Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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stand auf und eilte ihr entgegen.

      »Andrea. Das ist aber eine Überraschung, grüß’ dich.«

      »Ich hoff’, keine unangenehme…«

      Er hielt sie an beiden Händen.

      »Ach geh’. Was redest denn daher?«

      Thomas drehte sie hin und her.

      »Laß dich anschau’n, Madel. Gut schaust aus. Ich hab’ schon befürchtet, du sei’st krank. In der Kirch’ hab’ ich dich nämlich net gesehen.«

      »Heut’ morgen ging’s net ganz so gut«, wich sie aus. »Jetzt ist’s schon wieder besser.«

      »Himmel freu’ ich mich, dich wiederzusehen. Hast’ ein bissel Zeit? Es gibt doch soviel zu bereden, nach all den Jahren.«

      Plötzlich stutzte er.

      »Oder hast am Ende gar eine Verabredung hier oben?« fragte er.

      Andrea schmunzelte und schüttelte den Kopf.

      »Du meinst, weil wir hier früher…? Nein, ich hab’ keine Verabredung.«

      »Na, da bin ich aber froh. Ich möcht’ nämlich net mit einem eifersüchtigen Bräutigam aneinandergeraten.«

      »Da kann ich dich beruhigen. Es gibt keinen Bräutigam. Net einmal einen Freund.«

      Etwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. Hatte er etwas Falsches gesagt?

      »Ich wollt’ dich net kränken«, sagte er entschuldigend. »Es ist nur weil… ich hab’ gehört, daß der Hochanger-Franz…«

      »Ach der.«

      Andrea machte eine wegwerfende Handbewegung und hakte sich bei ihm ein.

      »Was der sich einbildet. Komm, wir gehen ein Stückerl spazieren. So wie früher.«

      *

      Sie hatten so viel zu bereden. Mit tausend Fragen stürmte Andrea auf ihn ein. Und immer unausgesprochen dabei: die einzig entscheidende Frage überhaupt – ob er sie auch immer noch liebe…

      Von der Seite her schaute sie ihn verstohlen an. Gut sah er aus, äußerlich kaum verändert, abgesehen davon, daß er natürlich älter geworden war, irgendwie reifer und männlicher.

      Fasziniert lauschte sie seinen Worten, als er berichtete, wie es ihm in all den Jahren ergangen war, als er von seinem Studium erzählte, der mit Glanz bestandenen Abschlußprüfung und den ersten Erfolgen als Solist. Dabei immer gefördert von seinem Lehrer und Mentor, Professor Meyerbrink. Der war es auch, der den Kontakt zu Alberto Moreno geknüpft hatte, der schon einige namhafte Künstler aus dem Bereich der klassischen Musik unter Vertrag hatte. Der Italiener, ein alter Hase in dem Geschäft, mit Musik im Blut, nahm den jungen Absolventen des Münchener Konservatoriums unter seine Fittiche, und von da an war es mit Thomas’ Karriere steil vorangegangen.

      Erste Aufnahmen wurden gemacht und es folgten erste Gastauftritte als Solist bei bekannten symphonischen Orchestern.

      »Ja, und nun hab’ ich es endlich einmal geschafft, in die Heimat zurückzukehren«, schloß Thomas seinen Bericht.

      Er schaute sie strahlend an.

      »Und gleich bei meinem ersten Ausflug treff’ ich dich.«

      »Ja, es ist schon ein seltsamer Zufall«, antwortete sie mit belegter Stimme.

      Thomas schien dieses leises Vibrieren in ihrem Tonfall aber nicht zu bemerken.

      »Aber, nun erzähl du doch mal, wie es dir in den Jahren ergangen ist«, forderte er sie auf.

      Andrea hob die Schulter und ließ sie wieder fallen. Was sollte sie schon groß erzählen? Daß sie tagaus, tagein ihre Arbeit auf dem elterlichen Hof verrichtete? Daß sie es geschafft hatte, mit der Zeit alle unliebsamen Verehrer zu vergraulen? Bis auf einen natürlich, Franz Hochanger, der sich als hartnäckiger erwies, als sie geglaubt hatte.

      Oder sollte sie ihm gar erzählen, daß sie ihn immer noch liebte, daß sie all die Jahre nur auf ihn gewartet hatte?

      Andrea Hofer war kein kleines Madel mehr, das sich Tagträumen von Märchenprinzen auf weißen Rössern hingab. Im nächsten Sommer würde sie ihren dreißigsten Geburtstag feiern, und wäre Thomas Burger gestern nicht zurückgekommen, dann hätte sie vielleicht sogar Franz’ Werben nachgegeben. Schließlich wurde sie ja nicht jünger!

      Doch von alledem sagte sie nichts.

      »Was soll ich da groß erzählen?« meinte sie, wobei sie sich bemühte, möglichst unbekümmert zu klingen. »Das Leben ist, wie es ist. Ich mach’ meine Arbeit…«

      Thomas schaute sie ungläubig an.

      »Ja aber, Madel, das kann doch net alles sein«, sagte er fassungslos. »Das Leben besteht doch net nur aus Arbeit. Gibt’s denn, außer dem Franz Hochanger, keinen anderen Mann, der sich für dich interessiert? Gut, den Franz willst net, aber ich kann net glauben, daß unter all den Burschen hier, keiner ist, der dir gefällt. Ich hab’ geglaubt, du wärst längst verheiratet.«

      So war es also, dachte sie bitter, er hat geglaubt, daß ich längst verheiratet bin. Tränen stiegen in ihr hoch, und Andrea wollte sie verstohlen abwischen, doch Thomas sah die Handbewegung und verstand, daß er etwas Unüberlegtes gesagt hatte. Er griff nach Andrea und hielt ihre Hand fest.

      »Verzeih’, das war dumm von mir«, bat er. »Willst mir net erzählen…?«

      »Doch, Thomas, das will ich«, sagte sie plötzlich und erschrak dabei über ihre eigenen Worte. »Es gibt keinen anderen Mann für mich, weil ich nur einen einzigen lieben kann. Ich wart’ seit zehn Jahren darauf, daß er zurückkehrt und sein Versprechen einlöst, das er mir damals gab, als er nach München ging, um zu studieren. Ich wart’ darauf, daß er zurückkommt und mir sagt, daß er mich immer noch so liebt, wie ich ihn liebe. Deshalb stürze ich mich in die Arbeit, und deshalb gibt es keinen anderen Mann für mich.«

      Thomas machte ein bestürztes Gesicht.

      »Aber, Andrea, ich hatte ja keine Ahnung, daß du…«

      Er war stehen geblieben und hatte sie zu sich herangezogen. Mit dem Finger wischte er eine Träne aus ihrem Auge, und dann näherten sich seine Lippen langsam ihrem Mund. Andrea zitterte, als sie zum ersten Mal, seit so vielen Jahren, wieder einen Kuß empfing.

      »Wenn ich doch nur geahnt hätt’, was du immer noch für mich empfindest«, sagte er. »Verzeih’ mir, ich bin ein Esel!«

      Andrea legte ihren Finger auf seinen Mund.

      »Da gibt’s nix zu verzeihen«, flüsterte sie. »Die Hauptsach’ ist doch, daß du endlich da bist.«

      Sie küßte ihn, wilder und leidenschaftlicher, als jemals zuvor. Thomas hielt sie eng an sich gepreßt, als wolle er sie nie wieder loslassen. Endlich gab sie ihn frei. Ihre Augen schienen ihn zu durchdringen, als sie ihm die entscheidende Frage stellte.

      »Und du?« wollte sie wissen. »Gibt es eine Frau in deinem Leben? Bist

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