Das Tango-Verwirrspiel. Herwig Riepl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Tango-Verwirrspiel - Herwig Riepl страница 8

Das Tango-Verwirrspiel - Herwig Riepl Krimi

Скачать книгу

ist, als es bei uns hier abläuft?«, will Andrea plötzlich wissen.

      »Ja, so etwas habe ich wirklich erlebt und gesehen. Sogar gleich mehrmals. Einmal in Indien oder um es genauer zu sagen, Vārānasi ist sehr bekannt für seine Totenverbrennungen. Viele Hindus glauben, dem Kreislauf der Wiedergeburt nur in der heiligen Stadt Vārānasi zu entkommen. Wer dort stirbt, dessen Asche wird in den heiligen Fluss Ganges geworfen. Direkt am Fluss gibt es sogenannte Sterbehäuser, wo Menschen auf ihren Tod warten. Daneben türmen sich riesige Holzstapel und ein paar Meter weiter werden die Leichen auf Scheiterhaufen verbrannt.«

      »Und das kann man sich als Tourist einfach so ansehen?«, unterbricht die Kollegin jetzt doch leicht angespannt und etwas schockiert.

      »Die Leichen sind natürlich in ein Tuch gehüllt und liegen auf gestapelten Holzgerüsten. Aber ja, man kann trotzdem alles sehen und als Tourist zwischen den toten Körpern umherlaufen. Das Tuch ist natürlich relativ schnell verbrannt, dann raucht es aus dem Körper und Kopfhöhlen. Es ist nichts für Personen mit schwachem Magen. Die Leichenbestatter haben dort einen recht traurigen und schweren 24 Stunden Job und arbeiten sogar im Schichtbetrieb. Oft müssen Angehörige lange warten, bis sie an die Reihe kommen. Zehntausende Menschen kommen jedes Jahr nach Vārānasi, um dort zu sterben und es werden jedes Jahr mehr. Es ist für die Leichenbestatter ein leider endloser Job. Ich wurde von einer alten, sterbenden Frau gefragt, ob ich ihr ein bisschen Geld gebe, damit sie Holz für ihre Verbrennung kaufen kann. Das ist schon fast makaber, aber leider die absolute Realität. Für den Scheiterhaufen müssen die alten Leute selbst sorgen und aufkommen, sonst gibt es keine Verbrennung für diese Personen.«

      »Wie grausam das nur klingt!«, seufzt Andrea jetzt doch recht bekümmert.

      »Denk doch mal nach, bei der Erdüberbevölkerung heute ist das kein Wunder. Im Jahre 2020 kommen alleine in Indien über 17 Millionen neugeborene Menschen dazu, was die gesamte Einwohnerzahl von über 1,4 Milliarden Menschen in diesem Land bedeutet. Und die Tendenz ist natürlich jedes Jahr steigend.«

      Die Kommissarin schüttelt nur den Kopf und Erik spricht weiter: »Übrigens, eine ganz andere Form von Begräbnissen habe ich in Indonesien erlebt. Genau genommen war das in der Bergregion Tana Toraja auf der Insel Sulawesi. Ich war so sehr fasziniert und habe binnen weniger Jahre gleich zweimal diese Begräbnisfeiern besucht und beiwohnen dürfen. Aber … die blutigen Opferrituale sind sicher nichts für schwache Nerven. Etwa eine Woche dauert so eine Trauerfeier, wofür man oft zwei Monate lang Bambushütten baut und bemalt, damit die Trauergäste, die durchaus auch 1000 Personen und mehr sein können, dort auch übernachten können. Unzählige Wasserbüffel und Schweine werden geschlachtet, um alle Besucher zu versorgen. Ich bin mit meinen Flipflops in so viel Blut gewatet, dass es zwischen den Zehen gequietscht hat. Die Kosten so einer Feier sind leider enorm. Letztendlich spart man sein ganzes Leben für den Tod. Manche Leichen liegen dadurch jahrelang zu Hause bei deren Familien, bis man endlich genug Geld hat, um sie auf diese traditionelle Art zu beerdigen. Es gibt aber auch Felsengräber, bei denen man in luftiger Höhe aufgebahrt wird. Für Babys, die im zahnlosen Alter gestorben sind, gibt es eine besondere Art der Bestattung …die sogenannten Baumgräber. Dafür werden in riesige lebende Baumstämme Löcher hinein gehackt, um diese Kleinstkinder hineinlegen zu können. Die Babys wachsen in deren Fantasie mit dem Baum weiter.«

      »Auch wenn diese Erzählungen teilweise recht wild klingen, aber irgendwie beneide ich dich doch sehr, was du alles gesehen und erlebt hast«, sagt seine Kollegin.

      Dann lächelt der Däne und sagt: »Kys mig!«

      Darauf beugt sich Andrea zu ihm und küsst ihn ganz innig.

