Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe). August Schrader

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Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe) - August Schrader

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Teppich lag, sah mit verlangenden Blicken zu ihrer Gebieterin auf, deren spendende Hand sich so plötzlich geschlossen hatte. Unwillig über das schwache oder widerspenstige Gedächtnis, ergriff sie den Rest des Zuckerbrotes und warf ihn auf den Teppich. Djali, die Bequemlichkeit liebte, streckte langsam den einen ihrer Vorderfüße aus und holte das ihr Zugeworfene so nahe heran, dass sie es, ohne ihre Lage zu verändern, gemächlich genießen konnte.

      Plötzlich entstand ein Geräusch im Vorzimmer. Arabellas Aufmerksamkeit verdoppelte sich und sie hörte deutlich die harten Schritte eines Mannes, von Sporenklang begleitet. Gleich darauf öffnete sich die Tür und der junge Mann mit den schwarzen Augen, dem schwarzen Bart, den weißen Zähnen, dem grünen Frack und weißen Beinkleidern erschien auf der Schwelle. Wie festgebannt blieb er stehen und sah die erstaunte Bajadere einen Augenblick lächelnd an.

      »Arabella!«, rief er endlich. »Hat der Ozean, der Sie von Europa trennt, einen Festungsgraben um Sie gezogen, der mir den Zutritt zu Ihnen verwehrt?«

      »Arthur«, rief die Tänzerin überrascht, »Sie in New Orleans? Und wie verändert«, fügte sie hinzu, indem sie ihm die Hand reichte, »nur der Klang Ihrer Stimme ist derselbe geblieben!«

      »Nicht nur die Stimme«, entgegnete Arthur und küsste zärtlich die dargereichte weiche Hand, »sondern auch das Herz, in dem bei Ihnen freilich eine kleine Veränderung vorgegangen zu sein scheint.«

      Arabella sah den jungen Mann mit einem bedeutungsvollen Blick an, ohne ein Wort zu entgegnen.

      »Habe ich recht?«, fragte Arthur, indem er einen zweiten Kuss auf die Hand drückte, die er immer noch in der seinen hielt.

      »Wie konnte ich vermuten, Sie in Louisiana anzutreffen? Sie ließen sich unter dem einfachen Namen Arthur melden, und, bei Gott, ich kenne der Arthurs so viele …«

      »… dass Sie mich mit allen Arthurs der Erde vermischten«, fiel der junge Mann ihr rasch ins Wort.

      »Sally«, wandte sich Arabella rasch zu der Zofe, »ich erwarte zwar keinen Besuch, solange aber Sir Arthur bei mir ist, trage Sorge, dass ich ungestört bleibe.«

      Sally entfernte sich, nachdem sie durch eine zierliche Verbeugung ihren Gehorsam bekundet hatte.

      Die beiden jungen Leute ließen sich nieder: Arabella auf dem Sofa, Arthur auf dem Sessel.

      »Wenn ich mich nun Ihrer nicht mehr erinnerte«, begann die Tänzerin, und die Wolke des zürnenden Ernstes lagerte sich auf ihrer weißen Stirn, »hätten Sie wohl ein Recht, sich darüber zu wundern? Sollen Ihnen meine Briefe, die ich von Paris aus an Sie richtete und stets ungeöffnet zurückerhielt, nicht nur meine Tür, sondern auch meine Arme öffnen, als ob ein getreuer Liebhaber, ein zärtlicher Bräutigam seinen Einzug hielte? Seit mehr als einem Jahr ließen Sie mich ohne Nachricht, verschmähten es, die Zeilen anzunehmen, die meine Hand schrieb, dieselbe Hand, deren Besitz Sie zu dem glücklichsten der Menschen machen würde – so sagten Sie mir wenigstens, wenn Sie zu meinen Füßen lagen.«

      »Arabella«, rief der junge Mann mit glühenden Augen, »Sie haben recht, wenn Sie mir zürnen, doch nur so lange, wie Sie den Grund dieser verhängnisvollen Umstände nicht wissen!«

      »Den Grund! Habe ich Ihnen den Grund dazu gegeben?«

      »O nein!«

      »Und was konnte Sie veranlassen, meine Briefe zurückzusenden?«

      »O mein Gott«, rief Arthur, »wie bin ich betrogen worden! Hören Sie mich an: Drei Tage nach Ihrer Abreise aus London wurde auch ich zu reisen gezwungen.«

