Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Frauen nur zustimmen. Seit dem vergangenen Sonntag waren sie alle in größter Sorge, und das Essen wollte ihnen überhaupt nicht mehr schmecken.

      »Am besten wird’s sein, wenn wir uns aufteilen«, schlug der Bauer vor. »Hat jemand eine Vermutung, wo Thomas sich versteckt haben könnte?«

      »Vielleicht auf einer Almhütte«, meinte seine Frau.

      »Das ist eine gute Idee«, stimmte Andrea zu. »Früher haben wir oft Wanderungen auf die Almen unternommen. Warum bin ich eigentlich net schon eher darauf gekommen!«

      »Also, wer sucht wo?« fragte Wenzel.

      »Am ehesten kommen die Korber- und die Jenner-Alm in Frage«, sagte Andrea. »Von der Hohen Riest aus erreicht man beide.«

      Sie wandte sich an Sonja.

      »Wollen wir dort nach Thomas suchen?«

      Die Bäuerin nickte.

      »Gut«, sagte ihr Mann. »Dann versuch’ ich mein Glück auf der anderen Seite. Man kann ja net wissen. Vielleicht ist der Thomas auch zu den Zwillingen hinauf…«

      Andrea Hofer schlug erschrocken die Hand vor den Mund.

      »Hoffentlich net«, sagte sie. »Ohne richtige Ausrüstung…?«

      »Nun woll’n wir net gleich das Schlimmste vermuten«, wiegelte Wenzel Burger ab. »Der Thomas weiß um das Risiko. Ich pack’ nur vorsichtshalber meine Ausrüstung ein.«

      Der Bauer war ein erfahrener Bergsteiger, der ebensoviel Zeit im Gebirge verbracht hatte, wie sein Bruder auf dem Klavierschemel. Er setzte bei Thomas soviel Vernunft voraus, daß dieser sich nicht ohne Seil und Haken in die Wand wagen würde. Trotzdem wollte er nichts dem Zufall überlassen.

      Mit dem Auto fuhr er die beiden Frauen bis an den Rand des Höllenbruchs, von wo aus es nur noch zu Fuß weiterging. Sowohl Wenzel als auch jede der Frauen waren mit einem Handy ausgerüstet – in diesem Falle waren die Geräte ein Segen der Technik.

      Wer auch immer zuerst Thomas Burger fand, würde die anderen benachrichtigen können.

      *

      Andrea und Sonja gingen durch den Höllenbruch zur Hohen Riest hinauf. Nach einer Viertelstunde kamen sie an den Abzweig, wo sich ihre Wege trennten. Sonja nahm den Pfad zur Jenner-Alm, während Andrea den Weg zur Korber-Alm einschlug.

      Wieder stiegen die Erinnerungen in ihr auf, als sie zurückdachte an die Zeit vor zehn Jahren. Unzählige Male waren sie und Thomas hier gewesen, und Andrea konnte nicht sagen warum, aber sie hatte das untrügliche Gefühl, daß ihr Gedanke, Thomas könne sich hier oben verkrochen haben, richtig war. Und dieses Gefühl gab ihr neuen Mut und Zuversicht.

      Sie erreichte die Almhütte schon eine gute Stunde später. Der Senner erinnerte sich, Thomas Burger gesehen zu haben.

      »Freilich, ein junger Bursch’, mit einem Gipsverband an der linken Hand«, sagte er.

      »Das ist er. Wissen S’ vielleicht, wohin er wollte?« fragte Andrea aufgeregt.

      Der alte Mann zuckte die Schulter.

      »Schon möglich, daß er es gesagt hat«, meinte er. »Aber, wissen S’, es kommen so viele Leute zu uns herauf. Da kann ich mir wirklich net alles merken, was sie erzählen. Vielleicht ist er weiter, zum Joch hinauf.«

      Andrea schaute mißmutig den Berg hinauf. Sie wußte, daß es dort noch eine alte Hütte gab, in der man unterschlüpfen konnte, falls jemand in ein Wetter geriet, oder nicht mehr rechtzeitig vor Anbruch der Dunkelheit herunter kam. Aber, sollte sie wirklich das Risiko eingehen und den beschwerlichen Weg nach oben nehmen, auch wenn sich Thomas vielleicht gar nicht in der Hütte versteckte?

