Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Gesicht.

      Thomas spielte selbstvergessen, kaum, daß er auf die Noten blickte. Als er geendet hatte, klatschte sein alter Lehrer begeistert in die Hände.

      »Wunderbar, Thomas«, sagte er. »Und wenn du mir jetzt noch eine Freude machen willst – dann spiel den Charpentier.«

      Der Pianist nickte. Das Te Deum, von Marc-Antoine Charpentier geschrieben, gehörte zu seinen ganz persönlichen Lieblingsstücken. Als er es jetzt wieder anstimmte, da war er wirklich wieder nach Hause zurückgekehrt.

      Der Triumphmarsch hallte durch das Kirchenschiff, und Sebastian wurde an die Zeit vor mehr als zehn Jahren erinnert, als der Bub, der Thomas damals war, dieses Werk mit der gleichen Leidenschaft und Eindringlichkeit ertönen ließ, wie heute.

      »Mit deinem Spiel hast du uns eine große Freude gemacht«, bedankte er sich, als die beiden Männer nach unten gekommen waren.

      Der alte Dorfschullehrer hatte glänzende Augen, als er sich von seinem ehemaligen Schüler verabschiedete.

      »Zu meinem siebzigsten wünsch’ ich mir eine Eintrittskarte für ein Konzert von dir«, sagte er. »Bis bald einmal.«

      »Eine Sache hätt’ ich noch gern’ mit Ihnen besprochen, Hochwürden«, bat Thomas, nachdem auch der Mesner die Kirche verlassen hatte.

      »Aber gern. Setzen wir uns doch gleich her«, deutete der Geistliche auf die Bankreihe, vor der sie standen.

      »Ich weiß gar net, wie ich’s anfangen soll«, sagte der Pianist. »Sie wissen vielleicht, daß ich damals, bevor ich fortgegangen bin, sehr eng mit der Andrea Hofer befreundet war.«

      Sebastian nickte.

      »In all den Jahren hab’ ich nix von mir hören lassen«, fuhr Thomas fort. »Heut’, da treff’ ich sie zufällig wieder, und alles ist wie früher.«

      Er erzählte von dem Zusammentreffen und der wieder erflammten Liebe.

      »Wissen S’, ich möcht’ das Madel net noch einmal enttäuschen. Zehn Jahr’ hat Andrea darauf gewartet, daß ich zurückkomm’. Alle Burschen, die sich bemühten ihr Herz zu erobern, hat sie enttäuscht, aus Liebe zu mir. Dabei konnte sie doch gar net sicher sein, daß ich überhaupt jemals zurückkehre.«

      »Und du?« fragte Sebastian. »Liebst du sie denn auch immer noch?«

      »Ja. Das ist ja das Seltsame daran«, erwiderte Thomas. »Es ist, als gäbe es diese Jahre der Trennung nicht. Als hätten wir uns gestern verabschiedet und heut’ schon wieder getroffen.«

      Der Geistliche klopfte dem jungen Mann beruhigend auf die Schulter.

      »Aber, dann ist doch alles in bester Ordnung«, sagte er.

      Thomas wirkte dennoch nachdenklich.

      »Oder etwa net?« forschte Sebastian Trenker nach.

      »Ich… ich weiß net«, antwortete der Musiker. »Ich hab’ natürlich Verpflichtungen, bin vertraglich gebunden. Kann ich denn der Andrea zumuten, mit mir durch die Welt zu vagabundieren? Sehen S’, Hochwürden, ich hab’ da ein Haus in München. Seit dem Frühling letzten Jahres bin ich genau drei Tag’ dort gewesen. Die andere Zeit hab’ ich in Flugzeugen und Hotels verbracht. Ich fürcht’, daß es für Andrea zuviel wird. Sie kennt doch nix, außer Sankt Johann, und vielleicht noch die Kreisstadt.«

      »Ich versteh’ deine Befürchtungen«, sagte der Pfarrer. »Und ich find’ es gut, daß du dir vorher darüber Gedanken machst, und net erst, wenn es zu spät ist. Aber, ich denk’ auch, daß die Andrea eine starke Frau ist. So lange hat sie auf dich gewartet, wobei ihr schon bewußt war, daß du womöglich überhaupt net mehr zurückkommen könntest. Aber ihre Liebe ist so stark, daß sie auch so ein Leben an deiner Seite, sei es noch so aufregend und neu, wird durchstehen können.«

      Thomas atmete auf. Die Worte des Geistlichen nahmen ihm seine geheimen Befürchtungen. Er stand auf und reichte Sebastian die Hand.

