Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Gesicht, als wollte er die Kundschaft gleich wieder vergraulen. Als er jedoch den Geistlichen erkannte, hellte sich seine Miene wieder auf, und er öffnete das Tor.

      »Grüß’ Gott, Hochwürden«, sagte er, nachdem der Wagen vor der Bretterbude gehalten hatte und die beiden Männer ausgestiegen waren. »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches. Suchen S’ etwas Bestimmtes?«

      »In der Tat«, nickte Sebastian und schaute sich um. »Wir benötigen einen intakten Motor für einen Traktor. Aber welches Modell und so weiter, kann Ihnen der Mann hier besser erklären.«

      Ferdinand erklärte, worum es sich bei seiner Zugmaschine handelte. Der Wachauer-Josef rieb sich nachdenklich das Kinn.

      »Hm«, meinte er dann. »Ich glaub’, ich hab’ genau das, was Sie suchen. Kommen S’ mal mit.«

      Die beiden Männer verschwanden hinter einem riesigen Berg von Schrott, während der Pfarrer beim Wagen des Schaustellers blieb.

      Der Wachauer-Josef führte Ferdinand Bichler zu einer Reihe alter, größtenteils schon verrotteter Autos und Traktoren. Aus den meisten waren schon diverse Ersatzteile ausgebaut worden. Ferdinands Augen glitten suchend über das Chaos aus alten PKWs, Schrotteilen und Drahtrollen.

      »Der da«, deutete der Alteisenhändler auf einen Traktor in der hintersten Ecke. »Dieselbe Marke, das gleiche Modell.«

      Der Schausteller stieg hoch und besah den Motor. So, wie er da vor ihm lag, schien er in Ordnung zu sein.

      »Was wollen S’ denn dafür haben?« fragte er, wobei er hoffte, daß der Preis seinen eigenen Vorstellungen entsprach.

      Der Österreicher, der einem guten Geschäft nicht abgeneigt war, besaß auch eine gewisse Schläue. Er ahnte, daß der Mann da in einer Notlage war. Warum sonst kam er in Begleitung eines Geistlichen?

      Allerdings war es auch dieser Umstand, der dem Wachauer nicht behagte. Offenbar hatte Hochwürden den Mann unter seine Fittiche genommen. Also mußte er behutsam mit seiner Forderung sein.

      »Ach wissen S’«, sagte er zu dem Schausteller, »ich will kein großes Geschäft dabei machen. Wenn Sie ihn sich selber ausbauen – unter Brüdern – geben S’ mir fünfhundert auf die Hand, und das Geschäft ist geritzt.«

      Ferdinand Bichler, der wieder heruntergestiegen war, glaubte nicht recht zu hören. Das war kein Preis – das war ein Geschenk des Himmels! Er schlug in die dargebotene Hand und besiegelte so den Kauf. In der Hütte zählte er dem Schrotthändler den Betrag in die Hand und erhielt eine Quittung.

      »Es muß ja alles seine Ordnung haben«, meinte der Wachauer.

      »Ich komm’ dann in einer Stunde mit dem Mechaniker zum Ausbauen«, versprach der überglückliche Ferdinand Bichler.

      Jetzt sah die Zukunft wieder ein wenig rosiger aus.

      »Haben S’ vielen Dank«, sagte Sebastian Trenker.

      Er hatte keine Ahnung, was so ein Traktorenmotor kostete, aber er hielt die Forderung des Schrotthändlers für einen Freundschaftspreis.

      »Sie haben einer unglücklichen Familie aus einer Not geholfen.«

      Der Mann wehrte ab. Es berührte ihn peinlich, daß der Geistliche so mit ihm sprach.

      »Ist schon gut«, meinte er und humpelte neben dem Wagen her zum Tor.

      *

      Durch den Höllenbruch gelangte man auf die Hohe Riest, von wo mehrere Wege zu den verschiedenen Bergtouren führten. Von hier aus kam man auch auf die Jenner- und die Korber-Alm. Noch weiter höher standen einsame Hütten, in denen Wanderer und Bergtouristen Unterschlupf finden konnten.

      Thomas Burger hatte sich nach seiner überstürzten Flucht aus dem Haus seines Bruders hierher zurückgezogen. Ganz weit oben, knapp unter der Spitze des Korber-Jochs, saß er vor der alten Holzhütte und starrte vor sich hin.

