Den Oridongo hinauf. Ingvar Ambjørnsen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Den Oridongo hinauf - Ingvar Ambjørnsen страница 13

Автор:
Серия:
Издательство:
Den Oridongo hinauf - Ingvar Ambjørnsen

Скачать книгу

schon auf mich wartet. Sie, der ich alles schulde.

      Aber dann merke ich, dass ich zu zittern beginne. Das liegt am Blutgeruch.

      »Komm her!«

      Tharald packt meinen Arm und führt mein Fahrrad und mich aus dem Lichtfeld. Weg von der Schweinerei auf dem Asphalt.

      »Was ist denn passiert?«, höre ich mich fragen. Es klingt einfach idiotisch.

      Er sieht mich mit zwei großen braunen Augen an. Ich nehme den Geruch von Tabak und Rasierwasser wahr. »Was sollen wir eigentlich mit dir machen, Vågsvik? Hast du einen Vorschlag? Sollen wir dir das Fahrrad wegnehmen?«

      Wieder schweige ich. Ich erinnere mich an unsere ersten Begegnungen. Wie sehr ich mich gefürchtet hatte. Er hat diese seltsame flüsternde Art zu sprechen, dieser Tharald. Wie einer dieser psychotischen Sheriffs, über die man in Stephen Kings Büchern lesen kann. So einer, von dem du langsam begreifst, dass er restlos verrückt ist, trotz des blendenden Lächelns, mit dem er irgendwo weit draußen in der Wüste von Nevada dein Auto anhält und deinen Führerschein sehen will. Und bald steckst du fest in einem hitzeflirrenden Albtraum.

      Aber so ist Tharald nicht. Tharald ist ein milder Mann. Zurechnungsfähig und verständnisvoll. Jetzt lässt er mich zum Beispiel verstehen, dass er enttäuscht von mir ist. Denn ist es nicht so, dass wir schon zweimal über das Fahren im Dunkeln ohne Licht gesprochen haben? Doch. So ist das.

      Wie zu einem kleinen Jungen.

      »Was wird aus dem Tier?«, frage ich ausweichend.

      Er bückt sich und drückt den Daumen auf den Dynamo. Hebt den Reifen. »Tritt zu.«

      Das tue ich. Das Licht der Lampe flackert ein wenig. Unsicher. Hinter uns fährt der Krankenwagen vor. Autotüren werden geöffnet. Geschlossen.

      »Kannst du zu Berit nach Hause strampeln oder muss Jenny dich fahren? Zeig mal deine Hände!«

      Die zittern ein wenig, aber so schlimm ist das nicht, unter diesen Umständen. Ich bin ein Junge aus der Stadt. Ich bin nicht ans Schlachten gewöhnt.

      »Ich habe keine Zeit für dich«, sagt er. »Das ist schrecklich traurig. Was sagst du? Soll Jenny dich nach Hause fahren?«

      Was soll ich denn sagen? Etwas in mir, sehr viel sogar, möchte ja gern willenlos von Jenny Lydersen nach Hause gefahren werden. Möchte dort neben ihr auf der Vorderbank sitzen und die Straße auf sich zukommen sehen, während der Polizeifunk knistert. Will ihre schmale Hand auf der Gangschaltung sehen. Ihr Profil im halbdunklen Wagen. Aber die Vorstellung, in einem Streifenwagen nach Hause zu kommen, und sei es die lokale Variante … und mit ihr. Mit Jenny. Berit würde mich wie ein offenes Buch mit Großschrift für Sehbehinderte lesen können.

      Deshalb lehne ich das Angebot ab. Frage stattdessen, ob ich irgendwie behilflich sein kann.

      Das kann ich nicht.

      Ich soll ganz einfach mit brennendem Fahrradlicht zu Berit nach Hause fahren. Sonst…

      Nach zwei Kilometern tritt eine späte Reaktion ein. Das Bild des toten Tieres macht mir zu schaffen. Die verdrehten Augen. Das heraushängende Gedärm. Der Blutgeruch.

      Halte am Straßenrand an und kotze ein wenig.

