Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe). August Schrader

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Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe) - August Schrader

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Ein Vogel mit glänzendem, buntfarbigem Gefieder flatterte auf und eilte erschrocken dem Dickicht zu, das undurchdringlich rechts und links zur Seite stand. Das Geräusch kam näher. Es wurde von einem Mann verursacht, der aus der entgegengesetzten Richtung des Weges kam, den der Mann im grauen Rock unablässig mit den Blicken verfolgte. Der Ankommende seufzte tief und schwer; die Hitze und der zurückgelegte Weg schienen ihn so erschöpft zu haben, dass er nur noch mit großer Anstrengung seine Füße bewegen konnte.

      Fassen wir diesen Mann einen Augenblick näher ins Auge.

      Er war von wohlgenährter, untersetzter Statur – man konnte ihn nicht mit Unrecht korpulent nennen. Er trug einen weißen, blau und rot gestreiften Rock mit großen schwarzen Hornknöpfen besetzt, dessen Schnitt den englischen Röcken glich, wie man sie häufig bei den Dandys in London sieht. Dieser Rock war so kurz, dass er kaum die Knie seines Trägers bedeckte. Die etwas nach außen gebogenen kurzen Beine waren mit einer weißen Hose aus englischem Leder bekleidet und lagen so fest an, dass man die eben nicht vorteilhafte Körperbildung ihres Inhabers deutlich wahrnehmen konnte. Ein weißes, sorgfältig gewaschenes Hemd mit einem breiten Kragen, der an dem fleischigen Hals durch ein leichtes schwarzes Tuch zusammengehalten wurde, bedeckte die breite Brust, und um die unförmigen Hüften schlang sich eine hellrote Schärpe aus feiner Wolle. Auf dem dicken, runden Schädel, der mit schwarzen, krausen Haaren bewachsen war, wie der Rücken eines europäischen Schafes, prangte ein feiner, glänzender Strohhut, den ein grünes Band zierte, das in zwei langen Zipfeln über den breiten Rücken herabflatterte. Hände und Gesicht waren schmutzig gelb und zeigten auf den ersten Blick den Mulatten an. Die Sorgfalt, mit der die saubere Kleidung gewählt und angelegt war, bildete einen stechenden Kontrast zu der plumpen Gesichtsbildung, die man mit vollem Recht hässlich nennen konnte. Die rechte Hand, derb wie die eines Holzspalters, hielt ein Bambusrohr von der Stärke eines Daumens umfasst – es schien in diesem Augenblick als Spazierstock zu dienen.

      Als der Mulatte den Mann mit der Büchse erblickte, stand er plötzlich still; er musste ihn kennen, denn der Ausdruck seines Gesichtes gab deutlich kund, dass ihm die Begegnung mit dem Bewaffneten nicht angenehm war. Dieser verharrte indes in seiner Stellung; das Auge voll düsteren Ernstes haftete fast unbeweglich auf dem Punkt, den es anfangs zum Gegenstand der Beobachtung gewählt hatte – er regte sich kaum und schien so mit seinen Gedanken beschäftigt, dass er das, was um ihn vorging, nicht bemerkte.

      Da an ein Ausweichen nicht zu denken war, denn das Dickicht rechts und links stand undurchdringlich, setzte der Mulatte, der Eile zu haben schien, nach einigen Augenblicken stiller Überlegung seinen Weg fort. Verwundert schüttelte er den dicken, runden Kopf, als er vielleicht noch zehn bis zwölf Schritte von dem Nachdenkenden entfernt war und dieser auf das Geräusch des Ankommenden noch immer nicht reagierte.

      »Sonderbar«, murmelte er leise vor sich hin, »dieser große Pflanzer tritt mir jedes Mal unter die Augen, wenn ich ihn am allerwenigsten vermute. Ich wollte, der Teufel bannte ihn auf die Spitze der höchsten Zeder, dass ich vorbeigehen könnte, ohne ihm Rede stehen zu müssen – der Mensch besitzt keine Lebensart, er ist grob und ungeschlacht wie der gemeinste Neger1 auf seiner Pflanzung. Ich bedauere ihn, obgleich er der reichste Mann unseres Distrikts ist!«

      Kaum war diese Betrachtung zu Ende, als der Pflanzer seinen Kopf zur Seite wandte und den Mulatten, der sich stellte, als ob er übergroße Eile hätte, erblickte, wie er eben mit einem flüchtigen Gruß an der Seite vorüberschlüpfen wollte.

