Den Oridongo hinauf. Ingvar Ambjørnsen

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Den Oridongo hinauf - Ingvar Ambjørnsen

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Das heißt doch nicht, dass wir Pläne für dich schmieden.«

      »Nicht? Und was hat die weise Frau aus Viken geantwortet?«

      »Ich habe gesagt, dass ich mir nie im Leben vorstellen kann, dass du da mitmachen würdest. Aber dass sie dich ja fragen könnte.«

      Ich stelle fest, dass mir ein leicht ungläubiges Lachen entschlüpft. Jetzt muss ich mich an alle Gespräche aus dem Blauen Zimmer erinnern.

      Sie stellt mit einer Bewegung, die mir als unnötig heftig erscheint, ihre Kaffeetasse auf den Tisch. »Jetzt fang bloß nicht damit an!«, sagt sie.

      Ganz ohne die Stimme zu heben, erkläre ich ihr, dass ich durchaus nicht vorhabe, mit irgendetwas anzufangen.

      »Wir müssen nur ein klein wenig aufräumen. Okay?«

      Sie antwortet mit einem Seufzer, der mich eigentlich ziemlich wütend macht, aber das zeige ich nicht. Ich lege eine längere Pause ein, ehe ich weiterrede. Überlege. So muss das gemacht werden. Ja, ich warte so lange, dass sie offenbar glaubt, dass ich den Fall auf sich beruhen lassen will, denn als ich jetzt etwas sage, sehe ich, dass sie zusammenzuckt.

      »Wir können das ja von Anfang an durchgehen«, schlage ich vor.

      Leise: »Ach, du meine Güte!«

      Das Letzte, was ich will, ist, sie zu quälen. Dazu bin ich auch gar nicht veranlagt. Andererseits ist es so, dass ich in dieser Angelegenheit hintergangen werde. Wenn ein Gespräch über mich geführt wird, darüber, wozu ich wohl bereit bin oder nicht, dann verlange ich, darüber informiert zu werden. Am besten im Voraus. Und jetzt, wo sie ins Fettnäpfchen getreten sind, ist es ja wohl das Mindeste, was ich erwarten kann, dass Berit erklärt, was eigentlich geschehen ist. Das ist doch nicht zu viel verlangt. Und das erläutere ich hier auf ruhige und gelassene Weise.

      Und jetzt wird sie eine andere. Ihre leicht resignierte Miene verschwindet. Sie lächelt und mustert mich mit dem schwedischen Blick. Den schönen Augen.

      »Ist schon gut«, sagt sie. »Ich werde alle Karten auf den Tisch legen.«

      Na gut. Jetzt kommt sie mir so. Sie will meinem Ernst mit ihrem Spiel begegnen. Das geschieht nicht zum ersten Mal. Indem sie ihre eigene Rolle übertreibt, will sie mir klarmachen, was sie von meiner Übertreibung hält. Das hat sie irgendwo gelernt.

      Also gebe ich Kontra. Ich sage, dass ich rein gar nichts wissen will. Es kann doch eigentlich egal sein.

      »Aber nicht so, mein gutester Vågsvikinger. So leicht kommst du mir nicht davon!«

      Sie kommt auf mich zu und setzt sich auf meinen Schoß. Tippt mit dem Zeigefinger meine Nasenspitze an.

      Für das mit dem Vågsvikinger habe ich eine Schwäche. Und für den Zeigefinger ebenfalls. Andererseits meine ich es ernst. Ich finde es gar nicht gut, wenn hinter meinem Rücken geredet wird.

      »Ein kleines Gespräch«, sagte ich. »Ich hatte den Eindruck, dass es eine große Veranstaltung werden soll?«

      »Ach, das hattest du also? Aber das ist doch der Anfang. Ich dachte, du hast gesagt, du wolltest wissen, wann ich mit Ellen gesprochen habe?«

      »Das ist nicht so wichtig«, sage ich. »Aber war das vielleicht deine Idee, wo du dich so aufregst?«

      »Weißt du was? Du bist ganz einfach unmöglich!«

      »Na gut. Bringen wir die Sache hinter uns. Auf mich wartet draußen im Schuppen noch eine kleine Aufgabe. Ellen ruft an.«

      »Nein. Ich begegne Ellen im Laden. Bei der Gefriertruhe, übrigens. Ich habe soeben eine Packung grüne Erbsen herausgenommen, als ich sie kommen sehe. Das war gestern, also nicht weniger als vierundzwanzig Stunden, ehe sie dich in diesen finsteren Plan eingeweiht hat, deshalb kann ich verstehen, dass du beleidigt bist. Ich hatte dich auch nicht um Erlaubnis gebeten, ehe ich in den Laden gegangen bin, ich weiß auch nicht, warum. Vielleicht war es mir schnurz? Oder du hast vielleicht geschlafen?«

      Pause.

