Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Aufstieg und die frische Bergluft hatten ihren Appetit angeregt.

      In dem Fenster hinter ihr standen wunderhübsche geschnitzte Holzfiguren. Elke fragte das Madel, ob sie verkäuflich seien.

      »Ja«, lautete die Antwort. »Der Großvater schnitzt sie, wenn

      grad keine Leut’ da sind.«

      Sie kaufte einen kleinen geschnitzten Schäferhund, der nur ein paar Mark kostete. Ein nettes Andenken an einen schönen Ausflug. Das Madel, das ihr den Hund brachte, setzte sich zu ihr an den Tisch. Es hieß Katja.

      »Schön habt ihr’s, hier oben«, sagte Elke.

      »Schon, aber immer möcht’ ich net da’roben sein«, erwiderte Katja und erzählte, daß sie in St. Johann wohne und nur am Wochenend’ hier oben beim Großvater sei.

      Der war schon seit mehr als vierzig Jahren auf der Alm und war entschlossen, bis zu seinem Tode hier zu bleiben.

      *

      Die meisten Gäste waren schon wieder unterwegs. Es kamen nur noch wenige herauf. Einer von ihnen fiel Elke auf. Es war ein sonnengebräunter sportlicher Typ, den man leicht für einen Sport-

      ler halten konnte. Selbst jetzt, nach dem anstrengenden Aufstieg schien er kaum aus der Puste zu sein.

      »Das ist unser Pfarrer«, lachte Katja. »Grüß’ Gott, Hochwürden, Sind S’ auch wieder einmal da’roben?«

      Elke staunte. Das sollte der Pfarrer von St. Johann sein? Wenn das Madel es net gesagt hätte – sie würd’s net glauben!

      »Grüß Gott, miteinand’«, nickte Sebastian Trenker und setzte sich zu den beiden. »Katja, ein Glaserl Milch wär’ genau das richtige für mich.«

      »Kommt sofort, Herr Pfarrer«, antwortete sie und verschwand im Haus.

      Der Geistliche wandte sich an Elke Kerner.

      »Sebastian Trenker«, stellte er sich vor.

      Sie nannte ebenfalls ihren Namen. Das war also der Hirte von St. Johann, dachte sie. Er gehörte somit zu den Honoratioren des Ortes. Vielleicht war dies eine gute Gelegenheit, herauszufinden, wie der Pfarrer zu einem Projekt stand, wie es der Bruckner-Markus anstrebte. Behutsam versuchte sie das Gespräch in diese Bahn zu lenken.

      »Ja, es kommen reichlich Touristen hierher«, antwortete Sebastian auf eine diesbezügliche Frage. »Viele von ihnen schon seit Jahren. Sie kommen immer wieder, weil sie hier etwas finden, was es anderswo vielleicht nicht gibt.«

      »Nämlich?«

      Der Geistliche schaute die junge Frau lächelnd an.

      »Ruhe und Erholung.«

      »Aber meinen Sie nicht, daß der Ort ein wenig mehr haben könnte, was den Fremdenverkehr noch mehr ankurbelt und Sankt Johann für Touristen noch attraktiver macht?«

      »Was könnte das sein?«

      Elke Kerner ließ sich einen Moment Zeit mit ihrer Antwort.

      »Nun, ich denke da an eine Skipiste, zum Beispiel, eine Bergbahn zum Gletscher hinauf. Oder ein größeres Hotel mit Schwimmbad. Eine Diskothek, vielleicht«, sagte sie schließlich.

      Sebastian trank einen Schluck von seiner Milch.

      »Sehen Sie, genau das meinte ich, als ich sagte, die Leute finden hier, was sie woanders nicht bekommen – Ruhe und Erholung«, antwortete er. »Die Menschen, die zu uns kommen, wollen keine Skipiste oder eine Diskothek. Gerade deshalb kommen sie immer wieder. Abgesehen davon wäre es eine Schande, unser schönes Tal mit einem großen Hotelkomplex zuzubauen.«

      Er hob eine Hand.

