Seidenstadt-Schweigen. Ulrike Renk

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Seidenstadt-Schweigen - Ulrike Renk

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eine Mappe heran und schlug sie auf. »Es sind endlos viele Spuren gefunden worden, aber nichts, was man eindeutig einem Täter zuordnen könnte. Die Betriebe werden gut besucht, und jeder Besucher hinterlässt DNA-Material und Fingerabdrücke. Relativ aussichtslos, dort etwas Relevantes zu finden. Hilft uns auch nicht, solange wir keine Fingerabdrücke der Täter in unserer Kartei haben. Wieder wurden große Geräte entwendet.«

      »Das geht schon ins vierte Jahr.« Ulla Klemenz seufzte. »Immer die gleichen Betriebe, die gleiche Ware. Schwere Geräte, sie müssen mit dem LKW kommen und das Diebesgut wegfahren.«

      »Diesmal ist auch die Elfrather Mühle betroffen. Die Täter haben das Schloss ausgebohrt und ein anderes eingesetzt. Das wurde zum Glück rechtzeitig erkannt.« Roland Kaiser schloss die Mappe. »Wir stehen mit der Polizei in Wesel und im Kreis Viersen in Kontakt. Auch da kam es zu Einbrüchen ähnlicher Art.«

      »Sonst noch etwas?« Wieder schaute Fischer in die Runde. Keiner reagierte. »Gut, dann machen wir Feierabend. Ich werde morgen schon früher hier sein und dann zum Zoo fahren.«

      »Darf ich mitkommen?« Oliver Brackhausen sah ihn erwartungsvoll an.

      »Klar. Halb sieben hier.« Fischer nickte Brackhausen zu.

      Eine halbe Stunde später saß Fischer in seinem Wagen auf dem Weg nach Hause. Er hatte überlegt, Unterlagen mitzunehmen und zu Hause durchzugehen, aber in dem Chaos, in dem sich seine Wohnung momentan befand, würde er nicht zum Arbeiten kommen.

      Morgen ist auch noch ein Tag, dachte er.

      Er parkte den Wagen auf der Rheinstraße, schloss die Haustür auf und stieg die Treppe nach oben. Vor der Wohnungstür blieb er einen Moment stehen. Fast zwei Jahre hatte er hier mehr gehaust als gelebt. Dabei hatte das kleine Appartement eigentlich nur eine Übergangslösung sein sollen. So lange, bis sein jüngster Sohn das Abitur geschafft hatte und seine Frau Susanne von Münster nach Krefeld ziehen konnte. Dazu war es nie gekommen. Sie hatten sich voneinander entfernt und sich schließlich getrennt.

      Der Gedanke daran tat Jürgen Fischer immer noch weh. Über 20 Jahre Ehe, zwei Söhne und ein gemeinsames Haus konnte er nicht so von einem Tag auf den anderen abschreiben. Aber jeder Versuch, die Beziehung wieder zu beleben, war gescheitert.

      In der Staatsanwältin Martina Becker hatte er eine neue Partnerin gefunden. Auch diese Beziehung war nicht einfach, doch Fischer glaubte, durch die gescheiterte Ehe einiges gelernt zu haben. Früher war er vollständig in seinem Beruf aufgegangen, hatte Familientermine verpasst, die Wünsche und Bedürfnisse seiner Frau an die zweite Stelle gedrängt.

      Martina war verwitwet. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie die Stelle in der Staatsanwaltschaft in Krefeld angetreten und wohnte in ihrem Haus in Moers.

      »Ich möchte nicht in der Stadt wohnen, in der ich arbeite. Die Gefahr, beim Einkaufen meine Klienten zu treffen, ist zu groß«, sagte sie am Anfang der Beziehung.

      Jürgen mochte nicht in das Haus ziehen, das sie mit ihrem verstorbenen Mann bewohnt hatte. Zu viele Dinge dort zeugten von der Beziehung, die die beiden geführt hatten. Er kam sich immer wie ein Eindringling vor.

      Nur kurz schaute er sich in der kleinen Wohnung um. Egal, wie oft er lüftete, es roch immer leicht muffig. Auf dem Tresen, der die Küchenzeile von dem Wohnzimmer abtrennte, standen zwei vollgepackte Kartons. Er lud sie in seinen Wagen, füllte einen weiteren Karton mit Geschirr. Eigentlich wollten sie die Sachen gemeinsam in Ruhe aussortieren, aber die Zeit war viel zu schnell vergangen und Ende der Woche musste Fischer die Wohnung geräumt haben.

