Seidenstadt-Schweigen. Ulrike Renk

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Seidenstadt-Schweigen - Ulrike Renk

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rechts, neben der Bombe.«

      Der Hauptkommissar ging in die Hocke, starrte in das Loch. Mit viel Mühe und einiger Fantasie konnte er einen Umriss ausmachen. »Meinst du den Wulst da?«

      Brackhausen nickte. »Schau mal ein Stück weiter runter. Von da vorne ist es besser zu erkennen.«

      Er führte Fischer auf die andere Seite. »Sieh mal, das ist doch ein Stiefel.«

      »Sieht tatsächlich so aus.« Wieder ging Fischer in die Hocke. »Anscheinend hat da jemand etwas in eine Plane eingewickelt und in das Loch geschmissen.«

      »Etwas?«

      »Oliver.« Fischer richtete sich auf und klopfte sich den Staub von der Hose. »Es können Kleider sein oder es sind nur die Plane und Stiefel. Es kann auch ein toter Mensch sein. Erfahren werden wir das erst, wenn die Bombe entschärft und beseitigt worden ist.«

      »Besteht nicht Handlungsbedarf bei Verdacht auf einen Mord?«

      »Immer langsam. Wer sagt dir denn, dass das ein Mord war? Dieser Stiefel und die Plane liegen schon lange hier. Vermutlich seit dem Krieg. Da eilt gar nichts.«

      »Hallo.« Jemand trat auf die beiden zu. »Ich bin Werner Schneider vom KMRD. Mein Kollege Dieter Völler kommt auch noch. Was habt ihr denn hier Schönes?«

      »Einen Blindgänger.« Fischer wies zur Grube. »Jürgen Fischer, KK 11.«

      »KK 11?«

      »Ja. Mein Kollege vermutet, eine Leiche neben der Bombe gefunden zu haben. Dort, die Plane.«

      »Plane?« Schneider schüttelte den Kopf. »Na, mit viel Fantasie erkenne ich es. Den Stiefel, ja. Ist schon älter, vermutlich aus dem Krieg. Nicht selten wurden Bombenkrater mit Müll aufgefüllt. Oder wenn etwas reingefallen war, hat man es tunlichst vermieden, es wieder rauszuholen. Zu gefährlich. Heute immer noch.« Er schaute sich um. »Wie ist die Bebauung hier? Ist das Ordnungsamt schon informiert? Viele Anwohner?«

      »Ja. Und da hinten ist eine Grundschule.«

      »Auch das noch. Erst mal muss ein Erdwall errichtet werden. Gut einen halben Meter hoch, rundherum.« Schneider drehte sich um. »Das Haus ist natürlich klasse. Glas. Herrje, sollte etwas schiefgehen, ist es hin. Was ist da drin?«

      »Das ist unser Regenwaldhaus. Auf einer Fläche von gut 1100 Quadratmetern leben hier etwa 350 Tier- und Pflanzenarten in einem Ökosystem. Das Haus ist gut 17 Meter hoch und hat eine Konstruktion aus Holz und Plexiglas.« Der Mitarbeiter des Zoos rasselte die Informationen herunter.

      »350 Tierarten?« Schneider schüttelte den Kopf. »Wie lange brauchen Sie, um das Haus zu räumen?«

      »Räumen? Das können wir nicht räumen. Zum größten Teil sind es Insekten. Blattschneiderameisen und Schmetterlinge.«

      Der Mann vom Kampfmittelräumdienst zuckte mit den Schultern. »Ihre Entscheidung, nicht meine. Ich werde mich gleich mal vorsichtig an das Schätzchen da unten herantasten. Vor morgen können wir die Bombe aber nicht entschärfen.«

      »Und was ist mit der Leiche?«, fragte Oliver Brackhausen.

      »Ob das wirklich eine Leiche ist, werden wir morgen sehen, früher nicht.« Schneider nickte Brackhausen zu. »Jetzt muss erst einmal ein Erdwall her.«

      »Ich versteh es nicht, Jürgen. Ich habe genau den Stiefel gesehen und die Umrisse eines Körpers. Muss da nicht die Staatsanwaltschaft informiert werden?«

      »Wenn dort jemand liegt, dann schon. Aber stell dir vor, es ist nur ein Kleiderbündel. Jemand von der SS, der sich am Ende des Krieges all seiner Sachen entledigt hat … und du machst jetzt die Welle.« Fischer lachte.

