Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten - A. F. Morland

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herausgefundenen Namen und Adresse notiert hatte. Ah, da war er ja. Eine Kopie steckte schon in der Akte. Die Begriffe Papier und Polizei fingen beide nicht zufällig mit dem Buchstaben P an.

      Sina kam erst an die Tür, nachdem Lene Sturm geklingelt hatte und knöpfte noch hastig einen dünnen Morgenmantel zu. Darunter war sie nackt und es bestand kein Zweifel, dass sie gerade ihrem Metier nachgegangen war.

      „Ihr Kunde interessiert mich nicht“, beruhigte Lene. „Ich will nur wissen, ob Sie in den letzten Tagen einem Kunden ein- oder mehrmals Ihr Handy geliehen haben. Und den Namen.“

      Sina lief rot an: „Aber ich kann doch nicht …“

      „Wenn er zufällig Christian Weise heißt, kann ich Sie beruhigen. Er wird nicht mehr kommen, er ist ermordet worden.“

      „Das ist doch ein schlechter Witz!“

      „Mit dem Tod scherzt nicht einmal die Kripo. Haben Sie das oder die Gespräche belauscht?“

      „Ich hab’s versucht, aber nur das Wort Stockenstein verstanden.“

      „Stockenstein?“

      „Ja. Ein Kunde, der nicht zahlen konnte, hat mir zwei Ferkel geschenkt, die jetzt auf dem Ökohof Bleicher aufwachsen.“

      Lene hatte von dieser Geschäftsmethode schon gehört.

      „Danke, Sina, das war’s schon.“

      Vom Auto aus rief sie Ulrich Scheuren an: „Gute Nachrichten … nein, nicht am Handy. Heute Abend neunzehn Uhr in der Spätlese?“

      „Ich freue mich.“

      „Ich mich auch.“

      Über diese drei Wörtchen sann sie lange nach. Sie hatte sie spontan gesagt, aber je länger sie darüber nachdachte, desto ehrlicher kamen sie ihr vor.

      Zwei aufgeregte Männer überfielen sie am Nachmittag im Büro, Arne Wilster, humpelnd am Stock, und Egon Kurz, hüpfend wie ein Gummiball.

      „Wir haben doch fremde DNA an dem Knüppel gesichert, mit dem Weise erschlagen worden ist. Stell dir vor, die kennen wir!“

      „Nein.“

      „Doch! Der Fall Gerhard Träger. Erinnerst du dich noch?“

      Gerhard Träger war vor zehn Jahn morgens von seiner Haushälterin im Bett gefunden worden, gestorben an einer Überdosis eines Betäubungsmittels. Er musste eine Frau im Bett gehabt haben, die an einer Spritze Fingerabdrücke und DNA hinterlassen hatte. Während ihr Kunde starb, hatte das Callgirl entweder alleine oder wahrscheinlicher mithilfe eines Kumpanen die Wohnung leer geräumt.

      DNA und Abdrücke des Callgirls waren nicht registriert, ein Pärchen, das mit dieser Methode arbeitete, hatten sie seinerzeit nicht gefunden. Nur ein Schmuckstück aus der Träger-Wohnung sollte auf einer Auktion versteigert werden. Ein Kuno Traube, An- und Verkauf in der Feuerstraße, hatte es von einem Kunden als Pfand angenommen, aber dieser Gregor Woslowski existierte wohl gar nicht oder war aus guten Gründen unter falschem Namen unterwegs.

      Die Pressekonferenz in Sachen Weise wurde lebhaft und lang.

      „Meine Damen und Herren, wir können etwas zu der Täterin sagen … ja, eine Frau, wahrscheinlich ein Callgirl, das wir schon vor zehn Jahren wegen Beihilfe zum Raubmord an Gerhard Träger gesucht und nicht gefunden haben … nein, daran besteht kein Zweifel. Aber zu dem Helfer beim Trägermord vor zehn Jahren gibt es einen neuen, anonymen Hinweis auf den Mittäter des Callgirls. Er soll Gregor Woslowski heißen, wegen Diebstahl und Betrug in der früheren DDR vorbestraft, ist im Moment aber auf freiem Fuß … nein, wir suchen ihn noch.“

      Dann prasselten die Fragen nur so auf Lene herab, die sich tapfer schlug und nicht einmal die Wörter Bühler Markt aussprach oder hörte. Auch nach Peko erkundigte sich niemand.

