Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Karl Moislinger liegen sollte, war nämlich leer.

      Kopfschüttelnd stellte die Haushälterin das Tablett auf den Tisch. Vermutlich war der Obdachlose im Badezimmer. Sie wandte sich zum Gehen um – und blieb wie erstarrt stehen.

      Etwas war ihr aufgefallen. Die Plastiktüten, in denen der Moislinger-Karl sein Hab und Gut herumschleppte, die immer neben dem Bett gestanden hatten, waren verschwunden.

      Sophie Tappert blickte auf den Stuhl. Dorthin hatte sie Hochwürdens ausgetragenen Anzug hingehängt, zusammen mit dem Hemd und der Leibwäsche. Alles war fort!

      Sie ging auf den Flur. Zwei Türen weiter war das Badezimmer. Sophie klopfte an, erhielt aber keine Antwort. Sie lauschte einen Moment und drückte, als sie keine Geräusche vernahm, die Klinke herunter. Wie sie erwartet hatte, war das Bad leer.

      »Aus dem Staub gemacht hat er sich, der Herr Moislinger«, schloß sie ihren Bericht.

      Das Wort ›Herr‹ betonte sie dabei.

      »Ob der Doktor Wiesinger ihm denn schon erlaubt hat, aufzustehen?« wunderte der Pfarrer sich.

      »Glauben S’ denn, Hochwürden, daß so einer um Erlaubis fragt?« erwiderte Sophie Tappert. Wir können ja froh sein, daß er ›nur‹ etwas gestohlen, und uns net umgebracht hat.«

      »Bitt’schön, Frau Tappert, übertreiben S’ net. Was fehlt denn eigentlich?«

      »Ein gutes Stück geräuchten Schinken, eine halbe Mettwurst und ein ganzes Brot!« trumpfte sie auf.

      »Nun ja, ich denke, wir werden den Verlust verkraften können«, meinte Sebastian. »Natürlich braucht er eine Wegzehrung. Wenn sonst nichts Schlimmeres geschehen ist.«

      Sophie wurde leichenblaß und preßte eine Hand vor den Mund. Eine Geste, die sie immer dann zeigte, wenn sie ihre Fassungslosigkeit ausdrückte.

      »Sie sagen da ’was, Hochwürden«, rief sie entsetzt und wandte sich zum Küchenschrank um. »Hoffentlich ist’s noch da!«

      »Ja was denn?« wollte der Pfarrer wissen.

      Seine Haushälterin antwortete nicht. Sie wühlte in dem oberen, linken Schrankfach.

      »Es ist weg!« stöhnte sie dann und drehte sich zu Sebastian um. »Hier hat’s gelegen. Jetzt ist es fort. Gestohlen!«

      »Ja, was denn, um alles in der Welt?«

      »Das Geld…, das Haushaltsgeld für die nächste Woch’«, sagte sie leise unter Tränen.

      Sebastian sah sie kopfschüttelnd an. Dann stand er auf und drückte sie sanft auf den Stuhl. Er reichte ihr die Kaffeetasse.

      »Hier trinken Sie erstmal, und dann beruhigen Sie sich«, versuchte er, sie aufzumuntern.

      »Einfach gestohlen!«

      Sophie kramte aus ihrer Schürze ein Taschentuch hervor und trocknete die Tränen.

      »Was mach’ ich denn jetzt nur?« fragte sie. »Das ganze Haushaltsgeld…«

      Sebastian räusperte sich.

      »Natürlich ist es schlimm, was da vorgefallen ist«, sagte er.

      »Dennoch kann ich Ihnen einen kleinen Vorwurf nicht ersparen. Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, Sie sollen das Geld vom Pfarrkonto auf der Bank holen, wenn Sie welches brauchen. Wozu haben Sie denn diese Karte dafür?«

      »Ach, Hochwürden, Sie wissen doch, daß ich diesen Maschinen net trau’, all dieser neumodische Kram. Davon versteh’ ich doch nix«, antwortete sie. »Und die Geheimnummer – merken kann ich’s mir net, und aufschreiben darf ich’s a net.«

      Sie stand auf und machte ein entschlossenes Gesicht.

      »Aber der Bursche wird mich kennenlernen«, drohte sie.

