Tödlicher Crash. Barbara Wimmer

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Tödlicher Crash - Barbara Wimmer

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sagte der Kriminalkommissar und forderte Verstärkung an. Michael Leyrhofer konnte zwar Technik selbst gut bedienen, aber verstehen, nein, verstehen tat er das Zeug nicht.

      Der Cybersecurity-Experte des Bundeskriminalamts, Erwin Hufnagl, nickte nur mit dem Kopf, als ihm Miro Slavic die Sachlage ausführlich erklärte. Beim Flexus Alpha waren wichtige Komponenten wie Bremsen und Gaspedal mit dem Unterhaltungsprogramm, Radio und den Kameras am Auto gleichermaßen über das Internet miteinander verbunden. Dass dies von Bösewichten ausgenutzt werden konnte und diese Art von Autos damit viel stärker gefährdet war für Angriffe aus der Ferne, war generell bekannt. Drauf hatten Sicherheitsexperten bereits im Jahr 2015 hingewiesen. Von manchen Herstellern waren die Systeme trotzdem so gebaut worden – nur erzählten sie es in der Regel ihren Kunden nicht. Das war auch beim ersten Modell des selbstfahrenden Autos von Noofle so. Diese Trennung der Komponenten umzusetzen, wäre extrem schwierig – und vor allem extrem kostenintensiv gewesen. Dazu gab es auch keine gesetzlichen Regelungen. Zwar gab es von externen IT-Firmen Lösungen dazu, aber diese ließen sich ihr Wissen und Know-how teuer bezahlen. Intern hatte man es bei Noofle noch nicht geschafft, eine entsprechende Lösung zu entwickeln. Der Flexus Alpha war außerdem das erste der Noofle-Autos, das für den Massenmarkt konzipiert worden war. Der Konzern stand dabei nicht nur unter Kosten-, sondern auch unter Zeitdruck. Hufnagl und Slavic vertieften sich bei ihrem Gespräch immer mehr in technische Details. Beim nächsten Modell sollte diese Trennung der Komponenten schon besser funktionieren, versicherte der Noofle Österreich-Geschäftsführer dem Sicherheitsexperten des Bundes.

      Kriminalkommissar Leyrhofer hatte in der Zwischenzeit die Faktenlage analysiert. Ein Unbekannter hatte das Fahrzeug aus der Ferne auf 134 Stundenkilometer beschleunigt, nach links gesteuert und es absichtlich in die Baumallee prallen lassen. Damit lag eindeutig ein Mord vor. Und sehr zu seinem Bedauern fiel der Crash mit einem Schlag ganz eindeutig in seinen Zuständigkeitsbereich. Vor ihm lag jetzt eine Menge harter Arbeit. Er runzelte unbewusst seine Stirn und setzte damit seine Denkermiene auf. Die Frage aller Fragen lautete: Wer, bitte sehr, wollte den österreichischen Finanzminister loswerden?

      Kapitel 8

      Shenzhen, China.

      »Hast du gehört, Bill? Sie wissen bereits alles.« Bill zog genüsslich an seiner Zigarette, denn China war eines der letzten Länder der Welt, in denen man noch nicht als totaler Menschenfeind galt, wenn man rauchte. In Europa und den USA war das Rauchen mittlerweile fast überall verboten.

      »Ja, sie wissen, dass jemand den Zero-Day-Exploit ausgenützt hat. Das ist noch nicht viel«, erwiderte Bill.

      Die beiden Deutschen, die in einer Produktionsstätte eines anderen Autoherstellers in China beschäftigt waren, hatten das Smartphone des Noofle-Geschäftsführers Miro Slavic angezapft. Das zu veranlassen war ganz einfach gewesen. Bei einem Treffen auf einer großen Automesse vor ein paar Wochen ließen sie ihn via Social Engineering ausspionieren. Das bedeutete, dass sie ihn und seine Gewohnheiten verfolgten, um diese Informationen im Anschluss für ihre Zwecke auszunutzen.

      Auf diesem Weg fanden sie etwa heraus, dass Slavic ein Faible für die Beobachtung des Wetters hatte – und welches Handymodell der Österreich-Geschäftsführer von Noofle als Diensthandy verwendete. Bei der Automesse schickten sie Slavic eine hübsche, kurvige Hostess mit Hot-Pants und üppigem Dekolleté an seinen Stand, die ihn in ein Gespräch über die neuesten Wetter-Apps verwickelte. Slavic zeigte der Dame bereitwillig seine Lieblings-App für Wettertrends. Die hübsche Hostess war freilich in Wahrheit Computerprofi und ihre Hostessenfunktion nur eine Tarnung. Brühwarm gab die hübsche Hostess die Informationen über die von Slavic genutzten Apps an die IT-Profis, für die sie den Geschäftsmann ausspioniert hatte, weiter.

