Die Katzenklappe. Titi O. Sunt

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Die Katzenklappe - Titi O. Sunt

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Cocktails.

      Der Moment in der Karibik war nur kurz. Denn als die Katze plötzlich ihren pelzigen, verdreckten Kopf an Davids Kinn rieb und es dann noch so schien, als würde sie seinen Dreitagebart säubern wollen, platzte mir der Kragen.

      »Was soll denn das werden?«

      Ich kreischte meinen ansonsten so peniblen Sauberkeitsfanatiker an und pöbelte weiter in seine Richtung: »Die überträgt ja alle Keime auf dich!« Davids Antwort kam prompt und mit extrem gelassener Stimme: »Ach, beruhige dich wieder. Der Kleinen fehlt doch nichts, die ist kerngesund.«

      Jetzt war David offenbar ein promovierter Katzendoktor.

      Ich stieß einen erschöpften Seufzer aus. David war nicht mehr zu helfen. Dann stieg auch schon die nächste Panikattacke in mir hoch. Wie sollte jetzt das Aussteigen aus dem Auto funktionieren? Würde er sie herausheben und bis in die Wohnung im dritten Stock tragen? Nein, niemals würde er sie hochtragen! Er, der Herr Doktor, setzte die Katze sicher leichtfertig ab und dachte, dass sie ihm anstandslos hinterher spazieren würde. Was aber, wenn sie vor Schreck weglief? Und da war auch schon mein erster Verlustgedanke.

      Jene Angst, die ich über Jahre erfolgreich verdrängt hatte. Na gut, beruhigte ich mich schnell wieder.

      Dann war es eben Schicksal.

      Aber wir könnten uns zumindest nicht vorwerfen, nicht alles, wirklich alles, versucht zu haben.

      Die ausgehungerte Katze folgte David auf Schritt und Tritt. Mit ihr im Schlepptau kamen wir in der Wohnung im dritten Stock an. Nicht einmal das Treppensteigen hatte sie abschrecken können.

      »Hey, du kleiner Schatz, also, was machen wir bloß mit dir? Naja, auf alle Fälle bleibst du heute Nacht hier und schläfst dich so richtig gut aus.

      Also ich bin Lena, deine Katzenmutter für heute.«

      Als ich dieses Wort ausgesprochen hatte, wusste ich schon, dass das ein absolutes No-Go war: Katzenmutter? Ich? Mutter? Katzenkind? Kind? Katze? Schnell versuchte ich das Wort, welches ich mit hingebungsvoller Verantwortung verband, aus meinem Gedächtnis zu verbannen und stammelte vor mich hin.

      »Also, ich meine nicht so eine richtige Mutter – na, du weißt schon - sondern eher so eine Art Wohngemeinschaftspartnerin.«

      Dem nicht genug, presste ich auch noch eine tolle WG-Definition aus mir heraus:

      »Weißt du, das ist so eine nette, abendliche Gemeinschaft, die ich noch aus meiner Studentenzeit kenne. Man trifft sich zu nächtlicher Stunde, quatscht unverbindliches Zeug miteinander, isst gemeinsam etwas und dann, am nächsten Morgen, geht jeder wieder seines Weges.«

      Was für ein gequirlter Schwachsinn, den ich hier verzapfte! Ich schüttelte den Kopf und ärgerte mich über meine Ausführungen. Beschämt versteckte ich mein Gesicht unter meinen Händen. Wie eine Wahnsinnige, offenbar meines Verstandes beraubt, versuchte ich mir den Stress aus dem Gesicht zu reiben. Doch außer dass sich durch das wiederholte Aufund Abreiben meine Visage mittlerweile komplett verzogen anfühlte, passierte nichts. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.

      Lenk dich ab, bitte, lenk dich ab. Denk an etwas Schönes!

      Yeap! Da war er auch schon, mein Geistesblitz!

      Ich setzte schnell mein bestes Pokerface auf und wandte mich wieder der Katze zu, um sie näher zu betrachten.

      Eigentlich sah sie ganz hübsch aus mit ihren goldbraunen Augen, dem bläulich schimmernden Fell und den hellgrauen Pfötchen.

      Aber der ganze Dreck, der in ihrem Plüsch klebte!