      »Dort liegt ein toter Mensch. Du wirst schon sehen, dass ich Recht habe.«

      »Warten wir es ab, Oliver, warten wir es ab.«

      4. Kapitel

      Siegfried Brüx stand im Flur vor dem großen Besprechungsraum.

      »Hast du etwas finden können?« Fischer blieb stehen, tastete nach seinen Zigaretten, nahm die Packung aber nicht aus der Tasche.

      »Jede Menge Fingerabdrücke auf dem Umschlag, nichts auf der Postkarte. Sie ist von einem Foto gemacht worden. Es gibt da so Dienste im Internet, da kann man seine Bilder hinschicken und diese werden auf Karton gedruckt. Keine wirklich gute Qualität. Jemand hat die Karte aber sorgfältig abgewischt und gesäubert, sie wurde sogar mit Bleiche eingesprüht. Das war ein Fachmann, der wusste, wie man DNA-Spuren vernichtet.«

      »Was?« Fischer schüttelte verblüfft den Kopf. »Bleiche?«

      »Ja. Bleiche, sie zerstört organische Spuren. Wir machen noch weitere Tests, aber ich kann dir nicht viel Hoffnung machen.«

      Fischer biss sich auf die Unterlippe.

      »Hast du denn etwas herausfinden können? Wer könnte dir so eine Karte schicken und warum?«, fragte Brüx.

      »Ich habe nicht den Schimmer einer Ahnung. Jemand, der die Geschichte von damals kennt. Solange nichts weiter passiert, sehe ich es als dummen Streich.« Jürgen nickte dem Kollegen zu und betrat das Besprechungszimmer. Obwohl er die Angelegenheit so abgetan hatte, blieb ein ungutes Gefühl zurück.

      »Ermter ist noch zwei Tage auf einer Tagung.« Fischer zog den Stuhl an den großen Resopaltisch im Besprechungsraum und blickte in die Runde. »Das ist aber nicht weiter schlimm, wir haben nichts Großartiges vorliegen.«

      »Bis auf die Bombe im Zoo«, sagte Sabine Thelen und lächelte.

      »Ja, damit haben wir aber nicht viel zu tun. Das Ordnungsamt weiß schon Bescheid. Die Grotenburgschule muss geschlossen bleiben, der Parkplatz wird abgesperrt und der Zoo wird morgen früh nicht öffnen. Eventuell müssen wir die Schutzpolizei unterstützen.«

      »Ist der Fundort gesichert?«, fragte Hauptkommissar Roland Kaiser.

      »Ja, die Schutzpolizei ist dort. Meldungen an die Presse und Welle Niederrhein sind raus, es werden noch Handzettel gedruckt. Das Ordnungsamt hat einen Sammelplatz für die Anwohner in der Gesamtschule am Kaiserplatz eingerichtet. Es wird einen Fahrdienst für die älteren Leute geben.« Fischer räusperte sich. »Eventuell müssen wir die Kollegen unterstützen. Wenn alles glatt geht, soll die Bombe morgen Nachmittag entschärft werden.«

      »Morgen schon?«, fragte Sabine Thelen.

      Fischer nickte. »Die Männer vom Kampfmittelräumdienst meinten, dass sie einen Roboter einsetzen können. Sie sagten, es sei unspektakulär. Der Zünder ist nicht großartig verrostet oder eingedrückt. Mag an dem sandigen Boden dort liegen.«

      »Und was ist mit der Leiche?« Oliver Brackhausen verschränkte die Arme vor der Brust. Ein wenig sah er so aus, als würde er schmollen. Fischer grinste.

      »Ob da tatsächlich eine Leiche im Bombenkrater liegt, klären wir morgen. Liegt sonst noch etwas an?«

      »Die übliche Einbruchsserie in den Landschaftsbaubetrieben in Traar. Jedes Jahr wieder. Keine brauchbaren Spuren.«

      »Die

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