Direkte Restaurationen im Seitenzahnbereich. Salvatore Scolavino
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Abb. 14 Schmelzeinbruch mit Dentinexposition.
Abb. 15 Dramatische Folgen einer kariösen Erkrankung. Dieser erste Molar kann nur noch extrahiert werden.
Abb. 16 Nicht aktive kavitierte Läsion auf der Okklusalfläche eines oberen Molaren, der vom Patienten regelmäßig gereinigt und vom Zahnarzt in regelmäßigen Abständen kontrolliert wurde.
Nicht kavitierte Initialläsionen (ICDAS 1–2) können zudem nach ihrer Aktivität klassifiziert werden. Nach den Kriterien von Nyvad14 kann eine nicht kavitierte Läsion wie folgt definiert werden:
AKTIV: Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Läsion fortschreitet, größer ist, als die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht fortschreitet; die Läsion hat eine raue Oberfläche und sieht kreidig und matt aus (aktiver White Spot); sie ist häufig im Bereich von Plaqueablagerungen anzutreffen, und das Parodontium in der Nähe ist oft entzündet und blutet bei leichter Sondierung; die Schmelzoberfläche ist porös und lässt Säuren in die tieferen Schichten unter der Oberfläche durchdringen. Die Fläche fühlt sich rau an (Abb. 12).
NICHT AKTIV: Wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Läsion nicht fortschreitet, größer ist, als die Wahrscheinlichkeit, dass sie fortschreitet. Die Läsion hat eine glatte Oberfläche und sieht hell und glänzend aus; in der Regel ist sie nicht im Bereich von Plaqueablagerungen anzutreffen, und die umgebende Gingiva ist entzündungsfrei. Die Schmelzoberfläche wurde dank der veränderten lokalen und allgemeinen Bedingungen remineralisiert; häufig verbleiben in den tieferen Schichten unter der Oberfläche weiße Flächen (nicht aktiver White Spot), da die remineralisierte Oberfläche Mineralien stark daran hindert, in tiefere Schichten vorzudringen. Die Oberfläche fühlt sich ähnlich wie die umliegende gesunde Oberfläche an (Abb. 13). Der Umstand, dass bei nicht aktiven Läsionen dennoch in den Schichten unter der Oberfläche weißliche Bereiche zurückbleiben können, oder auch braune Areale, die sich während der Remineralisierung verfärbt haben, schmälert keineswegs den positiven Aspekt an sich: Eine nicht aktive Läsion ist eine aktive Läsion, die zum Stillstand gekommen ist, weil ideale schützende Bedingungen eingetreten sind.
In manchen Fällen kann man kavitierte, meist braun aussehende Läsionen antreffen, die dennoch die Merkmale nicht aktiver Läsionen aufweisen (harte Konsistenz bei leichter Sondierung, in gut gereinigten Bereichen des Zahnes lokalisiert). Dabei handelt es sich in der Regel um die unzutreffender Weise als „Caries sicca“ bezeichneten Initialläsionen: Schmelzkavitationen, die aufgehört haben, fortzuschreiten, weil irgendeine günstige Veränderung im oralen Milieu eingetreten ist (Abb. 16). Bei solchen Läsionen könnten insbesondere bei erwachsenen/älteren Patienten mit niedrigem Risiko einfach nur regelmäßige Kontrolluntersuchungen ausreichen, wenn das Risiko, dass die Läsion kurz- oder mittelfristig (3–6 Monate) wieder aktiv wird, als gering eingeschätzt werden kann und die Läsionen sich in einem leicht zugänglichen Bereich befinden, selbst wenn er für Plaqueansammlungen anfällig ist.
Diagnose in der konservierenden Zahnmedizin
Ein korrekter diagnostischer Prozess bei kariösen Erkrankungen muss notwendigerweise auf zwei Ebenen erfolgen:
• eine übergeordnete, kausale Ebene in Form einer „kariologischen Diagnose“ mittels Analyse der krankheitsbegünstigenden Faktoren und deren Staging je nach Auswirkung auf den jeweiligen Patienten (oder Situs);15,16
• eine untergeordnete, die Folgen betreffende Ebene in Form einer „Läsionsdiagnose“ mittels Erforschung und Erfassung aller durch kariöse Aktivität bedingten Folgen (d. h. ab ICDAS-Stadium 1) und ihrer Aktivität.14
Tabelle 1 Faktoren, die an der Entstehung einer kariösen Erkrankung beteiligt sind
Der kariologische diagnostische Prozess wird in diesem Kapitel nicht behandelt. Für einen zusammenfassenden Überblick wird auf Tabelle 1 verwiesen. Darin sind die wichtigsten, an der Entstehung kariöser Erkrankungen beteiligten Faktoren, deren Unterkategorien sowie Beispiele für krankheitsbegünstigende und gesundheitsfördernde Bedingungen aufgeführt. Ein „korrekter Heilungsplan“ ist folglich das Ergebnis beider diagnostischer Verfahren und beinhaltet neben den Maßnahmen an den Folgen auch die „bewussten“ Methoden und/oder Strategien, um den Einfluss einzelner Risikofaktoren beim jeweiligen Patienten zu reduzieren oder nichtig zu machen. Für solche rein medizinischen Maßnahmen ist es unerlässlich, dass der Arzt die Methoden zur Risikobewertung und die Verfahren für eine konstruktive Veränderung der Risikofaktoren kennt.15,17,18
Zweck des diagnostischen Prozesses am Zahn ist, den Zustand des Hartgewebes zu beurteilen und auf bestehende Anomalien, Verfärbungen sowie kariöse Läsionen und deren Aktivität zu überprüfen. Nach diesen Untersuchungen und weiteren kariologischen Abklärungen ist es möglich, den Patienten in eine Risikoklasse einzustufen.
Grundsätzlich können die Mittel für dentale Diagnostik in 2 Kategorien eingeteilt werden:
Klassische Untersuchungen:
• Anamnese und Gespräch;
• klinische Untersuchung;
• Röntgenuntersuchung.
Begleitende Untersuchungen:
• Laserfluoreszenz;
• Transillumination;
• Sonstige.
Die Erhebung der Anamnese ist der Prozess, bei dem der Arzt Patientendaten erfasst, die einen Einfluss auf den Behandlungsplan und die zahnmedizinische Behandlung haben können. Es ist wichtig, vom Patienten eine schriftliche, unterschriebene Erklärung mit Angaben zu seinem aktuellen Gesundheitszustand, bestehenden Allergien und/oder Unverträglichkeiten, schlechten Gewohnheiten (Rauchen) und der zahnmedizinischen Vorgeschichte einzuholen. Nach der schriftlichen Erhebung der Anamnese, die regelmäßig zu aktualisieren ist, muss der Zahnarzt (eventuell auch bei mehreren Sitzungen) Zeit für ein Gespräch mit dem Patienten einplanen, um die Anamnese zu vertiefen und zu versuchen, den Patienten besser kennen zu lernen und potentiell schädliche Gewohnheiten oder Verhaltensweisen herauszufinden. Insbesondere wird der Arzt beim Gespräch zur Vertiefung der Anamnese versuchen, möglichst viele Angaben zu folgenden Themen zu erhalten:
• Erwartungen und Wünsche des Patienten;
• Ernährungsgewohnheiten;