Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland
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Achtzehntes Kapitel
Natürlich war Lene Schelm zur Jubiläumsfeier „Vierzig Jahre Keltenkönig“ im Festsaal der Leininger Handelsbank eingeladen. Und weil seit Wochen herum war, dass sie die neue Freundin des LHB-Vizepräsidenten Ulrich Scheuren war, fragte auch keiner, was eine Kriminalbeamtin in dieser Festrunde verloren hatte.
Werner Baumeister hatte ein ordentliches Programm organisiert, mit Kammermusik und einem launigen Festvortrag von Ernst Klaproth „Moderne Schatzsucher und diese heftigen Zufallsfunde.“ Er bekam viel Applaus.
Beim Büfett nahm Irmgard Messing Lene zur Seite. „Glückwunsch zu Ulrich Scheuren. Nicht loslassen.“
„Nein, nur zum Atmen.“
„Und wo atmen Sie?“
„Wir waren uns ohne viele Worte einig, dass er sein Haus und ich meine Wohnung behalte.“
„Sehr vernünftig, ich heiße Irmgard.“
„Und ich Marlene, Lene ausgesprochen.“
Ende
III. Wenn die Kirche brennt
Kriminalroman
Personen
Bernd Jokisch (Joko): Brand-Sachverständiger im Vorruhestand
Helga Schmied: Eine Schülerliebe Jokos
Annegret Stengel: Eine Schuldfreundin von Helga Schmied
Carsten Steinfeld: Helgas Ehemann, vermisst seit einem Besuch einer Leipziger Messe zu DDR-Zeiten
Della Korbey: Klavierlehrerin und Freundin Helgas in Hattingen
Karin Heise: verheiratete Schwester der ermordeten Julia Hoppe und
heute Angestellte im Essener Schulamt
Gernot Finck: kurzzeitiger Freund von Julia und Karin Hoppe
Daniela Landmann, geborene Finck: Architektin in Kettwig und Vorsitzende eines Altschülerinnenverbandes
Peter Landmann: Dipl.Ing., Danielas Ehemann und ein Cousin von Jürgen Heise
Jürgen Heise: Lokaljournalist
Marlene (Lene) Schelm: Erste Kriminalhauptkommissarin im Tellheimer Referat R – 11
Ingo Baratsch: jüngster Kommissar im R – 11
Mia Hollweg: Kommissarsanwärterin im R – 11
Jürgen Sandig: Staatsanwalt in Tellheim
Egon Kurz: Leiter der Tellheimer Kriminaltechnik
Dr. Xaver Rupp: Gerichtsmediziner in Tellheim
Beate Lorenz: Kriminalhauptkommissarin beim Staatsschutz, eigentlich für alles nicht zuständig
Alle Namen und Taten, Personen und Ereignisse, Geschäfte und Organisationen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
An einem sonnigen Frühsommermorgen beschloss Joko spontan, seiner blonden Helga aus Schülerzeiten nicht länger in Gedanken nachzuhängen, sondern sie aktiv zu suchen. Er war Mitte fünfzig, rüstig und gesund und hatte es sich finanziell leisten können, vorzeitig in Rente zu gehen (oder, wie er das nannte, die „Tretmühle“ rechtzeitig vor dem ersten Herzinfarkt zu verlassen) Helga und er hatten kurz nacheinander Abitur gemacht; sie wollte Apothekerin werden und hatte begonnen, ein damals noch verlangtes Herbarium anzulegen, weswegen er mit ihr an vielen Wochenenden im Wald und auf Magerwiesen verschwand, um nach Kräutern, seltenen Pflanzen und Blüten zu suchen, die dann getrocknet, in ein dickes Buch eingeklebt und vor allem bestimmt werden mussten. Bei ihren botanischen Exkursionen begegneten sie nur selten anderen Pärchen, die sich meist durch ihre Anwesenheit eindeutig gestört fühlten.
Nach so einer Begegnung mit einem jungen Paar kicherte Helga: „Gerade mal siebzehn und schon mit einem Kerl im Wald unterwegs.“
„Kennst du sie? Und ihn?“
„Sie kenne ich. Julia Hoppe ist eine Klasse unter mir. Ihn kenne ich nicht.“
Sie trafen das Pärchen nie wieder. Später las er in der WAZ, dass eine Schülerin Julia H. spurlos verschwunden und von ihren Eltern und der Polizei gesucht werde. Als zum Schluss ein Foto der Vermissten Julia abgedruckt wurde, glaubte er, das Mädchen zu erkennen, das Helga und er mit dem unbekannten jungen Mann zusammen gesehen hatten.
Die Suchaktionen nach Pflanzen, Gräsern und Blättern und Blüten in meist menschenleere Wäldern, und an sonnigen Waldrändern ließen zwischendurch eigentlich Zeit für andere Tätigkeiten, an denen ihm gelegen war, an denen Helga Schmied allerdings nicht wirklich interessiert war – ihr reichte es, wenn man ihren schönen, züchtig verhüllten Busen aus anständiger Distanz bewunderte. Dass Männer und Frauen auch Unterleibe besaßen und manchmal von Hormonen angetrieben wurden, war ihr theoretisch bekannt, aber praktisch für sie jedoch ohne Bedeutung.
Joko hatte sich erst wieder an sie erinnert, als er im Fernsehen Bilder eines brennenden Kirchturms sah, in den ein Blitz eingeschlagen war. In diese katholische Kirche war sie jeden Sonntag gegangen, zur Freude ihrer ebenfalls erzkatholischen Eltern, die Joko mächtig verübelten, dass er Protestant war und nicht im Traum daran dachte, die Konfession zu wechseln. Ab und zu begleitete er die Tochter Schmied in die Messe, um bei ihr und den Eltern Punkte für eher unkirchliche Tätigkeiten zu sammeln, hielt den Rest aber für Hokus Pokus, und vermutete manchmal schon, sie ginge in erster Linie wegen des jungen, sehr gut aussehenden dunkelhaarigen und dunkeläugigen Priesters so regelmäßig in die Kirche mit dem hohen Turm. Ging. Pater Milan war Ausländer, sprach zwar ein perfektes Deutsch, aber predigte alle drei oder vier Wochen in einer Sprache, von der Joko nicht ein Wort verstand. An den Sonntagen waren alle Stellplätze rund um St. Hubertus mit Autos zugeparkt, die Kennzeichen aus allen möglichen Orten des Ruhrgebietes trugen. Die Gläubigen unterhielten sich in Sprachen, die Joko noch nie gehört hatte.
Am stärksten beeindruckte Joko an allen Sonntagen, die er Helga zur Messe begleitete, die Schulfreundin Annegret, eine sehr hübsche, frühreife und etwas ordinäre Freundin, die sich gerne ansprechen und einladen ließ und es offenkundig nie lang mit einem Freund aushielt. Ihre Hotpants waren aber auch geradezu eine Aufforderung, sie anzufassen und zärtlich zu kneifen, was sie sich meist auch gerne gefallen ließ. Joko hatte nie verstanden, wie sich zwei so unterschiedliche Mädchen so eng anfreunden konnten. Annegret liebte die Männer und ließ sich von ihnen gerne anfassen, später wuchs bei Joko der Verdacht, dass sie dafür auch Geld nahm. Er konnte seine Helga so oft wie nur denkbar in die Messe begleiten, über Küsse auf den schönen Busen kam er nicht hinaus. Annegret hätte ihm sicher mehr erlaubt, aber er fürchtete beste Freundinnen und ihre Neigung zu Tratsch und Klatsch.
Bis Essen-Bergerhausen brauchte Joko eine halbe Stunde,