      »Und das wussten Sie nicht, als Sie einige Augenblicke zuvor von mir schieden, ehe das Schiff die Anker lichtete, um mich nach Frankreich zu tragen, von wo ich in zwei Monaten zurückzukehren versprochen hatte?«

      »Nein, ich wusste es nicht«, versicherte Arthur, »denn zwei Tage später traf erst der Brief ein, der meine plötzliche Reise notwendig machte.«

      »Und wohin, wenn ich fragen darf?«

      »Nach New Orleans.«

      »Mein Herr«, rief Arabella mit Würde, und ihre großen Augen hefteten sich auf den jungen Mann, als ob sie ihn durchbohren wollten, »mein Herr, so viel Zeit wäre Ihnen wohl noch geblieben, mich durch einige Zeilen von Ihrer dringenden Reise in Kenntnis zu setzen; mir wäre der Schmerz über die erlittene Schmach erspart geblieben und Ihnen …«

      »Beste Arabella«, unterbrach Arthur die Zürnende, deren zartes Gesicht eine matte Röte übergoss, »ich tat es und gab den an Sie gerichteten Brief meinem besten Freund zur Besorgung. Noch mehr: Selbst von hier aus habe ich ihm Briefe gesandt, die er an Sie befördern sollte, wenn Sie nach London zurückgekehrt sein würden – was ich befürchtete, machen Sie mir jetzt zur Gewissheit: Er hat meine Briefe unterschlagen!«

      »Wer ist denn dieser saubere Freund? Kenne ich ihn?«

      »Sie kennen ihn – Edward Temple!«

      Bei Nennung dieses Namens biss Arabella ihre fein geschweiften Lippen zusammen, als ob ihr plötzlich alles erklärlich wäre.

      »Arabella«, rief Arthur, »haben Sie gewusst, dass ich hier bin?«

      »Nicht eine Silbe, denn ich bin von Frankreich nach Amerika gegangen.«

      »Und was veranlasste Sie dazu? Warum kehrten Sie nicht nach London zurück?«

      »Arthur, dieses Bekenntnis mag Ihnen den Beweis liefern, dass ich geneigt bin, Ihnen zu verzeihen: Ich reiste über das Meer, um in einer andern Welt meinen Schmerz über die erlittene Kränkung zu vergessen.«

      »Engel, Göttin«, rief der Dandy und sank neben der Ziege zu Arabellas Füßen nieder, »so segne ich den ungetreuen Freund, der dich veranlasst hat, diesen Entschluss zu fassen! O mein Gott«, fuhr er wie berauscht fort und bedeckte beide Hände der Tänzerin mit glühenden Küssen, »wie selig war ich, als ich diesen Morgen eine Einladung zum Abonnement auf Ihre Vorstellungen erhielt – ich kleidete mich an, und mein erster Weg war zu Ihnen!«

      »Triumphieren Sie nicht zu früh«, sagte das reizende Mädchen lächelnd, »denn ehe ich den Zweck Ihres Aufenthaltes in New Orleans nicht kenne, weiß ich nicht, ob ich Sie völlig amnestieren kann.«

      »O Sie können es, teure Arabella, denn dieser Zweck liegt meiner Liebe zu Ihnen so fern, dass ich ihn unumwunden mitteilen kann.«

      »So teilen Sie mit, ich werde hören!«

      Arthur erhob sich und nahm seinen Platz wieder ein; dann begann er:

      »Meine Geburtsstadt ist Boston, wo mein Vater einem nicht unbedeutenden Handelshaus vorstand. Dort verlebte ich meine Jugend und erhielt auf der Handels- und Navigationsschule dieser Stadt die erste Bildung.«

      »So sind Sie kein gebürtiger Engländer?«, fragte Arabella erstaunt.

      »Nein, ich bin von Geburt Amerikaner. Doch wahrscheinlich wollte mein Vater einen Engländer aus mir machen, denn als ich achtzehn Jahre alt war, sandte er mich zu seinem Bruder nach London, damit ich die in Boston angefangene Bildung vollenden und mir die Sitten und Gebräuche der großen Weltstadt zu eigen machen sollte. Inwieweit mir dies gelungen ist, überlasse ich Ihrer eigenen Beurteilung, da ich das besondere Glück hatte, länger als ein Jahr von Ihnen gekannt zu sein.«

      »Mein

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