Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe). August Schrader

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Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe) - August Schrader

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gebräunte Gesicht umgibt, einen schönen Schnurrbart von derselben Farbe und vortreffliche weiße Zähne, die wie glänzende Perlen durch die Schwärze des Bartes leuchten. Seine Hände waren zwar mit gelben Handschuhen bekleidet, aber ich konnte doch bemerken, dass sie klein und schön waren.«

      »So!«, sagte Arabella ein wenig pikiert. »Und woran hast du dies bemerkt?«

      »Weil die rechte Hand kaum die niedliche Reitgerte umspannen konnte, die sie hielt. Außerdem trug er weiße, eng anliegende kurze Hosen, einen grünen Frack mit Goldknöpfen und an den halblangen glänzenden Stiefeln ein Paar schwere silberne Sporen, die bei jeder Bewegung der kleinen Füße hell erklirrten.«

      »Arthur, schwarzes Haar, einen schwarzen, vollen Bart, schlanke Gestalt, schwarzes Auge«, sagte die Tänzerin vor sich hin, als ob sie in ihrem Gedächtnis nach einem Bekannten suchte, auf den diese Beschreibung passte. Sinnend blickte sie mit ihren großen, lebendigen Augen einen Moment an die Decke des Zimmers, dann wandte sie sich plötzlich wieder zu der Zofe: »Sally, du stehst seit einem Jahr in meinem Dienst – entsinnst du dich, dass dir dieser schöne, junge Mann je unter die Augen gekommen ist?«

      »Nie!«, antwortete Sally, indem sie bekräftigend die rechte Hand auf ihre Brust legte.

      »Wahrhaftig?«

      »Bei der Ehre, die mir zuteilwurde, als ich in Ihre Dienste trat!«

      »Hast du ihn je in London gesehen?«

      »Nein!«

      »In Paris?«

      »Nein!«

      »In New York?«

      »Nein!«

      »Wofür hältst du ihn?«

      »Er spricht ein gutes Englisch.«

      »Etwas Gewöhnliches in Amerika. Meine beste Sally, sage dem jungen Herrn, dass ich nicht zu Hause sei.«

      »Wie, Miss Arabella, ich soll ihn abweisen?«, wandte die Zofe ein.

      »Geh!«, befahl die Tänzerin, indem sie sich rasch erhob und mit einem Sprung in der Mitte des Zimmers stand. Djali führte fast im selben Moment dieselbe Bewegung aus.

      Arabella hatte das letzte Wort in einem so entscheidenden Ton gesprochen, dass Sally, die noch Lust hatte, die Sache des fremden jungen Mannes weiter fortzuführen, sich veranlasst fühlte, das Zimmer zu verlassen und den ihr zugefallenen unangenehmen Auftrag auszuführen. Als die Tür sich geschlossen hatte, erhob die Tänzerin beide Hände, stellte sich so auf die Fußspitzen, dass ihr ganzer Körper vom Kopf bis zu den Zehen eine senkrechte Linie bildete, wodurch sich ihre Länge fast um ein Drittel vermehrte, und schnalzte, indem sie sich langsam wie eine im Boden angebrachte Welle drehte, mit ihren kleinen, zarten Fingern. Djali, die weiße Ziege, verließ mit den Vorderfüßen den Boden, stellte sich ebenfalls schnurgerade auf ihre Hinterfüße und begann, indem sie trippelnd der kreisenden Bewegung folgte, die linke emporgehobene Hand ihrer Gebieterin nicht ohne Grazie zu lecken. Nachdem dieses Spiel wohl eine halbe Minute gewährt hatte, wurde Arabella plötzlich wieder so klein wie zuvor; sie trat auf die Fußsohlen zurück. Jetzt aber beugte sie sich mit einer nur den Tänzerinnen ersten Ranges eigenen Grazie und Elastizität nach vorn, wobei sie auf dem rechten Fuß stand und den linken mit künstlerischer Vollendung emporhob, schloss mit beiden Händen, die sich mit den Fingerspitzen berührten, einen Kreis und rief mit fast kindischer Freude: »Djali!«

