Jung und nymphoman - Vom Loverboy zum Sugardaddy | Erotischer Roman. Evi Engler
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Dabei traf jeder einzelne Gegenstand genau ins Schwarze, haargenau das, was sie jetzt brauchte. Die zerrissene Leggings war das, was sie für die Provokation in der ehemaligen Pflegefamilie brauchen konnte, eine andere hatte sie nicht. Hier jetzt im Kampf um die richtige Schule war ihr ein seriöserer Auftritt wesentlich lieber. Dann die Busfahrkarte. Damit brauchte sie keine Angst mehr zu haben, beim Schwarzfahren erwischt zu werden, denn hiermit hatte sie das Recht, einen ganzen Monat lang mit dem Bus zu fahren. Es war ein Geschenk des Himmels. Die zwanzig Euro zusammen mit dem Wechselgeld des Physiklehrers waren ein Trumpf in ihrer Hand, der ihr deutlich mehr Bewegungsfreiheit und Unabhängigkeit gab. Sie fühlte sich mit einem Mal stark, mit der richtigen Unterstützung würde sie das schaffen, was sie erreichen wollte.
Sie bedankte sich bei Francis, die schien tatsächlich nicht gewusst zu haben, was ihre Mutter in das Päckchen gepackt hatte. Für sie war es so selbstverständlich, etwas geschenkt zu bekommen, dass sie sich die Freude Leonies nicht so recht erklären konnte. Genügend Geld zu haben, war ihr ebenfalls selbstverständlich, trotzdem freute sie sich mit Leonie. Das ging auch nicht anders, weil ihr die neue Freundin um den Hals fiel und sich dermaßen freute, dass man unbedingt einstimmen musste.
Leonies Gesichtsausdruck veränderte sich vollständig, war sie normalerweise mürrisch bis aggressiv, wirkte sie ganz anders mit entspanntem Gesicht. Man sah jetzt erst ihre Jugend, das gleichmäßige Gesicht, ihren wunderschönen Mund, die beiden Reihen perlweißer Zähne. Sie sah umwerfend aus mit dem strahlenden Lächeln.
Leonie sah sich außerstande, das Lächeln abzustellen, als sie es einmal zugelassen hatte.
»Sag deiner Mam tausend Dank, nein, sag ihr eine Million Dank, nein, sag ihr einfach ganz, ganz lieben Dank. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist voll krass von ihr, so an mich zu denken, ich kann es noch nicht glauben. Ich weiß echt nicht, was ich sagen soll, echt. Ich hab keine Ahnung, was ich jemals wieder sagen soll.«
Francis griente.
»Dafür, dass du nichts zu sagen weißt, quasselst du aber ganz schön.«
Leonie stutzte und umarmte die Freundin glücklich lachend. Francis konnte sich nicht erinnern, Leonie jemals lachen gehört zu haben. Es war ein glucksendes Lachen, eines, das ansteckend war, ein nettes und freundliches Lachen. Sie freute sich darüber, dass die Freundin so glücklich war und wünschte sich, sie noch öfter so glücklich zu sehen.
Nach der vierten Stunde wartete Leonie die gesamte große Pause vor dem Lehrerzimmer auf den Physik- und Mathelehrer. Er kam nicht.
Als es erneut zum Unterricht läutete, ging sie ins Sekretariat und fragte:
»Ist der Herr Bauer zu sprechen? Er wollte mir etwas sagen.«
»Ach, du schon wieder«, begrüßte sie die neugierige Sekretärin abschätzig. »Herr Bauer ist schon weg, er hatte heute nur vier Stunden. Wieso? Was wollte er dir sagen?«
Leonie fühlte die Enttäuschung im Magen, ein dicker Kloß wurde ihr hineingestoßen und nahm ihr beinahe den Atem. Sie hatte so große Hoffnungen auf den Lehrer gesetzt, er hatte es ihr versprochen. So waren die Erwachsenen halt, sie fühlten sich an ihr Wort nicht gebunden, zumindest dann nicht, wenn sie es Kindern oder Jugendlichen gegeben hatten.
Seine Reaktion war ganz normal für einen Erwachsenen, sie war ihm nicht wichtig genug. Sie fühlte sich in ihrer negativen Weltsicht bestätigt.
