SKULL 3: Die Würfel fallen. Stefan Burban

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу SKULL 3: Die Würfel fallen - Stefan Burban страница 22

Автор:
Серия:
Издательство:
SKULL 3: Die Würfel fallen - Stefan Burban

Скачать книгу

      Dexter blieb ehrfürchtig stehen. In dieser Gruft lagen die sterblichen Überreste von sechs Generationen der Blackburns. Männer und Frauen, die sogar schon gegen die Solare Republik im Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatten. Er senkte andächtig den Blick. Dexter kam sich hier vor wie ein Eindringling. Dies war ein heiliger Ort für seine Familie. Ein Ort der Ehre. Dexter hatte immer angenommen, auch einmal hier beigesetzt zu werden. Neben seinem Bruder, seiner Mutter … seinem Vater.

      Er ging weiter, hielt nur einmal schweigend am Sarg seiner Mutter inne. Dexter sprach in Gedanken einige Worte. Es handelte sich um ein kurzes Gebet, das die Toten auf ihrem Weg begleiten sollte. Dexters Mutter war, schon Jahre bevor er auf die Asylum gekommen war, an einer schweren Krankheit gestorben. Sein Vater hatte sich niemals gänzlich davon erholt. Dexter fragte sich, welchen Verlauf die Geschichte seines Vaters und auch seine eigene genommen hätte, wäre die Gräfin Blackburn nicht derart früh aus dem Leben gerissen worden. Ihre ruhige, besonnene Präsenz hatte immer mäßigend auf Dexters heißblütigen Vater eingewirkt. Und auch auf ihre gemeinsamen Söhne.

      »Wir müssen uns beeilen«, mahnte Melanie flüsternd.

      Dexters Gedanken kehrten ins Hier und Jetzt zurück. Er schüttelte den Kopf, als würde er aus einem Traum erwachen. Schließlich nickte der Skull-Offizier. »Du hast recht.«

      Er wandte sich dem Sarg seines Vaters zu. Dieser stand direkt neben dem seiner Mutter. Dexter machte eine knappe Handbewegung. Melanie und er positionierten sich auf der rechten Seite, Lincoln und Red auf der linken. »Auf drei«, wies Dexter sie an. Er holte tief Luft und eröffnete den Countdown. »Eins … zwei … drei!« Bei der letzten Zahl stemmten die vier Gefährten den Sargdeckel in die Höhe und legten ihn behutsam beiseite.

      Das verdammte Ding war weit schwerer, als er angenommen hatte. Stockend atmend richtete sich Dexter wieder auf. Er konnte es kaum erwarten, endlich den einbalsamierten Körper seines Vaters zu untersuchen. Er musste einfach wissen, was Saizew mit seiner geheimnisvollen Andeutung gemeint hatte. Der Präsident der Freien Republik Condor hatte es inmitten einer blutigen Schlacht für nötig gehalten, Dexter auf diesen Weg zu bringen. Der Mann hatte sich etwas dabei gedacht und Dexter war entschlossen herauszufinden, worin dies bestand.

      Dexters Blick richtete sich auf das Innere des Sargs und er verharrte fassungslos. Eine eisige Klammer schien nach seinem Herzen zu greifen und mit aller Kraft zuzudrücken. Seine drei Kameraden erstarrten nicht weniger verblüfft. Der Sarg war leer.

      »Was zum Teufel geht hier vor?«, flüsterte Dexter mit kaum unterdrücktem Zorn. Er runzelte die Stirn. »Jemand hat seine Leiche gestohlen!«

      Clayton Redburn beugte sich tief hinunter und sog leicht die Luft ein. Schließlich richtete er sich kopfschüttelnd auf. »Das bezweifle ich. In dem Sarg hat niemals eine Leiche gelegen.« Er sah auf und musterte Dexter mitfühlend. »Es tut mir leid, Commodore, aber die sterblichen Überreste Ihres Vaters waren niemals hier.«

      Dexter versuchte, den Kloß hinunterzuschlucken, der sich in seinem Hals zu bilden drohte. Es gelang ihm nicht völlig. Bevor er etwas erwidern konnte, ging schlagartig das Licht in der Gruft an. Die Skull-Offiziere blinzelten in der unerwarteten Helligkeit. Tränen traten in Dexters Augen und behinderten seine Sicht zusätzlich. Er ließ die Taschenlampe fallen und griff nach der unter seiner Jacke verborgenen Waffe.

      »Das würde ich nicht tun«, sprach ihn eine befehlsgewohnte Stimme an.

      Waffen wurden durchgeladen und er spürte mehr, als er es sah, dass ein Dutzend Gewehrläufe auf seine Kameraden und ihn gerichtet wurden. Dexter blinzelte gegen die Helligkeit an. Seine Sicht klärte sich etwas. Er begann, Umrisse wahrzunehmen.

