Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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zu antworten stellte Franz Hochanger die Flasche zurück und das leere Glas auf den Tisch. Dann verließ er die gute Stube. Seit dem gestrigen Abend sah die Welt für ihn anders aus. Alle Hoffnungen, die er gehegt hatte, waren zerschlagen. Wie hatte er sich auf dieses Tanzvergnügen gefreut! Seit mehr als drei Jahren warb er schon um Andrea Hofer, und gestern hatte sie zum ersten Mal seinem Werben nachgegeben. Franz war sicher gewesen, daß es net mehr lange gedauert hätte, und sie wäre seine Frau geworden.

      Wenn nicht dieser Musikus aufgekreuzt wäre und alles zunichte gemacht hätte.

      Franz Hochanger schäumte. Den Hals hätte er ihm umdrehen können, wenn er ihn jetzt vor sich gehabt hätte, aber so leicht war er nicht gewillt, aufzugeben. Wart’ nur, Bürschchen, dachte der Bauer, so ohne weiteres kommst net hierher und spannst mir mein Madel aus!

      Seit er aufgestanden war, sann Franz darüber nach, wie er den Nebenbuhler ausstechen konnte. Die Nacht war grauenhaft gewesen. Immer wieder sah er Andreas Gesicht, wie sie neben ihm gesessen hatte und ihm sagte, daß sie einen anderen liebe.

      Auch wenn sie den Namen des anderen nicht genannt hatte, für Franz stand fest, daß es sich nur um Thomas Burger handeln konnte. Es war ja kein Geheimnis, daß er und Andrea früher einmal befreundet gewesen waren, und die Reaktion des Madels, als sie seinen Namen hörte, war eindeutig gewesen.

      Aber das war früher gewesen, vor zehn langen Jahren. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein, nach so langer Zeit herzukommen und alte Rechte geltend zu machen?

      »Aber net mit mir«, sagte Franz Hochanger zu sich und hieb wütend seine Faust in die Hand.

      Schon am Morgen in der Kirche hatte er ihn gemustert. Unverschämt gut sah er aus, dieser berühmte Pianist. Franz verstand nichts von klassischer Musik, ihm waren ein Jodler und eine zünftige Polka lieber. Aber er konnte sich schon vorstellen, daß die Frauen auf solch einen Mann, wie Thomas Burger, flogen. Nur dann sollte er sie sich auch, bitt’ schön, in seinen Kreisen suchen. Hier hatte er doch nix mehr verloren. Was verstand denn solch einer überhaupt noch vom einfachen Leben in den Bergen, verwöhnt wie er war, durch den Luxus?

      Je mehr er darüber nachdachte, um so mehr steigerte Franz sich in seine Wut hinein. Er wußte noch nicht wie, aber er würde Thomas zur Rede stellen. Er würde ihm klar ins Gesicht sagen, daß er Andrea liebte und vor den Altar führen wolle, und daß hier kein Platz war, für einen wie ihn.

      Die Rufe seiner Mutter aus dem Haus überhörte er einfach. Statt dessen setzte er sich in seinen Wagen und machte sich auf den Weg zu seinem Spezi, dem Wachauer-Josef. Der war einer seiner besten Trinkkumpane und würde nicht nur Verständnis für Franz’ Kummer haben, sondern auch einen Trost:

      Eine Flasche besten Enzian.

      *

      Sebastian Trenker und der Mesner von Sankt Johann, Alois Kammeier, räumten in der Sakristei auf, als Thomas Burger die Kirche betrat. Oben an der Orgel saß Anton Hirsinger. Der pensionierte Lehrer übte schon seit Jahren das Amt des Organisten aus. Der volle Klang der zweihundert Jahre alten Orgel brauste durch das leere Kirchenschiff.

      Thomas war unter der Empore stehengeblieben und schaute stumm umher. Nichts hatte sich hier verändert. Die Kirche erstrahlte im Glanz der vergoldeten Figuren und Bilderrahmen, den bunten Fenstern und den blauen und roten Farben, die hier vorherrschten.

