Leuchtfeuerherzen. Tanja Janz

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Leuchtfeuerherzen - Tanja Janz

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ich nächsten Freitag vielleicht eine Nacht bei dir bleiben, bevor es losgeht?«, erkundigte Alicia sich. Immerhin war Hochsaison und sie wusste, dass ihre Tante keinen Mangel an Gästen haben würde.

      »I wo! Ganz und gar nicht. Das passt sogar gut, die nächsten Gäste reisen erst am Samstag an. Ich freu mich so, dass es doch noch klappt, dich in den Ferien zu sehen! Hoffentlich hast du überhaupt ein bisschen Zeit für mich.« Tante Heide lachte.

      »Na klar! Mehr als sechs Stunden täglich werde ich im Praktikum nicht arbeiten. Dann bleiben immerhin noch 18 Stunden übrig.«

      Nach dem Telefonat durchstöberte Alicia ihren Kleiderschrank. Für die Arbeit in der Schutzstation brauchte sie vor allem praktische und bequeme Sachen und nichts, womit sie eine Modenschau hätte veranstalten können. Als ihr ein Kleid in die Hände fiel, dachte sie trotzdem darüber nach, es einzupacken. Sie würde immerhin nicht den ganzen Tag arbeiten und hoffentlich einige Leute kennenlernen, mit denen sie ihre freie Zeit verbringen konnte.

      Kurzerhand warf sie das Kleid auf ihr Bett und kramte noch einige Jeans, mehrere T-Shirts, eine Fleecejacke und einen Strickpullover hervor. Sie wusste von ihren Urlauben bei ihrer Tante, dass es auch im Sommer ziemlich frisch an der Küste werden konnte. Nach kurzer Zeit bedeckte der komplette Inhalt des Kleiderschranks den Boden ihres Zimmers. Mäxchen hatte es sich auf einem Stapel T-Shirts bequem gemacht. Die Sachen, die sie mitnehmen wollte, hatte sie zu dem Kleid auf ihr Bett gelegt.

      »Na, bist du schon im Reisefieber?« Ihre Mutter lehnte im Türrahmen und begutachtete lächelnd das Chaos, das sich ihr bot.

      »Ja. Ich dachte, ich packe schnell, bevor die von der Schutzstation es sich anders überlegen«, erwiderte Alicia grinsend. »Was ich nicht hoffe. Du weißt ja, wie lange ich von diesem Praktikum geträumt habe.«

      Ihre Mutter nickte. »Und jetzt wird dein Traum wahr. Es hat die Richtige getroffen. Einen größeren Tier- und Naturfan als dich kenne ich nicht.«

      »Und dann auch noch in Westerhever! Wusstest du, dass es die einzige Schutzstation ist, die direkt in einem Nationalpark liegt?«, fragte Alicia aufgekratzt.

      »Hört sich an wie für dich gemacht.« Ihre Mutter stieg über Alicias Kleidung und schaute auf die Sachen, die auf dem Bett lagen. »Sind das die Klamotten, die du mitnehmen willst?«

      Alicia nickte.

      »Falls du noch etwas brauchst, sag Bescheid. Bevor mein Mädchen nach St. Peter-Ording fährt und vielleicht erwachsen zurückkommt, könnten wir ruhig noch mal zusammen shoppen gehen. Wo wir dir schon keinen Sommerurlaub schenken konnten.«

      Alicia verdrehte gespielt die Augen. »Jetzt übertreibst du. Aber wir könnten wirklich einkaufen gehen, bevor ich nächsten Freitag zu Tante Heide fahre.«

      »Ah! Nächsten Freitag schon. Gut zu erfahren.« Ihre Mutter grinste. »Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte? Hast du mit deiner Tante Pläne geschmiedet, wie ihr die Welt revolutionieren wollt?«

      Alicia überlegte kurz. »Nö. Eigentlich nicht. Das machen wir dann, wenn ich da bin.«

      »Wieso macht mir diese Vorstellung nur solche Angst?« Ihre Mutter gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Gute Nacht und mach nicht mehr allzu lange. Komm, Mäxchen, du bekommst noch ein Betthupferl.« Sie nahm den Kater auf den Arm und ging mit ihm nach unten.

      Als Alicia wieder alleine in ihrem Zimmer war, räumte sie schnell die Kleidung zurück in den Schrank, die nicht die Reise mit ihr nach St. Peter-Ording antreten würden. Danach putzte sie sich rasch die Zähne, bevor sie in ihren Pyjama schlüpfte, das Licht ausknipste und sich in ihr Bett kuschelte. Obwohl sie müde war, war an Schlaf nicht zu denken. Die freudige Aufregung durchströmte sie immer noch und würde in den nächsten Tagen sicher nicht nachlassen.

