Leuchtfeuerherzen. Tanja Janz

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Leuchtfeuerherzen - Tanja Janz

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Dann kann ich mich ja mit jemand anderem treffen.« Alicias Stimme bebte.

      »Mach das.« Damit ließ Elias sie stehen und ging den Flur entlang.

      Entgeistert schaute Alicia ihm hinterher, unfähig, ihm noch etwas hinterherzurufen. Er hatte keine Zeit, sich mit ihr zu treffen, und ihre Gefühle interessierten ihn offensichtlich auch nicht. Was war nur passiert, dass sie ihm so egal war?

      In ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen. Sie wischte sie verstohlen weg. Elias sollte nicht sehen, dass sie weinte, falls er sich noch einmal nach ihr umschauen sollte. Diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Doch das tat er nicht. Er stieg die Treppe am anderen Ende des Flures hoch und verschwand im ersten Stock.

      Mehrere Minuten blieb Alicia erstarrt stehen und schaute in die Richtung, in der er verschwunden war. Aber sosehr sie es auch hoffte, er kam nicht zurück, um ihr zu sagen, dass er das alles nicht so gemeint hatte.

      Sie fühlte sich leer und ausgehöhlt, als sie schließlich die Sporthalle verließ. Es hatte aufgehört zu regnen und die Gewitterwolken hatten sich verzogen. Die Sonne blinzelte zaghaft durch erste Wolkenlücken hindurch und die Luft hatte sich auf angenehme Temperaturen heruntergekühlt. Ein kräftiges Gewitter reinigt die Luft, sagte ihre Oma immer. Doch Alicia hatte das unbestimmte Gefühl, dass der Streit zwischen ihr und Elias nichts bereinigt hatte, sondern sich das Gewitter in ihrer Beziehung gerade erst richtig zusammenbraute. Sie suchte in ihrer Tasche nach ihrem Handy und schickte Clara eine Nachricht.

      Hey, kann ich dich später anrufen, wenn ich zu Hause bin? Brauche dich.

      2. KAPITEL

      »So ein Idiot!«, schimpfte Clara am Telefon.

      »Ich frage mich die ganze Zeit, ob ich vielleicht was falsch gemacht habe«, sagte Alicia traurig. Sie fühlte sich völlig gerädert und lag zusammengerollt auf ihrem Bett, das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt.

      Clara schnaubte. »Was sollst du denn bitte falsch gemacht haben? Immerhin warst du pünktlich bei eurer Verabredung und bist danach sogar noch zu ihm zum Fußballplatz gefahren – allerhöchstens war das ein Fehler. Ich wäre ihm nicht hinterhergerannt.«

      »Ich musste einfach wissen, wo er ist und was los ist. Immerhin hätte ihm auf dem Weg zu unserer Verabredung ja auch was passiert sein können …« Kaum dass sie die Worte ausgesprochen hatte, stieg eine Mischung aus Scham und Wut in ihr auf. Wie dämlich von ihr – sich Sorgen zu machen, während Elias keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet hatte.

      »Du meinst, der Blitz hätte ihn treffen können?«, fragte Clara trocken.

      »Ach, Clara. Was soll ich nur machen? Ich will ihn doch unterstützen, aber kann er sich nicht auch ein Mal um mich kümmern? Ich bin doch mehr als ein Maskottchen! Ich würde nie eine Verabredung mit ihm vergessen, weil er mir so wichtig ist.« Alicia biss sich auf die Unterlippe. Heute war ihr schmerzlich bewusst geworden, dass diese Gefühle scheinbar nicht auf Gegenseitigkeit beruhten. Sie fühlte sich hundsmiserabel.

      »Soll ich vorbeikommen und dich etwas aufheitern?«

      »Das ist total nett von dir, aber ich möchte lieber ein bisschen allein sein und in Ruhe die Fotos von den Seelöwen bearbeiten«, wiegelte Alicia ab. »Vielleicht kommen welche davon auf die Homepage des Zoos.«

      »Du meinst, du möchtest in Ruhe Trübsal blasen«, stellte Clara fest und traf damit den Nagel auf den Kopf. »Meld dich einfach, okay? Ich sorge schon dafür, dass du auf andere Gedanken kommst.«

      »Da bin ich mir sicher. Wir können uns morgen treffen, ja?«

      »Na schön. Falls du es dir doch noch anders überlegen solltest oder es dir schlechter geht, ruf mich an, okay?«

      »Danke, Clara.« Alicia beendete das Gespräch und starrte einige Sekunden lang an die Zimmerdecke, bevor sie die Kraft fand, sich aufzuraffen. Sie hoffte, wenigstens bei der Bearbeitung der Fotos von ihrem Liebeskummer abgelenkt zu werden. Doch tief in ihrem Innern war ihr klar, dass sie damit keinen Erfolg haben würde. Elias spukte jede Sekunde in ihrem Kopf umher und es gab nichts, was das hätte ändern können.

