Die Katzenklappe. Titi O. Sunt

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Die Katzenklappe - Titi O. Sunt

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öffnete die breite, gläserne Eingangstür des Autohauses. Ein Schwall von Wärme und ein Gefühl von Geborgenheit wehten mir entgegen. Doch nichts an diesem Gebäude interessiert mich wirklich. Kein Kontrollgang. Kein Patrouillieren. Keinesfalls wollte ich David, meinen Superstar, aus den Augen verlieren. Dicht gedrängt heftete ich mich an seine Fersen und schlenderte mit ihm quer durchs Gebäude ins Bad. Dann ging es hinauf in den ersten Stock zum Getränkeautomaten und wieder hinunter, bis wir uns schließlich im Büro von Max einfanden.

      Ohne dass ich meinen Wunsch hätte kundtun müssen, klopfte David enthusiastisch auf seine Schenkel und ich sprang hinauf.

      So als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, als wäre alles gesagt worden, was zu sagen ist. Glücklich eingerollt auf seinem Schoß verspürte ich endlich wieder die schon lange vermisste Nestwärme.

      Es war ein Tag vor Silvester. Es würde ein großartiges neues Jahr werden! Glückselig träumte ich in aller Ruhe vor mich hin.

      Plötzlich wurde ich aus meinem wohlverdienten Schlaf gerissen.

      Die Eingangstür knallte schwungvoll ins Schloss, gefolgt von lauten Schritten, die sich uns näherten. Das Mädchen mit der Schinkensemmel. Da war es wieder. Unverschämt, dachte ich mir, unsere angenehme ruhige Dreierrunde so lautstark zu stören. Ich strafte sie zur Begrüßung mit einem frostigen Blick. Doch sie stand mir in nichts nach.

      In meine Richtung blickend schnauzte sie, aber mit einem doch sanftem Unterton:

      »Habe ich mir gleich gedacht, dass die Katze noch da ist. Ich bin deshalb zur 24-Stunden-Tankstelle gefahren, um Katzenfutter zu kaufen. David, du kannst ihr jetzt gleich etwas zu essen geben.«

      Das war meine erste Begegnung mit Lena.

      David und ich setzten uns langsam in Bewegung. Wir steuerten gemütlich zwischen schwarzen Audis und silbernen Golfs hindurch, vorbei an riesigen Blumentrögen und gläsernen Büros, bis wir die kleine schwedische Küche am anderen Ende des Gebäudes erreicht hatten. Meinen Bärenhunger stillend – auch ein bisschen niveaulos schmatzend – ließ er mich dort zurück. Als ich fertig war, unternahm ich einen kleinen Verdauungsspaziergang durchs Erdgeschoß. Danach kehrte ich mit vollem Bauch und hundemüde wieder auf seinen Schoß zurück. Aufmerksam spitzte ich meine Ohren. Es wurde aufgeregt diskutiert, was mit mir passieren sollte. Von der Frau kamen mehrere Vorschläge:

      »Bringen wir sie doch zu einem Bauernhof!«

      Nein! Abgelehnt!

      Von Kühen hatte ich die Nase gestrichen voll.

      »Max, du hast doch Kinder, nimm du die Katze mit. Deine Knirpse freuen sich sicher.«

      Bedaure! Abgelehnt!

      Ich war mit meinen knapp sechs Monaten selbst noch ein kleines, schützenswertes Mädchen.

      »Am besten ist es, wir lassen sie hier im Autohaus. Morgen früh findet sie sicher die nette Angestellte und nimmt sie zu sich mit nach Hause.«

      Das ging gar nicht. Knallhart abgelehnt! Ich würde mich doch nicht zwischen einer wild gewordenen Meute herumreichen lassen und darauf warten, dass irgendjemand Erbarmen mit mir hätte und mich mitnehmen würde. Abgelehnt!

      Ich kuschelte mich immer enger an David. Ich war grenzenlos darüber enttäuscht, dass keiner etwas mit mir anzufangen wusste. Während Davids und Lenas Wortgefecht blinzelte ich zwar immer wieder abwechselnd zum einem und dann wieder zum anderen hoch, doch es schien zwecklos. Ich presste meine Augenlider ganz fest zusammen. Mein Unsichtbarmachen funktionierte nicht ewig. Irgendwann musste ich den geschützten Bereich wieder verlassen.