Der erste Freund
Francis hatte nach der letzten Schulstunde keine Zeit, so blieb Leonie allein. Sie wollte nicht nach Hause, dort wartete der bekloppte Sozialarbeiter auf sie, der gewiss eine Menge laute Worte zu ihr sagen würde. Außerdem wartete da auch noch der Dreckstyp auf sie, der sie gestern vergewaltigt hatte. Mordgedanken stiegen in ihr auf. Sie hatte nicht die Absicht, dem Idioten ständig zur Verfügung zu stehen. Es gab die Hoffnung, dass sich die beiden Mädels ebenfalls daran beteiligen würden, dem Jungen den Hormonstau abzubauen, ansonsten sah sie schwarz für sich. Sie würde etwas ändern, das stand fest, nur was?
Sie setzte sich in die Eisdiele, sie verfügte ja jetzt über Geld. Über den kostbaren Eisbecher gebeugt, hörte sie eine Stimme:
»Bitte erlauben Sie mir, ein Kompliment auszusprechen. Ich sah selten eine junge Frau mit so reizendem Gesicht. Wundervoll, sehr eindrucksvoll, wunderschön!«
Leonie blickte auf. Ein Mann stand vor ihr, aber was für einer. Wie alt mochte er sein? Schon älter, so vierundzwanzig, fünfundzwanzig. Das dunkle Haar war supergeil frisiert und er trug einen Anzug! Er trug einen Anzug! Hellgrau, aus schimmernder Seide, der warmen Witterung angepasst. Darunter ein Hemd mit Stehkragen oder so, ohne Krawatte zu tragen.
Leonie blickte auf und sah in die dunklen Augen. Damit war sie verloren. Der Typ nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen.
»Erlauben Sie?« Er deutete auf den freien Stuhl an ihrem Tisch und wartete tatsächlich ihre Erlaubnis ab, ganz im Ernst! Leonie wollte es nicht glauben, aber ein Erwachsener fragte sie um Erlaubnis, irgendetwas zu tun.
Sie kam sich toll vor. Sie war froh, die neue Leggings zu tragen, so sah sie nicht ganz so verboten aus.
Der Typ war, boh, der war einfach boh! Der konnte sich nur verirrt haben, der ging bestimmt bald wieder.
Boh! Was für ein Typ! Leonie war sprachlos vor Erstaunen.
»Ihre Erscheinung blendet mich beinahe«, meinte er und nahm Platz, »bereits von außen sah ich Sie und wusste gleich, diese wunderbare Frau musst du kennenlernen. Ich musste regelrecht. Sie sind verheiratet, oder? Ihr Mann oder ihr Freund muss der glücklichste Mann auf Erden sein, wenn er ein solches Kleinod wie Sie besitzen darf. Nochmals, großes Kompliment!«
Er hielt sie für verheiratet! Sie, die kleine Leonie Bölting! Er führte zum wiederholten Male Leonies Hand an die Lippen.
Ihr war noch niemals vorher die Hand geküsst worden. Überhaupt, geküsst worden, so richtig auf den Mund, war sie eigentlich noch nie. All die Männer, die sich an ihr vergangen hatten, hatten nur das Eine im Sinn gehabt, das Mädchen war ihnen egal, sie wollten nur ihren Körper und von dem nahmen sie sich den Teil, den sie wollten.
Der hier, dieser Herr, war ein ganz anderer Typ, der hatte Format, der war ein Gentleman, der war, boh, war der echt boh! Der war der Hammer schlechthin.
Leonie schmolz dahin. Sie wusste oder ahnte, dass diese vielen Komplimente nicht ernst gemeint sein konnten, aber trotzdem! Ein Gentleman wie aus dem Bilderbuch, der Mann war mehr als eine Sünde wert! Sie gab sich Mühe, ihn nicht zu sehr anzuhimmeln, aber der war schon echte Superklasse.
»Erlauben Sie mir, Sie zu einem kleinen Cocktail einzuladen?«
Zwei Stunden später saß Leonie immer noch mit dem Traumtypen zusammen und konnte es nach wie vor nicht glauben.
»Nenn mich Kvin«, bot er ihr das Du an. Der seltsame Name, so erläuterte er, war eine Verballhornung von ›Kevin‹, der Name, auf den ihn seine Mutter getauft hatte. Den konnte er auf den Tod nicht ausstehen, deswegen nannte er sich ›Kvin‹.
»Wenn du mir schreibst, dann schreibe bitte ›Quinn‹, das hört sich bedeutender an.«
Quinn,