Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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unternahm einen zögerlichen Versuch, klopfte an die Tür, rief seinen Namen, doch ohne Erfolg. Der Musiker hatte sich in der Hütte verkrochen, wie ein waidwundes Tier in seinem Bau, und war durch nichts zu bewegen, wieder herauszukommen.

      *

      »Ich versteh’ es einfach net«, sagte Andrea Hofer weinend. »Was ist nur in ihn gefahren?«

      Sebastian Trenker strich ihr behutsam über das Haar.

      »Ich könnt’ mir denken, was in den Thomas gefahren ist«, antwortete der Geistliche.

      Sie saßen im Pfarrbüro. Die junge Frau hatte keinen anderen Ausweg mehr gewußt, als sich an den Seelsorger zu wenden. Nachdem sie von der Alm heruntergekommen war, hatte sie sich mit letzter Kraft zum Treffpunkt am Höllenbruch geschleppt, wo Wenzel und Sonja schon auf sie warteten. Auf ihre Frage nach Thomas, konnte Andrea nur unter Tränen antworten.

      »Komm’, ich fahr dich erst einmal nach Haus’«, sagte Wenzel Burger. »Heut wird’s eh nix mehr, in einer Stunde ist’s dunkel. Aber, gleich morgen früh, steig’ ich hinauf und wasch’ dem Burschen den Kopf. Was fällt dem eigentlich ein?«

      Der Bauer war wirklich etwas böse über das Verhalten seines Bruders. Andrea Hofer wollte allerdings nicht zum Hof.

      »Setz’ mich bitte bei der Kirche ab«, bat sie. »Ich möcht’ mit dem Herrn Pfarrer reden. Vielleicht weiß er einen Rat.«

      Sebastian hatte Frau Tappert gebeten, einen Tee für Andrea zu kochen, und die junge Frau in sein Büro geführt. Sie trank den heißen Kräutertee in kleinen Schlucken, und langsam kehrten ihre Lebensgeister wieder zurück.

      »Ich denk’ mir, daß der Thomas glaubt, nie wieder spielen zu können«, sagte der Seelsorger. »Im Augenblick wird niemand an ihn herankommen. Zu tief sitzt der Schmerz, ich meine der seelische Schmerz darüber, daß seine Karriere als Konzertpianist so früh beendet sein könnte. Und in diesem Schmerz ist Thomas ungerecht, auch dir gegenüber. Das mußt du ihm nachsehen und verzeihen. Er meint’s net so.«

      Andrea sah ihn an.

      »Verzeihen? Ich würd’ ihm alles verzeihen.«

      Sebastian nickte.

      »Ich weiß, Andrea. Glaub’ mir, es wird sich alles wieder zum Guten wenden, da bin ich sicher. Thomas liebt dich, und er wird wieder zur Vernunft kommen. Vielleicht nützt es was, wenn ich mit ihm rede.«

      Andreas Miene hellte sich auf.

      »Würden S’ das wirklich tun, Hochwürden?« fragte sie.

      Pfarrer Trenker erhob sich.

      »Ja, gleich morgen, in der Frühe, brech’ ich auf. Und jetzt fahr’ ich dich heim. Wohin willst denn, zu dir nach Hause, oder auf den Burgerhof?«

      »Liebend gerne würd’ ich da sein, wenn Thomas wiederkommt«, erwiderte sie. »Aber, vielleicht ist es erst mal besser, wenn ich nach Hause fahre. Die Eltern machen sich doch auch Sorgen um mich.«

      »Gut«, nickte Sebastian. »Dann laß’ ich beim Wenzel anrufen und Bescheid sagen, daß du wieder zu Hause bist.«

      »Hat Ihr Bruder eigentlich schon etwas darüber herausgefunden, wer hinter dem gemeinen Überfall stecken könnte?« fragte Andrea, als sie auf dem Weg zum Hof ihrer Eltern waren.

