Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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rückte zur Seite, und Sebastian nahm neben ihm Platz.

      »Schön ist’s hier, net wahr?« sagte er zu dem Musiker.

      Der Pfarrer von St. Johann war heute nicht als Seelsorger zu erkennen. In seiner Wanderkleidung, dazu braun gebrannt und von sportlicher Natur, hätte er eher ein Profibergsteiger sein können, und wirklich war er auch schon für einen solchen gehalten worden. Sebastian liebte die Berge und war oft in ihnen unterwegs. Traf er dann auf einen anderen Wanderer, der ihn nicht kannte, so war der Fremde stets überrascht, wenn er erfuhr, mit wem er es zu tun hatte.

      »Was, Sie sind der Pfarrer?« war eine oft gestellte Frage.

      »Du weißt ja, daß ich oft in den Bergen wandere«, begann der Geistliche das Gespräch. »Und es hätt’ sein können, daß wir uns zufällig über den Weg laufen. Aber heut’ ist es kein Zufall, daß ich hier bin. Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen, Thomas.

      Ich will dir net vorwerfen, daß du fortgelaufen bist und alle, die dich kennen und liebhaben, in Angst und Sorge zurückgelassen hast. Obwohl es leichtfertig von dir war. Viel lieber möcht’ ich dir sagen, daß ich auch um deine Sorgen und Ängste weiß. Die Diagnose von Doktor Wiesinger muß schrecklich für dich gewesen sein. Aber, vielleicht ist sie ja net endgültig.«

      »Das ist meine einzige Hoffnung«, antwortete Thomas Burger.

      »Und darum ist es wichtig, daß du mit mir nach Hause kommst. Du mußt unbedingt zu einem Facharzt. Zu einem Spezialisten. Toni Wiesinger hat sich schon mit ihm in Verbindung gesetzt und über deinen Fall gesprochen. Es besteht durchaus Hoffnung, daß deine Hand wieder ganz in Ordnung kommt.

      Außerdem…«

      Der junge Pianist sah den Seelsorger an.

      »Ja…?«

      »Außerdem ist da die Andrea, die sich die allergrößten Sorgen um dich macht.«

      Thomas atmete tief ein.

      »Ich weiß«, sagte er. »Aber sagen Sie selbst, kann ich es dem Madel jetzt noch zumuten, mich zu heiraten? Wird sie es mit mir aushalten können, so unzufrieden, wie ich mit meinem Schicksal bin? Was wird denn, wenn meine Hand nicht wieder in Ordnung kommt?«

      Sebastian legte ihm die Hand auf die Schulter.

      »Wart’s doch erst einmal ab«, beschwor er ihn, »außerdem liebt dich das Madel, und diese Liebe gibt der Andrea die Kraft, alles mit dir durchzustehen.«

      »Also gut«, gab Thomas nach. »Gehen wir nach unten. Wollen wir hoffen, daß Sie recht haben, Hochwürden, und daß meine Hand wieder ganz in Ordnung kommt.«

      Sie machten sich an den Abstieg.

      »Wenn ich nur wüßt’, wem ich dies alles zu verdanken hab’«, sagte Thomas einmal zwischendurch.

      Pfarrer Trenker blieb einen Moment stehen und schaute nachdenklich.

      »Ich will nichts versprechen«, meinte er dann. »Aber vielleicht wissen wir schon bald mehr.«

      »Sie machen mich neugierig.«

      Sebastian hob die Hand.

      »Wart’ noch ein Weilchen. Ich möcht’ niemanden anklagen, bevor net der Beweis erbracht ist.«

      *

      Der Beweis wartete schon, als Sebastian und Thomas auf dem Burgerhof ankamen. Zunächst einmal waren Wenzel und Sonja überglücklich, daß der Bruder zu ihnen zurückgefunden hatte, und die beiden Zwillinge begrüßten den Onkel mit einem lauten Gebrüll.

      Außerdem wartete Max Trenker auf Thomas’ Rückkehr.

