Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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jetzt hab’ ich Durst«, rief Thomas und zog sie mit sich in Richtung des Festzeltes.

      Daß sie aus der Menge heraus von bitterbösen Blicken verfolgt wurden, bemerkten die beiden in ihrem Glück nicht.

      Schnell fanden sie Platz an einem der langen Tische. Hier im Zelt herrschte eine Stimmung, wie sie auf der Münchener Wies’n nicht besser hätte sein können. Unablässig spielte die Kapelle ein Stück nach dem anderen, während die Servierkräfte riesige Tabletts mit Bierkrügen, Schweinshaxen und anderen Leckereien hoch über ihren Köpfen balancierten und an die Tische schleppten.

      Die Besucher waren ausgelassen und vergnügt, und auf der Tanzfläche herrschte dichtes Gedränge. Mittendrin tanzten Andrea und Thomas, doch nach der vierten oder fünften Runde brauchten sie eine Atempause. Langsam kämpften sie sich an ihren Tisch zurück.

      Andrea kam es vor, als erlebe sie einen schönen Traum. So recht konnte sie es immer noch nicht fassen, was ihr widerfahren, und sie genoß die Blicke der anderen Frauen und Madeln, die sie glühend beneideten.

      Als Thomas sich, spät in der Nacht, von ihr verabschiedet hatte, schien Andrea immer noch im Walzertakt und Polkaschritt zu schweben. Singend tanzte sie die Treppe hinauf und ermahnte sich erst, leise zu sein, als ihr Vater an die Wand pochte und ihr befahl, Ruhe zu geben. Mit einem unterdrückten Kichern verschwand sie unter der Bettdecke und schloß selig die Augen.

      *

      Ebenso beschwingt machte sich Thomas Burger auf den Weg zum Hof seines Bruders. Am Nachmittag hatten er und Andrea den Wenzel mit seiner Familie auf dem Schützenfest gesehen, später aber aus den Augen verloren.

      Während er nach Hause spazierte, stellte Thomas mit Erstaunen fest, daß bereits eine Woche seines Urlaubs vorbei war. Himmel, wie die Zeit raste! Aber, das hatte auch sein Gutes, denn um so schneller rückte der Termin heran, an dem er Andrea vor den Traualtar führen würde. Gleich morgen wollte er Alberto Moreno anrufen, um den Agenten von seiner Absicht in Kenntnis zu setzen. Der würd’ vielleicht Augen machen! Thomas bedauerte, daß weder er, noch Alberto ein Bildtelefon hatten. Zu gern hätte er das Gesicht des Italieners gesehen, wenn er ihm von seinen Heiratsabsichten erzählte.

      Der junge Musiker hatte die Landstraße verlassen. Auf direktem Wege würde er noch eine gute halbe Stunde brauchen, um den Burgerhof zu erreichen. Aber Thomas kannte eine Abkürzung, die durch ein Waldstück an einem Bachlauf entlangführte. Da sparte er wenigstens zwanzig Minuten.

      Er hatte eben die ersten Schritte auf dem Waldweg getan, als er hinter sich Geräusche hörte. Thomas drehte sich um und sah sich unvermittelt zwei Gestalten gegenüber. Sie trugen dunkle Jacken und Mützen, die sie tief in die Stirn gezogen hatten. Bis auf die Nasenspitzen waren ihre Gesichter mit Tüchern vermummt. Bevor Thomas reagieren konnte, hatten sich die beiden auf ihn gestürzt und droschen auf ihn ein.

      Thomas Burger setzte sich zur Wehr, so gut er konnte, und gewiß war er kein Schwächling. Doch die Schurken kannten keine Fairneß und schlugen brutal zu. Einer hielt den Musiker umklammert, während der andere seine Fäuste fliegen ließ. Der Überfallene schrie um Hilfe, doch das war sinnlos. Es war kaum anzunehmen, daß mitten in der Nacht noch jemand hier herumlief. Endlich bäumte Thomas sich auf, und es gelang ihm, sich aus der Umklammerung zu befreien. Er stürzte zu Boden und blieb benommen liegen. Plötzlich spürte er einen fürchterlichen Schmerz in der linken Hand. Einer der beiden, die ihn überfallen hatten, war ihm mit voller Kraft auf die Hand getreten.

      Für einen Moment hatte Thomas das Gefühl, ohnmächtig zu werden, und er schloß die Augen. Der Überfall hatte sich beinahe wortlos abgespielt. Als er die Augen wieder öffnete, sah er unter einem Tränenschleier die beiden Kerle davonlaufen. Es kam ihm vor, als ob der eine sein Bein etwas nachzog.

