Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild. Carl Wilckens

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild - Carl Wilckens страница 47

Dreizehn Band 1-3: Das Tagebuch / Die Anstalt / Das Spiegelbild - Carl Wilckens Dreizehn -13-

Скачать книгу

Sie hob die Brauen.

      „Was ist mit, wir wollen das Übel nicht herausfordern?“, fragte ich.

      „Vergiss das“, sagte sie. „Ich will dich küssen.“

      „Warte mal“, sagte ich und hielt sie weiterhin zurück. „Wieso ist es jetzt in Ordnung?“

      Sie blies die Wangen auf. „Das würdest du nicht verstehen“, murmelte sie und wich meinem Blick aus.

      „Versuch es doch einfach.“

      Aber Emily schwieg, die Augen auf einen Punkt hinter mir geheftet.

      „Emily?“ Ich folgte ihrem Blick und dann sah ich es.

      Im Holz der Tür steckte ein Messer. Dianes Messer. Mir wurde kalt. Wie vom Anblick der Waffe hypnotisiert starrte ich auf den Griff. Warum hatte Diane das getan? Wollte sie uns Angst machen? Uns drohen? Wartete sie vielleicht in Emilys Wohnung? Bei dem Gedanken lief es mir eiskalt den Rücken hinab.

      Dann bemerkte ich etwas Merkwürdiges. Ich sah genauer hin, und eine schwarze Substanz, die dem Griff der Waffe anhaftete, offenbarte sich mir. Wie Teer oder Pech sah sie aus. Vor meinen Augen löste sie sich in Rauch auf und war binnen Sekunden verschwunden. Ich packte den Griff und zerrte daran. Die Klinge rührte sich kaum. Blanke Wut hatte sie tief ins Holz getrieben. Ich zog fester und befreite sie mit einem Ruck. Die silberne Klinge glitzerte im schwachen Licht, das durch die Fenster des Treppenhauses hereinfiel. Eiskristalle überzogen die Oberfläche des Stahls, als hätte der Dolch eine Nacht lang in frostiger Kälte gelegen. Genau wie die schwarze Substanz zuvor taute das Eis in kürzester Zeit und hinterließ nicht einmal Wasser. Ich sah zu Emily, um mich zu versichern, dass mich die Sinne nicht täuschten. Aber Emilys Aufmerksamkeit galt etwas Anderem. Ich folgte ihrem Blick. In eckigen Großbuchstaben hatte jemand – zweifellos Diane – ein einzelnes Wort ins Holz der Tür geschnitzt:

       HURE

      W. D. Walker

       31. FEENMOND 1713, SONNNACHT

      Emily hatte Angst. Ich musste immerzu daran denken, was Gary über Diane erzählt hatte. Dass sie aus Schwarzwasserhafen kam und nicht mehr ganz dicht im Kopf sei. Offenbar hatte er damit nicht Unrecht.

      Auf der anderen Seite machte ihr Verhalten mich wütend. Ich hatte mich ihr gegenüber nicht ganz richtig benommen, ja, aber sie hätte mich wenigstens anhören können. Stattdessen erfand sie irgendeine aberwitzige Geschichte, ließ viertellang nichts von sich hören und rammte dann ihr Messer in Emilys Tür. Was bezweckte sie damit? Wollte sie uns einschüchtern? Uns drohen?

      „Sie benimmt sich unvernünftig“, sagte ich wütend zu Ed.

      „Reg dich ab und trink ein Bier“, meinte er bloß. Ich hatte Emily angeboten, bei uns zu übernachten. Sie hatte sich kaum getraut, ihre Wohnung zu betreten aus Angst, Diane könne dort auf sie warten. Ihr Schloss hatte keine Einbruchspuren aufgewiesen, soweit sich das im Dunkeln beurteilen ließ, also wagte ich einen Vorstoß. Dianes Messer in der Rechten verlieh mir zusätzlichen Mut. Während ich jeden Raum einzeln inspizierte und sogar in die Küchenschränke schaute, blieb Emily unentwegt in meiner Nähe. Erst als wir sicher waren, dass niemand da war, sammelte sie hastig alles Nötige für eine Übernachtung ein, und wir verließen die Wohnung.