      »Halt, Freund Kato«, rief der Pflanzer mit einer kräftigen, tiefen Bassstimme. Woher des Wegs?«

      »Von der Tabakpflanzung hinter dem Wald«, antwortete der Angeredete keuchend, »ich habe den faulen Negern andere Arbeit angewiesen!«

      »Und wohin so eilig?«

      »Zu meiner jungen Herrin, Miss Jenny, die mich gewiss schon mit Ungeduld erwartet.«

      »So mag sie noch länger warten«, sagte der Pflanzer in einem befehlenden Ton, »bleibe!«

      »Sir Jackson«, sagte der Mulatte erschrocken, »die verdammten Neger auf der Pflanzung haben mich schon über eine halbe Stunde länger aufgehalten, als ich ausbleiben wollte; ich habe, bei meiner Ehre, nicht eine Minute Zeit übrig, wenn ich mir den Zorn meiner liebenswürdigen Miss nicht zuziehen will.«

      »Hast du Lust, dir meinen Zorn zuzuziehen?«, fragte der Pflanzer drohend, indem er den Ladestock seines Gewehrs zur Hälfte herauszog. »Ich denke, du kennst mich!«

      »Nein, Herr, Ihre Freundschaft ist mir lieber, auf Ehre! Doch sprechen Sie nicht in diesem harten Ton, Sie sind ja ein steinreicher Mann und reiche Leute müssen stets mit einer gewissen Manier …«

      »Meine Manier ist die richtige, dummer Teufel, denn ohne sie wäre ich sicher nicht geworden, was ich bin. Jetzt tritt näher und antworte auf meine Fragen«, sagte der Pflanzer in einem milderen Ton und stieß den Ladestock in den Schaft des Gewehres zurück.

      Kato nahm seinen Strohhut ab, trocknete sich mit einem seidenen Taschentuch das glänzende Gesicht und trat mit der Miene eines Kindes näher, das aus Furcht vor Strafe gehorsam ist.

      »Du hast Eile, Freund, dass du nach Hause kommst – sagtest du nicht so?«

      »Ja, Sir Jackson«, war die Antwort des Mulatten.

      »So! Und darf man den Grund wissen?«

      »Den Grund, lieber Herr?«, sagte Kato lächelnd, dass zwei Reihen großer, weißer Zähne, wie künstlich aus Elfenbein gearbeitet, sichtbar wurden. »Fragen Sie lieber nach den Gründen, denn ich habe so viel zu besorgen, dass ich nicht weiß, wo ich beginnen soll.«

      »So? Liegt denn die Verwaltung des ganzen Hauswesens auf den Schultern eines einzigen Domestiken?«

      »Domestiken«, rief der Mulatte in komischer Entrüstung, und die Augen rollten im Kopf wie ein Paar Räder, »Domestiken – ich bin Verwalter und oberster Sklavenaufseher, Sir Jackson!«

      Das Gesicht des Pflanzers verzog sich zu einem melancholischen Lächeln; ruhig legte er die gekreuzten Hände wieder auf die Mündung seines Gewehrs und fragte weiter:

      »Oberster Sklavenaufseher! Wer sollte mir das gesagt haben?«

      »Das ist eine sonderbare Frage! Sehen Sie mich an und Sie müssen wissen, dass ich kein Domestik bin!«

      »Und woran soll ich das sehen?«

      »Sir Jackson«, antwortete Kato und seine Entrüstung stieg mit jedem Wort, das er sprach, »wenn es Ihnen mein ausgewählter fashionabler Anzug nicht sagt, so müssen es Ihnen meine Miene und meine Manieren sagen, denn es sind die eines gebildeten, anständigen Mannes und keines Domestiken. Spricht ein Domestik wie ich? Nein! – Trägt ein Domestik die Kleider nach dem neuesten Londoner Schnitt? Nein! – Weiß ein Domestik die Geheimnisse seiner Herrin? Nein! Weiß ein Domestik sich überhaupt mit der Eleganz zu bewegen wie ich? Sir Jackson, wenn Sie nur ein wenig Menschenkenntnis besäßen, zum Beispiel nur den zehnten Teil der meinen, so müssten Sie sich alle diese Fragen selbst beantworten können.«

      »Du bist ein vortrefflicher Mensch, Freund Kato, und ich bekenne, dass du mein Lehrer sein könntest«, entgegnete der Pflanzer mit Ironie, indem er dem Mulatten seine rechte Hand reichte.

      Katos Furcht war völlig verschwunden; er glaubte ein moralisches Übergewicht über den Pflanzer erlangt zu haben, das ihn nicht nur vor den Ausbrüchen seiner Grobheit schützte, sondern auch ein gewisses Ansehen verschaffte, mithilfe dessen er sein Lieblingsthema verhandeln und ausbeuten konnte.

      »Ihr Lehrer,

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