      »Bisher net«, antwortete der Geistliche. »Da er Thomas noch net hat sprechen können, ist das, was er darüber weiß, sehr vage. Der Wenzel hat net viel erzählen können, nur daß es zwei maskierte Männer waren, von denen einer beim Weglaufen hinkte…«

      Überraschend fuhr der Seelsorger rechts ran und hielt an. Wie geistesabwesend starrte er nach vorne, durch die Windschutzscheibe. Andrea sah ihn fragend an.

      »Was haben S’ denn, Hochwürden?«

      Sebastian machte ein grimmiges Gesicht.

      »Ich glaub’, mir ist gerad’ was eingefallen«, sagte er und drehte sich zu Andrea um. »Wir haben doch neulich darüber gesprochen, daß du den Franz Hochanger in Verdacht hast, net wahr?«

      »Ja, aber wir können ihm doch nichts beweisen.«

      »Mal sehen. Der Franz ist doch mit dem Wachauer-Josef befreundet, dem Schrotthändler an der Kreisstraße.«

      »Ja, das stimmt.«

      »Und der Mann hinkt!«

      Andrea riß vor Überraschung den Mund auf.

      »Ist das wahr?«

      »So wahr ich der Seelsorger von Sankt Johann bin«, bekräftigte Sebastian Trenker. »Heut’ morgen war ich mit dem Besitzer der Schießbude auf dem Schrottplatz. Der Herr Bichler brauchte einen Austauschmotor für seinen Traktor. Dabei ist es mir aufgefallen. Der Wachauer-Josef ist neben uns her und hat das Tor geöffnet. Er hat eindeutig gehinkt.«

      »Dann hab’ ich auch keine Zweifel mehr, daß der Franz hinter der ganzen Sache steckt«, sagte Andrea. »Dieser gemeine Schuft!«

      Der Pfarrer startete den Motor wieder und gab Gas.

      »Wenn er es war, wird er seine Strafe bekommen«, sagte er.

      *

      Thomas hatte wieder einmal eine schlaflose Nacht verbracht. Seit er hier oben war, gelang es ihm kaum, ein Auge zuzumachen. Zu viele Gedanken kreisten in seinem Kopf, und immer wieder war da die zentrale Frage, wie würde es weitergehen?

      Aber, so sehr er sich auch das Gehirn zermarterte, eine Antwort wollte ihm nicht einfallen.

      Noch bevor die Sonne richtig am Himmel zu sehen war, stand er auf und ging zu dem kleinen Gebirgsbächlein, das hinter der Hütte floß. So gut es eben mit einer Hand ging, machte er Morgentoilette und trank aus dem eiskalten Bach.

      Die Schmerzen waren verschwunden, sie traten eigentlich nur dann noch auf, wenn er die gebrochenen Finger ungeschickt bewegte. Wenn er jedoch aufpaßte, kam das nur selten vor. Allerdings war der einstmals weiße Verband inzwischen schmutzig und grau geworden und hätte dringend gewechselt werden müssen.

      Thomas kam vom Bach zurück und schaute auf den kläglichen Rest seines Proviants. Für heut’ würd’s vielleicht noch reichen, aber spätestens morgen mußte er zur Almhütte hinunter, wenn er hier oben nicht verhungern wollte.

      Mißmutig biß er in einen Kanten Brot. Seine Finger kratzten dabei an seinem Drei-Tage-Bart. Zwar hatte er auch seinen Toilettenbeutel mitgenommen, elektrischen Strom gab es allerdings in der Hütte nicht. Seinen Rasierapparat hatte er umsonst mitgeschleppt.

      Thomas schnitt ein Stück von dem Käse ab. Rechten Hunger hatte er nicht, er wußte aber, daß er essen mußte, und so zwang er sich dazu. Nach dem Frühstück tat er das, was er seit dem Sonntag nachmittag getan hatte – er setzte sich nach draußen auf die Bank und schaute vor sich hin.

      So saß er auch da, als Sebastian bei der Hütte ankam.

      »Sie?« fragte der Musiker erstaunt, als er den Geistlichen vor sich stehen sah. »Was wollen Sie denn hier oben?«

      »Mit dir

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