      Langsam schritt er dann durch den Mittelgang, während er der Musik lauschte. Neben dem Eingang zur Sakristei hing ein Bild, das Thomas schon in frühester Jugend angesprochen hatte. Gethsemane, es zeigte den Erlöser im Gebet versunken, am Abend vor der Kreuzigung. Daneben stand, auf einem Podest, eine Madonnenfigur.

      Anton Hirsinger beendete sein Spiel, und die plötzlich eintretende Ruhe schuf eine merkwürdige Atmosphäre, die jedoch wieder durch Geräusche aus der Sakristei verändert wurde.

      Thomas klopfte an die Tür, die einen Spaltbreit aufstand. Zuvor war er im Pfarrhaus gewesen und hatte nach dem Seelsorger gefragt. Sophie Tappert hatte gesagt, daß der Pfarrer drüben in der Kirche sei.

      Die Sakristeitür wurde vollends geöffnet und Sebastian schaute heraus. Er lachte, als er den Besucher erkannte.

      »Na, bist ein bissel heimisch geworden?« fragte er.

      »Ja. Im Dorf hat sich zwar einiges verändert, aber ich hab’ dennoch alles wiedererkannt.«

      Thomas begrüßte den Kammeier-Alois und schaute dann zur Orgel hinauf.

      »Darf ich?« fragte er.

      »Aber natürlich«, nickte der Geistliche. »Ich glaub, der Hirsinger wird sich auch freuen, dich spielen zu hören. Er müßt’ doch eigentlich noch oben sein.«

      »Bestimmt. Er ist ja g’rad erst fertig. Dank’ schön, Hochwürden.«

      Thomas ging durch die Seitentür und die kleine Treppe hinauf, über die man zu der Orgel gelangte. Sein alter Schulmeister war gerade dabei, seine Notenzettel zu sortieren und in die richtige Reihenfolge für den nächsten Gottesdienst zu bringen. Er sah auf, als er jemanden die knarrende Treppe heraufkommen hörte.

      »Grüß Gott, Herr Hirsinger«, sagte Thomas. »Schön haben S’ gespielt.«

      Der Lehrer im Ruhestand wehrte ab.

      »Aber, das ist ja gar nix gegen dein Spiel, Thomas«, meinte er und machte gleich darauf ein erschrockenes Gesicht.

      »Entschuldigung, ich muß ja jetzt wohl Sie sagen. Schließlich sind S’ ja kein Schulbub mehr.«

      Der Pianist hob bittend die Hand.

      »Um Himmels willen, nur das net«, bat er. »Sagen S’ bloß weiterhin Thomas zu mir. Das wäre ja noch schöner, wenn mein alter Lehrer mich plötzlich siezte!«

      Anton Hirsinger, er stand kurz vor seinem siebzigsten Geburtstag, strahlte, als er das hörte. Er reichte Thomas die Hand.

      »Ich hab’ schon heut’ morgen gehört, daß du wieder hier bist«, sagte er. »Aber da saß ich ja hier oben, und später warst du schon fort.«

      »Ich hab’ mich ein bissel umgesehen. Nach so langer Zeit ist man neugierig zu erforschen, was es Neues gibt.«

      »Und – wie gefällt dir deine alte Heimat? Es hat sich schon einiges getan, net wahr?«

      »Ja, aber wie mir scheint, hat es sich zum Positiven entwickelt. Aber, wie geht’s Ihnen selbst? Ich muß sagen, Sie haben sich fast net verändert.«

      »Ach, Thomas, danke der Nachfrage. Seit vier Jahren bin ich pensioniert und hab’ seither mehr Zeit für meine Bienen, und gesundheitlich kann ich auch net klagen. Solang’ ich noch die Treppe heraufkomm…«

      Er deutete auf die Orgel.

      »Du bist doch aber gewiß net hier oben, um dich mit mir über meine Gesundheit zu unterhalten.«

      Der junge Mann lachte.

      »Spielen würd’ ich schon ganz gern’ einmal wieder.«

      Anton Hirsinger rückte den Schemel zurecht.

      »Nur zu«, sagte er und trat den Blasebalg. »Nur zu.«

      *

      Pfarrer

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