Das Tango-Verwirrspiel. Herwig Riepl

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Das Tango-Verwirrspiel - Herwig Riepl Krimi

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wozu auch ein Pastor immer eingeladen wird. Außerdem ist das Klösterle ein sogenannter Selbstversorger. Das bedeutet, Eigenanbau von Obst und Gemüse sowie die Freilandhaltung von Hühnern und Gänsen. Sogar Apfelsaft wird hier selbst gepresst. Wir haben einen festen Stand auf dem Wochenmarkt und verkaufen einen Teil unserer Ernte. Für uns männliche Mitglieder gibt es zusätzlich noch genügend Reparaturarbeiten und die ständige Instandhaltung verschiedener Gebäude. Das sind ja keine Neubauten, die haben auch schon weit über 100 Jahre auf dem Buckel.«

      »Wie sieht es finanziell aus? Selbstversorger klingt gut, aber irgendwo muss sicher auch noch Geld herkommen?«

      »Es gibt keine nennenswerten finanziellen Belastungen zu begleichen. Deshalb reichen uns als Einnahmen die regelmäßigen Spendengelder und ein paar Löhne von den Nonnen. Außerdem unterstützen wir Glaubensbrüder ebenfalls das Klösterle. Wir arbeiten natürlich ohne Entgelt und da die meisten von uns auch einem Beruf nachgehen, spenden wir selbst einen Teil unseres Lohnes.«

      »Bei allem Respekt für Ihren Glauben. Ich frage Sie jetzt ganz konkret. Gibt es hier auch intime Freundschaften?«, will Miriam wissen.

      »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe keine Ahnung, wer was macht. Aber … wir haben hier kein Gelübde auf unseren Glauben abgelegt. Wahrscheinlich würden Sie sagen, wir sind eine freie recht offene Gemeinschaft, die einfach alles etwas lockerer sieht. Ganz so ist es aber nicht, hier gibt es keinen Gruppensex, falls sie das wissen wollen, aber niemand wird wegen einer sexuellen Handlung verstoßen.«

      »Waren Sie hier mit einer Schwester schon mal intim oder haben gar ein festes Verhältnis?«

      »Ja, auch ich habe schon mal die fleischliche Lust mit einer Nonne erlebt, mehr will ich aber dazu nicht sagen.«

      »Eine letzte Frage. Wie kommen Sie mit Schwester Anna aus … war sie eventuell sogar die Glückliche ihrer Fleischeslust?«, fragt Lena etwas schmunzelnd weiter.

      »Wir verstehen uns sehr gut und kommen bestens miteinander aus. Aber ich will auf ihre weitere Frage nicht antworten«, sagt er, wobei für Lena diese Antwort bereits alles erklärt.

      Die Polizeioberkommissarin blickt zu Miriam, welche nur nickt und damit das Gespräch beendet. Die anderen zwei Glaubensbrüder bringen keine weiteren neuen Erkenntnisse für die Ermittlerinnen.

      Kurz nach Mittag treffen alle im Polizeipräsidium ein. Auch die Meier´s sind wieder fit und bei der Gesprächsrunde dabei. Sofort berichtet jeder von seinen neuesten Recherchen. Den Clown zu suchen, haben aber alle endgültig begraben. Andrea berichtet aus dem Tangostudio, wobei man erst jetzt am Nachmittag mit der Befragung der Schüler beginnen kann. Lena erwähnt, die Adoptiveltern pflegen ein gutes Verhältnis zu Anna. Die leibliche Tochter haben sie leider nicht angetroffen. Miriam erzählt von der Glaubensgemeinschaft bei Germering und meint, dass sie nicht die ganz christliche Einstellung zu pflegen scheinen. Als sie dies noch etwas deutlicher erklärt, grinst natürlich der 2er, drückt dabei recht deutlich mit seiner Zunge gegen die Wangeninnenseite und klopft mit seiner flachen Hand auf die Öffnung, die er mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand anzeigt.

      »Dem Glauben trete ich auch bei. Jeder mit jedem und wenn die Nonnen alleine sind, werden sie schon wissen, wofür man Kerzen auch noch verwenden kann.«

      »Danke für den äußerst geistreichen Kommentar. Du kannst ja Mönch werden und dort anfragen, damit du deine angedeuteten Gesten bei den Nonnen erfüllt bekommst! Ihr zwei dürft jetzt die Nachbarn des Klösterle befragen. Vielleicht hat dort jemand etwas gehört oder gesehen«, verteilt Andrea die Arbeit, um die Meier´s gleich wieder los zu werden.

      »Drei Paare aus der fortgeschrittenen Tango-Schülergruppe sind jetzt am Nachmittag zu Hause anzutreffen. Hier sind die Adressen«, sagt Mike und reicht den Zettel weiter.

