Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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Frau an, als hätte sie einen Fluch über ihn ausgesprochen. Er sollte ein solches Ritual ausführen? Er? Er, der niemals versucht hatte, diese Fähigkeiten zu kontrollieren, die er scheinbar besitzen musste, besitzen sollte? Zweifel schwangen in seiner Stimme mit: „Heißt das, ich werde sehen, wie dieser Junge gestorben ist?“

      „Du wirst weniger sehen“, antwortete die junge Frau zögerlich, „als vielmehr fühlen, … was ihn in den Tod getrieben hat. Das ist der Nachteil daran. Ich kann nicht von dir verlangen, das für mich zu tun; ich kann es auch ohne deine Hilfe probieren. Aber du würdest mir helfen, sehr sogar.“

      Unwirsch schüttelte Aigonn mit dem Kopf. Auf einmal hatte er das Gefühl, dass ihn all das Gesagte und die vielen Erinnerungen, die noch immer in seinem Geist aufblitzten, grenzenlos übermannten.

      „Was habe ich eigentlich damit zu tun, mit all dem? Warum ich?“

      „Ich fürchte, weil es sonst niemanden hier gibt, dem ich vertrauen kann.

      Ich kann dir nicht sagen, was hier vorgeht, aber vielleicht werde ich es bald. Du hast deine halbe Familie aus einem Grund verloren, der dir immer noch nicht schlüssig wird. Das könnte sich ändern!“

      Aigonn schwieg. Einen Moment lang fragte er sich, ob er überhaupt wissen wollte, was seine Schwester in den Tod getrieben hatte. Doch eine Stimme in seinem Inneren sagte ihm, dass es richtig war, wenn er es erfuhr. Für eine kurze Zeit rang er noch mit sich selbst, dann antwortete er der jungen Frau: „Ich werde dir helfen, soweit ich es vermag. Aber es liegt an dir – alles. Das letzte Mal, als ich auch nur unfreiwillig von meinen Fähigkeiten Gebrauch gemacht habe, wäre ich fast gestorben. Wenn ich dir helfen soll, fürchte ich, vertraue ich dir mein Leben an.“

      „Du kannst mir vertrauen. Das ist das einzige, das ich dir verspreche.“

      Aigonn nickte. Er zweifelte nicht an der jungen Frau, dafür hatte er gar keinen Grund. „Wann wollen wir es versuchen?“, fragte er.

      „Ist es immer noch so, dass ein Toter nicht länger als einen Tag und eine Nacht aufgebahrt sein darf, bevor man ihm sein Begräbnis zukommen lässt?“

      „Ja.“

      „Dann schon morgen. Dein Schamane oder sein Gehilfe werden den jungen Mann morgen beerdigen müssen. Sobald seine Seele in die Andere Welt übergegangen sein wird, müssen wir versuchen, an den Leichnam zu gelangen. Im Zweifelsfall werden wir das Grab öffnen.“

      Aigonn schauerte es. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was auf ihn zukam, wenn er versuchen wollte, der jungen Frau zu helfen. Doch er spürte, dass er das Richtige tat. Er hatte gerade den Mund geöffnet, um seinen Worten noch etwas hinzuzufügen, als es auf einmal an der Tür klopfte.

      Er schloss seinen Mund, erhob sich unwillig und rief: „Wer ist da?“

      „Ich bin es, Oran.“

      Die junge Frau sog scharf die Luft ein. Sie schien ganz vergessen zu haben, dass Lhenias Vater seine vermeintliche Tochter suchen würde.

      „Komm herein!“ Die Tür öffnete sich und der alternde Bauer blickte schüchtern in das Haus hinein. Hinter ihm erkannte Aigonn Efoh, dem scheinbar die Lust vergangen war, sich draußen die Zeit zu vertreiben. Denn heute hatten keine größeren Arbeiten angestanden. Ein anderer Schäfer überwachte Aigonns und Efohs Herde zusammen mit seiner eigenen.

      „Verzeih die Störung, Aigonn, aber … Oh, da bist du ja, Lhenia! Du bist heute Morgen so aufgeregt gewesen, ich hatte schon Angst, du …“

      „Nein, hier bin ich doch.“ Die junge Frau lächelte warm, erhob sich und lief zu Oran. Aigonn erschrak fast darüber, wie sich schlagartig der Ausdruck ihres Gesichtes änderte und damit ihr ganzes Antlitz. Sie wirkte viel jünger, mädchenhafter – fast so, wie Aigonn die echte Lhenia in Erinnerung behalten hatte.