       5

      Ich höre das behutsame Klappern der Tastatur, sowie ich die Diele betrete. Sehe ihren schmalen Rücken im Arbeitszimmer, als ich Magnes Jacke aufhänge. So wie er sie zahllose Male nach irgendeinem Arbeitseinsatz gesehen haben muss. Der Rücken der Strickjacke im blauen Licht des Computerbildschirms. Die grau melierten Haare, die im Rücken zu einem achtlosen Knoten gesammelt sind. Das enge Zimmer, eigentlich ist es nur eine Art geräumiger Verschlag mit Regalen voller Ordner und Stapeln von Zeitungen und Papieren. Über dem Schreibtisch hängen Zeichnungen, die Lilly als Kind angefertigt hat. Sonne und Berge. Meer. Menschen mit großen Köpfen und winzigen Beinchen.

      »Wo hast du denn so lange gesteckt?« Sie redet mit mir, ohne mich anzusehen.

      Ich gebe keine Antwort. Gehe stattdessen in die Küche und gieße einen Schluck Kaffee in meine Tasse. Ich ziehe es vor, angesehen zu werden, wenn ich angesprochen werde.

      »Komm mal her, dann zeig ich dir etwas!«

      Ich will nichts gezeigt bekommen. Meine Zeit im Internet ist zu Ende. Das ist in Ordnung so. Aber dann will ich auch nichts gezeigt bekommen, weder von ihr noch von anderen. Entweder freie Suche oder nichts.

      Dann steht sie in der Tür. »Sei doch nicht so kindisch! Wir haben doch abgemacht, dass wir zusammen ins Netz gehen können!«

      Was hatte ich denn für eine Wahl? Ich kann noch immer Arne Svendsen wiehern hören, als er sich über den Apparat beugt und alle Viren tilgt, für die Berit und er mich verantwortlich machen. »Himmel, du hast ja wirklich eine richtige Runde gedreht, Ulf! Reg dich ab! Ich bin ja auch nicht besser. Aber eine brauchbare Faustregel ist, allem aus dem Weg zu gehen, das sich als gratis ausgibt. Im Netz ist nichts gratis. Jedenfalls nicht in dieser Branche.«

      Was denn für eine Branche, will sie wissen.

      Er murmelt etwas über Jagd und Fischerei. Sport und Freizeit. Dann kommt wieder sein blödes Kichern, und er zwinkert mir zu und bildet sich ein, dass sie das nicht bemerkt.

      An den folgenden Tagen ist es still zwischen Berit und mir.

      Aber was antworte ich, als sie mir anbietet, mit ihr zusammen ins Netz zu gehen, und nur mit ihr? Da sage ich ja, denn jetzt kann ich ihr Schmollen nicht mehr ertragen. Kann ihre knappen einsilbigen Antworten, immer, wenn ich mich an sie wende, nicht mehr ertragen.

      »Es tut mir leid«, sage ich jetzt und zwinge den Zorn, der in mir aufgestiegen ist, zurück ins tiefe Wasser. »Ich war anderswo mit meinen Gedanken. Es hat einen Unfall gegeben. Ich habe Blut unter den Schuhen. Ja, ich habe sie draußen auf der Treppe stehen lassen.«

      Auf diese Weise manövriere ich uns beide aus dieser leicht kniffligen Situation.

      Was sage ich da! Und so weiter.

      Doch. Als ich um die Ecke bog. Das große tote Tier und der alte Mann im Schock unter einer Decke. Lensmann Tharald Reine, der die Lage nicht ganz im Griff hat. Ich streiche Jenny Lydersen von der Darstellerliste.

      »Wir mussten das Tier doch von der Fahrbahn schaffen. Und den Alten beruhigen.«

      Ich liefere keine Details. Kein Gedärm. Keine verzerrten Augen. Besser so.

      »Aber Herrgott, das muss doch einfach entsetzlich gewesen sein. Lass dich mal anfassen!«

      Mich mal anfassen?

      Sie nimmt meine Hände. »Du zitterst ja!«

      Was ist mit meinen Händen los, dass sie die ganze Zeit angesehen werden müssen, festgehalten?

      »Ich halte das für eine ganz normale Reaktion, wenn man bis zu den Knien in Blut und Innereien gestanden hat.«

      »Und wer?«

      »Ich weiß nicht. Es ist so schnell gegangen. Sie haben ihn weggebracht.«

      Aber

Скачать книгу