      Slavic bekam wenige Tage später eine E-Mail, in der ihm vorgeschlagen wurde, ein Update für seine Lieblings-Wetter-App zu installieren, das »extra für Premium-Kunden« entwickelt worden war. Dahinter versteckte sich freilich eine geklonte App, die genauso aussah wie die echte. Nur hatte man damit von außen die Möglichkeit, Gespräche im Raum mitzuhören, indem das Mikrofon aus der Ferne aktiviert wurde. Der Geschäftsführer fiel prompt auf diesen Trick rein. Manchmal war es echt einfach, an gewünschte Informationen zu gelangen. Und Menschen, das wusste jeder Cyberkriminelle, waren nun mal das schwächste Glied in der Kette.

      Kapitel 9

      19.30 Uhr. Stefanie Laudon stieg aus der alten Straßenbahn mit den knarrenden Holzböden aus, die wie jeden Tag im Winter massiv überheizt war. Sie war mit Meggie Winter und Paul Mond zum gemeinsamen Abendessen verabredet. Gerade als sie ihre Stiefeln auf die Straße setzte, vibrierte ihr Smartphone in der Tasche ihres Wintermantels. Schon wieder hatte sie eine Push-Nachricht mit Neuigkeiten rund um den Tod Steinrigls zugeschickt bekommen. Dafür habe ich jetzt keine Zeit, dachte sich die Journalistin. Zum Lokal waren es nur noch wenige Schritte. Auf dem Weg vibrierte ihr Smartphone noch einmal. »Bin schon da!«, schickte ihr Meggie per WhatsApp-Message. Stefanie las die Nachricht aber nicht mehr, denn wenige Sekunden später öffnete sie bereits die Tür des Wirtshauses im 7. Bezirk. Das Amerlingbeisl lag nur 15 Minuten von ihrer Wohnung entfernt und dort trafen sich die drei nicht zum ersten Mal. Es war nicht nur bequem, sondern es gab auch gutes Essen, das allen dreien schmeckte. Vor allem Paul hatte gerne sein Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat und ein gekühltes Augustiner Bräu dazu. Das gab es dort genauso wie die vegetarischen Falafel mit Humus, die Stefanie so liebte. Auch für Meggie würde sich dort wieder etwas finden. Sie aß jedes Mal etwas anderes.

      »Hey«, sagte Meggie zur Begrüßung. Sie stand auf und umarmte Stefanie kurz, aber wenig innig. »Da bist du ja.«

      »Hey, meine Süße. Ja, du weißt ja, wie das ist. Die Redaktion wollte in letzter Minute noch einen neuen Einstieg für die Geschichte. Und dann hat auch noch einer meiner Interviewpartner angerufen, kurz bevor ich gehen wollte. Das hab ich besonders gerne. Vor allem, wenn er dann auch noch ewig redet und nicht aufhört«, erwiderte Stefanie.

      »Du Arme«, sagte Meggie. Der leicht ironische Klang in ihrer Stimme war auch Stefanie nicht entgangen. Freute sich ihre Freundin etwa, wenn sie quälende Überstunden im Büro absolvieren musste, die fix zu ihrem Alltag bei der Tageszeitung gehörten?

      »Und wie war dein Tag so?«, fragte Stefanie zögernd und leicht desinteressiert. Sie wusste, dass Meggie sich jetzt wieder bei ihr ausheulen würde.

      »Ich habe heute einen Tierpsychologen interviewt. Es ging schon wieder um die Beziehungen zwischen Hund und Mensch. Mein Radiosender wollte ein weiteres Mal so eine Tiergeschichte von mir. Die verkaufen sich einfach besser als meine sonstigen Beiträge. Hunde, Katzen, Meerschweinchen. Es scheint mir, als würden sich die Menschen für nichts anderes interessieren«, erklärte Meggie. Sie war frustriert, weil es bei ihr als freie Journalistin derzeit nicht so lief, wie sie es geplant hatte. Zwar hatte sie ihre Situation freiwillig gewählt. Aber statt Aufträge zu Themen, die sie interessierten, bekam sie seit rund einem halben Jahr nur solche rein, die ihr so ganz und gar nicht am Herzen lagen. Sie konnte sich ihre Interviewpartner zwar selbst aussuchen, aber wenn man für ein Thema so absolut keine Leidenschaft mitbrachte, war das nur der halbe Spaß. Das hatte sie sich als Freischaffende einfach ganz anders vorgestellt.

      »Uh«, antwortete Stefanie kurz und knapp. Mehr fiel ihr dazu nicht ein. Sie kannte die Misere, in der sich ihre Freundin befand, schon. Und das Leben als freie Journalistin hatte eben nicht nur Vorteile.

      In derselben Minute ging die Tür auf und mit einem kühlen Luftzug von draußen, der daran erinnerte, dass es stockdunkel und eisig kalt war, kam ihr gemeinsamer Freund Paul herein. Die dunklen Augen des IT-Technikers blitzten auf, als er Stefanie sah. Stefanie bemerkte seine Freude nicht, für sie war Paul nichts als ein guter Freund. Aber einer, mit dem man eine Menge Spaß haben konnte. Und der ihr immer wieder lustige Hackergeschichten aus dem Wiener Hackerspace Metalab erzählte.

      »Hey,

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