Das Tango-Verwirrspiel. Herwig Riepl

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Das Tango-Verwirrspiel - Herwig Riepl Krimi

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euch mit Blaulicht und Handschellen abholen!«

      Darauf geht er verärgert und grußlos aus der Wohnung. Andrea folgt ihm und übernimmt das Steuer seines Autos.

      »Immer dieselbe Scheiße mit diesen hysterischen Weibern! Damals beim Dessous-Fetischisten war doch auch so eine Furie, die über die Nutten-Wäsche wie ein Rohrspatz geflucht hat. Oder der Zicken-Krieg in der Rechtsmedizin. Diese Eifersucht und der Neid bringt noch manche um. Warum kann der Mensch nicht kapieren, dass man eine Person nicht besitzen kann! Sollen sie doch alle Single bleiben, wenn sie nicht damit klar kommen!«

      »Na, na, na, jetzt komm aber wieder runter! Du warst jetzt auch ein bisschen selbst schuld, dass du einen Faustschlag abbekommen hast. Die waren ja wie wilde Tiere, da geht man nicht so ungestüm dazwischen. Außerdem ist es nicht schön, wenn man betrogen wird.«

      »Da gebe ich dir vollkommen recht. Schön ist es nicht. Aber was sagt uns das. Besser alleine bleiben? Hat doch jeder die Wahl. Wir wohnen auch getrennt und sind trotzdem recht eng zusammen. Denk mal nach, wie viele unglückliche Paare es gibt. Warum tut man sich das an? Weil alle klammern und besitzergreifend sind. Der Mensch ist doch keine Ware. Erinnere dich an den Besuch bei unserer Staatsanwältin Isabella. Am Pool waren wir nahe daran, Sex mit Partnertausch zu praktizieren. Fast wäre es dazu auch gekommen und wir hätten es beide wohl auch akzeptiert. Aber … wäre es auch noch so, wenn wir zusammen wohnen? Der Unterschied von einer gemeinsamen oder doch zwei Wohnungen ist kaum erkennbar, aber im Kopf macht man daraus eine riesige Sache.«

      Die Kollegin seufzt, so richtig weiß sie darauf auch keine Antwort, darum fährt sie einfach stumm zurück in ihre Wohnung. Dann bekommt Erik sofort einen Eisbeutel auf sein Auge gelegt, da sie bereits eine deutliche Schwellung erkennen kann. Er legt sich auch gleich aufs Sofa, die Lust auf aussichtsreichen, heißen Sex mit Strapsen und Netzstrümpfen, wie es ihm versprochen wurde, ist ihm aber vergangen. Bald darauf schläft er auch schon ein.

      Andrea blickt, nachdem sie aufwacht, Erik an und sagt etwas erschrocken: »Oje! Das sieht aber wirklich nicht gut aus. Go´morgen! Hvordan gå det med dig?«

      Der Kollege öffnet verschlafen die Augen und freut sich immer besonders, wenn er im besten Dänisch von seiner Chefin gefragt wird, wie es ihm geht. Meistens antwortet er auf Deutsch. Manchmal, wie gerade jetzt, sagt er aber auch: »Mange tak. Meget fint.«

      »Äh … bist du wirklich sicher, dass es dir gut geht? Eines deiner Augen sieht sehr speziell aus. Mit dem Aussehen würdest du mich als ›geil geschminkt‹ bezeichnen. Du hast eine recht intensive blaue Färbung mit grünlichem Stich um dein Auge.«

      Der Däne steht sofort auf, geht zum Spiegel und kann sich ein »das sieht ja richtig Scheiße aus« nicht verkneifen. »Zumindest aber schmerzt das Auge nicht, nur … die Farbe ist ja extrem! Verdammter Mist! Da kann ich mir heute im Präsidium wieder die unmöglichsten Kommentare anhören«, seufzt er bereits vorausahnend. »Du hast schon recht. Solche Augen hätte ich mir gestern von meiner Straps-Lady gewünscht. Nur tat mir mein ganzes Gesicht noch viel zu sehr weh«, sagt er verärgert über sein unsinniges und überstürztes Einschreiten zwischen den beiden Kampfhähnen.

      »Bekommst du noch, mein Schokobär! Freche blaue Augenlider! Wie du jetzt eines hast«, verspricht die Hauptkommissarin leicht grinsend. »Aber jetzt müssen wir uns mit dem Frühstück beeilen. Schau mal auf die Uhr!«

      Eine halbe Stunde später fahren die Kommissare Richtung Polizeipräsidium. Auf dem Weg liegt das Erotik-Geschäft ›Erdbeermund‹, in welches gerade Dieter Hofmeister, der Ehemann von der Tangolehrerin geht.

