Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe). August Schrader

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Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe) - August Schrader

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hatte. Jackson, der ihm stets auf den Fersen war, folgte ernst und schweigend.

      Als die beiden Männer die breiten Steinstufen der Freitreppe vor dem Haus erreicht hatten, wandte sich der Mulatte zu seinem Begleiter.

      »Sir Jackson«, sagte er, »was soll ich meiner Gebieterin melden?«

      »Narr«, antwortete der Pflanzer finster, indem er den Kolben seines Gewehrs auf die Steinplatte setzte, »ich habe es dir schon gesagt: Melde, dass ich in einer dringenden Geschäftsangelegenheit eine Unterredung mit ihr verlange. Weigert sie sich, mich zu empfangen, so bedeute ihr, dass es in ihrem Interesse ist.«

      »Ich fürchte«, sagte Kato seufzend, »dass dieses Bedeuten Ihnen kein Gehör verschaffen wird, wenn Miss Jenny nicht geneigt ist, Sie vorzulassen. Hätten Sie nur einen eleganten Frack an, moderne Hosen und blanke Stiefeln, dann würde ich nicht alle Hoffnung aufgeben – so aber zweifele ich.«

      »Tue, was ich gesagt habe«, befahl Jackson ungeduldig, indem er heftig mit dem Gewehr auf den Stein stieß, dass es laut dröhnte.

      Trotz seiner Ermüdung sprang Kato mit einem Satz zwei Stufen hinauf.

      »Gut«, sagte er erschrocken, »so treten Sie in den Saal, ich werde Sie melden!«

      Der Mulatte öffnete eine Glastür, die zu einem kleinen Vorgemach ohne Möbel führte. Dann zog er an einer Glocke.

      Kaum eine Minute verstrich und eine andere Tür wurde von innen geöffnet. Eine junge Negerin in weißer bengalischer Kleidung erschien auf der Schwelle. Als sie den Mulatten mit seinem grauen Begleiter erblickte, trat sie zurück und ließ die beiden Männer eintreten. Dann schloss sie die Tür wieder.

      »Katty«, flüsterte der Mulatte zu der Negerin, »führe mich zu Miss Jenny, ich habe mit ihr zu reden. Sir Jackson«, wandte er sich zu dem Pflanzer, »nehmen Sie Platz, ich kehre in zwei Minuten zurück.«

      Jackson war allein. Ruhig, die Hand auf sein Gewehr gestützt, blieb er in der Mitte des eleganten Saales stehen und begann, sich mit dessen Betrachtung zu unterhalten. Die Seite, die der Tür gegenüberlag, durch die er eingetreten war, bestand fast nur aus einem einzigen großen Fenster, hinter dem sich ein duftender Garten darbot. Zwei große Glasflügel in dieser Fensterwand waren geöffnet – statt ihrer füllten leichte Holzrahmen, mit dünnem, weißem Gaze bespannt, die entstandene Öffnung aus, sodass die duftgeschwängerte Luft des Gartens freien Einzug hatte und das Eindringen der Insekten und Moskitos verhindert wurde. Ein zierlicher Kronleuchter aus Kristall hing an einer starken, roten Schnur von dem schön bemalten Plafond herab und die reichen Tapeten an den Wänden zeigten Ansichten alt-römischer Städte, Plätze und Gebäude. An jeder Seite, wo sich keine Tür befand, standen niedrige Ottomanen mit schwellenden Polstern, vor denen sich kostbare rote und blaue Fußteppiche ausbreiteten. Mit einem Wort, der Saal war einfach, aber bequem und reizend ausgestattet.

      Schmerzlich ruhten die Blicke des Pflanzers auf allen diesen Gegenständen, und wer den Mann in seiner grauen, fast ärmlichen Kleidung so gesehen hätte, würde unwillkürlich auf die Vermutung gekommen sein, er betrauere seine Armut und beneide die Besitzerin um ihren Reichtum.

      Jackson brauchte nicht lange zu warten, denn kaum waren fünf Minuten vergangen, als Kato wieder erschien.

      »Sir Jackson«, sagte er mit trübseligen Mienen, »Miss Jenny Makensie bedauert, Sie nicht empfangen zu können …«

      »Warum?«, fragte der graue Pflanzer heftig und barsch.

      »Sie ist mit Eva, ihrem Kammermädchen, beschäftigt, den Brautstaat zu prüfen, der vor einer Stunde aus New Orleans angekommen ist.

      »Ein wichtiger Grund!«, murmelte Jackson.