      »Ich dank’ Ihnen recht schön, Hochwürden. Ich glaub’, jetzt trau’ ich mich auch, Andrea zu bitten, meine Frau zu werden.«

      Die Miene des Pfarrers erhellte sich.

      »Aber geheiratet wird hier in unserer Kirch’, oder?«

      »Etwas anderes käme überhaupt net in Frage«, versprach Thomas. »Aber, das müßte in aller Stille vor sich gehen. Ich fürchte nämlich, sonst hätte Sankt Johann lange Zeit keine Ruhe mehr.«

      »Die Journalisten, hm? Ich versteh’«, nickte Sebastian. »Da hast du recht. Unser Dorf wäre dann zwar mit einem Schlag in aller Welt bekannt. Aber zu welchem Preis! Sag’ bloß nix dem Bürgermeister von deinen Heiratsplänen. Wer weiß, was der sich dann alles einfallen läßt. Ich hab’ genug damit zu tun, ihm die Flausen aus dem Kopf zu treiben.«

      Der Geistliche spielte damit auf die Tatsache an, daß der Bürgermeister von St. Johann, Markus Bruckner, oftmals versuchte, seine hochfliegenden Pläne, im bezug auf den touristischen Ausbau des Ortes, wahr werden zu lassen. Nicht immer waren diese Pläne und Ideen im Einklang mit der Umwelt und Natur. Der Bruckner-Markus hatte den Ehrgeiz, aus Sankt Johann ein zweites St. Moritz zu machen – natürlich mit allen Konsequenzen. Vor gar nicht allzu langer Zeit, war erst der Bau eines Skilifts verhindert worden.

      »Ich werd’ mich hüten«, sagte Thomas Burger und sah auf die Uhr. »Himmel, ich muß mich sputen. Die Andrea wartet ja auf mich.«

      »Grüß’ sie recht schön. Und komm rechtzeitig vorbei, wegen der Trauung.«

      *

      Der Wachauer-Josef betrieb auf halbem Wege zwischen Waldeck und St. Johann einen Schrotthandel. Eigentlich hieß er Brandner mit Nachnamen, aber weil er aus der Wachau stammte, dem schönen Donautal im Österreichischen, nannten ihn die Leute halt nur den Wachauer-Josef.

      Der Schrottplatz lag abseits der Landstraße. Zu ihm führte nur ein unbefestigter Waldweg, und am Straßenrand zeigte ein altes, verwittertes Schild an, daß es diesen Schrottplatz überhaupt gab.

      Franz Hochanger fluchte, als er dem ausgefahrenen Weg folgte. Etliche Male war er schon hier gewesen, und immer wieder fragte er sich, was sein Spezi nur daran fand, in dieser Einöde zu hausen. Aber so oft er auch den Alteisenhändler danach fragte – eine Antwort erhielt er nie.

      Knapp drei Kilometer war der Weg durch den dunklen Wald lang. Franz hatte immer das Gefühl, er nehme überhaupt kein Ende mehr, doch dann wurde es plötzlich heller, und schließlich endete die Fahrt vor einem rostigen Zaun. Der Bauer hielt direkt an dem Gittertor, das mit einer schweren Eisenkette gesichert war. Franz hupte zwei-, dreimal. Doch dessen hätte es gar nicht bedurft. Laut kläffend rannten zwei Hunde am Zaun entlang und alarmierten ihren Herrn. Der Österreicher kam und vertrieb die Tiere mit lauten scharfen Worten. Dann schloß er das Tor auf und wartete darauf, daß der Besucher hindurchfuhr.

      Franz fuhr über den Platz, bis vor das alte Holzhaus, das Wohnung und Büro in einem war. Rechts und links säumte Schrott jeder Art den schmalen Fahrweg. Von alten Autos, bis hin zu verrosteten Öltonnen, war alles vorhanden, was das Herz eines jeden umweltbewußten Menschen vor Schreck aussetzen ließ. Selbst Franz Hochanger hatte – vergeblich – den Kumpanen darauf hingewiesen, daß das meiste, was hier lagerte, tickende Umweltbomben waren.

      Josef

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