      Instinktiv griff sie nach ihrem Handy und begann, eine Nachricht an Elias zu schreiben. Hey, tippte sie, ehe sie erstarrte. Für einen Moment hatte sie tatsächlich den großen Streit mit ihm und vermutlich auch das Ende ihrer Beziehung vergessen. Alles kam mit einem Schlag zurück, doch anstatt wie eine Flutwelle über sie hereinzubrechen und all ihre Freude unter sich zu begraben, versetzte der Schmerz ihr nur einen kleinen Dämpfer.

      Sie legte das Smartphone wieder zurück auf ihr Nachttischchen und dachte an Claras Worte, dass sie sich mehr wert sein sollte. Und wie recht sie damit hatte.

      Mit dem Thema Jungs war sie für die nächste Zeit durch, beschloss Alicia selbstbewusst. Mittlerweile war die Trauer der großen Vorfreude auf die bevorstehende Zeit gewichen. Anstatt in Selbstmitleid und Liebeskummer zu baden, würde sie ihre zukünftigen Pläne von einem Studium als Tierärztin oder Biologin verfolgen. Das Praktikum in der Schutzstation war die perfekte Möglichkeit, um erste Erfahrungen mit der Tierwelt an der Nordseeküste zu sammeln – zumal ihre Lieblingstiere, die Robben, in großer Anzahl im Wattenmeer zu finden waren.

      Apropos Wattenmeer, im Keller standen doch noch ihre gelben Gummistiefel. Die mussten auch unbedingt mit nach St. Peter-Ording, dachte sie, bevor sie einschlief und von niedlichen Heulern auf einer großen Sandbank träumte.

      4. KAPITEL

      Auf dem Bahnsteig war es zugig. Alicia zog den Reißverschluss ihres roséfarbenen Blousons hoch, den sie am Shoppingtag mit ihrer Mutter gekauft hatte. Ihre Hände vergrub sie in den Jackentaschen und stieß dabei an ihr Handy darin. Sie hatte es lautlos und auf Vibrationsalarm gestellt, sodass sie eingehende Nachrichten sofort bemerkte.

      Insgeheim hoffte sie doch noch auf eine Nachricht von Elias, auch wenn sie bis jetzt nichts mehr von ihm gehört hatte. In den letzten Schultagen war er ihr aus dem Weg gegangen und sie hatte sich immer wieder Claras Worte und ihren Entschluss in Erinnerung gerufen, um nicht schwach zu werden und ihm hinterherzulaufen. Und obwohl sie standhaft geblieben und kurz davor war, zu einem neuen, unvergesslichen Kapitel in ihrem Leben aufzubrechen, nagte ein dumpfer Schmerz an ihrem Herzen.

      »Melde dich, sobald du in St. Peter-Ording angekommen bist«, sagte ihre Mutter. »Hast du auch alles dabei? Dein Ticket?«

      Alicia zog die Fahrkarte aus dem vorderen Fach ihrer Umhängetasche hervor und hielt sie ihrer Mutter entgegen. »Ist immer noch da. Mach dir nicht so viele Sorgen, Mama.«

      »Kaum das Fachabi in der Tasche und dabei, den nächsten großen Schritt zu tun, schon bin ich zu gluckenhaft«, witzelte ihre Mutter, auch wenn ihr Lächeln dabei ein wenig zittrig war.

      »Auf Gleis zwei fährt der Regional-Express zwei Richtung Münster ein«, tönte die automatische Ansage durch die Lautsprecher.

      Alicia steckte die Fahrkarte wieder zurück in die Tasche. »Du bist ja auch wirklich komisch. Ich bin nicht ganz alleine da und Tante Heide wohnt auch in der Nähe. Mir wird nichts passieren.«

      »Das weiß ich. Aber es ist so ein großer Schritt für dich. Ich hab schon Angst davor, was als Nächstes kommt. Der Auszug?« Ihre Mutter schüttelte den Kopf und umarmte sie. »Mach’s gut, meine Kleine. Bis in vier Wochen. Hab eine unvergessliche Zeit, ja? Und grüß Heide von uns.«

      »Ich melde mich nachher«, versprach Alicia und stieg in den Zug ein. Sie drehte sich noch einmal um und winkte, dann suchte sie sich einen freien Platz.

      In Münster stieg sie in den IC Richtung Husum um. Dort war ein Fensterplatz in der zweiten Klasse für sie reserviert. Alicia packte ihre Tasche auf eine Gepäckablage und zog ihren Blouson aus. Alicia beobachtete, wie die Welt draußen an ihr vorbeiflog, und ließ ihre Gedanken in die Ferne schweifen. In Husum musste sie noch einmal umsteigen, um

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