Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe). August Schrader
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe) - August Schrader страница 9
»O mein Gott«, rief Jackson voll Schmerz und Zorn, »also so weit erstreckt sich der Leichtsinn des alten Makensie, dass er selbst die Tochter nach seinem Tod noch vergeudet! O wenn er noch lebte, ich würde ihn so schonungslos behandeln wie den schlechtesten meiner Sklaven auf der Pflanzung!«
»Sir Jackson«, sagte der Mulatte scheu zurückweichend, »Sie schmälen einen Toten – das ist nicht fashionable – mir scheint, meine Lehren …«
»Einen Toten«, brauste der aufgebrachte Pflanzer auf, »einen Toten? Dieser Mister Makensie wird ewig fortleben in seinen leichtsinnigen Streichen, denn ihre Folgen sind nicht mit ihm ins Grab gegangen, sie äußern ihre trübselige Wirkung noch jetzt und später an den Überlebenden!«
»Sir Jackson«, entgegnete Kato mit Vorwurf, »das ist kein guter Ton, bedenken Sie!«
»Aber ein richtiger Ton, und den will man nirgends hören. Hätte der verstorbene Makensie seine Tochter geliebt, so würde er besser für sie gesorgt haben!«
»Nun, hat er nicht für sie gesorgt? Hat er ihr nicht eine herrliche Pflanzung und jenes reizende Gut hinterlassen, das dort so anmutig durch die Wipfel der Bäume schimmert? Über dreihundert Sklaven von allen Farben gehören zu dieser Besitzung, und mich selbst, der ich es ihm noch im Grabe Dank weiß …«
»Über dreihundert Sklaven gehören zu dieser Besitzung, o ja – weißt du auch, du einfältiger Mulatte, wie viel Schulden dazu gehören?«
Als ob ein Blitz den ganzen Körper Katos durchzuckte, wich er drei Schritte zurück und stammelte mit hoch erhobenem Kopf:
»Mulatte … ich, ein Mulatte? Sir Jackson, ich bin ein Weißer, der drei Jahre in London gewesen ist und seine Erziehung genossen hat – dass die Sonne meine Haut so braun gefärbt hat …«
»Dein Herr hat Schulden, so viel Schulden hinterlassen, dass auch nicht ein Zuckerrohr oder eine einzige Tabakpflanze auf die arme Jenny übergegangen wäre, wenn die Gläubiger ihr Geld eingetrieben hätten. Aber wie lange wird es noch dauern, bis das geschehen wird? Und nun will er das arme Mädchen noch völlig ruinieren, indem er sie durch seinen letzten Willen an einen ebenso leichtsinnigen jungen Menschen fesselt, wie er selbst gewesen ist? Nein, das geht zu weit, das muss jeden ehrlichen Menschen empören, der diese Verhältnisse kennt.«
»Bester Sir Jackson, erlauben Sie mir wohl eine Frage?«
»So rede!«
»Kennen Sie Sir Arthur, den bestimmten Bräutigam meiner liebenswürdigen Miss?«
»Nein, ich habe ihn nie gesehen, ich kenne ihn nur nach dem, was das Gerücht von ihm erzählt.«
»So hat das Gerücht gelogen«, sagte Kato mit großer Bestimmtheit; »Sir Arthur ist mein Zögling, besitzt elegante Manieren und den besten Ton und Geschmack von der Welt. Sir Arthur ist in jeder Beziehung der liebenswürdigen Jenny wert, und ich behaupte, dass es kein schöneres Paar in unserm gesegneten Louisiana gibt als diese beiden jungen Leute. Hätte das Testament des Vaters ihren Vermählungstag nicht festgestellt, sie würden sich sicher schon geheiratet haben.«
»Und welchen Tag bestimmt das Testament?«, fragte der Pflanzer rasch.
»Den fünften Juni, und heute haben wir den dritten.«
»Den fünften Juni!«, wiederholte Jackson mit dumpfer Stimme. »O dass er heiter und Glück bringend über den Bäumen emporstiege, die dort so freundlich die roten Dächer beschatten!«
Kato sah erstaunt den grauen Pflanzer an, der, in ein trübes Nachsinnen versunken, starr auf den Lauf seines Gewehres blickte; er schien über einen Plan nachzudenken. Dem Mulatten wurde unheimlich zumute; langsam steckte er sein duftendes Tuch in die Tasche und trat einige Schritte zurück.