      Djali nahm einen kurzen Anlauf und sprang mit weit ausgestreckten Füßen, wie ein englischer Wettrenner, durch den Kreis, den die Hände der Gebieterin bildeten. Brava, brava!«, rief Arabella entzückt über den meisterhaft ausgeführten Sprung, eilte zum Tisch, ergriff ein großes Stück Zuckerbrot, setzte sich aufs Sofa und begann das Brot in kleinen Stücken der Ziege zu füttern, die sich gemächlich wieder auf ihren Teppich gelegt hatte. Jeden Bissen begleitete eine Liebkosung, die Arabella mit so süßer Stimme sprach wie eine zärtliche Mutter zu ihrem kleinen Kind.

      Doch kaum hatte Djali die Hälfte ihres errungenen Lohnes genossen, als die Tür sich öffnete und das Kammermädchen wieder erschien.

      »Nun, Sally, bist du denn schon wieder da«, rief Arabella in einem Ton, der ernst und streng sein sollte, aber deutlich die verfehlte Absicht verriet.

      »Leider bin ich wieder da«, antwortete die Zofe mit einer erkünstelten Traurigkeit; »aber verzeihen Sie meine Kühnheit, ich kann nicht anders. Mister Arthur will sich nicht entfernen.«

      »Wie, der Fremde will nicht gehen?«

      »Nein. Er sagte, er wisse nur zu gut, dass es nicht Ihre Gewohnheit wäre, am frühen Morgen auszugehen.«

      »Allerdings, ich pflege aber am Morgen nur meine Freunde zu empfangen!«

      »Auch das muss er wissen«, antwortete Sally, »denn er sagte, er sei einer Ihrer besten Freunde und wärmsten Verehrer.«

      »Wie, einer meiner Freunde und Verehrer? Das ist nicht möglich, denn ich habe ja kaum den Fuß an Land gesetzt. Die Sache wird interessant. Sally, du stellst meine Neugierde auf eine harte Probe! Weigerte er sich immer noch, seinen vollständigen Namen zu nennen?«

      »Er weigerte sich immer noch«, entgegnete Sally und hielt ihrer Gebieterin ein rotes Maroquinkästchen in Form eines großen Talers entgegen. »›Geben Sie dies der liebenswürdigen Arabella‹, fügte er lächelnd hinzu, ›und sie wird wissen, wer ich bin.‹«

      »An Arabella, sagte er?«

      »An Arabella, sagte er!«

      »Seltsam!«, lispelte die Tänzerin, drückte an dem goldenen Schloss des Kästchens und öffnete mit großer Neugierde dessen Deckel. Sally stand ihr zur Seite und folgte, nicht minder neugierig, der Bewegung der Finger, die das Kästchen erschlossen.

      »Himmel«, rief die Zofe plötzlich, »Ihr Porträt! Ach, und wie ähnlich! Sehen Sie, wie der weiße Schleier um Ihre dunklen Locken weht! Reizend, reizend!«

      »Mein Porträt«, flüsterte Arabella erstaunt und forschte noch einmal mit sichtlicher Anstrengung in ihrem Gedächtnis, »mein Porträt! Seltsam – wer kann der junge Mann sein?«

      »Um dies zu erfahren, werde ich ihn eintreten lassen«, sagte die Zofe mit einem verschmitzten Blick.

      »Und hier in New Orleans, in der Neuen Welt!«

      »Vielleicht ist er Ihnen nachgereist.«

      »Sally!«

      »Und eine solche Aufopferung durch Verweigerung eines Besuches zu lohnen …«

      »Sally!«, wiederholte die Tänzerin.

      »Soll ich?«, fragte die Zofe lächelnd und machte Miene, sich zu entfernen.

      »Halt, noch einen Augenblick! Wenn ich bedenke, dass sich derselbe Fall vor einem Jahr in Paris ereignet hat …!«

      »Das war in Paris, Miss Arabella, und jetzt sind wir in New Orleans. Bedenken Sie nur die Reise!«

      »Nun«, sagte die Tänzerin nach einer Pause, »ich will ihn empfangen.«

      Sally ließ sich das nicht zweimal sagen – wie ein Reh schlüpfte sie durch die

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