      »Natürlich gibt es Bestrebungen in diese Richtung«, fuhr er fort. »Doch ich denke, daß sie keine Mehrheit finden werden. Die meisten Mitglieder des Gemeinderats sind vernünftig genug, zu erkennen, welche nicht wieder gutzumachenden Schäden der Natur und Umwelt zugefügt würden, sollte solch ein Projekt jemals in Angriff genommen werden.«

      Sebastian schaute Elke Kerner direkt an.

      »Sie scheinen sich sehr für diese Dinge zu interessieren«, stellte er fest. »Haben Sie mit der Tourismusbranche zu tun?«

      Elke spürte ein unangenehmes Gefühl in sich aufsteigen. Was sollte sie antworten? Durfte sie gegenüber dem Geistlichen von ihrer Arbeit sprechen, ohne ihrem Auftraggeber zu schaden?

      »Nicht direkt«, antwortete sie, was ja auch der Wahrheit entsprach, wenngleich es nur die halbe Wahrheit war.

      Zumindest in diesem Fall hatte sie mit dem Fremdenverkehr zu tun.

      »Ich interessiere mich nur ganz allgemein.«

      Sebastian Trenker nickte verstehend.

      »Ich weiß, daß der Fremdenverkehr Geld in die Kassen bringt, die heutzutage überall leer sind, egal ob in den Kommunen oder bei den Geschäftsleuten. Dennoch kann kein gesunder Menschenverstand es gutheißen, daß um des Profit willens, die Natur und damit der Lebensraum von Mensch und Tier zerstört wird«, schloß er seine Ausführungen.

      Elke Kerner erhob sich.

      »Vielen Dank, Herr Pfarrer, ich glaube, Sie haben mir noch ein bißchen mehr die Augen geöffnet«, sagte sie und wandte sich zum Gehen. »Auf Wiedersehen. Bevor ich abreise, werde ich Ihre Kirche besuchen.«

      »Das freut mich. Sie sind herzlich willkommen.«

      Sebastian sah der jungen Frau nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Etwas an dem Gespräch mit ihr hatte ihn nachdenklich gemacht. Für eine Touristin hatte Elke Kerener zuviele gezielte Fragen gestellt.

      War es wirklich nur allgemeines Interesse gewesen, das sie zu diesen Fragen veranlaßt ahtte?

      Sebastian ahnte nicht, daß er mit seiner Meinung Elkes Herz erleichtert hatte. Jetzt würde es ihr nur noch halb so schwer fallen, auch ihren Bruder von der Notwendigkeit zu überzeugen, Bürgermeister Bruckner ein negatives Gutachen zu überreichen.

      *

      Als Carsten Henning erwachte, bekam er einen Heidenschrecken. Der Reisewecker zeigte halb zwölf an.

      »Um Himmels willen«, stöhnte er und sprang aus dem Bett. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so lange geschlafen hatte. Ausgerechnet heute mußte es ihm passieren, wo er doch zusammen mit Elke frühstücken wollte! Sie hatten es zwar nicht ausdrücklich verabredet, aber irgendwie verstand es sich von selbst, und genauso selbstverständlich würden sie den Tag zusammen verbringen.

      Daran war nur die schlaflose Nacht schuld! Der Morgen graute schon, als Carsten endlich die Augen zufielen. Da war es vielleicht verständlich, daß er so lange geschlafen hatte. Er hoffte zumindest, daß Elke dieses Verständnis haben würde, wenn er ihr es erzählte.

      Das Frühstücksbüfett war natürlich schon abgeräumt, das Hotelpersonal bereitete sich auf den Mittagstisch vor, Irma Reisinger erklärte sich dennoch bereit, ein kleines Frühstück für den Verspäteten zusammenzustellen. Carsten fragte die Wirtin nach Elke.

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