Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild. Carl Wilckens

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Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild - Carl Wilckens Dreizehn -13-

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Sie ging um mich herum. „Eure Gestalt hätte eigentlich kümmerlich sein müssen. Aber das Perl kräftigt den menschlichen Körper, wenn man es nicht in zu hohem Maße zu sich nimmt.“

      „Ich habe es immer nur genommen, wenn ich musste.“

      Limbania nickte wissend. „Anderenfalls sähet Ihr jetzt aus wie eine dieser erbärmlichen Gestalten in den Grotten. Tyr sei ihrer armen Seelen gnädig. Das Perl bringt uns nicht um. Das Perl bringt uns lediglich dazu, uns gegenseitig umzubringen.“

      Kurz herrschte Schweigen, während dem ich einen weiteren Schluck Tee trank.

      „Ihr müsst aufhören, diese Droge zu nehmen“, sagte Limbania streng.

      Ich lächelte spöttisch. Was hätte Hunger jetzt gesagt, wäre er hier? „Das geht nicht. Das Perl ist mein Sonnenlicht.“

      „Ihr seid nicht dazu bestimmt, im Unterrumpf zu bleiben, Godric End.“

      Ich schnaubte. „Es ist mir nicht möglich, diesen Ort zu verlassen.“

      Limbania hob die Brauen. „Glaubt Ihr das im Ernst? Seht Euch an. Gibt es wirklich eine Tür, die Euch aufzuhalten vermag?“ Ich schwieg. „In diesem Moment befinden sich zwei Männer vom Deck im Unterrumpf. Nachdem kürzlich eine Meute wild gewordener Süchtiger zwei Piraten in Stücke gerissen hat, haben sie diese beiden hierher geschickt, um die Rattennester auszuräuchern. Sie tragen den Schlüssel bei sich, der Euch die Dealertür öffnet.“

      „Woher weißt du …?“ Sie lächelte angesichts meiner verblüfften Miene.

      „Eine Ratte hat es mir erzählt. Aber bevor Ihr geht, nehmt das hier.“ Sie zog einen zerknitterten Briefumschlag aus der Hosentasche. Ich nahm ihn entgegen und sah sie an. „Der Adressat befindet sich in Treedsgow. Es wird der Tag kommen, da Black Raven diesen Ort überfällt. Bei der Gelegenheit überreicht den Brief. Aber seid gewarnt …“ Sie trat nahe an mich heran. Ihr Blick war tödlich, ihre Stimme gefährlich leise geworden. „Ich werde davon erfahren, wenn Ihr ihn selbst öffnet. Und dann werdet Ihr wünschen, es nicht getan zu haben.“ Ihre Drohung machte mir keine Angst. Vielmehr ließ sie sie noch anziehender erscheinen.

      „Du drohst deinem König?“, fragte ich kühl.

      Da war wieder jenes gefährlich schöne Lächeln. „Ich erkenne Eure Autorität an, König der Süchtigen. Aber ich schrecke deshalb nicht davor zurück, Euch zu töten.“

      Ich steckte den Umschlag in die Gesäßtasche. Meine Miene blieb ungerührt. Es war mir egal, ob Limbania mich töten wollte oder nicht. Aber der Inhalt des Briefes interessierte mich ebenso wenig.

      „Nun geht“, sagte Limbania und trat vor die Wand gegenüber dem Regal. „Es ist an der Zeit, dass Ihr den Unterrumpf verlasst.“ Sie schob mehrere Riegel zurück und erst jetzt bemerkte ich, dass es sich um eine verborgene Tür handelte. Sie öffnete mir, und ich trat hinaus auf den Gang. Hinter mir fiel die Tür ins Schloss und fügte sich nahtlos in die Wand.

      Es dauerte nicht lange, bis ich die Piraten fand, von denen Limbania gesprochen hatte. Auf dem Weg dorthin begegneten mir an der Zahl drei Perlsüchtige. Bei meinem Anblick gingen sie auf die Knie, drückten ihr Gesicht gegen den kalten Eisenboden und murmelten unverständliche Worte. Limbania hatte wahr gesprochen. Ich war König der Perlsüchtigen.

      Ich schenkte meinen Untertanen kaum Beachtung. Weder waren sie gefährlich, noch brauchte ich sie. Ich führte meine Kriege allein.

      Die Piraten, die heruntergekommen waren, um die Rattennester auszuräuchern, verbargen ihre Gesichter hinter ledernen Schutzmasken und Schutzbrillen. Sie sahen aus wie übergroße Insekten. Außerdem trug einer von ihnen zwei Gaskartuschen auf dem Rücken. Ein Schlauch führte von den Kartuschen zu einer Düse, die an seiner rechten Hand befestigt war.