      Das sah nicht besonders appetitlich aus.

      Ich eilte ins Badezimmer, um ein nasses Handtuch und eine Haarbürste für ihre Körperreinigung zu holen. Ich kam jedoch nicht am Spiegel vorbei, ohne selbst einen Blick zu riskieren. Da sah ich auch schon das ganze Malheur in meinem Gesicht und auf meinem Kopf. Die Haare standen mir buchstäblich zu Berge und der schwarze Lidschatten war von der ganzen Gesichtsreiberei auch nicht mehr da, wo er eigentlich hingehörte.

      Egal!

      Erhobenen Hauptes mit Hahnenkamm, voller Kriegsbemalung und mit den Waschutensilien bewaffnet, schritt ich in die Küche zurück. Kampflustig blickte ich dem Feind auf meinem Tisch direkt ins Auge.

      Erschrocken von meinem Anblick sprang die Katze hektisch hoch. Als ihr kleiner Körper sich zu einem Katzenbuckel formte, änderte ich meinen zuvor ausgeklügelten Reinigungsplan. Ich kämmte schließlich meinen eigenen Pelz und verwendete den nassen Fetzen für mich selbst. Für die Wohnung war es ohnehin schon zu spät. Ihre Tatzen waren bereits überall zu sehen. Und meine schöne Couchdecke, die ich ihr etwas voreilig gegeben hatte, war bereits zu einem Schmutzlappen verkommen.

      Ich setzte mich neben sie. Behutsam streichelte ich der Katze über den Kopf, sah in ihre verklebten, aber trotzdem vor Tapferkeit strotzenden, strahlenden Augen und ließ langsam meine Hand über ihren Körper gleiten. Abrupt brach ich meine Streicheleinheiten ab. Ich spürte nur Haut und Knochen.

      »Was bist du doch für eine kleine Kampfkatze, sicherlich hast du viele Strapazen auf dich nehmen müssen.«

      Sie war in einem schlechten körperlichen Zustand.

      »Keine Sorge, wir werden dich schon aufpäppeln, damit du fit und frischen Mutes schnell wieder nach Hause findest. Ich habe irgendwo gelesen, dass Katzen noch nach Jahren den Weg nach Hause finden können. Und du siehst intelligent aus. Es ist sicher am klügsten, wenn wir dich gleich morgen früh zum Autohaus zurückbringen. Dann kannst du einfach wieder nach Hause spazieren.«

      So ein Quatsch! Ich ärgerte mich über die echt idiotisch klingende Heimgeh-Katzen-Theorie. Wahrscheinlich schaffte es gerade einmal eine von tausend verloren gegangenen Miezekatzen, die Route nach Hause zu finden. Und außerdem: Vielleicht wollte sie gar nicht dorthin zurück?

      »Was machen wir wirklich mit dir?«, fragte ich niedergeschlagen in ihre Richtung blickend.

      Doch sie blieb mir eine Antwort schuldig.

      Im Grunde doch wieder nicht.

      Die Katze schnurrte inzwischen leise vor sich hin. Sie schien glücklich und zufrieden zu sein.

      Ich änderte meine Taktik. Ich versuchte nun, anstelle von schleimigem Gewäsch, logisch an die Sache heranzugehen. Prompt erklärte ich der Katze unseren vollgepackten Tagesablauf. »Weißt du, wir arbeiten von früh bis spät, sieben Tage die Woche. Somit hätte ich, nein, auch dein netter Kumpel David, der dich hier mit mir allein zurückgelassen hat, auch der hätte überhaupt keine Zeit für dich. Immer allein zu sein, wäre bestimmt langweilig für dich. Vor lauter Langeweile würdest du sicher aus dem Fenster springen.«

      Oje, das Fenster!

      Erschrocken sprang ich hoch, hetzte ins Schlafzimmer, um es schnell zu schließen.

      Da war sie wieder, die Panik vor der Verantwortung.

      Nein, bitte nicht, flehte ich mich selbst an.

      Zurückgekehrt beruhigte ich mich wieder. Ich checkte unsere Wohnung auf Katzentauglichkeit.

      »Okay, die Räume sind sicher groß genug für so ein kleines Wesen wie dich. Aber was ist mit dem

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