      Der zweifelnde Gedanke kam ihr nur eine Minute, dann war klar, daß sie nichts unversucht lassen würde, um den Geliebten zu finden. Sie nahm das Handy aus der Jackentasche und rief Sonja an.

      »Dann wird’s das beste sein, wenn ich Wenzel benachrichtige«, sagte die Bäuerin. »Wenn der Thomas auf der Korber-Alm war, ist es auch wahrscheinlich, daß er weiter hoch zum Joch ist. Da ist eine Hütte…«

      »Ich weiß«, unterbrach Andrea sie. »Aber, laß uns jetzt Schluß machen. Ich möcht’ net soviel Zeit verlieren. In ein paar Stunden wird’s dunkel.«

      Je höher sie kam, um so schmaler wurde der Pfad. Manchmal mußte Andrea regelrecht klettern, um voran zu kommen. Aber, damit hatte sie keine Probleme. Schließlich war sie in den Bergen aufgewachsen. Ihre einzige Sorge war, ob das Wetter halten würde, aber noch herrschte blauer Himmel und Sonnenschein.

      Nach einer weiteren Stunde konnte sie die Hütte sehen. Sie stand wie an den Berg geschmiedet. Andrea beeilte sich. Mit jedem Meter, den sie vorankam, schlug ihr Herz schneller. Endlich hielt sie es nicht mehr aus.

      »Thomas!« rief sie, so laut sie konnte. »Thomas, wo bist du?«

      Ihre Worte wurden als vielfaches Echo von den Berghängen zurückgeworfen.

      Das Madel hielt sich eine Hand über die Augen und schirmte das Sonnenlicht ab. Hatte sich da nicht etwas bei der Hütte bewegt? Sie blinzelte mit den Augen. Doch, jemand schaute heraus, jemand, der durch ihr Rufen aufmerksam geworden war.

      Es konnte nur Thomas sein. Sie erkannte den Verband an der linken Hand.

      »Thomas – endlich! Wart’, ich komm’ herauf.«

      Die letzten Meter waren die schwersten. Sie schienen überhaupt kein Ende zu nehmen. Andrea keuchte und rang nach Luft. Endlich hatte sie es geschafft. Mit zitternden Knien stand sie vor Thomas Burger, der sie schweigend ansah.

      Am liebsten wäre sie ihm sofort um den Hals gefallen, aber etwas in seinem Blick hielt sie davon ab.

      »Was willst’?« fragte er schließlich. »Warum kannst mich net in Ruh’ lassen?«

      Andrea erschrak über diese Worte und den Ton, in dem sie gesprochen waren.

      »Aber… ich versteh’ dich net«, sagte sie zögernd. »Ich… ich hab’ dich gesucht, weil ich mir Sorgen gemacht habe, daß du einfach so verschwunden bist. Der Wenzel, Sonja – wir alle haben uns um dich gesorgt.«

      Thomas machte ein versteinertes Gesicht.

      Andrea machte einen Schritt vor und griff nach seiner gesunden Hand. Der junge Musiker wich unwillkürlich zurück, grad’ so, als habe das Madel eine ansteckende Krankheit. Tränen schossen in ihre Augen, als sie seine Reaktion sah.

      »Aber Thomas, was ist denn los?« fragte sie ratlos. »Bitte, ich kann doch nichts für das, was geschehen ist. Warum bist denn so abweisend?«

      Thomas Burger sah sie an.

      »Geh’«, sagte er. »Geh’ wieder hinunter. Ich will allein sein, und eure Sorgen und euer Mitleid brauch’ ich net. Sag’ meinem Bruder, daß es mir gut geht, aber laßt mich in Frieden. Alle!«

      Damit wandte er sich ab, ging in die Hütte und schlug die Tür hinter sich zu. Andrea war wie gelähmt. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, stand sie da. Endlich begriff sie, was geschehen war. Thomas, der Mann, den sie liebte, auf den sie all

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