Tödlicher Crash. Barbara Wimmer

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Tödlicher Crash - Barbara Wimmer

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ich dir deine Falafel?«

      Küsschen links, Küsschen rechts.

      Meggie sah, wie gut sich die beiden verstanden und wie vertraut sie miteinander umgingen. Obwohl sie alle drei Freunde waren, fühlte sie sich ein wenig wie das fünfte Rad am Wagen. So, als ob sie nicht dazugehörte. In ihrer Brust wurde es eng. Ihre Wangen färbten sich leicht rosig. Neid. Dann nahm sie sich zusammen und versuchte es ebenfalls mit einem Scherz: »Hallo, Paul, ich sehe, dein Iron-Maiden-T-Shirt ist wieder frisch gewaschen?«

      Paul konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Bei ihrem letzten Dreier-Treffen hatte er ein T-Shirt des Musicals »Phantom der Oper« getragen, das er aus London mitgebracht hatte. Heavy Metal und Musicals – das musste sich nicht wirklich ausschließen. Gute Musik war einfach gute Musik. Und seine Begeisterung für Musicals hatte er erst viel später entdeckt. Trotzdem machte er in der Regel keinen großen Hehl aus seinem Faible für Musicals. Wenn ihn sogar die Mädels damit neckten, wie er beim letzten Treffen hatte feststellen müssen. Damals hatte er nämlich gerade alle seine sonstigen T-Shirts, von denen des Hackerkongresses angefangen bis zu seinen Oberteilen mit dem Aufdruck seiner Lieblingsbands, in der Waschmaschine gehabt, so dass er notgedrungen das Musical-Hemd wählte. Seine Hoffnung, das würde niemandem auffallen, hatte sich nicht erfüllt. Sowohl Stefanie als auch Meggie zogen ihn auch jetzt, Monate später, noch regelmäßig damit auf.

      Paul setzte sich neben Meggie an den Vierertisch, so dass er direkt Stefanie gegenübersaß und ihr in die Augen schauen konnte. Er liebte es, Stefanie dabei zu beobachten, wie sie sich regelmäßig durch ihre blonden Haare fuhr und einzelne Strähnen in ihren Fingern eindrehte.

      »Erzähl mal, Paul, was gibt es Neues?«

      »Nichts. Ich kann es noch immer nicht ganz glauben, dass Steinrigl tot ist. Dieses fiese neoliberale Kapitalistenschwein! Was der unserer Abteilung angetan hat! Jetzt im Winter ist es zwar nicht mehr so schlimm, aber ich bin noch immer halb blind von den fehlenden Vorhängen.«

      »Ach ja, die Vorhänge. Du hattest erzählt, dass sie die einfach abmontiert haben im Sommer?«

      »Aus Einsparungsgründen, ja. Weil diese ein paarmal im Jahr verpflichtend gewaschen werden müssen. Und das war der Firma auf einmal zu teuer, weil die finanziellen Erleichterungen nach der Steinrigl-Reform plötzlich weggefallen sind.«

      »Ach kommt, lasst uns über was anderes reden als über diesen langweiligen Steinrigl«, versuchte Meggie, vom Thema abzulenken. Sie interessierte sich nicht wahnsinnig für Politik, wogegen Paul und Stefanie, wenn sie einmal damit angefangen hatten, stundenlang über Ungerechtigkeiten von Politikern ablästern konnten.

      »Aber das mit den Vorhängen, das zeigt so schön in der Praxis, wie sich schlechte Wirtschaftspolitik auswirken kann. Ich meine – in einer IT-Abteilung die Vorhänge wegzurationalisieren ist ja wohl das Dümmste, was man sich ausdenken kann!«

      »Fast so dumm, wie wenn man in einer Bäckerei plötzlich die Bleche in den Backöfen entfernen würde, ja.«

      »Dabei weiß doch jedes kleine Kind, dass sich Sonnenlicht und Computerbildschirme nicht vertragen!«

      »Ja, Paul. Komm, bestell jetzt mal dein Augustiner Bräu!« Stefanie versuchte Meggie zuliebe, den IT-Techniker ein wenig von seiner Nörgelei über Steinrigl runterzuholen. Zwar hatte auch sie den Finanzminister alles andere als gern gehabt, aber der Fall erinnerte sie derzeit zu sehr an ihre Arbeit. Und gerade der wollte sie mit den beiden ein Weilchen entfliehen.

