Die Katzenklappe. Titi O. Sunt

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Die Katzenklappe - Titi O. Sunt

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entschied mich, bis zum nächsten Morgen durchzuhalten.

      Plötzlich verließ David die Wohnung und ließ Lena und mich – ziemlich doof aus der Wäsche blickend – im Vorraum stehend zurück. Mich mit entsetzt weit aufgerissenen Augen und Lena mit einem geöffneten Mund. Sie wollte gerade etwas sagen.

      Da stand ich nun mit ihr. Und wie es Frauen eben machen, begutachteten wir uns aus sicherer Entfernung. Mein Blick schweifte von ihren australischen Lammfell-Boots über die etwas abgewetzt wirkende Stretch-Jeans hinauf zu den glatten, schwarzen Haaren, die über ihre hellgraue Kapuzenjacke hingen, und blieb schlussendlich bei ihren Sommersprossen hängen. Der bräunliche Pigmentregen in ihrem Gesicht sah eigentlich nett aus. Doch ich blieb lieber skeptisch, denn die aufeinander gepressten Lippen sahen wiederum gar nicht nett aus.

      Wahrscheinlich war sie aber nur ein Katzenneuling und wusste einfach nicht, was sie mit mir jetzt anfangen sollte! Rasch beschwichtigte ich meinen ersten Eindruck. Dabei wären meine Wünsche so leicht zu erraten gewesen.

      Ich bräuchte nur eine Kleinigkeit. Besser gesagt etwas Großes aus ihrer prall gefüllten Tankstellentüte. Danach würde ich mich auch schon zu einem gemütlichen Nickerchen aufs Sofa zurückziehen.

      Mit gesenktem Blick und unsicher wirkend schlich Lena in die Wohn-Essküche und zauberte nach langem Suchen, endlich das erste Mal lächelnd, drei gleiche weiße, tiefe Suppenschüsseln hervor. In die erste kippte sie schließlich den kompletten Doseninhalt einer geleeartigen Huhn-Gemüse-Masse und hielt mir anschließend das befüllte Porzellan zur Riechprobe unter die Nase.

      Yippie, Yippie, Yeah!

      Ich jubelte enthusiastisch beim Geruch des Menüs und leckte noch schnell mit der Zunge über meine Lippen, bevor ich auch schon mein kleines Gesicht in der Schüssel vergrub. Ich genoss das Fünf-Sterne-Mahl in vollem Umfang. Trotz Gier habe ich nicht vergessen, ihr zu danken. Ich blickte während meiner Mahlzeit immer wieder zufrieden hoch, um ihr zu zeigen, dass ich ihr die gelungene Auswahl hoch anrechnete. Obwohl ich ehrlicherweise zugeben musste, dass ich in meiner körperlichen Situation sogar einen alten Stiefel gegessen hätte. Mittlerweile war auch schon die zweite Schüssel mit Trockenfutter bis an den Rand gefüllt. In die letzte war Katzenmilch gegossen worden.

      Was für ein Schlachtschmaus!

      Ich kämpfte mich von Napf zu Napf.

      Nur die Dauerbeobachtung nervte.

      Glücklich satt, aber dennoch auf der Hut, drehte ich mich von den fast leeren Schüsseln weg. Was würde jetzt passieren? Wie man an meinem fetten Bauch sehen konnte, wollte ich mich gerne auf eines der kuscheligen Polstermöbel zurückziehen.

      Doch da sah ich es schon!

      Lena saß beim Esstisch und hatte ein dünnes, ungemütlich aussehendes, kleines Stofftuch auf den noch unbequemer aussehenden, gläsernen Tisch gelegt und starrte mich auffordernd an. Was soll´s!

      Ich schnaufte dreimal tief durch und sprang auf ein zwar nett gemeintes, aber unglaublich kratziges, bereitgelegtes Nichts. Mein Not-amused-Gesichtsausdruck blieb ihr nicht verborgen. Prompt huschte sie in Richtung Sofa los, schnappte sich eine dort liegende dicke Wolldecke, hob mich kurzerhand vom Kratzteil runter und legte die neu gebrachte, haarige Textilie darauf. Ich kuschelte mich sofort – diesmal very amused – darauf ein.