      Vorsichtig setzte er sich auf und versuchte, die Hand zu bewegen. Sie war rot und blau geschwollen, und schmerzte fürchterlich. Zwar hatte er auch Hiebe in das Gesicht und in den Leib bekommen, doch die spürte er kaum noch. Auch die schmerzende Hand war zu ertragen, nur ein Gedanke bereitete ihm Sorge – waren die Finger gebrochen? Und würde er sie jemals wieder zum Klavierspielen gebrauchen können?

      *

      »Ich will Ihnen nichts vormachen, Herr Burger«, sagte Dr. Toni Wiesinger. »Es sieht net gut aus.«

      Thomas hatte sich zum Hof seines Bruders geschleppt und ihn aus dem Bett geholt. Wenzel war entsetzt gewesen, als er sah, wie Thomas zugerichtet worden war. Er hatte ihn sofort in seinen Wagen gesetzt und war mit ihm hinunter nach St. Johann gefahren. Dort hatten sie den Arzt wachklingeln müssen, der Thomas sofort behandelte.

      »Wie meinen S’ das, Herr Doktor?« fragte der Musiker. »Was genau ist los?«

      Dr. Wiesinger deutete auf das Röntgenbild, das er von der linken Hand gemacht hatte. Es steckte vor einem Lichtrahmen und zeigte deutlich zwei gebrochene Finger.

      »Schauen’s, der linke Zeigefinger und der Mittelfinger – da haben wir’s mit einem recht komplizierten Bruch zu tun«, erklärte der Mediziner. »Natürlich wird es wieder zusammenwachsen, aber ich kann Ihnen heut’ wirklich noch keine Garantie geben, daß Sie Ihre Hand jemals wieder so gebrauchen können wie zuvor.«

      Der Schlag mit einer Keule hätte nicht vernichtender sein können, als diese Diagnose. Es war, als breche für Thomas eine Welt zusammen, als er diese Worte hörte.

      Der einfühlsame Arzt ahnte, was seine Diagnose für die glanzvolle Karriere des Konzertpianisten bedeuten mußte, aber er sah auch keinen Sinn darin, etwas zu beschönigen oder zu verschweigen.

      »Es muß natürlich nicht zum Schlimmsten kommen«, sagte er dennoch. »Aber, man muß immer damit rechnen, daß einer der beiden Finger steif bleibt.«

      Thomas Burger war wie betäubt, als sein Bruder ihn wieder nach Hause fuhr. Die ganze Fahrt über sagte er kein Wort, und auch Wenzel hielt es für angebracht, zu schweigen. Auf dem Hof angekommen, stieg Thomas aus. Dr. Wiesinger hatte die gebrochenen Finger geschient und die ganze Hand in Gips gepackt. Der Verband reichte bis zum Ellenbogen hinauf. Über dem rechten Auge war eine Schwellung, die aber bald zurückgehen würde. Thomas’ Unterlippe war aufgeplatzt.

      Wenzel fuhr den Wagen hinter die große Scheune. Als er zum Haus zurückkam, war Thomas schon hineingegangen. Sein Bruder fand ihn im Wohnzimmer, wo der Pianist am Schrank stand. Er hielt eine Schnapsfalsche in der gesunden Hand.

      »Gib’ mir auch einen«, sagte der Bauer. »Hast du wirklich keine Ahnung, wer dahinterstecken könnt’?«

      Er hatte seinem Bruder diese Frage schon auf dem Weg zum Arzt gestellt. Aber da hatte Thomas nur den Kopf geschüttelt. Zum einen wußte er es nicht, zum anderen war er wegen der Schmerzen gar nicht in der Lage gewesen, darüber nachzudenken, wer es auf ihn abgesehen haben könnte.

      »Ich hab’ keine Ahnung«, antwortete der Musiker jetzt. »Ich weiß ja net einmal, wem ich etwas getan haben könnt’. Seit ich hier bin, hab’ ich doch mit niemandem Streit gehabt…«

      Er stürzte den Enzian hinunter und sah seinen Bruder an.

      »Wenzel…, wenn ich net mehr spielen kann…, dann will ich auch net mehr leben«, flüsterte er.

      Den Burgerbauern durchfuhr ein eisiger Schreck, als er den Bruder so reden hörte.

      »Um Himmels willen, Thomas, so etwas darfst’ noch net einmal denken!«

      Er nahm ihn in den Arm.

      »Noch

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