      Ed war an diesem Abend noch wach und glücklicherweise nicht aus. Ihn in unserer Nähe zu wissen, gab mir ein gutes Gefühl, nicht zuletzt deshalb, weil er groß und kräftig gebaut ist.

      Ich öffnete den Bügelverschluss der Flasche, hob sie energisch an die Lippen und verschluckte mich prompt. Ich hustete und hatte das Gefühl, Schaum käme mir gleich zu beiden Nasenlöchern heraus.

      „Ich stelle sie morgen zur Rede“, keuchte ich und tupfte den Hals meiner Flasche ab.

      „Alleine? Hast du sie noch alle? Sie ist verrückt. Melde den Vorfall dem Konstabler.“

      Ich schüttelte den Kopf. „Sie würde es abstreiten“, sagte ich. „Ich könnte nicht beweisen, dass das Messer ihr gehört.“

      „Vielleicht ist es ja auch gar nicht von ihr“, gab Emily zu bedenken.

      Ich schüttelte den Kopf. „Es ist ihr Messer.“

      „Woher weißt du das?“

      „Ich … hab es schon einmal bei ihr gesehen.“

      „Also gut“, sagte Ed widerwillig. „Statten wir ihr morgen einen Besuch ab.“

      Ich hob die Brauen. „Du kommst mit?“

      Ed grinste. „Ja, glaubst du, ich lasse es mir entgehen, wenn mein Mitbewohner von einem Mädchen verprügelt wird?“ Emily lachte. Ich boxte Ed freundschaftlich gegen die Schulter und trank noch einen Schluck Bier. Ich war immer noch wütend und besorgt, aber ich fühlte mich besser.

      Ed trank ebenfalls. Dann fiel sein Blick auf einen Punkt unterhalb meines Kinns. Er runzelte die Stirn. „Was trägst du da eigentlich um den Hals?“

      Ich verschluckte mich beinahe wieder. Mist! Bis jetzt hatte ich das Mojo vor Ed verbergen können. „Nichts Besonderes“, sagte ich und erhob mich. „Es ist schon spät. Wir sollten versuchen, zu schlafen.“

      „Moment mal, Freundchen.“ Auch Ed erhob sich und versperrte mir den Weg. „Zeig das mal her.“ Widerwillig holte ich das Mojo unter meinem Hemd hervor. Ed betrachtete es einige Sekunden lang schweigend und sah dann mit hochgezogenen Brauen abwechselnd von mir zu Emily.

      „Was ist das?“, insistierte er, als niemand eine Erklärung von sich gab.

      „Ach das“, sagte ich, während ich fieberhaft nach einer Ausrede suchte. Ich schalt mich selbst einen Dummkopf, weil ich mir nicht längst eine zurechtgelegt hatte. „Das ist …“

      „Ein Mojo“, sagte Emily unbekümmert. Ich funkelte sie an.

      „Ein … Motscho?“, wiederholte Ed ratlos.

      Emily nickte. „Ein origonischer Talisman. Er bringt Glück und schützt vor bösen Geistern und …“

      „Du kannst aufhören, Emily.“ Ich knirschte mit den Zähnen. „Ed kann uns gar nicht für noch verrückter halten.“ Ed sah aus, als würde er gleich laut loslachen.

      „Und … und was ist da drin?“

      „Ooch, nur ein paar Kräuter, ein Kupferkorn …“

      „Wie gesagt, Emily, du kannst aufhören“, sagte ich überdeutlich. Ed brach in Gelächter aus. „Mo-mo – motscho!“, rief er mit hochrotem Gesicht und schüttelte sich regelrecht vor Lachen. „Motscho!“

      „Wirklich sehr komisch, Ed“, sagte Emily trocken, aber Ed lachte bloß noch heftiger.

      „Dann kann ich morgen ja hierbleiben“, sagte er und wischte sich die Augen. „Dein Motscho wird dich schon vor Diane beschützen.“

      „Es heißt Mojo“, berichtigte ich ihn. Ich bereute meine Worte sofort, waren sie doch Öl im Feuer von Eds Belustigung. Immer noch lachend verließ er den Raum. Wenig später gingen auch Emily und ich zu Bett.

      „Mach

Скачать книгу