      Der Schmerz in seiner linken Hand war seit dem Sonntag morgen erträglicher. Bis zum Abend hatten die Tabletten gereicht, die Dr. Wiesinger ihm mitgegeben hatte. Thomas, der nur ein paar Sachen in seinen Rucksack gestopft hatte, war ohne jeglichen Proviant losgegangen. Aber Hunger hatte er ohnehin nicht, und seinen Durst löschte er an einem klaren Gebirgsbach. Erst am späten Nachmittag erreichte er die Korber-Alm, wo er eine Brotzeit einnahm und sich mit Brot, Rauchwurst und Bergkäse versorgte.

      So erreichte er sein einsames Versteck, in dem er sich auf das einfache Strohlager legte und die Augen schloß.

      Innerhalb weniger Stunden hatte sich sein ganzes Leben verändert. Gestern noch hatte er fröhlich mit Andrea auf dem Schützenfest getanzt, hatte er Pläne für die Zukunft geschmiedet und sich auf ein gemeinsames Leben mit ihr gefreut. Dieser heimtückische Überfall hatte in Sekunden alles zunichte gemacht. Wenn der Arzt recht behielt, dann würde Thomas nie wieder einen Konzertflügel berühren!

      Der junge Pianist zermarterte sich den Kopf, wer hinter dem Überfall stecken konnte, und, vor allem warum? Er war sich keiner Schuld bewußt, jemandem etwas getan zu haben, aber je mehr er darüber nachdachte, um so sicherer war er, daß das Verbrechen an ihm in Zusammenhang mit Andrea Hofer stehen mußte.

      So kam ihm zwangsläufig Franz Hochanger in den Sinn. Der Musiker erinnerte sich nur vage an den Bauern, mit dem er zur Schule gegangen war. Er hatte keine Ahnung, wie Franz heute aussah. Hinkte er? Einer der beiden Männer war hinkend fortgelaufen, das hatte er jedenfalls noch wahrnehmen können.

      Thomas wälzte sich auf die Seite. Was soll’s, dachte er. Die Hand ist kaputt und damit meine Karriere beendet.

      Und es stiegen ihm Tränen der Wut und der Trauer in die Augen.

      Für einen Moment dachte er an Andrea. Er ahnte, welche Sorgen er ihr und den anderen mit seiner Flucht bereitete. Aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Überhaupt – wahrscheinlich war es besser, wenn er sich gar nicht wieder in St. Johann sehen ließ. Sollte er dem Madel zumuten, einen Mann zu heiraten, der eine steife Hand hatte? Der seinen Lebensunterhalt künftig bestenfalls als Klavierlehrer verdienen konnte?

      Da war es schon besser, sang- und klanglos zu verschwinden. Irgendwann würde Andrea über den Verlust hinwegkommen. Sie ahnte ja nicht, was die Musik ihm bedeutete, also konnte sie auch nicht ermessen, was es für ihn hieß, nie wieder ein Klavierkonzert zu spielen.

      *

      Für Andrea Hofer waren es bange Tage des Wartens, der Hoffnung und Enttäuschung. Sie war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, ihre Arbeit auf dem elterlichen Hof zu verrichten. Burgl Hofer, die wußte, was ihre Tochter durchmachte, drückte beide Augen zu. Andreas Aufgaben wurden eben auf die beiden Mägde verteilt.

      Sie war nur kurz zu Hause gewesen und schon bald wieder auf den Burgerhof zurückgekehrt. Dort war ihr Platz, solange Thomas verschwunden blieb, und dort wollte sie auch sein, wenn er wieder auftauchte.

      Sonja kümmerte sich rührend um die junge Frau, die ihr einmal erzählte, wie sehr sie Thomas liebte. Andrea hatte das Album mitgebracht, in dem sie die ganzen Ausschnitte und Fotos gesammelt hatte, und es schmerzte beide Frauen, den begnadeten Musiker zu sehen. Mutlos legten sie das Album zur Seite und versuchten, sich gegenseitig Trost zuzusprechen.

      »So kann’s aber net weitergehen«, sagte Wenzel beim Mittagessen. »Wir

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