      Aus sicherer Entfernung beobachtete ich, wie der Mann den Abzug an der Düse betätigte und einen Flammenstrahl in einen Gang jagte. Irres Geschrei ertönte und ein Perlsüchtiger, gekleidet in Flammen, stolperte heraus. Er schlug wild um sich, warf sich zu Boden und rollte sich herum. Das Feuer ließ ihn quälend langsam verenden. Zuerst roch ich verbranntes Haar, dann den widerlich köstlichen Geruch von gebratenem Fleisch. Irgendwann verebbten die Schreie, wurden zu einem Wimmern und verstummten vollends.

      Der eine Pirat berührte seinen Kumpanen an der Schulter und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, weiterzugehen. Die beiden setzten sich in Bewegung. Ich lief los. Näherte mich ihnen von hinten, schnell und leise wie ein Panther. Zuerst nahm ich mir den mit den Gasflaschen vor. Ich wollte keine Bekanntschaft mit den Flammen machen. Ich packte seinen Kopf und riss ihn mit einem Ruck herum. Es knackte. Der Schrei des anderen Piraten klang gedämpft unter der Schutzmaske. Erst jetzt bemerkte ich, dass er einen Revolver in Händen hielt. Er richtete die Waffe auf mich. Ich fasste der Leiche unter die Arme und hielt sie schützend vor mich. Der Pirat feuerte drei Mal. Die Schüsse tönten laut durch den Gang und füllten meine Ohren mit einem durchdringenden Pfeifen. Die Kugeln schlugen in den menschlichen Schutzschild, und ich stolperte rückwärts. Ein Knurren entwich meiner Kehle. Ich fasste den rechten Arm des Toten und riss ihn in die Höhe. Die Düse deutete nun auf meinen Gegner. Die Augen hinter der Schutzbrille weiteten sich.

      Ich betätigte den Abzug.

      Die Flamme war hell. Ich kniff die Augen zusammen. Unsägliche Hitze schlug mir ins Gesicht. Der schrille Schrei meines Gegners klang selbst unter der Schutzmaske laut. Er rannte davon, doch die Flammen saßen auf ihm wie Dämonen, die sich nicht abschütteln ließen. Bald warf auch er sich zu Boden, wo er dasselbe qualvolle Ende erlitt wie das jüngste Opfer der Flammen vor ihm.

      Ich legte den Mann mit dem gebrochenen Genick auf dem Boden ab und fing an, seine Taschen zu durchsuchen. Er trug einigen nützlichen Krempel bei sich. Darunter wertvolle Dinge wie Zigaretten, ein Bündel Geldscheine und drei kleine Beutel gefüllt mit verschiedenen Gewürzen: Thymian, Oregano und origonischer Pfeffer. Letzteres war so wertvoll, dass es auch Gold des Südens genannt wurde.

      Den Schlüssel trug der Mann nicht bei sich. Also musste der andere ihn haben … oder Limbania hatte sich geirrt. Letztere Option jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich wollte ans Sonnenlicht, mehr als alles andere auf der Welt. Ich wollte den blauen Himmel über mir sehen und den Blick nachts in den endlosen Weiten des Alls verlieren. Ich wollte den Mond sehen. Gott, ich erinnerte mich nicht einmal mehr an das Gefühl, wenn einem Regentropfen ins Gesicht fielen. Ich wusste nicht, wie es war, in die Welt hinauszuschreien, ohne dass das Echo von irgendwelchen Schachtwänden zurückgeworfen wurde. Es durfte nicht sein, dass ich schon wieder enttäuscht wurde.

      Ich schnallte den Flammenwerfer vom Rücken des Toten und mir selbst um. Anschließend ging ich zu der verkohlten Leiche. Ohne dass ich es wollte, ließ der Geruch des gebratenen Fleisches meinen Magen knurren.

      Schon war Hunger zur Stelle. Er kam und ging, wie es ihm passte, als hätte er zwischendurch Wichtigeres zu erledigen. Aber wenn es ums Essen ging, ließ er alles andere stehen und liegen. „Was spricht dagegen, sein Fleisch zu essen?“

      Ich ignorierte ihn und tastete die Beine ab. Ich fand den Schlüssel in den Überresten der verkohlten Kleidung. Obwohl das Metall noch heiß war und mir die Haut an den Fingerspitzen verbrannte, ließ ich nicht los.

      „Na schön, nun hast du es geschafft.“ Hunger versuchte, desinteressiert zu klingen, doch ich spürte, dass er beunruhigt war. „Du wirst das Sonnenlicht wiedersehen. Aber du wirst niemals aufhören, Perl zu nehmen. Das weißt du ebenso gut, wie ich es weiß.“

      Ich ignorierte ihn wieder, steckte den Schlüssel in die Hosentasche

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