      Entspannt döste ich vor mich hin und erlebte nebenbei Lenas Wechselbad der Gefühle. Es war zweifellos jede Stimmungsschwankung dabei. Von himmelhoch jauchzend über außer Rand und Band verrückt bis hin zu kraftlos müde.

      Gewiss hatte ich Verständnis für ihren etwas komischen Ausnahmezustand. Auch ich hätte die Hose voll, wenn sich auf einmal – der Größenkonstellation von Mensch zu Katze entsprechend – eine kleine Ameise in meinem Reich bequem machen würde. Ich verharrte auf meinem Plätzchen, folgte ihrem etwas einseitigen Gedankenaustausch und hörte auch aufmerksam zwischen den Zeilen.

      In diesem Moment wusste ich, dass dies der Beginn von etwas Gutem war.

      Nur Lena wusste es noch nicht.

      Plötzlich drückte mir Lena vorsichtig einen Gutenachtkuss auf die Stirn.

      »Bleib schön brav liegen. Wir sehen uns morgen früh wieder.«

      Während sie sich von mir abwendete, konnte sie sich eine logisch klingende Weisheit nicht verkneifen:

      »Weißt du, ein neuer Tag bedeutet vielleicht auch ein neues Glück!«

      In Lenas Stimme schwang ein schelmischer Unterton mit.

      Sie ließ die Schlafzimmertür einen Spalt weit offen. Ich war überrascht.

      Zum ersten Mal verspürte ich einen Funken Hoffnung. Auf leisen Sohlen hüpfte ich vom Glastisch, drückte die Tür mit meiner Pfote auf und da stand ich nun, wartend in voller Pracht, mitten in ihrem Zimmer. Es folgte ein kurzer Augenkontakt, dann kam es zur heißersehnten Handbewegung. Sie klopfte auf die Matratze.

      »Okay, komm her, ist aber nur für eine Nacht.«

      Ganz vorsichtig legte ich mich zu ihren Füßen hin und schlief mit einem verschmitzten Lächeln ein. Als David spät nachts nach Hause kam, wechselte ich aber doch lieber auf seine Bettseite.

      Am nächsten Morgen war die Katastrophe im Anrollen. Es war höchste Zeit, ich musste mal. Flehend umkreiste ich David, dann bittend Lena, dann wieder zurück zu David. Fast schon winselnd wie ein Hund, zappelte ich um ihre Beine herum, bis sie endlich verstanden. Schnell warfen sie sich ihre Jacken über und wir rannten alle aus der Wohnung. Mit mir an der Spitze sprinteten wir über den langen Gang und stürzten die Treppen hinunter. So kurz mir der Weg am Vortag vorkam, umso länger kam er mir heute vor. Kurz vor dem Ziel verließ mich die Kraft.

      Beschämt schaute ich zu David hoch. Ich rechnete mit Floskeln wie, dass Katzen doch die saubersten Wesen auf der Welt wären oder dass so etwas überhaupt nicht gehen würde.

      Doch es kam nichts. Erstaunlicherweise auch nicht aus Lenas Richtung. Wortlos und vollkommen entspannt ging David die Treppen wieder nach oben.

      Kurze Zeit später kehrte er mit einer Küchenrolle zurück und beseitigte mein kleines Missgeschick. Dann schritten wir einfach so, als wäre nichts passiert, aus dem Haus. Im Auto sprang ich auf meinen gewohnten Schoßplatz. Wir fuhren los.

      Ich war angekommen.

       KAPITEL 2

       Lena

      David hielt eine kleine Katze in seinem Arm.

      Ich war vollkommen irritiert. Ungläubig wie eine Verrückte schüttelte ich den Kopf. Komplett außer Rand und Band rang ich bei diesem Anblick um Luft. Den kleinen Stubentiger und David störte mein Entsetzen überhaupt nicht. Die Katze schaute gänzlich amüsiert zum Fenster hinaus und David grinste nur dämlich vor sich hin.

      Frischluft, ich brauchte Frischluft!

      Ich versuchte mich zu beruhigen und öffnete schnell das Fenster des Autos. Noch nicht einmal einen Zentimeter war die Autoscheibe heruntergelassen, da brüllte David mich an: »Nicht! Mach sofort das Fenster wieder zu, die Kleine erfriert sonst.«

      Mir blieb eine echt patzige Antwort im Hals stecken. Schnell schob ich eine CD hinein und versuchte mich bei Jamaika-Sound

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