»Sir Jackson«, sagte er schüchtern nach einer Pause, »jetzt muss ich fort – leben Sie wohl!«
»Halt«, rief dieser mit befehlender Stimme, »ich bedarf deiner!«
»Wie, Herr, Sie bedürfen meiner?«
»Ich begleite dich!«
»Wohin?«
»Zu der Besitzung Miss Jennys! Dort wirst du mich melden bei deiner jungen Gebieterin.«
»Aber, Herr, gerade heute, wo sie ihren Bräutigam erwartet, wollen Sie …«
»Sage deiner Gebieterin, dass ich in ihrem Interesse über einen sehr wichtigen Gegenstand mit ihr reden müsste, und heute, in dieser Stunde noch. Würde sie mir wiederum den Zutritt verweigern, wie sie es bis jetzt stets getan hat, so möge sie sich nicht wundern, wenn sie etwas träfe, was sie nicht für möglich gehalten hätte. Los jetzt«, befahl Jackson, indem er sein Gewehr über die Schulter warf, »die Sonne brennt nicht mehr durch die Lichtung, Mittag ist vorüber!«
Kato wagte kein Wort der Einrede mehr; mit einem tiefen Seufzer setzte er sich in Bewegung und schlug den Weg zu den Häusern ein. Jackson folgte schweigend, er hatte selbst die erloschene Pfeife nicht wieder angezündet, sondern sie ruhig in die tiefe Seitentasche seines grauen Rockes gesteckt.
Der Weg wurde mit jedem Schritt, den die beiden Männer zurücklegten, breiter und luftiger, das heckenartige Dickicht zu beiden Seiten wurde stets lichter, bis endlich die Baumstämme so weit voneinander entfernt standen, dass das niedrige Gestrüpp und die Ranken nur noch selten einen Stützpunkt fanden; sie wanden sich auf dem trockenen Boden fort.
Nach einer Viertelstunde lief der Weg auf einen großen Rasenplatz aus, auf dem vereinzelte, aber regelmäßig angelegte Gruppen von Palmen und Zedern standen, deren Zweige und Stämme dergestalt von Reben und großblättrigem Jasmin umwunden waren, dass sie ziemlich große Räume völlig vor den Sonnenstrahlen schützten. Diese schattigen Plätze wurden von künstlich angelegten und sorgfältig gepflegten lebendigen Hecken eingezäunt, in denen sich zierliche, weiß angestrichene Holzgitter befanden, die die Türen bildeten. Unter den dicken, kräftigen Stämmen selbst, die einen regelmäßigen Kreis bildeten, standen elegante Holzbänke, Stühle und Tische, von denen einige mit farbigen Decken überhangen waren. Die Räume, die zwischen diesen einzelnen Baumgruppen lagen, waren hin und wieder mit Bosketts geschmückt, aus deren dunklem Grün prachtvolle Blumenkelche in üppigen Farben emporragten und die Luft, trotz der drückenden Hitze, mit einem würzigen Duft erfüllten. Breite Schlangenwege, nach englischem Geschmack gestaltet, durchzogen diesen duftigen Park, in dessen Mitte sich die Gruppe freundlicher Häuser erhob, die der Pflanzer auf dem Kreuzweg zum Gegenstand seiner Betrachtungen erkoren hatte.
Kato kannte diese Wege genau. Als ob ihn der Faden der Ariadne leitete, schritt er keuchend durch die verschiedenen, von ihm gewählten Schlangenwindungen, bis er endlich auf einen freien, mit feinem Kies bestreuten Platz gelangte, der auf einer Seite von der Fassade eines eleganten, zweistöckigen Hauses und auf den übrigen Seiten von dichtem Gebüsch begrenzt wurde, durch dessen dunkles Laub die weißen Mauern und glänzenden Fenster der Wirtschaftsgebäude schimmerten.
In der Mitte dieses Platzes rauschte eine Fontäne einen starken Wasserstrahl empor, der, nachdem er die Pflanzen in seiner Nähe mit einem leichten Sprühregen betaut hatte, in ein großes Marmorbecken zurückfiel, um einen klaren Teich für lustige Fischlein zu bilden.
Von dem Becken bis zu der hohen Mitteltür des Hauses zog sich eine Allee dicht belaubter Bäume, aus deren Zweigen der hundertstimmige Gesang munterer Vögel erklang, die sich gern in der Nähe des kühlenden Wassers aufhielten.
Durch