Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten. A. F. Morland

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Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten - A. F. Morland

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Solgen, Pistoriusstraße 33. Dann warte dort auf mich, es wird aber bestimmt zweiundzwanzig Uhr werden.“

      Inzwischen wurden die Verletzten in verschiedene Krankenhäuser abtransportiert. Uwe Lochner hatte eine Kugel im Oberschenkel, bei Martin Lochner steckte sie in einer Arschbacke. Karin Lochner war mit einem klassischen Ko-Treffer ins Reich der Träume geschickt worden, dem bärtigen Kuno Traube, der hatte fliehen wollen, hatte Lene eine scheußliche Platzwunde mit Gehirnerschütterung verpasst.

      „Haben Sie hier eine Schießübung veranstaltet oder eine Übungsstunde Selbstverteidigung abgehalten?“

      „Nein“, sagte Lene gar nicht amüsiert, „ich wollte nur den Knaben mit der Kugel in der Arschbacke auf seine Haft vorbereiten, die Kollegen bringen die Ladung zum Haftantritt gleich mit.“

      „Sitzen auf einer harten Pritsche mit einer Kugel im Arsch ist verbotene Folter“, grinste der Arzt.

      Lene wollte ihn loswerden: „Ich hatte auch auf seinen Hinterkopf gezielt. Aber bei dem schlechten Licht da unten …“

      Sie war heilfroh, als endlich der ganze Tross aus Tellheim eintraf – Ellen König, Jule Springer und Tine Dellbusch, dazu Kriminalrat Dembach und Staatsanwalt Dobbertin. Polizei und Papier …

      Tine seufzte wie eine Beamtin in den letzten Tagen vor der Pensionierung.

      Als eine der letzten verließ Lene das Fischbacher Schlachtfest. Und weil sie sich tapfer geschlagen hatte, hatte das Schicksal ein Einsehen und schickte sie ohne Verzögerung über die einspurige Brücke auf das andere Ufer.

      Scheuren zersprang schon fast vor Ungeduld. „Alles glatt gegangen?“

      Sie klappte den Kofferraumdeckel auf: „Schau’ selbst.“

      Er brach die Kiste auf, warf einen Blick auf den Inhalt und staunte ungläubig: „Lene, du bist unglaublich …“

      „Hungrig und durstig“, ergänzte sie schnell.

      „Gerne, aber du befindest dich in einem Junggesellenhaushalt.“

      „Es gibt Pizzalieferdienste.“

      „Ich weiß.“

      „Allerdings wäre schön, wenn du einen trinkbaren Rotwein im Keller hättest. Dieses rote Spülwasser aus einem Tetrapack kriege ich heute nicht herunter.“

      Scheuren holte einen genießbaren Dornfelder von der Ahr und bis zum Klingeln des Pizzaboten kämpfte Lene gegen den Schlaf, wurde nur einmal etwas wacher, weil sie es mit ihrer Aktion bis in die Tagesschau geschafft hatte. Danach zerriss es ihr die Mundwinkel vor Gähnen, und die erste Nacht im Bett ihres neuen Freundes verbrachte sie folglich in tadelloser, wenn auch schnarchender Keuschheit. Sie frühstückten im Café Lore, das im S-Bahnhof Solgen neu eröffnet hatte.

      Siebzehntes Kapitel

      Uwe und Martin Lochner würden überleben, Karin Lochner war noch nicht vernehmungsfähig und Lene gab vor Staatsanwalt Dobbertin und Kriminalrat Dembach ihre Heldentat zu Protokoll, „vergaß“ aber zu erwähnen, dass sie eine Kiste aus dem Keller der Schmiede in ihrem Kofferraum verstaut hatte, bevor die Tellheimer Kollegen in Zöllingen-Fischbach eintrafen. Die Mappe mit einer halben Million in bar, die Karin Lochner nach Zöllingen-Fischbach mitgebracht hatte, war beschlagnahmt worden, dazu sollte sich die LHB was einfallen lassen, wenn sie das Geld wiederhaben wollte. Lene war nicht für alles da. Dieser krumme Hund von Dobbertin hatte leider ein gutes Gedächtnis: „Jetzt müssen Sie nur noch den Mord an diesem Peter Korn aufklären.“

      „Bin schon dabei, Herr Staatsanwalt.“

      Einen großen Schritt dazu leistete drei Tage später Egon Kurz mit seiner Mannschaft; die Kugeln in Uwes Oberarm und in Martins Arschbacke stammten beide aus der Waffe, mit der Peko erschossen worden war.