      »Hast du ihr auch alles gesagt, was ich dir aufgetragen habe?«

      »Alles, Herr, nicht eine Silbe habe ich verschwiegen. Wie es scheint, hegt Miss Jenny eine besondere Abneigung gegen Sie, und ich glaube den Grund dafür zu kennen.«

      »So nenne ihn mir!«

      »Blicken Sie dort in jenen Spiegel und Sie wissen ihn.«

      Unwillkürlich richteten sich die Blicke des Pflanzers auf den hohen Spiegel. Das fein geschliffene Glas gab seine Gestalt und die des aufgeputzten Mulatten zurück, der sich selbstgefällig und mit den schmutzig gelben Händen sein weißes Hemd ordnend darin betrachtete.

      »Du hast recht, Kato«, sagte der Pflanzer schmerzlich lächelnd, »ich passe nicht in dieses Haus. Doch sage deiner Gebieterin«, fügte er mit dumpfer Stimme hinzu, »dass ich mich dennoch zur Hochzeit einfinden werde, ohne festliche Kleidung anzulegen. Bis dahin lebe wohl!«

      Mit den letzten Worten warf er seine Büchse über die Schulter, öffnete die Tür und verließ, dem Anschein nach ruhig, den Saal.

      Kopfschüttelnd schloss der Mulatte die Tür wieder.

      »Ich kann nicht begreifen«, murmelte er lächelnd vor sich hin, »wie der große Pflanzer sich noch wundert, dass ihn Miss Jenny, die zarteste und eleganteste Dame, die ich kenne, nicht empfangen will! Nun, ich hoffe, der Spiegel wird ihm das, was ich ihm schon oft gesagt habe, bestätigt haben, denn er machte ein gar jämmerliches Gesicht, als er mich neben sich erblickte – ja, fashionable sein ist auch eine Kunst, zu der nicht etwa Geld und Gut gehört, um sie auszuüben, sondern Talent, Geschmack und Genie! Und dass ich dieses alles besitze, hat mir Eva, die sonst nicht leicht zufriedenzustellen ist, zugestehen müssen. O du reizende Eva, deine Worte haben mir mein Ziel gesteckt: Ich will der fashionabelste aller Männer werden, die je ein weibliches Wesen geliebt haben. Übermorgen, wenn meine Gebieterin sich verlobt, erscheine ich zum ersten Mal in einem grünen Frack mit goldenen Knöpfen – gerade, wie ihn Sir Arthur trägt. In diesem Frack trete ich vor Eva hin und werbe um ihre Hand, und bei Gott, es müsste nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn sie mir einen Korb erteilte. Was der Anzug noch zu wünschen übrig lässt, ersetzen meine Worte, meine Manieren. – Eva, du wirst in Fesseln geschlagen, selbst wenn du dich mit der Büchse des Pflanzers bewaffnest, der wie ein Bandit die Waldungen durchstreift!«

      Eine Glocke unterbrach das Selbstgespräch des Mulatten. Sie musste ihm gelten, denn ohne die Absicht, vor den Spiegel zu treten, auszuführen, ging er schnell auf die Tür zu, durch die er zuvor verschwunden war, um den Pflanzer zu melden, und verließ den Saal.

      Jackson hatte die Besitzung Miss Jennys verlassen und wieder denselben Weg eingeschlagen, auf dem wir ihn begleitet haben.

      Als er an der Stelle ankam, wo die beiden Wege sich kreuzen, fand er einen Neger mit einem gesattelten Pferd vor. Ohne mit dem Sklaven ein Wort zu wechseln, schwang er sich in den Sattel, gab dem kräftigen Tier die Sporen und entschwand nach kurzer Zeit den Blicken des langsam folgenden Negers.

      Es wurde Abend. Die glühenden Sonnenstrahlen hatten sich hinter den Wald zurückgezogen, dessen höchste Wipfel wie von einem Feuermeer umfangen schienen. Alle Türen und Fenster von Jennys Wohnung waren geöffnet, um dem kühlen Hauch der Nacht den Eintritt in die schwülen Räume zu gestatten. Im Westen glühte der Horizont im dunklen Purpur der scheidenden Sonne und im Osten tauchte ein Stern nach dem andern auf, stärker und immer stärker blitzend, je nachdem die Abendröte sich verminderte.

      An dem Wasserbecken im Hof war es noch lebendig. Mehr als ein Dutzend Neger und Negerinnen füllten dort ihre Gefäße aus Holz oder Blech mit dem klaren Wasser, eilten dann in verschiedenen Richtungen zum Park und tränkten die Blumen auf den Beeten, dass sie die müden Kelche wie erfrischte

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