      »Du hast ja recht, Stefanie. Ein Bierchen in Ehren kann keiner verwehren.«

      Wenig später prosteten die drei sich zu. Paul mit seinem Augustiner Bräu, Stefanie mit einem Bio-Zwickl aus der Flasche und Meggie mit ihrem Glas Rotwein.

      »Auf unsere Freundschaft!«

      Klirr. Klirr. Klirr.

      Meggie lehnte sich zurück, als Stefanie und Paul ein Gespräch über neue Arten von Computerschädlingen begannen. Die Verschlüsselungstrojaner, die bereits vor Jahren zum ersten Mal aufgetaucht waren, waren mittlerweile so perfektioniert worden, dass Menschen nicht einmal etwas installieren mussten, um sich die Dinger einzufangen.

      »Ich mache derzeit kaum etwas anderes, als Backups einzuspielen«, klagte Paul.

      Meggie begann, mit ihren Fingern am Tisch zu klopfen, und winkte der Kellnerin. Es musste schleunigst noch ein Glas Rotwein her, anders konnte sie dieses Gesprächsthema einfach nicht ertragen. Sie beobachtete Paul und Stefanie, die so vertieft ins Gespräch waren, dass sie ihre Unruhe nicht bemerkten. Paul war schon süß, dachte sich Meggie, aber er hatte nur Augen für Stefanie. Und die interessierte sich so überhaupt nicht für ihn! Aber egal, was sie, Meggie, sagte, Paul stieg einfach nicht darauf ein. Nach dem dritten Glas Rotwein – sie hatte noch nicht einmal etwas zu essen bestellt – und einer wortkargen Zeit am Tisch verabschiedete sich Meggie schließlich.

      »Ich muss morgen früh raus«, lautete ihre Ausrede. Eine klassische Notlüge. Denn als freie Journalistin konnte sie es sich im Gegensatz zu den anderen beiden tatsächlich selbst aussuchen, wann sie aufstand. »Interview um 9«, fügte sie daher noch hinzu, um glaubwürdiger zu wirken.

      »Uh, hoffentlich nicht wieder einen Tierpsychologen«, sagte Stefanie.

      Was eigentlich nett und witzig gemeint war, kam bei Meggie ganz und gar nicht so an. Sie fühlte sich von ihrer Freundin verraten. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Das unangenehme Gefühl, in der Situation eigentlich nur gestört zu haben, verstärkte sich einmal mehr.

      »Haha, nein«, sagte Meggie und überspielte ihren Frust.

      »Mach’s gut, meine Süße«, sagte Stefanie zum Abschied und umarmte sie. Meggie ließ sich drücken. Sie fühlte sich sogar echt an, diese Umarmung. Aber sie konnte ihre Gefühle – eine Mischung aus Frust, weil Paul in Stefanie verknallt war, und Neid, weil Stefanie am Ende trotz all der Einschränkungen doch den viel besseren Job von ihnen beiden hatte – nicht unterdrücken und riss sich relativ rasch los. Nicht, dass dann auch noch ein schlechtes Gewissen dazukam …

      »Bye, bye, ihr beiden. Trinkt noch einen auf mich!«

      Als die Tür aufging, kam einmal mehr ein kalter Luftzug von draußen herein. Paul fragte Stefanie: »Ist dir kalt? Soll ich uns einen Schnaps bestellen zum Aufwärmen?«

      »Ach, lass uns doch erst mal was essen.«

      »Falafel mit Humus?«

      »Wiener Schnitzel?«

      Beide mussten lachen, als sie die Kellnerin herbeiwinkten.

      »Auf einen lustigen Abend!«

      »Den werden wir noch haben …«

      Kapitel 10

      An dem Ort, an dem Wolfgang Steinrigl zu Tode gekommen war, standen drei Tage nach seinem Tod überall Kerzen. Dutzende Kerzen. Es hingen auch Lebkuchenherzen an dem Baum, gegen den das Auto geknallt war, gekauft auf den ersten Weihnachtsmärkten, die bereits überall im Land ihre Pforten geöffnet hatten. Auch ein schön geschmückter Kranz war zu finden. Darauf stand: ›Wir vermissen dich!‹ Der Kranz stammte von dem Bruder des Toten, Thomas Steinrigl, und seiner Ehefrau Sigrid und ihren zwei Töchtern.

      Thomas Steinrigls Ehefrau stand noch immer unter Schock. Dass sie den grausigen Tod ihres Schwagers am Unfallort fast

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