Tausendfache Vergeltung. Frank Ebert
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Читать онлайн книгу Tausendfache Vergeltung - Frank Ebert страница 11
„Was natürlich nicht zu verhindern war. Und der Admiral fürchtete bestimmt um seinen Kopf“, kräuselte Bob.
„Ganz zu Anfang wäre es noch zu verhindern gewesen. Vor allem hätte die Sache lückenlos aufgeklärt werden müssen.
Aber ich war in meiner Untersuchungsarbeit nicht frei.“
„Was heißt das?“, fragte Bill zweifelnd.
Al fuhr fort: „Bestimmte Unterlagen wurden mir vorenthalten, wichtige Zeugen waren plötzlich irgendwohin versetzt worden und so weiter. Ich schlug dem Admiral vor, in die Offensive zu gehen. Doch er zögerte noch immer.“
„Ja, jetzt erinnere ich mich genau“, warf Bob ein. „Der Admiral wollte das nicht, weil er vor einer Beförderung stand.“
„Nein, er hatte politische Ambitionen“, korrigierte Al, „– für die Zeit seines Ruhestands. Eine vernünftige Pressearbeit hätte den Schaden wenigstens begrenzt. Irgendwann sickerte doch etwas durch. Associated Press tickerte eines Tages eine kleine Notiz über die Fernschreiber – und die Lawine war losgetreten. Eine Woche später erschien ein Artikel in den LAN, bei dem die Marineführung gar nicht gut aussah. Die Spekulationen blühten. Der Admiral tobte. Er ließ seine Beziehungen zum Pentagon spielen. Eine Woche später hatte er viel Zeit, spazieren zu gehen.“
„Und dann suchten sie einen Sündenbock?“, mutmaßte Bob.
„Genau. Obwohl sie mir nichts anhaben konnten, wurde ich versetzt. Der Anfang vom Ende – Karriere ade!“
„Und dann haben Sie die Uniform an den Nagel gehängt …“ Bob ließ nicht locker.
„Nicht sofort. Es hat noch fast zwei Jahre gedauert. Meinen Posten als Sicherheitsoffizier war ich allerdings los. Sie haben mich leerlaufen lassen und mir belanglose Verwendungen gegeben – Offiziersbewerber aussuchen, Lehrtätigkeit an der Marineschule, Dinge, die man kurz vor dem Ruhestand tut, aber nicht mit Anfang vierzig. Die Beförderung zum Fregattenkapitän konnte ich in den Kamin schreiben. Meine Bewerbungen um ein Kommando auf einem Schiff wurden abgelehnt. Am Ende half alles nichts. Wenn ich nicht versauern wollte, musste ich Shing-hees Vorschlag annehmen und umsatteln – zum Journalisten. David B. Goldmann wollte einen Insider wie mich unbedingt haben. Volontariat, Trainee-Programm und so weiter – Sie kennen das. Erstaunlicherweise macht die Schreiberei Spaß.“
Bob war allmählich in seinen Sessel zurückgesunken.
„Wenn ich heute noch einmal die Chance bekäme, einen Skandal aufzuklären …“
„Dann?“, wollte Bob wissen.
„Ich würde die Sache anders angehen. So, dass die Wahrheit an den Tag käme. Auf jeden Fall. Koste es, was es wolle.“
„Nun, dann sind Sie in Korea richtig“, beruhigte ihn Bob.
„Die Ruhe täuscht. Am achtunddreißigsten Breitengrad ist immer was los. Hier ist der kalte Krieg noch in vollem Gang. Sie sollten die Grenze in Panmunjom besuchen. Wir haben da ausgezeichnete Verbindungen zum UN-Kommando“, beteuerte Bob. „Sie werden bald merken, dass es brodelt. Bill kann das bezeugen. Habe ich recht?“
„Ja, Bob. Hier lebt es sich wahnsinnig gefährlich. Fast so wie … wie auf einem Pulverfass“, bestätigte Bill. „Aber, Bob – Al wollte von Ihnen eigentlich Hintergründe zur Korea-Politik der USA hören.“
Das Telefon läutete. Bob hob den Hörer ab.
„Ich sagte doch, dass ich nicht gestört …“, entrüstete sich Bob und nahm sich sofort zurück: „Oh ja, Sir, selbstverständlich, natürlich Sir. Ich komme sofort.“
Er legte den Hörer zurück.
„Tut mir leid, meine Herren, der Botschafter verlangt nach mir. Das kann dauern. Wir werden ein andermal weiterreden. Bis bald. Unsere Presse-Übersetzungen bekommen Sie ja täglich in die Redaktion. Da können Sie sich ausgiebig informieren.“
Bob stand auf, rückte sich die Fliege zurecht, schwang sein Jackett über die Schulter und griff nach einer Schreibmappe.
Bill und Al hatten verstanden. Sie erhoben sich und verließen mit Bob den Raum. Al bedauerte den abrupten Gesprächsabbruch.
„Ist der immer so kurz angebunden?“, fragte er Bill.
„Diplomat – wenn du verstehst, was ich meine. Kleinere Störungen sind manchmal recht willkommen.“
„Du meinst, der war ganz froh, dass er zum Botschafter musste?“
Bill nahm seinen gewohnten Redefluss wieder auf.
„Kann ich mir wahnsinnig gut vorstellen. Es würde mich nicht wundern, wenn der gerissene Kerl das Telefonat nur lanciert hätte. Hast du gemerkt, wie er dich ausgefragt hat? Als es ans Eingemachte ging, musste er plötzlich weg. Merkwürdig, was? Die Presseverlautbarungen der Botschaft kannst du vergessen. Das Zeug stapelt sich wie wahnsinnig in meinem Büro. Wahre Hintergründe erfährst du von Woods ohnehin nicht. Er gibt nur zu, was du ihm beweisen kannst. Du wirst selbst herausfinden müssen, wer hinter den Kulissen welche Rolle spielt. Und da ist einiges faul.“
„Das sagt Goldmann auch.“
„Sei sicher, Goldmann hat dafür eine Nase. Nicht umsonst ist er so wahnsinnig erfolgreich …“
„ …und einflussreich“, setzte Al hinzu und sah sich im Botschaftsgebäude eingehend um. „Ich möchte mich einmal in diesem Gebäude vierundzwanzig Stunden mit einer Tarnkappe bewegen können“, wünschte er. „Ich hätte bestimmt Stoff auf Jahre hinaus.“
„Bestimmt!“
Bill wechselte das Thema.
„Mist – ich habe vergessen, mich bei Bob für die Einladung zu bedanken und mich zu entschuldigen.“
„Welche Einladung?“
„Die Einladung zum Botschaftsempfang. Hier ist sie.“
Bill fuchtelte mit einem weißen Briefkuvert vor Al herum und zog eine bedruckte Karte heraus.
„Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in der Republik Korea beehrt sich, Herrn William Antony Cooper und Begleitung aus Anlass des Unabhängigkeitstages am vierten Juli neunzehnhundertsechsundneunzig zu einem Empfang in seine Residenz einzuladen …“, las er halblaut vor. „Mensch, Al, da bin ich doch längst nicht mehr in Korea! Deswegen wollte ich Bob ansprechen und ihm vorschlagen, dass du hingehst.“
„Ich? Zum Empfang? Weiß nicht, solche Dinge liegen mir nicht besonders. Ich bin kein Salontiger“, sträubte sich Al.
„Al, du musst hin! Du triffst alles, was Rang und Namen