      Der Raum hatte sich mit Bewaffneten gefüllt, allen voran zwei Männer. In dem einen meinte er Vladimir, den Anführer des gräflichen Personenschutzes, zu erkennen. Der andere war sein Bruder.

      Miles Blackburn trat mit angelegter Waffe einen Schritt vor. »Willkommen zu Hause, Bruder!« Die Stimme des amtierenden Grafen von Beltaran nahm einen harten Tonfall an. »Du hättest auf mich hören und dich von dieser Welt fernhalten sollen.«

       12

      Falls Lennox während seiner Reise zur Asylum den Eindruck gehabt hatte, sein Zeitgefühl zu verlieren, dann war es nun dabei, sich vollends zu verabschieden.

      Seine ganze Welt bestand nur noch aus Schmerz oder dem Warten, dass der Schmerz begann. Die ersten zwei Wochen auf der Asylum, verbrachte er in Einzelhaft. Danach holte man ihn zwei Wochen lang jeden Tag ab, verhörte ihn, verprügelte und folterte ihn. Anschließend brachte man ihn auf die Krankenstation, wo der zuständige Arzt ihn wieder zusammenflickte, damit am nächsten Tag alles von vorn beginnen konnte.

      Lennox ging davon aus, dass er nichts verriet, auch wenn er dessen nicht hundertprozentig sicher sein konnte. Bei Verhören unter Folter ging es gerade darum, den Geist des Gefangenen so weit zu brechen, dass dieser nicht mehr klar denken konnte. In diesem Zustand wurden die meisten Informationen preisgegeben.

      Allerdings war er noch am Leben. Das war ein gutes Zeichen. Hätte er geredet, hätten sich die Verantwortlichen schnellstmöglich seiner entledigt. Vermutlich wäre er durch die nächste Luftschleuse im All gelandet. Die ganze Zeit über sah und hörte er nichts von Barrera. Lennox machte sich große Sorgen um den Gunny. Während des Verhörs hatte der zuständige Offizier immer wieder betont, dass Barrera geredet hätte und es keinen Sinn hätte, länger den Mund zu halten.

      Das war eine Lüge, davon war Lennox fest überzeugt. Hätte Barrera geredet, wären sie ebenfalls beide getötet worden. Wenn Lennox noch lebte, dann war die Wahrscheinlichkeit, dass sein Freund und Unteroffizier auch noch unter den Lebenden weilte, sehr hoch.

      In der – soweit er das beurteilen konnte – fünften Woche nach seiner Ankunft auf der Asylum wurde er in den normalen Vollzug überstellt.

      Seine Kerkermeister hatten sich wohl entschieden, die Taktik zu ändern. Wenn sie auf diese Weise fortfuhren, ohne dass er redete, dann bestand die reale Gefahr, dass er starb. Sei es durch Kreislaufversagen oder einen schlichten Herzinfarkt, der menschliche Körper konnte derlei Belastungen nicht unbegrenzt ertragen. Lennox stelle für den Zirkel eine wichtige Informationsquelle dar, zumindest falls sie es je schafften, etwas von Wert aus ihm herauszuholen. Lebend war er für diese Menschen bedeutend wertvoller als tot. Höchstwahrscheinlich hatten sie sich deshalb entschieden, die Zügel etwas zu lockern. Zuckerbrot und Peitsche, eine starke Kombination. Lennox wusste das aus Erfahrung. Während des Krieges hatte er diese Taktik selbst das eine oder andere Mal angewendet.

      Er hatte damals nie groß darüber nachgedacht. Nun, da er sich auf der anderen Seite des Verhörs befand, bereute er es, dies gefangenen Rebellen damals angetan zu haben. Manche Dinge erstrahlten in einem anderen Licht, wenn man sie selbst zu spüren bekam.

      Nun verstand der Marine-Colonel, warum Dexter Blackburn partout nicht mehr auf die Asylum hatte zurückkehren wollen. Dieses Schiff war vielleicht nicht die Hölle, aber auf jeden Fall eine Vorstufe davon. Er knirschte mit den Zähnen und schwor sich, falls es irgendwie in seiner Macht lag, würde er dieses Gefängnisschiff aus der Gleichung herausstreichen. Er wusste nicht, warum die Insassen dieses Gefängnisses hierhergebracht worden waren, aber niemand verdiente diese Art der unmenschlichen Behandlung.

      Lennox betrat auf wackligen Beinen den Gemeinschaftsraum. Augenblicklich richteten sich Dutzende von Augenpaaren auf ihn. Einige Häftlinge spielten Karten, andere beschäftigten sich mit Sport

Скачать книгу