      »Eines Tages läuft er mir wieder über den Weg, und dann…«

      Sie sprach nicht aus, was sie dann zu tun gedachte, statt dessen ging sie zum Telefon und wählte die Nummer des Polizeipostens von St. Johann.

      Sebastian, der ahnte, daß die Haushälterin seinen Bruder anrufen wollte, schmunzelte. Der Max wird sich freuen, so früh aus dem Bett geholt zu werden!

      *

      Vergeblich hatte Elke Kerner beim Frühstück auf Carsten Henning gewartet. Dabei hatte sie sich so darauf gefreut, mit ihm zusammen an einem Tisch zu sitzen. Enttäuscht ging sie hinauf und klopfte an seine Zimmertür. Als Carsten nicht antwortete ging Elke auf ihr Zimmer und zog sich um.

      Sie wußte nicht, wie sie Carstens Verhalten deuten sollte. Ging er ihr absichtlich aus dem Weg? Bereute er vielleicht sogar, was gestern abend geschehen war? Die junge Frau überlegte, ob sie noch eine Weile warten solle, doch dann verwarf sie den Gedanken. Um einen abschließenden Eindruck zu gewinnen, mußte sie noch einmal das Gebiet um St. Johann herum in Augenschein nehmen. Eigentlich war sie schon viel zu spät dran. Sie mußte sich beeilen, die Strecke, die sie sich vorgenommen hatte, brauchte ihre Zeit.

      Elke wollte noch einmal auf die Hohe Riest wandern. Von dort hatte man den schönsten Blick in alle Richtungen. Im Rücken die Berge, und vor sich das weite Tal mit dem Ort darin. Dorthin wollte sie auch ihren Bruder führen. Wenn er dieses Bild sah, konnte Reinhard nur der gleichen Meinung sein, wie sie. Überhaupt war sie sicher, ihren Bruder und Teilhaber der Firma davon überzeugen zu können, daß das ehrgeizige Projekt des Bürgermeisters von St. Johann von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Er konnte sich dem nur anschließen und das Gutachten in ihrem Sinne unterstützen.

      Über den Höllenbruch stieg sie hinauf. Der Pfad war schmal, doch die Sohlen der derben Wanderschuhe griffen gut. Im Hotel hatte Elke sich einen kleinen Rucksack geliehen, in dem etwas Proviant und eine Wasserflasche steckten. Der Fotoapparat und ein Fernglas hingen um ihren Hals. Zu Mittag, so hatte die junge Frau sich vorgenommen, wollte sie in einer Sennenwirtschaft einkehren.

      Elke schnaufte ein wenig, als sie die Hälfte des Weges geschafft hatte. Sie spürte, wie sehr ihr die Übung fehlte. Zwar joggte sie hin und wieder, doch um sich richtig fit zu halten, ließ die Arbeit ihr einfach zu wenig Zeit.

      Schließlich stand sie oben und genoß den herrlichen Rundblick. Beinahe einen ganzen Film verschoß sie und freute sich immer wieder an den herrlichen Motiven. Nachdem sie ausgiebig gerastet hatte, wobei sie sich ihren Proviant schmecken ließ, wanderte sie weiter. Anhand einer Karte stellte sie fest, daß es in einiger Entfernung eine Alm gab, auf der eine Sennerhütte stand. Sie war als Einkehr für Wanderer gekennzeichnet. Auf dem Weg dorthin begegnete Elke immer wieder Menschen, die gleichfalls den sonnigen Tag genossen und sich an der Natur erfreuten.

      Gegen Mittag hatte sie ihr Ziel erreicht. An der Hütte herrschte ein reger Betrieb. Viele Gäste saßen draußen, auf roh gezimmerten Bänken, andere in der kleinen Sennenwirtschaft. Elke fand draußen unter dem Dach einen Platz und bestellte als erstes ein Glas kühle Milch.

      Das junge Madel, das die Milch brachte, fragte, ob sie etwas zu essen wünsche. Elke bejahte und erfuhr, daß es nur ein warmes Gericht gäbe, ansonsten müsse sie mit einer Brotzeit vorlieb nehmen. Sie wählte die warme Mahlzeit und erhielt nach ein paar

      Minuten ein herrliches Schwammerlgulasch mit

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