      »Was glaubst du? Such dir die schlimmere Antwort aus.«

      Ich sage nichts. Es ist schön, wenn sie so hier sitzt.

      »Es gibt also nur diese kleine Idee, die sich in Ellens Kopf festgesetzt hat«, sagt sie jetzt. »Und dass es vielleicht für viele von denen, die ihr ganzes Leben hier oben verbracht haben, interessant sein könnte, ein wenig darüber zu hören, wie jemand, der von außen kommt, diese Gemeinschaft erlebt.«

      Ich lege ihr vorsichtig die Hand auf den Oberschenkel. »Ich glaube, das kann leicht zu privat werden.«

      »Dass kann doch nicht passieren, wenn sie die Fragen stellt, oder? Sie ist doch meine beste Freundin!«

      Ich lasse mich zurücksinken und schließe die Augen. Ihr Zeigefinger verschwindet. So sitze ich da und spüre ihre Wärme, und denke, dass es einfach unmöglich ist, ihr für längere Zeit böse zu sein. Das geht nicht. Und wenn ich mir die Sache richtig gut überlege, kann ich dieses Gespräch zwischen zwei Frauen über mich dort im Laden durchaus auch in positivem Licht sehen. Zuerst die Idee, die Ellen kommt, als sie zu Hause ist und mit ihrer Arbeit herumpusselt. Mit wem könnte man in aller Öffentlichkeit ein interessantes Gespräch führen? Wer könnte bei einem Treffen im Gemeindehaus Licht auf die Probleme werfen, mit denen ein Neuling konfrontiert wird, wenn er sich hier auf Vaksøy niederlässt? Und da meldet sich in ihr mein Name mit großer Selbstverständlichkeit zu Wort. Ulf Vågsvik. In Ulf Vågsvik hat sie einen möglichen Gesprächspartner – nicht nur über Probleme und Nachteile, sondern auch über die vielen Vorzüge, die die Insel im Vergleich zum hektischen Großstadtleben eben zu bieten hat. Denn ich habe in den beiden Jahren, in denen ich nun hier oben wohne, nicht an Munition gespart. Sie, und viele andere, wissen genau, wo mein Herz vor Anker gegangen ist. Eine vor allem negativ geladene Person auf die Bühne des Gemeindehauses zu schleppen, würde das Fiasko garantieren. Das können wir nicht zulassen. Aber bei mir kann sie sich sicher fühlen. Ich könnte vielleicht einige humorvolle Bemerkungen über das stillgelegte Hallenbad und die geschlossene Bücherei machen, aber das wäre wohl auch alles. Ich sehne mich nicht weg von hier. Ich tausche gern Chlorwasser und verstaubte Bücher gegen sauberes Meer und hohen Himmel ein. Ich könnte einige scharfe Bemerkungen über die blödsinnige Weise machen, in der norwegisches Dorfleben in Literatur und Film oft dargestellt wird. Die würdelosen Klischees. Ich meine: Haben wir hier oben mehr als einen Reinert von Neset? Mehr als einen Bendik Haga? Nein. Haben wir nicht! Und ich muss doch ein wenig lachen, als ich mir die beiden erwähnten Herren vorstelle, während ihre Namen aus meinem Mund kullern. Ehe ich mit irgendeiner selbstironischen Bemerkung allem den Stachel abbreche. Von meinem Spaziergang am Strand am Tag meiner Ankunft erzähle, zum Beispiel. Meinen ersten Fahrversuchen auf Magnes Dreirad. Hier oben gibt es vermutlich auch nur einen Ulf Vågsvik.

      Aber wäre nämlicher Vågsvik bereit zu diesem öffentlichen Interview? Bereit, mit einem Glas Rotwein oben auf der Bühne zu sitzen und sich an einem Gespräch über Vaksøys Vorzüge und Mängel zu beteiligen? Davon hat Ellen Svendsen doch keine Ahnung. Deshalb ist es vielleicht doch kein Wunder, dass sie die Gelegenheit nutzt, als sie Berit begegnet, der Person, die Ulf Vågsvik unbedingt am besten kennt. Dass sie die Idee zuerst ihr gegenüber zur Sprache bringt.

      Dennoch stimmt hier irgendwo etwas nicht, wenn es also zutrifft, dass Berit sofort, vielleicht sogar mit großer Überzeugung, behauptet, sich einfach nicht vorstellen zu können, dass ich zu so etwas bereit wäre.

      Jedenfalls fragt Ellen mich

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