      Wenigstens waren ein paar Aufnahmen dabei, die sie dem Zoo zur Veröffentlichung anbieten konnte. Sie hob den Blick zu dem großen Poster über ihrem Monitor, das sie beim Füttern der Seelöwen im Gelsenkirchener Zoo zeigte. Dies war ihr Abschiedsgeschenk von Ilka am letzten Tag ihres Praktikums gewesen. Sie erinnerte sich daran, wie glücklich sie damals gewesen war. Erst waren Elias und sie frisch zusammengekommen und dann hatte sie endlich den heiß ersehnten Praktikumsplatz ergattert.

      Alicia schloss das Bildbearbeitungsprogramm und rief YouTube auf. Dort fand sie ein neues Video, das Kalifornische Seelöwen in Freiheit vor der nordamerikanischen Küste zeigte. Wie gerne würde sie mal dorthin reisen. Bislang kannte sie die Tiere nur aus dem Zoo. In freier Wildbahn hatte sie bisher bloß Kegelrobben und Seehunde an der Nordseeküste beobachtet, wo ihre Tante Heide lebte.

      Betrübt schaute Alicia auf ihren Kalender, der neben dem Poster hing. Sechs Wochen Sommerferien! Normalerweise war dies die schönste Zeit im Jahr. Aber dieses Mal? Im Moment erschien es ihr wie eine Zeit, die sie irgendwie überstehen musste. Elias würde wochenlang in seinem Trainingscamp sein und Clara flog die kompletten sechs Wochen nach Florida, weil ihre Eltern dort Ferienhäuser verkauften.

      Würde sie doch wenigstens mit ihren Eltern in den Urlaub fahren, so wie Clara. Aber daran war in diesem Jahr nicht zu denken gewesen, weil ihre Eltern nicht zusammen freibekommen hatten. Die Warteliste für ein weiteres Praktikum im Zoo war verdammt lang und auch ein Besuch bei Tante Heide, die in St. Peter-Ording eine Pension betrieb, kam nicht infrage, weil alle Zimmer in der Sommerzeit belegt waren. Ihre letzte Hoffnung auf aufregende Ferien war ein Ferienpraktikum in der Schutzstation Wattenmeer in Westerhever gewesen. Ferien mitten im Nationalpark zu machen und die Chance zu bekommen, Robben in freier Wildbahn zu beobachten, was könnte es Schöneres geben?! Aber ein paar Wochen nach Eingang ihrer Bewerbung hatte sie die Absage aus Westerhever vorliegen gehabt.

      Es schien in diesem Jahr für sie aussichtslos zu sein, die Ferien mit schönen unvergesslichen Erlebnissen zu füllen. Und nun kam auch noch die Beziehungskrise mit Elias hinzu, die dem Ganzen das i-Tüpfelchen aufsetzte.

      Leise Kratzgeräusche unterbrachen Alicias Grübeleien. Sie drehte sich um. Ihr Kater Mäxchen versuchte, die geschlossene Tür mit einer Pfote zu öffnen. »Hast ja recht, mein Dicker. Es ist Zeit für das Abendbrot.« Sie öffnete ihre Zimmertür und folgte dem Kater, der zielstrebig in die Küche im Untergeschoss lief. Alicia füllte Mäxchens Napf mit Futter und warf gerade die leere Dose in den Müll, als es an der Haustür klingelte. Das konnte nur Clara sein. »Schaff dir nie Freunde an, für die ein Nein eigentlich ja bedeutet«, sagte Alicia zu ihrem Kater und öffnete dann die Tür.

      »Hi!«

      »Du?« Alicia starrte Elias überrascht an und ihr Herz schlug sofort schneller. Der Streit hatte ihn doch nicht kaltgelassen!

      »Kann ich reinkommen?«, fragte er ohne Umschweife. Seine Haare waren nass vom Regenwasser und von seiner Trainingsjacke perlten einige Tropfen ab. Er sah hinreißend aus.

      Alicia trat einen Schritt zur Seite, um ihn reinzulassen. In ihr keimte die Hoffnung auf, dass sich doch noch alles zum Guten wenden würde.

      Elias putzte sich die Schuhe auf der Fußmatte ab und betrat den Flur. Alicia wartete vergeblich auf einen Begrüßungskuss. Er

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