      Wir haben noch genug Zeit, dachte Fischer und wusste, dass er sich damit belog.

      5. Kapitel

      Er fuhr die Moerser Straße entlang, bog auf die Moerser Landstraße ein. Am Ende von Traar, fast schon in Kapellen, hatten sie ein kleines Haus gefunden, das ihnen beiden gefiel. Sie mieteten das Haus mit der Option, es später zu kaufen.

      Martinas BMW stand auf dem Stellplatz vor der Garage, Fischer parkte seinen Wagen dahinter.

      Fischer holte einen Karton aus dem Wagen und schloss die Haustür auf.

      Martina stand in der Mitte des zukünftigen Wohnzimmers. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt, bekleidet war sie mit einem ausgeleierten Sweatshirt und einer alten Jogginghose. Die Hände hatte sie in den Rücken gestemmt. Langsam drehte sie sich um ihre Achse, betrachtete die frischgestrichenen Wände. Die Farbauswahl war ein Problem gewesen. Ihr Haus in Moers hatte Martina in sanften Pastellfarben gestrichen. Jürgen wollte keine Kopie davon bewohnen. Nur weiße Wände, so wie in seiner bisherigen Behausung, fand sie zu langweilig. Sie einigten sich darauf, jeweils eine Wand pro Raum in einer kräftigen Farbe zu streichen. Da Martina schon seit gestern Urlaub hatte, übernahm sie diese Aufgabe.

      »Na, was sagst du?« Martina strahlte Jürgen an. »Gefällt es dir?«

      Fischer stellte den Karton ab und schaute sich um. Die Stirnseite des Raumes hatte seine Freundin in einem tiefen Rot gestrichen.

      »Ochsenblutrot. Es ist genauso geworden, wie ich es haben wollte.« Sie kam auf ihn zu, küsste ihn, vorsichtig darum bemüht, mit ihren farbbeklecksten Händen und Armen seinen Anzug nicht zu berühren.

      »Es sieht toll aus. Doch, es gefällt mir.« Jürgen Fischer war zuerst skeptisch gewesen. Nun nickte er. »Ich zieh mich um, dann kann ich dir helfen.«

      Martina folgte ihm nach oben in das zukünftige Schlafzimmer. Sie hatten ein neues Bett und Matratzen gekauft.

      »Eigentlich bin ich mit dem Streichen fertig für heute. Lass mich schnell duschen, dann schauen wir, was wir noch machen können.«

      Fischer zog seinen Anzug aus, hängte ihn in den Schrank, den sie aus Martinas Haus mitgenommen hatten. Es sah komisch aus, fand er. Nur der eine Anzug und ansonsten leere Bügel.

      Er schlüpfte in eine Jeans und ein T-Shirt, schaute sich um. Das Bett war noch nicht bezogen, der Karton mit der Bettwäsche stand in der Ecke. Grinsend holte er Bezüge und Laken hervor. Wenn es nach ihm ginge, würden sie erst einmal das Bett einweihen.

      Martina schien ähnliche Gedanken zu haben. Sie kam, nur in ein großes Badelaken gewickelt und mit nassen Haaren aus dem Badezimmer.

      »Du hast das Bett bezogen? Gute Idee. Im Kühlschrank steht eine Flasche Sekt.«

      »Eigentlich sollten wir noch etwas tun, Kartons auspacken, Sachen einräumen.«

      Draußen war die Dämmerung hereingebrochen, während sie sich geliebt hatten. Jürgens Hand fand ihre, sie verschlangen die Finger ineinander. Für einen Moment überlegte er die Lampe einzuschalten, aber bisher hing nur die nackte Glühbirne von der Decke, ein kaltes Licht.

      »Keine Lust. Wie war dein Tag?«

      »Bis auf einen Blindgängerfund am Zoo war alles ruhig. Hast du Hunger?«

      »Wie ein Wolf.« Martina lachte.

      Sie beschlossen sich anzuziehen und Essen zu gehen.

      Am nächsten Morgen stand Jürgen früh auf. Es war ungewohnt, in dem halbleeren und noch fremden Haus aufzuwachen. Er duschte, küsste Martina, die sich murmelnd umdrehte, um weiterzuschlafen. Der Weg von Traar zum Präsidium am Ostwall war um einiges länger, daran würde er sich erst noch gewöhnen müssen.

      Oliver

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