      Ausnahmsweise wurde die Konferenz im lokalen Vorabendprogramm des Leininger Rundfunk übertragen. Rein aus Langeweile hatte die angeblich so kranke Karin Lochner das Fernsehen eingeschaltet und machte sich vor Angst und Schrecken fast in die Hose, als der Name Gerhard Träger fiel. Sie hüpfte vor Panik fast unter die Decke, als in der Sekunde das Telefon klingelte. Auch Kuno Traube hockte vor dem Fernseher und hatte nicht vergessen, wie er den anonymen Käufer genannt hatte, der ihm angeblich ein Schmuckstück aus dem Hause Träger als Pfand gegeben hatte.

      „Meinst du, du kannst morgen wieder ins Geschäft kommen? Wir müssen einiges wegbringen.“

      Natürlich wusste sie schon lange, dass ihr Chef Kuno auch ein Hehler war.

      „Hast du eine Idee, wohin?“

      „Ich hatte an eure alte Schmiede gedacht, was meinst du?“

      „Wenn meine Brüder davon was erfahren, musst du löhnen.“

      „Ich bin auf alles gefasst.“

      „Okay, neun Uhr in der Feuerstraße.“

      Sie rief ihren Bruder Uwe an: „Kuno und ich müssen morgen etwas in die alte Schmiede bringen, weißt du, wo und wie ich Martin erreiche?“

      „Lass mich das machen. Gegen Mittag in der alten Schmiede?“

      „Okay.“ Sie wusste genau, dass sich Uwe und Martin nicht mehr trauten. Aber mit einer halben Million war sie vorläufig von keinem der beiden mehr abhängig. Und noch hatte sie Axel Brunner nicht den Laufpass gegeben. Man musste halt sehen, wo man blieb.

      In der Spätlese trafen Lene Schelm und Ulrich Scheuren auf Bekannte. Dr. Ernst Klaproth und Irmgard Messing diskutierten mit einem Mann, den sie als Werner Baumeister vorstellten, im Tellheimer Rathaus Leiter der Abteilung K & T – Kultur und Tourismus. So erfuhr Lene, dass durch Scheurens Vermittlung die Leininger Handelsbank ihren Festsaal für das Jubiläum „Vierzig Jahre Keltenkönig“ zur Verfügung stellen würde. Die Renovierung des Museums würde länger dauern und sehr viel teurer werden als veranschlagt. Klaproth sollte einen Festvortrag halten: „Funde aus der Frühzeit südlich des Mains.“

      Lene und Scheuren verzogen sich bald in das Nebenzimmer: „Sie sind leichtsinnig“, tadelte sie ihren Begleiter, den das gar nicht rührte.

      „Ich bin sicher, du wirst mich nicht im Stich lassen, eine so tolle Frau wie du.“ Wegen des unerwarteten Duzens schaute sie ihn groß an, was er nicht bemerken wollte. „Ich habe dich heute im Fernsehen bewundert. Großartig, wie du meinen Kopf gerettet hast.“

      Lene ließ sich gerne bewundern. Der Kalbsbraten in Kräuterkruste war ein Gedicht, der Aprikosen-Champagnerschaum als Dessert ein Traum und in dem Chardonnay hätte sie baden mögen. Welcher kluge Kopf hatte den richtigen Satz geprägt, dass Liebe durch den Magen geht? Beim Mokka waren sie längst bei Lene und Uli angekommen, und als sie sein Knie an ihrem Bein fühlte, rückte sie nicht zur Seite. Wenn sie dem R – 11-Team nicht versprochen hätte, morgen alles Versäumte nachzuholen, wäre Scheuren in der Colmarstraße die eine Treppe mit ihr hochgegangen. So trennten sie sich mit einem langen Kuss, der für die Zukunft viel versprach.

      Sechzehntes Kapitel

      Lene hatte jeder Kollegin einen zu Beschattenden vorgegeben, und sich selbst Karin Lochner ausgesucht. Ausnahmsweise hatte

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