      „Aigonn und ich haben nur etwas geredet. Du brauchst dir doch keine Sorgen zu machen!“

      Oran erwiderte nichts mehr, sondern strich seiner vermeintlichen Tochter stattdessen nur durch das kurze Haar. Die junge Frau verabschiedete sich und verließ mit ihrem Vater das Haus. Im Gegenzug trat Efoh ein, tauschte einen kurzen Blick mit seinem Bruder und ließ sich dann auf die Felle sinken.

      „Aehrel möchte morgen kurz bei uns vorbeisehen“, sagte er merkwürdig tonlos. „Haben wir noch Fleisch da, um ihn zu bewirten?“

      Aigonn zögerte mit seiner Antwort. Er spürte, dass Efoh beleidigt war, und er wusste selbst zu gut aus welchem Grund. Daher ging er erst gar nicht auf die Frage ein, sondern sagte beschwichtigend: „Efoh, bitte! Ich wollte dich nicht kränken! Du brauchst nicht zu glauben, dass ich dir misstraue. Aber ich kann dir im Moment von diesen Dingen nichts erzählen. Es wäre auch … zu umständlich, dir alles zu erklären.“

      Efoh sah zu ihm auf. Sein Blick hatte etwas Scharfes an sich. Er schien Aigonn zu stechen, als er dessen Augen fand. Der wunde Nerv war getroffen.

      Anstatt jedoch auf Aigonns Entschuldigung einzugehen, beließ Efoh es dabei und wiederholte nur noch einmal: „Haben wir Fleisch da?“

      Was zurückgelassen wurde

      Es fiel Aigonn schwer zu beschreiben, was in ihm vorging. Der sonst blutrote Abendhimmel hatte unter den grauen Gewitterwolken einen satten Violett-Ton angenommen, der selbst bis jetzt, zu Beginn der Nacht, noch angehalten hatte. Ein lautloses Unwetter tobte über dem Horizont. Weiße Blitze zuckten über den Himmel. Irgendwo in der Ferne mussten Regenschwalle auf die Erde niedergehen, doch bis jetzt verriet lediglich der warme, aber kraftvolle Wind den jähen Wetterwechsel.

      Nur noch wenige Menschen durchquerten zu dieser Zeit das Dorf. Hier und da wurden noch Hunde hineingelassen, letzte Pferde von den nahen Weiden geholt. Doch abgesehen von den Nachtwachen war Aigonn beinahe allein.

      Innerlich erfüllte ihn Befriedigung. Nach seiner Entdeckung am frühen Morgen schien Bral den undankbaren Posten, Aigonn zu überwachen, abgegeben zu haben. Nur hatte bislang niemand die Aufgabe des jungen Kriegers übernommen. Aigonn selbst lächelte darüber. Es hätte ihm nicht gelegener kommen können – unabhängig davon, dass er an diesem Abend keinen Schlaf gefunden hatte. Bis jetzt konnte er den Gefühlen keinen rechten Namen geben, die ihn trieben. Doch je weiter er durch das Dorf lief, den Bach entlang zu den hinteren Palisaden, desto mehr fühlte er den Zorn, den er an diesem Vormittag erweckt hatte. Seit die junge Frau gegangen war, war er bestimmt davon. Seine Hände streckten sich unablässig und wurden wieder zur Faust. Es war ihm schlagartig kaum mehr möglich gewesen, vor Efoh den Gelassenen zu spielen. Dieser hatte gespürt, was in ihm vorging, doch sich scheinbar auch damit abgefunden, dass er nicht eingeweiht werden würde. Aus diesem Grund wusste Aigonn nicht, ob sein Bruder bemerkt hatte, wie er vor kurzer Zeit das Haus verlassen hatte und im Zwielicht verschwunden war.

      Die Ställe und Häuser, die Aigonns Weg bisher gesäumt hatten, wurden weniger. Ein einzelnes, fast verlassen daliegendes Haus neben dem Bach war als Silhouette in der Dunkelheit zu erkennen. Und je näher er diesem kam, desto mehr beschleunigte sich sein Puls. Das Blut pochte in seinen Ohren. Ab und zu schien es, als ob zwischen diesem monotonen Klang eine feine Stimme in sein Ohr wisperte.

      Warum hatte er diesen Beschluss nicht schon viel früher gefasst? Warum in dieser Nacht? Dabei war der Augenblick fast vollkommen, um zu tun, was Aigonns Geist bestimmte.

      Als er Rowilans Behausung erreicht hatte, war die Stille der Nacht fast drückend geworden. Kein Laut drang aus der Siedlung. Nur der nahe Wald raunte eintönige Lieder

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