Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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nahm Thomas die Schnapsflasche aus der Hand.

      »Komm, das reicht«, sagte er. »Es ist net gut, wenn du zuviel davon trinkst. Du hast schließlich auch ein Schmerzmittel vom Doktor bekommen. Ich denk’, wir gehen jetzt schlafen. Morgen früh rufe ich den Max Trenker an. Der wird die Sache weiter verfolgen.«

      *

      Am anderen Morgen wartete die Familie vergeblich darauf, daß Thomas herunterkäme. Die junge Bäuerin war entsetzt, als sie erfuhr, was geschehen war. Ihr Mann hatte sie in der Nacht nicht mehr wecken wollen. Als sie hörte, was Dr. Wiesinger gesagt hatte, lief ihr ein eisiger Schauer über den Rücken. Sie wußte doch, wie sehr ihr Schwager für seine Musik lebte.

      »Laß ihn«, sagte Sonja, als ihr Mann nach dem Bruder schauen wollte. »Thomas braucht erst einmal Zeit für sich. Ich bringe ihm später das Frühstück und rede mit ihm.«

      Sonja Burger wartete bis zum frühen Vormittag. Dann kochte sie frischen Kaffee und bestrich zwei Scheiben Weißbrot mit Butter und Marmelade. Auf einem Tablett balancierte sie das Essen die Treppe hinauf und klopfte an die Zimmertür.

      Drinnen regte sich nichts.

      Sonja klopfte noch einmal und drückte die Türklinke herunter.

      »Thomas…?«

      Die junge Frau blieb abrupt auf der Schwelle stehen – das Zimmer war ganz leer. Wirklich merkwürdig, daß sie ihn unten net gesehen hatte…

      Die Bäuerin wollte die Tür gerade wieder schließen, als ihr etwas sonderbar vorkam… Thomas’ Koffer stand zwar neben dem Kleiderschrank, aber sein schwarzer Rucksack war nicht mehr da. Sie wußte aber genau, daß er einen besaß, sie selber hatte ihm ja geholfen, die Sachen in den Schrank zu räumen.

      Von unten hörte sie jemanden ins Haus kommen.

      »Ist der Thomas schon auf?« rief ihr Mann. »Der Max ist da. Er hat ein paar Fragen.«

      Als Sonja die Treppe herunterkam, fiel Wenzel das bleiche Gesicht seiner Frau auf.

      »Was ist denn los?« wollte er wissen. »Hast ein Gespenst gesehen? Du bist ja ganz weiß.«

      »Der Thomas ist fort…«, antwortete sie. »Einfach verschwunden.«

      »Wie verschwunden?«

      »Er ist weg. Sein Rucksack ist auch net mehr da. Thomas ist weggegangen.«

      »Na, weit kann er ja net sein. Sein Auto steht ja noch auf’m Hof.«

      Max Trenker war inzwischen ins Haus gekommen.

      »Pfüat di, Sonja«, sagte er. »Wie meinst’ denn das, daß der Thomas einfach so verschwunden ist?«

      Die junge Bäuerin setzte das Tablett ab und machte eine ratlose Handbewegung.

      »Wie ich’s halt sag’. Ich wollt’ ihm eben etwas zu essen bringen, und da ist das Zimmer leer.«

      Der Bauer und der Gendarm sahen sich ratlos an.

      »Tja, da muß ich halt wieder fahren«, sagte Max Trenker schließlich. »Ich werd’ zwar die Leute befragen, ob sie etwas gesehen haben, deine Angaben allein’ sind ein bissel dürftig. Es wär’ schon schön gewesen, wenn dein Bruder seine Aussage hätte machen können. Wenn er wieder auftaucht, soll er sich halt auf dem Revier melden.«

      Der Polizeibeamte verabschiedete sich. Sonja und Wenzel Burger blieben ratlos zurück.

      »Was machen wir denn jetzt?« fragte die Bäuerin. »Ich fürcht’, der Thomas macht irgendeine Dummheit…«

      Wenzel sah seine Frau entsetzt an.

      »Mal bloß net den Teufel an die Wand«, mahnte er.

      Plötzlich hatte er eine Idee.

      »Ich fahr’ gleich mal zur Andrea hinüber«, sagte er. »Vielleicht ist Thomas bei ihr. Himmel, warum bin ich net gleich darauf gekommen?«

      *

      Am Sonntag morgen ging es auf den Höfen immer etwas ruhiger zu, als in der Woche. So auch auf dem Hof der Familie Hofer. Als Wenzel vor dem Bauernhaus hielt, machten sie sich gerade für den Kirchgang bereit. Andrea schaute neugierig, als sie den Bruder ihres Verlobten erkannte.

      »Pfüat euch, miteinand’«, grüßte der Bauer. »Ist der Thomas vielleicht bei euch?«

      Die Hofer schüttelten die Köpfe. Andrea trat zu Wenzel und packte ihn am Arm. Ein untrügliches Gespür sagte ihr, daß etwas geschehen war.

      »Was ist mit Thomas?« fragte sie aufgeregt. »Warum suchst’ ihn hier bei uns? Wieso ist er überhaupt verschwunden?«

      »Beruhig’ dich, Madel«, sagte Wenzel Burger. »Thomas ist gestern abend auf dem Heimweg… überfallen worden…«

      Andrea schrie entsetzt auf. Ihr Vater, der Bruder und Mutter

      Burgl waren fassungslos.

      »Was… was ist mit ihm? Ist er verletzt?«

      Die junge Frau war außer sich.

      »Überfallen? Aber, warum?«

      Der Bauer berichtete, was geschehen war.

      »… als die Sonja ihm das Frühstück bringen wollte, war er net mehr da, und ein Teil seiner Sachen auch net«, schloß er seinen Bericht.

      Andrea sah ihre Eltern an.

      »Ihr müßt alleine in die Kirch’ gehen«, sagte sie entschlossen. Ich fahr’ mit Wenzel. Ich muß da sein, wenn Thomas zurückkommt.«

      »Hast du keine Ahnung, wo er stecken könnt’?« forschte der Bauer auf der Fahrt zurück zum Hof. »Wir wissen ja net, wann er überhaupt das Haus verlassen hat, wie weit er jetzt schon ist. Aber, wo will er überhaupt hin, ohne Auto? Ich denk’ mir, daß er irgendwo steckt, wo er alleine sein und über alles nachdenken kann.«

      Die junge Frau kämpfte mit den Tränen. Sie war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihre einzige Hoffnung war, daß Thomas inzwischen zum Hof zurückgekehrt sein könnte.

      Aber diese Hoffnung trog. Ebenso ratlos, wie er sie zurückgelassen hatte, erwartete Sonja Burger ihren Mann. Sie schloß Andrea fest in die Arme.

      »Wir wollen net das Schlimmste annehmen«, sagte sie leise, während sie Andrea beruhigend über das Haar strich. »Kommt ins Haus. Ich hab’ Kaffee gekocht, und auf dem Herd steht die Fleischbrühe. Die wird uns allen guttun.«

      Die Zwillinge freuten sich über den unerwarteten Besuch vom Nachbarhof. Essen wollte Andrea nichts, aber es gelang Phillip und Ann-Kathrin, sie mit kleinen Späßchen und Spielen ein wenig von den trüben Gedanken abzulenken.

      Allerdings war der nächtliche Überfall auch Thema des Gespräches, das die Erwachsenen führten, als die Kinder nach dem Essen draußen auf dem Hof spielten.

      »Wer macht so etwas nur?« fragte Wenzel Burger. »Und warum? Der Thomas hat doch niemandem

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