      Auf dem glatten Leder der Geldmappe mit der halben Million fanden sich nur Abdrücke der Karin Lochner und sobald der Amtsarzt ihre Verhandlungsfähigkeit attestierte hatte, ließ Lene sie in den Verhörraum des R – 11 bringen.

      „Wir sind hier zuständig für Mord und Totschlag, Frau Lochner. Für den Raubmord an Christina Weise brauchen wir nicht einmal Ihr Geständnis, die Indizien und Beweise reichen schon für einen Haftbefehl und eine Mordanklage. Nein, ich habe sozusagen noch einen anderen ungelösten Mordfall auf meinem Zettel. Gerhard Träger. Der Trick war simpel. Sie haben sich als Callgirl mit in die Häuser und Wohnungen der Männer mitnehmen lassen, ihre Kunden dort betäubt und die Türen für Ihren Bruder Martin geöffnet, der dann in aller Ruhe alle Wertsachen eingesackt hat. Im Fall Träger war die Dosis zu hoch. Da Bruder Martin gleichwohl ausgeräumt hat, während Träger tot im Bett lag und Sie Spuren beseitigt haben, nennt man das Raubmord respektive Beihilfe dazu. Sie sind fällig, Frau Lochner. Und dann noch Peko, das bedeutet lebenslänglich und anschließende Sicherheitsverwahrung. Sie haben Ihr Leben hinter sich.“

      „Spielen Sie sich nicht so auf. Sie sind nicht das Gericht, und mit Pekos Tod habe ich nichts zu tun. Das war ganz anders.“

      „Ach nee. Wer, wo und wie war es denn dann?“

      „Das werden Sie mir ohnehin nicht glauben.“

      „Versuchen Sie’s doch mal. Üben kann nicht schaden, sie müssen mal eine große Strafkammer überzeugen.“

      „Natürlich wusste ich, dass Axel Brunner als EDV-Mann bei der Leininger Handelsbank arbeitete. Er hatte, wie viele Männer, eine saudumme Angewohnheit. Er steckte automatisch alles in die aufgesetzten Hemdentaschen. Ich musste immer ausräumen, wenn ich seine Hemden waschen oder in die Reinigung geben wollte. Einmal habe ich einen ganz klein zusammengefalteten Zettel mit dem Aufdruck LHB gefunden und darauf standen zwei vierstellige Ziffern, wie die PIN-Nummern einer EC-Karte, wenn man am Automaten Geld holen will. Ich habe Axel gefragt, ob das die Geheimnummern seiner Schweizer Nummernkonten seien. Er wollte den Zettel wegwerfen, ich habe ihn mir wiedergeholt und am nächsten Tag meinem Bruder Uwe gezeigt, der war aus dem Knast entlassen worden und wollte sich von mir Geld pumpen. Er wurde ganz aufgeregt, als er hörte, dass Axel in der LHB-Filiale Bühler Markt gearbeitet hatte. Dann kam Uwe zu mir und erzählte, dass ein alter Knastkumpel sich jeden Tag an der Bank herumtreibe, Peko wirke zwar total harmlos, habe es aber faustdick hinter den Ohren. Uwe hat mir versprochen, Peko in Ruhe zu lassen. Aber das habe ich ihm nicht geglaubt. Uwe war schon immer rücksichtslos. Und von ihm habe ich den Spruch gelernt: ‚Ein toter Zeuge ist der beste Zeuge.‘ So war das.“

      Lene sagte nichts. Sie kannte auch einen passenden Spruch: „Wenn nicht wahr, so doch gut erfunden.“ Und Karins Aussage hatten sie auf Tonband und Video, davon musste sie später erst wieder einmal runter.

      Kuno Traube war tags darauf der nächste Kandidat. Die Platzwunde war fast verheilt und der Schlag gegen die Stirn hatte sein Denkvermögen nicht nachhaltig beschädigt. Ja, das Schmuckstück, das aus dem Bruch bei Träger stammte, hatte er von Karin Lochner mit der Bitte erhalten, es möglichst günstig für sie zu verkaufen. Dass daran Blut klebte, hatte das Luder, mit dem er nicht nur das Büro, sondern auch gelegentlich das Bett teilte, ihm verschwiegen.

      Lene hörte wortlos zu. Reden war Silber, Schweigen Gold.

      „Sie hatten ja eine recht gefährliche Frau unter der Bettdecke. Herr Traube. Können Sie uns im Mordfall Christian Weise weiterhelfen?“

      Die Liebe zu langen Märchen schien die ganze Bande zu erfüllen. Lene störte es nicht, sie wurde fürs Zuhören bezahlt, aber

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