      »Halt mal schnell an!«, ruft Erik. »Der Typ ist mir ein bisschen suspekt. Ich möchte wissen, was der macht oder hier kauft. Vielleicht sucht er sich etwas für eine Freundin und nicht für seine Frau aus. Oder kauft etwas doppelt. Was hat sie wohl für eine Konfektionsgröße? 40?«

      »Erik, du verrennst dich in etwas! Nur weil er dein DU nicht akzeptiert«, antwortet die Chefin.

      »Tu ich nicht! Aber …, er hat nicht geantwortet, wo er vorgestern um 18 Uhr war. Er hat ein schlechtes Gewissen. Wenn ihm etwas daran liegt, dass der Übergriff an seiner Frau aufgeklärt wird, würde er anders reagieren. Ich gehe da jetzt rein. Fahr du alleine weiter und fang einfach ohne mich an, es ist ja gleich 8 Uhr. Ich komme dann nach!«

      Andrea seufzt. »Na gut. Ich denke, die haben beide die gleiche Größe, zwischen 38 und 40.«

      »Wem meinst du mit beide?«, fragt er etwas erstaunt.

      »Äh, … entschuldige, die Tangolehrerin Frau Steinberg natürlich. Ich habe jetzt an die Nonne Anna gedacht. Irgendwie sind die sich im Gesicht recht ähnlich.«

      »Aber nicht von den Haaren. Bei der Nonne blinzelt blond durch, die Steinberg hat schwarze kurze Haare.«

      Damit ist er auch schon auf dem Weg in das Geschäft. Andrea ist klar, wenn sich Erik etwas in den Kopf gesetzt hat, kann sie ihre Argumente begraben, auch wenn sie die Chefin der Mordkommission ist. In dem Punkt kann er recht stur sein. Sie will sich aber auch nicht gegen ihn stellen. Viel zu oft lag er bereits richtig und hat ihr vor allem bei heiklen Situationen und Themen mit seiner dänischen Lockerheit geholfen. Dann sieht sie auch schon, wie er ins Geschäft geht und fährt einfach los.

      Der Kommissar war schon lange nicht mehr hier, dafür ist die Erinnerung an seine Chefin, als sie beide wegen einem Dessous-Käufer eine Befragung machten umso intensiver. Der Däne erinnert sich nur zu gut daran. Damals haben sie sich sogar noch mit Sie angesprochen und Andrea war irgendwie überwältigt von der Offenheit des Kollegen.

      Der Ermittler geht leicht gebückt hinter den Regalen und versucht zu sehen, was Dietmar Hofmeister macht oder kauft. Der wiederrum steht vor einem Regal mit Dessous-Angeboten, schaut ein bisschen umher, dann nimmt er ein in Plastik gepacktes Set und geht zur Kasse. Als dieser das Geschäft verlässt, schaut Erik sofort nach, was er gewählt hat. Bei diesen Wäsche-Angeboten handelt es sich um die Größen S, M, L und XL, was nicht sehr aussagenkräftig ist. Trotzdem geht er zur Kassenfrau, welche er damals noch nicht gesehen hat, zückt seinen Ausweis und fragt nach der verkauften Größe. M wurde verkauft, leider nur einmal. Manchmal kaufen ja Männer dieselben Dessous für die Frau und Freundin. Aber falsch gedacht. Das macht ihn jetzt auch nicht schlauer. Dann geht er einfach durch die Reihen, schaut auf manche sehr aufregenden Dessous und diverses Spielzeug und steht schließlich genau neben den Umkleidekabinen. Als er eine Schachtel mit ein paar Liebeskugeln in der Hand hält, spürt er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter liegen.

      »Wo sind jetzt wohl die Gedanken des Kommissars?«, hört er und dreht sich erschrocken um.

      Dann sieht er, wie ihn Staatsanwältin Isabella Fröhlich ganz reizend anlächelt, welche aber sofort sein Auge wahr nimmt und entsetzt fragt: »Du meine Güte, muss es bei euch eine wilde Nacht gegeben haben! Was habt ihr nur für Sexpraktiken? Hat dich Andrea dabei k.o. geschlagen?«

      »Schön wär´s«, seufzt er. »Dann hätte ich wenigstens etwas davon gehabt. Frag lieber nicht. Du hast aber auch ein hübsch geschminktes Augen-Make-up. Aber Isabella, was machst du eigentlich zu so früher Stunde hier?«

      »Na was wohl? Eine Winterjacke oder Jogginghose probieren?«, grinst sie. »Ich beginne ja erst um 9 Uhr, da komme ich gerne mal hierher, da der Laden so früh öffnet und ich mich in Ruhe ohne neugierige Zuseher umschauen kann. Übrigens, so ein intensives blau für meine Augen wähle ich nur privat und nicht für die Arbeit. Da übertriffst du mich recht deutlich. Sag mal, würdest du mir kurz helfen, dieses Korsett hinten zu schließen?«, fragt sie weiter und legt bereits ganz selbstbewusst ihre Kleidung ab. Als sie nackt vor dem Ermittler steht, legt sie vor seinen Augen das schwarzviolette Dessous-Teil über ihren

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