Ein Samstag in Sydney. Gail Jones

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Ein Samstag in Sydney - Gail  Jones

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Licht. In einer so strahlenden Stadt zu sein. Einer so leuchtenden Stadt. Sie stand auf dem kleinen Balkon, von warmer Luft umfangen, das Gesicht dem Sonnenschein zugeneigt. In Dublin gab es solches Licht nie. Nicht einmal am sonnigsten Tag.

      In der Wohnung in Darlinghurst, die hinter einer riesigen Coca-Cola-Werbetafel lag, war Catherine um acht Uhr aufgewacht. Von hier aus sah man die William Street, die in die Stadt führte, aber nicht zum Hafen. Hier fragte jeder: Haben Sie Hafenblick?

      Sie wollte Luc anrufen, nur um zu sagen: Ach, wie schön die Sonne scheint!

      Und im Dunkeln ist da diese Werbetafel, altmodischer Kitsch, eine leuchtende Wand aus beweglichen roten Streifen und geschwungener weißer Schrift, wie aus einem typisch amerikanischen Film, in der Regie von Altman … und man sieht sie meilenweit entfernt, mein persönlicher Orientierungspunkt, meine eigene elektrische Werbung – und wer hätte das gedacht, ein Mädchen aus dem Pearse Tower, ein Mädchen aus Ballymun…

      Dieseldämpfe und Benzingestank hingen in der Luft, und der Verkehr toste die abschüssige William Street rauf und runter, ins Zentrum und wieder hinaus. Catherine war erst seit zwei Wochen in Sydney, und ihre Unterkunft war geborgt und provisorisch. Jemand aus der Redaktion hatte sie eingeladen, auf die Wohnung aufzupassen; schon bald würde sie mit der Suche nach einer eigenen Bleibe beginnen. Einstweilen aber gefiel ihr diese künstliche Form des Campens, das Leben mit den unvertrauten Möbeln und dem Kleinkram und der Kleidung einer anderen Person im Schrank. Es war wie Urlaub oder ein Traum, etwas, das ihr gestattete, spontan und ungebunden zu sein. Wenn sie an ihre vier Schwestern, ihre Mutter in Dublin und an ihren lieben Bruder Brendan dachte, Gott hab ihn selig, glaubte sie, frei zu sein. Die Einzige, die entkommen war.

      Catherine stand auf, duschte und zog sich ein weites dunkelblaues Sommerkleid über den Kopf. Sie betrachtete sich kurz im Spiegel und entschied sich gegen Lippenstift. Sie würde auf der Macleay Street frühstücken und dann zum Bahnhof laufen. Sie wollte zum Circular Quay, wollte Samstagstouristin werden. Sie würde sich einen Sonnenbrand holen.

      Neben einem Brunnen, der einer Pusteblume glich, einer Kugel unter Wasser, lodernd und extravagant, trank Catherine ein Glas Soja-Latte und pickte an einem krümeligen Croissant. Da war eine Kellnerin mit Dreadlocks und schwarzer Hose, die ungezwungen fröhlich wirkte. Die Kundschaft bestand aus gut aussehenden, hauptsächlich jüngeren Paaren, Leuten, die den Tag im Fitnessstudio begannen oder schnellen Schritts ein Hündchen Gassi führten. Jogginganzüge, Pferdeschwänze, eine kleine kecke Kappe – es gab sie überall, diese Sorte, in Ranelagh und Rathgar, in Camden und Notting Hill, mit der Samstagszeitung in der Sonne in Potts Point.

      Catherine saß still da und dachte daran, was für ein Glück sie hatte, als würde ein Teil von ihr glauben, sie habe es nicht verdient, es sei reiner Zufall, wie ein Lotteriegewinn, durch den sie plötzlich reich geworden war. Sie genoss das unglaubliche Wetter und ihre Freiheit. Durfte sich eine Auswanderin so fühlen? Trotz allem, was sie hinter sich herzog, verlorene Familien und Länder, so gab es doch auch das Gefühl, ein neuer Himmel könne ein Licht der Offenbarung auf sie werfen. Neben Catherine blitzte der Brunnen, und sie fand ihn sehr beschaulich. Mammy hätte er sehr gefallen. Und Mary. Und Philomena. Und Claire. Und Ruthy. Ganz besonders Ruthy. Und Brendan auch, bevor ihn der Unfall aus dem Leben riss und er lange vor seiner Zeit auf dem Glasnevin Cemetery landete.