      Keiner sagte ein Wort. Max drehte das Licht ab, fuhr davon und ich stiefelte meinem Beschützer hinterher in Richtung Auto. Lena nahm eilig auf dem Fahrersitz Platz. David setzte sich daneben und beugte sich zu mir hinunter auf den Boden. Mit zittriger Stimme flüsterte er mir zu: »Dies ist deine Chance! Entweder du hast Vertrauen zu mir und springst jetzt ins Auto oder du bleibst hier allein zurück.«

      Schnell überlegte ich, wo ich das Wort »Vertrauen« schon mal gehört hatte. Na klar, schoss es mir ein. Mamas zweite Grundregel.

      Ja, ich vertraue dir!

      Ich hechtete ins Auto, der Schlüssel wurde gedreht und schon fuhren wir los.

      Ein neuer aufregender Lebensabschnitt begann.

      Die von heißen musikalischen Rhythmen begleitete Fahrt endete vor einem dreistöckigen Wohnblock. David griff zum Türgriff, schmunzelte mich an und machte eine kurze, aber aussagekräftige Ansage: »So, du kleine Katze, es ist ganz einfach. Du hüpfst jetzt hinaus und wartest auf mich direkt neben der Autotür. Dann gehen wir alle gemeinsam in Lenas Wohnung in der dritten Etage.«

      Schnell blickte ich seitlich zu Lena hoch, die nur ungläubig mit den Achseln zuckte, dann hastig aus dem Wagen flüchtete und noch schneller zum ungefähr dreißig Meter entfernten Hauseingang sprintete.

      Ich ließ mich von ihrem Verhalten nicht aus der Ruhe bringen, sondern folgte wohlerzogen den männlichen Anweisungen. Leichtfüßig hüpfte ich mit einem Satz ins Freie und wartete an der vereinbarten Stelle.

      Ich musste lange warten. Es dauerte, bis David endlich etwas umständlich aus dem Zweisitzer herauskroch und wir über den Parkplatz zu Lena schlendern konnten.

      Der große Mann und sein kleines Auto – ich amüsierte mich über sein ungewöhnliches Ausstiegsszenario. Ich beobachtete Lena, die ungeduldig an der Eingangstür mit ihren Beinen hin und her zappelte und unseren Marsch äußerst kritisch beäugte.

      In trauter Dreisamkeit flanierten wir über den menschenleeren, langen Hauskorridor. Vorbei an den Wohnungsschildern der Müllers und Schmidts und zu meinem Erstaunen auch vorüber am Lift. Wir nahmen die Treppe.

      Natürlich wunderte ich mich über diese nächtliche körperliche Ertüchtigung, doch es schien, als wäre es immer so.

      Ich hopste, so als würde es mir gar nichts ausmachen, beschwingt hinter den beiden her. Natürlich wunderte sich Lena, die ständig zu mir nach hinten blickte, dass ich noch immer da war. Und David wunderte sich, dass Lena sich wunderte, dass ich noch immer da war. Aufgrund dieser allgemeinen Verwunderung verging das Hochsteigen wie im Fluge und wir kamen alle mit unterschiedlichem Gesichtsausdruck bei der Wohnungstüre an.

      Lena war gestresst.

      David siegesbewusst.

      Und ich, ich war einfach nur glücklich.

      Obwohl mir die Augen von dem actionreichen Tag bereits zufielen, verzichtete ich nicht auf eine ausgedehnte Inspektion der Wohnung. Zu meinem Entzücken erspähte ich gleich ein paar gemütliche Plätzchen für mich. Auch die Terrasse blieb mir nicht verborgen. Klar, dass ich da sofort rauswollte, und noch klarer war, dass mir David die Tür auch prompt öffnete. Begeistert watete ich durch die dort befindlichen Wasserpfützen. Als ich mir jedoch ein Hatschi nicht mehr verkneifen konnte, war meine Freiluftexpedition wieder zu Ende.

      David hob mich schnell hob und setzte mich fürsorglich auf dem kuscheligen Wohnzimmerteppich ab. Mit Sicherheit waren meine Pelzstiefel nicht klitschnass, sondern nur tröpfchenweise feucht. David blieb trotzdem ein strafender, echt krasser Blick von Lena nicht erspart. Aber ich, ich fand alles hier großartig.

      Nur ein klitzekleines Problem tat sich während meines Rundgangs dennoch auf. Nirgendwo konnte

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