Gibt’s denn keine andere Möglichkeit?« erkundigte sich Pfarrer Trenker. »Muß es denn gleich ein ganz neuer Motor sein?«

      Der Schausteller hob die Schulter.

      »Einer, aus einem alten Traktor ausgebaut, tät’s auch«, meinte er. »Gibt’s denn hier einen Schrottplatz, oder Altautohändler?«

      »Den gibt es«, nickte Sebastian. »Wissen S’ was? Wir fahren eben schnell hin und schauen, ob wir das Passende finden. Bestimmt ist so ein Motor net halb so teuer wie ein neuer.«

      »Wollen S’ das wirklich tun?«

      Ferdinand Bichler konnte es gar nicht fassen. Soviel Hilfsbereitschaft war er einfach nicht gewohnt.

      »Aber ja«, sagte der Pfarrer. »Das ist doch keine große Angelegenheit. Kommen S’, wir nehmen Ihren Wagen, meiner steht bei der Kirche.«

      Helene Bichler kam aus dem Wohnwagen.

      »Grüß’ Gott, Hochwürden«, sagte sie. »Ich hab’ so halb mitbekommen, daß Sie uns schon wieder helfen wollen. Vergelt’s Gott.«

      »Schon gut«, wehrte der Seelsorger ab und erkundigte sich nach den beiden Kindern des Ehepaares.

      Charlotte und Alexandra teilten das Schicksal zig anderer Schaustellerkinder – sie besuchten wieder einmal eine andere Schule. Diesmal die in St. Johann.

      »Wir fahren dann«, sagte Ferdinand zu seiner Frau.

      Pfarrer Trenker erklärte ihm den Weg zum Wachauer-Josef, dem aus Österreich stammenden Schrotthändler.

      »Ich glaub’, ich weiß ungefähr, wo das ist«, meinte Ferdinand. »Auf dem Weg hierher hab’ ich ein Schild an der Straße gesehen.«

      Kurze Zeit später bog der Wagen in den Waldweg ein. Sie hielten vor dem Tor, und

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