      Dienstag, 7. März. Die morgendliche Besprechung in der Mordkommission Fürstenfeldbruck beginnt heute ohne die zwei Meier´s, die sich nach ihrer aufgebrummten Nachtschicht gerade erst ins Bett begeben haben und von der Streifenpolizei abgelöst wurden. Die restlichen sechs Anwesenden versuchen einen Weg zu finden, wie sie gegen diese Anschläge vorgehen sollen.

      »Fakt ist, dass es sich dabei um ganz klare Mordversuche handelt, auch wenn zum Glück niemand ernsthaft zu Schaden kam. Darum sind es unsere Fälle. Das heißt, wir müssen das ganze Umfeld der beiden Personen durchleuchten«, beginnt Andrea die Diskussion. »Familie, Freunde, Nachbarn, Arbeitgeber und Kollegen. Das gesamte Programm«, seufzt sie etwas bedrückt.

      »Lena und ich fahren jetzt gleich zu den Adoptiveltern der Nonne«, meint die Fallanalytikerin. »Danach werden wir uns um die männlichen Besucher, also die Mönche, dieses sogenannten Privat-Klosters kümmern.«

      »Erik und ich machen uns in der Tangoschule auf die Suche nach Verdächtigen. Mike und Erika, ihr sucht alle Informationen über die zwei weiblichen Personen. Vielleicht meldet sich ja doch jemand mit Fotos nach dem gestrigen Aufruf«, ergänzt die Hauptkommissarin und beendet bereits schon wieder die Besprechung.

      Nach einem kurzen Telefonat mit dem Krankenhaus erfährt Erik, dass die Patientin soeben entlassen und von ihrem Mann abgeholt wurde. Eine halbe Stunde später sitzen die Ermittler bei dem Ehepaar im Wohnzimmer.

      »Herr Steinberg, wir haben gestern mit ihrer Frau gesprochen« … »meine Frau hat ihren Namen behalten. Ich heiße Dietmar Hofmeister«, unterbricht er kurz. »Oh, entschuldigen Sie. Haben Sie eine Ahnung, wer etwas gegen Ihre Frau haben könnte?«, fragt Andrea weiter.

      »Franziska, also meine Frau sieht sehr gut aus. Vielleicht hat eine durchgeknallte eifersüchtige Frau eines Tanzschülers ihr so etwas angetan. Beim Tango kommt man sich sehr nahe. Diese Figuren und Bewegungen können recht erotisch aussehen und zu Eifersucht führen.«

      »Denken Sie dabei an jemanden bestimmten?«

      »Ich kenne die Schüler nicht und bin nur selten dort. Aber ich habe schon mehrmals lautstarke Auseinandersetzungen im Tanzsaal gesehen und gehört. .Also nehme ich an, dass es öfters vorkommt.«

      »Du hast aber kein Problem, wenn deine Frau mit den Schülern so eng tanzt?«, fragt Erik nach.

      »Ich glaube nicht, dass wir beide per Du sind« … »na dann eben Sie, damit SIE besser schlafen können«, unterbricht der Däne belustigt.

      »Muss ich auf seine Frage antworten?«, will er plötzlich von der Hauptkommissarin wissen.

      »Müssen Sie nicht. Das ist kein Verhör. Aber ich denke, Sie wollen doch auch den Vorfall an Ihrer Frau aufgeklärt haben, darum müssen wir natürlich auch solche Fragen an Familienangehörige stellen.«

      »Nein, ich habe kein Problem! Zufrieden!?«, sagt er laut in Richtung Erik.

      Der Kommissar sagt nichts, schaut aber den Mann so lange an, bis er dem Blick nicht länger standhält und aufsteht.

      »Wir brauchen eine Liste aller Schüler und Angestellten«, meint der Däne zu Roswitha Steinberg. »Es muss ja in deinem Interesse sein, dass wir den Täter oder die Täterin ermitteln. Also, jeder noch so kleine Verdacht in Bezug auf eine Person sollte uns genannt werden.«

      »Natürlich! Danke! Sie haben ja vollkommen recht, ich will auch, dass man die Person findet«, sagt die Frau entschlossen und steht auf. »Kommen Sie, wir fahren gleich in die Tanzschule.«

      »Noch eine letzte Frage an den Gatten. Wo waren SIE gestern gegen 18 Uhr?«, fragt Erik nach.

      »Das ist ja eine Frechheit, wie Sie sich benehmen. Ich werde mich über Sie bei ihrem Chef beschweren!«, sagt er aufgebracht, ohne auf die Frage einzugehen.

      »Mein Chef ist in dem Fall eine Chefin und sitzt zufällig hier neben mir. Tun Sie, was Sie nicht lassen können!«

      Bevor

Скачать книгу