      Catherine hatte plötzlich Lust auf Rührkuchen und Kartoffeln und sah die Ringstraße vor sich, grau und trist und voller riesiger Laster, die halsbrecherisch durch Regen und Nebel rasten.

      Der Mann, der Catherine am nächsten saß, schlug seine Zeitung auf, und sie betrachtete die Titelseite. Wieder waren irgendwo Bomben explodiert. So viel wusste sie, dass es immer irgendwo einen Bombenanschlag gab. An Catherines zehntem Geburtstag, am 12. Oktober 1984, hatte die IRA einen Anschlag auf das Grand Hotel in Brighton verübt, in der Hoffnung, Margaret Thatcher zu ermorden, und seither war ihr Geburtstag immer mit dieser Geschichte verbunden, die Politik und die Männer und der absolute Wahnsinn dieser ganzen Bombenlegerei hatten sich ihrer bemächtigt. Tagelang waren die Zeitungen und das Fernsehen voll davon – fünf Tote, natürlich war das nichts im Vergleich mit dem Irak jetzt –, aber Catherine hatte damals entdeckt, dass all das, wonach sie sich an ihrem Geburtstag sehnte, im Großen und Allgemeinen gar nichts bedeutete. Die zweitjüngste von fünf Schwestern zu sein, war schlimm genug; sie würde sich immer von anderen und deren Plänen überrannt fühlen. Doch an diesem Tag fing sie an, über Politik nachzudenken, an eine Geschichte, die anders war als Irish Eyes Are Smiling. Sie und Brendan – sie waren sich sehr nahe gewesen, obwohl er fünf Jahre älter war – hatten sich zusammengekauert und sich den Geburtstagstod von Margaret Thatcher vorgestellt, wie Erwachsene über den Sinn des Lebens nachgedacht.

      Einige Monate zuvor hatte Brendan gegen den Besuch von Präsident Reagan im Dorf Ballyporeen demonstriert. Catherine war die Einzige am Essenstisch, die Brendan unterstützt hatte, obwohl sie nicht wirklich begriff, wogegen protestiert wurde. Mam hatte die Schöpfkelle auf den Tisch geknallt und gesagt In meinem Haus wird nicht über Politik geredet! Und Da hatte einfach nur dort gesessen, seine Erbsen gegessen und die anderen hatten gekichert.

      Brendan und Catherine waren die Ernsten, die Schlauen, wie Mam sagte, wenn sie bessere Laune hatte. Brendan war im Fernsehen; sie sahen ihn in der O’Connell Street, wie er mit den anderen Halbstarken laut brüllte, sich in Szene setzte und berühmt werden wollte. Er schrie, Reagan sei ein Kriegstreiber und verdammt noch mal böse, er wolle den Krieg der Sterne auf Erden und Unschuldige vom Himmel schießen. Catherine fand es aufregend, ihn dort zu sehen, auf der Straße, wie er mitten in Dublin Krach schlug. Vertraute Bilder der Stadt blitzten auf und vor ihnen sein Gesicht in der Masse, deren Münder sich vereint öffneten und schlossen.

      Ihr großer Bruder, ah wunderbar, wie er reden konnte …

      Ein paar Tage später zeigte Brendan ihr einen Zeitungsartikel, in dem stand, Reagan habe dem irischen Präsidenten einen Briefbeschwerer überreicht: Er fand das saukomisch. Er äffte die Geschenkübergabe nach, setzte einen ungeübten amerikanischen Akzent auf und machte sich über das schwere Ding lustig, das dazu diente, die widerspenstigen Staatspapiere zusammenzuhalten. Catherine musste Brendan zur Ruhe anhalten, als sein Gelächter hysterisch wurde – Mam würde wissen wollen, was sie beide so lustig fanden.

      Aber es war ein wunderbarer Augenblick, in dem sie sich ihrer Komplizenschaft bewusst waren, sie sich aneinanderschmiegten und wortlos und sofort beschlossen, in geschwisterlicher Liebe und mit der Ahnung von einer gemeinsamen Zukunft, ein Team zu bilden.

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