      »Der Wachauer-Josef hat ein volles Geständnis abgelegt«, sagte der Polizeibeamte.

      Er war zu dem Schrotthändler gefahren und hatte ihm auf den Kopf zugesagt, an dem Überfall auf Thomas Burger beteiligt gewesen zu sein. Der Österreicher war so überrascht gewesen, daß er gar nicht auf die Idee kam, es abzuleugnen. Allerdings beschuldigte er seinen Kumpan, Franz Hochanger, der eigentliche Übeltäter gewesen zu sein. Er habe nur dabeigestanden…

      »Wie auch immer«, schloß Max seinen Bericht, »komm’ in den nächsten Tagen aufs Revier und mach’ deine Anzeige. Dann geht alles wieder seinen geregelten Gang.«

      Thomas gähnte unterdrückt.

      »Das hat Zeit«, sagte er. »Jetzt möcht’ ich erst einmal richtig ausschlafen. In den letzten Nächten hab’ ich kaum ein Auge zugemacht.«

      Er bedankte sich bei Pfarrer Trenker und dessen Bruder, dann schloß er Wenzel und Sonja in die Arme.

      »Es tut mir leid, daß ihr euch solche Sorgen gemacht habt. Ich hab’ einfach net richtig nachgedacht.«

      »Schon gut«, antwortete Wenzel. »Die Hauptsache ist doch, daß du gesund und wieder hier bist.«

      Bis zum Abend schlief Thomas in seinem alten Zimmer. Als er dann endlich erwachte, fühlte er sich, zum ersten Mal seit Tagen, wieder wohl. Das Abendessen im Kreis der Familie schmeckte ihm, wie lange nicht, und er beschloß, gleich am nächsten Tag Dr. Wiesinger aufzusuchen.

      Wie er allerdings Andrea gegenübertreten sollte – das wußte er nicht…

      *

      »Grüß’ Gott, Frau Hochanger, ist der Franz zu Hause?«

      Thomas stand vor dem Bauernhaus. Die Idee, den Verdächtigen zur Rede zu stellen, war ihm spontan gekommen, nachdem er in Dr. Wiesingers Praxis gewesen war.

      Der Arzt hatte die Hand untersucht und den Verband gewechselt. Die Gipsschiene war noch in Ordnung. Anschließend hatten sie die Möglichkeiten der weiteren Behandlung durchgesprochen. Es gelang dem Arzt, seinem Patienten neuen Mut zu machen.

      »Der Kollege Vahrer ist ein erfolgreicher Spezialist auf dem Gebiet. Möglicherweise kommen wir sogar um eine Operation herum.«

      Thomas konnte soviel Glück kaum glauben. Um so mehr wurmte es ihn, daß jemand, der ihn in diese Lage gebracht hatte, einfach so weiterlebte, als wäre nichts geschehen. Aus diesem Grund war er zum Hochangerhof gefahren.

      »Der Franz ist drüben, im Holz«, sagte die Altbäuerin.

      Sie schaute den Besucher neugierig an.

      »Was wollen S’ denn von ihm?«

      »Wir sind zusammen zur Schule gegangen«, erwiderte Thomas nur und bedankte sich für die Auskunft.

      Den Weg zum Holz kannte er. Es waren nur ein paar hundert Meter, zudem hörte man schon von weitem den Lärm der Motorsäge. Er bahnte sich den Weg durch das Dickicht und stand bald darauf am Rand einer Lichtung, auf der Franz Hochanger arbeitete. Durch das Geräusch seiner Säge hatte der Bauer noch gar nicht bemerkt, daß er nicht mehr alleine war. Gerade hatte er den Stamm einer hohen Fichte angesägt. Franz Hochanger stellte den Motor ab, und legte die Säge aus der Hand. Der Baum neigte sich langsam zur Seite. Thomas trat vor.

      »Grüß’ dich, Franz«, rief er in die plötzlich eintretende Stille, die nur durch das

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