      »Na gut. Lena und Miriam, kümmert ihr euch um diese Personen, Erik und ich fahren zu den Anfängern ins Studio.«

      Damit sind die Aufgaben für den restlichen Tag auch schon verteilt. Davor aber gibt es für die beiden Kommissare eine Leberkäsesemmel und danach eine Zigarette. Erst dann fahren sie ins RÍOPLATENESE.

      Zuerst begeben sich die Ermittler in den Milonga, welcher der große Tanzsaal sein soll, wo sich aber niemand befindet. Dann gehen sie der Musik nach und kommen in den Practica, den Übungsraum für Anfänger. Dort schauen sie zuerst einfach ein bisschen zu. Eine Frau die Südamerikanerin sein könnte, zeigt diverse Figuren und Drehungen, während darauf etwa zehn Paare ihre Anweisungen befolgen und versuchen, diese auch umzusetzen. Die Bilder die am Eingang hängen, haben aber nichts mit dem zu tun, was die Kommissare hier sehen. Die Schüler tragen teilweise Leggins und Jeans und zeigen sich nicht in diesen schönen Kleidern und Posen, wie die abgebildeten Paare bei richtigen Wettbewerben. Erik schaut ein bisschen bei der Musik nach und sieht typische Tangomusik für Anfänger. Carlos di Sarli, Juan D`Arienzo, Alfredo de Angelis oder Francisco Canaro, alles Argentinier aus früherer Zeit.

      »Um 1880 begann man in der Rio de la Plata-Region Milonga zu tanzen. Danach kam der ernstere Tango, der durch seine cortes y quebradas, das sind Schnitte und Brüche, sich von dem fließenden Milonga unterscheidet. Ganz typisch beim Tango sind ja die Pausen und Posen. Carlos Gardel, der, wie er selbst behauptete, aus Uruguay stammte, hat um 1917 mit dem Lied Mi noche triste die Ära der Tangolieder eingeleitet. Er ist sicher einer der bedeutendsten Tango-Sänger überhaupt. Eines seiner bekanntesten Lieder heißt Por una cabeza«, erklärt der Däne seiner staunenden Kollegin.

      Die Tanzlehrerin hat natürlich erkannt, dass die Ermittler offenbar auf sie warten, kommt zu ihnen und fragt: »Hola. Mi nombre es Gabriela Paez. Kann ich Ihnen helfen? ¿Te gustaría particibar en el curso?«

      »Buenos tardes. Muchas gracias. Nein, wir wollen keinen Kurs belegen«, lacht der Däne. »Pero tenemos algunas preguntas.«

      »Das habe ich mir schon gedacht, dass es Fragen geben wird«, sagt sie ganz locker und ruft über die Tanzfläche. »Pablo, ¿puedes seguir ensenañdo por un momento, por favor? Entschuldige, ich spreche manchmal etwas Durcheinander, ich komme aus Buenos Aires.«

      Nachdem die Lehrerin Gabriela einen Pablo gebeten hat, ihren Job zu übernehmen, gehen die drei in das Büro, wo die Kommissare heute Vormittag schon die Liste der Teilnehmer bekommen haben. Ganz selbstverständlich greift die Tanzlehrerin zu einer Zigarette, fragt ganz kurz: »Stört es euch« und bekommt zugleich Feuer von Erik gereicht.

      »Wenn wir mitrauchen dürfen?«, erwidert Andrea erfreut.

      »Seguro!«, ist die kurze Antwort, dann ziehen auch schon die ersten Nebelschwaden durch den Raum.

      »Ich denke, wir bleiben jetzt lieber bei der deutschen Sprache. Wie ich höre, sprichst du diese besser als ich«, beginnt der Kommissar und bekommt als Dank dafür einen lippenstiftroten Kussmund angedeutet. »Du hast sicher gehört, was hier gestern Abend mit deiner Chefin passiert ist« … »ja, recht schöne Scheiße«, unterbricht sie und sagt es nicht sehr fraulich, aber zumindest können die Ermittler klar erkennen, dass sie die Sprache beherrscht. »Hast du eine Ahnung, ob sie Feinde hat oder wer so etwas gemacht haben könnte?«

      »Oje, du bringst mich in Schwierigkeiten. Namen zu nennen, ohne zu wissen, was sie damit zu tun haben, mag ich eigentlich nicht. Manchmal in Rage, sagt man viel, aber … nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.«

      Erik blickt fragend zu seiner Kollegin, die lächelt und meint:

      »Ein weiteres neues Sprichwort für dich.« Dann wendet sie sich an die Tanzlehrerin und sagt: »Trotzdem wäre es für uns sehr hilfreich, wenn Sie« … »du, wir sind ja nicht bei Gericht«, unterbricht sie kurz.

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